Mit Digitalisierung gegen hohe Energiepreise
New Work, New Living und die Wohnimmobilie von morgen
Krisen wirken oft wie Katalysatoren: Gesellschaftliche Veränderungen laufen im Zeitraffer ab – oder schlagen plötzlich ganz neue Richtungen ein. Wir haben es aktuell mit gleich zwei veritablen Krisen zu tun: mit der Covid-Pandemie und der kriegsbedingten Energieknappheit. Ein Dilemma, denn beide pushen uns – und den Immobilienmarkt – in teilweise unterschiedliche Richtungen. Jetzt heißt es flexibel sein und smarte, digitale Lösungen nutzen.
Die Coronakrise hat der Digitalisierung Beine gemacht. Während Video-Calls vor fünf Jahren nur von wenigen genutzt wurden, sind digitale Meetings heute der Normalfall. Laut Statistischem Bundesamt arbeitete in 2021 fast ein Viertel (24,8 Prozent) der Erwerbstätigen in Deutschland zumindest teilweise von zu Hause – das ist nicht nur ein nationaler Rekord, sondern liegt auch über dem Schnitt der anderen EU-Staaten. Zudem gibt es noch jede Menge Luft nach oben: Laut der Boston Consulting Group wünschen sich gut 80 Prozent der Deutschen ein hybrides Arbeitsmodell. Das Finanzberatungs- und Wirtschaftsprüfungsunternehmen Deloitte rechnet zukünftig mit nur noch zwei bis drei Tagen Anwesenheit im Büro.
Arbeitgeber reagieren und fahren die Kapazitäten ihrer Büroimmobilien herunter. New-Work-Ansätze wie Desk-Sharing und Remote Working sparen nicht nur Bürofläche und Miete ein, sondern auch betriebliche Nebenkosten – angesichts der hohen Energiepreise ein wichtiger Faktor.
Heizung, Strom und Wasserkosten fallen aber trotzdem an – nur jetzt in der Privatwohnung des Arbeitnehmers. Die ist laut Statistikern der Technischen Universität Dortmund und des Energiedienstleisters ista im Schnitt ca. 65 m2 groß und wird mit Gas beheizt – durch eine Heizungsanlage, die älter als 20 Jahre und energetisch ineffizient ist.*
Digital zu mehr Energieeffizienz
Kein Wunder also, dass mancher Mieter mit Sorge auf die nächste Nebenkostenabrechnung wartet oder sich gar jetzt schon auf die Suche nach einer kleineren Bleibe macht.
Einen Ausweg aus der Misere bietet die fortschreitende Digitalisierung der Gebäudetechnik durch „Big Data“. Dabei sammeln und bewerten smarte Programme auf einer IoT(Internet oft Things)-Plattform mit Hilfe von Sensoren fortlaufend die Betriebsdaten eines Objekts und optimieren so den Einsatz von eingebundenen Anlagen wie Heizung, Licht und Warmwasser.
Vodafone bietet im Rahmen der Gebäudekonnektivität 4.0 eine solche IoT-Plattform an. Potenziert wird ihr Nutzen durch das Einbeziehen von Programmen mit künstlicher Intelligenz. Diese Anwendungen können eine große Datenmenge verarbeiten und daraus eigenständig Schlüsse ziehen. Die KI ermittelt selbständig die energieeffizientesten Einstellungen und spürt mögliche Fehlfunktionen auf, bevor beispielsweise die Heizung Schaden nimmt (Predictive Maintenance). Das reduziert die Heizkosten für den Mieter sowie die Reparaturkosten für den Vermieter und verbessert auch die CO2-Bilanz des Gebäudes. Wichtig: Intelligente Gebäudetechnik lässt sich auch in ältere Heizungsanlagen integrieren und ist nicht nur neuen Geräten vorbehalten.
Gigabitnetz für Haus und Bewohner
Je mehr Daten ihr zur Verfügung stehen, desto besser kann die KI-Anwendung ihr Potenzial ausschöpfen. Dazu zählen neben den Gebäudewerten auch aktuelle Wetterdaten und Daten kaufmännischer Natur. Das rückt das Thema Internet-Verbindung einmal mehr in den Fokus. Und nicht nur die Gebäudetechnik braucht hohe, verlässliche Bandbreiten, sondern auch der Arbeitnehmer im Homeoffice selbst – denn wenn Videokonferenzen abbrechen oder größere Dateien nicht verschickt werden können, ist Remote Working nicht möglich. Das gilt auch und gerade für ländliche Gebiete, die momentan jedoch in hohem Tempo an das Gigabit-Netz angeschlossen werden. Durch Homeoffice können Arbeitnehmer von den niedrigeren Mieten auf dem Land profitieren und auch die langen Pendlerfahrten vom Dorf in die Stadt fallen weg. Das wirkt sich positiv auf die die CO2-Bilanz aus – und auf die Kosten, denn schließlich zieht auch Benzin rasant im Preis an.
Smarte Grundrisse vereinen Leben und Arbeiten
New Work und New Living beeinflussen auch die Art, wie Wohnungen zukünftig geschnitten sein werden. Wer mehrere Tage in der Woche zuhause arbeitet, der möchte nicht am Küchentisch sitzen: Ein Arbeitszimmer muss her oder zumindest eine Nische, die vom Rest des Wohnraums abgetrennt ist. Auch Möbel können hier als Trennelement dienen. Die monofunktionale Raumnutzung gehört zusehends der Vergangenheit an und laut einer Studie von PwC wird auch der Quadratmeterbedarf von Wohnungen durch das Homeoffice steigen. Auf die Frage, wie sich die Mieter-Anforderungen durch vermehrtes Homeoffice ändern werden, sahen 57 Prozent der Besitzer von Bestandsimmobilien schnelles Internet an erster Stelle, gefolgt von einem größeren Flächenbedarf (51 Prozent) und einem separaten Arbeitszimmer (46 Prozent).**
Es wird immer spürbarer: Die dynamische Weltlage hat auch der Wohnungswirtschaft ihren Stempel aufgedrückt. Mit neuen Konzepten, digitaler Technik und viel Flexibilität können Mieter und Vermieter dem aktuell schwierigen Umfeld jedoch trotzen.
Referenzen
1 Laut Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks ist eine Heizung, die älter als 15 Jahre ist, energetisch ineffizient.
2 https://www.pwc.de/de/real-estate/wohnen-der-zukunft-grossstaedte-bleiben-beliebt-trotz-mehr-homeoffice.html
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