Kabel ist nicht gleich Kabel: Koaxial oder DSL?
Wie surfe ich eigentlich gerade? Aus welcher Dose kommt mein Internet: TV oder Telefon? Und macht das einen Unterschied?
Viele können diese Fragen nicht beantworten. Wir klären auf und stellen die Unterschiede der zwei Technologien vor, denn: Ja, das macht in jedem Fall einen Unterschied.
Gigabit-Geschwindigkeit: Internet über TV-Kabel
Zuerst einmal: TV- und Telefon-Anschluss unterscheiden sich zwar in ihrer Leistungsfähigkeit, können aber beide für die Internet-Datenübertragung genutzt werden. Und noch eins haben beide gemeinsam: Wie bei allen anderen Internet-Anschlüssen – also auch VDSL, Glasfaser oder Mobilfunk – ist das Internet hier ein „Shared Medium“. Der Begriff wird im Internet-Bereich verwendet, wenn sich mehrere Nutzer die zur Verfügung stehende Bandbreite einer Technologie teilen müssen. Gemeint ist damit nicht in erster Linie, dass sich die Mitglieder eines Haushaltes die Bandbreite ihres Anschlusses teilen. Vielmehr geht es darum, dass fremde Menschen sich eine zur Verfügung stehende Netzkapazität teilen und wie groß diese ist. In Abhängigkeit davon wirkt sich Shared Medium negativ oder positiv aus.
Legen wir einmal den Fokus auf die TV- bzw. Multimedia-Dose: Das Kabel, das hier endet, ist ein relativ dickes Kupferkabel, genauer: ein Koaxialkabel. Es besteht aus einem kupfernen Innenleiter, der doppelt abgeschirmt und zusätzlich noch von einem Isolator umgeben ist. Dadurch ist es vor Störeinflüssen weitgehend geschützt und kann hohe Bandbreiten übertragen. Häufig wird dieser Anschluss als sogenanntes hybrides Modell genutzt, bei dem das schnelle Glasfasernetz als „Backbone“ fungiert. Glasfaserleitungen erlauben deutlich schnellere Up- und Downloads und verlieren ihre hohe Geschwindigkeit auch auf längeren Strecken nicht. Sie liefern das Signal in Lichtgeschwindigkeit bis an die Bordsteinkante vor dem Haus. Erst ab da laufen die Daten dann durch das Koaxialkabel. Diese Kombination, auch HFC (Hybrid-Fiber-Coax-Netz) genannt, ist sehr leistungsfähig: Bis zu 1.000 Mbit/s – also ein Gigabit – werden hier angeboten. Damit sind dem Internet-Nutzer kaum Grenzen gesetzt: Anspruchsvolles Gaming, virtuelle Realität und hochauflösendes Bewegtbild auf verschiedenen Medien gleichzeitig sind kein Problem.
Beim Kabel-Glasfasernetz Deutschlands ist Vodafone Marktführer und erreicht 23 Millionen Haushalte. Dabei legen die Daten die weitaus längere Strecke – etwa 90 Prozent des Weges – über das gigaschnelle Glasfaserkabel zurück.
Entsprechend ist die TV-Kabel-Glasfaserlösung einer reinen Glasfaserverbindung in puncto Downloadzeiten nahezu ebenbürtig.
DSL: Internet per Telefonleitung
Gehen wir noch einmal zurück auf Anfang – also in das Wohnzimmer – und schauen uns diesmal die Telefon-Dose an. Das Kabel, das hier endet, ist auch ein Kupferkabel, jedoch dünner und anders aufgebaut als das TV-Kabel. Es besteht aus verdrillten Einzeldrähten, die weitgehend unabgeschirmt und deswegen störanfälliger sind.
Es liegt an der Geschichte des Internets in Deutschland, dass die Telefonkabel für etwas anderes als das Telefon genutzt werden. Als in den 90ern klar wurde, welche Bedeutung das World Wide Web einmal haben könnte, suchte man nach Wegen, möglichst schnell möglichst viele Haushalte an die Datenautobahn anzuschließen. Anstatt großflächig Erdkanäle auszuheben, wurde praktisch gedacht: Die kupferbasierten Telefonkabel, die bereits im ganzen Land verlegt waren, konnten durch die DSL-Technologie internetfähig gemacht werden. Sie schaffen jedoch nur einen Datentransport von maximal 16 Mbit/s und verlieren über große Entfernungen an Leistung.
Mehr Speed für DSL: Vectoring und Glasfaser
Um das Datenangebot für die DSL-Kunden zu verbessern und die Performance der Leitungen zu erhöhen, wurde ein technisches Verfahren entwickelt, das Störeinflüsse kompensieren kann, das sogenannte Vectoring. Eingesetzt wird es auf der letzten Strecke des Kabels, also zwischen den allseits bekannten grauen Verteilerkästen an der Straße und den Telefon-Dosen der Nutzer.
Die Datenübertragung kann durch Vectoring immerhin auf 100 Megabit pro Sekunde gesteigert werden. Eine zweite Strategie betrifft die Netzebene davor — also die Strecke zwischen der Vermittlungsstelle, die das Signal losschickt, und den Verteilerkästen. Hier liegt das oben bereits beschriebene moderne Glasfasernetz, auf das auch die DSL-Anbieter zugreifen können. Das hybride Netz, das durch die Verbindung von DSL und Glasfaser entsteht, wird VDSL (Very High Speed Digital Subscriber Line) genannt und liefert Geschwindigkeiten von bis zu 250 Mbit/s. Das Streamen von Videos in Full-HD und schnelle Downloads größerer Dateien sind bei dieser Geschwindigkeit gut möglich — auch dann, wenn mehrere Familienmitglieder gleichzeitig online sind.
Die Bezeichnung „Breitband-Anschluss“ ist nicht genau definiert, weswegen der Begriff für alle Verbindungen mit hoher Leistung benutzt wird.
Fazit: Vergleichen wir das Internet aus der TV-Dose mit dem aus der Telefonbuchse, kommen wir auf den oben erwähnten Unterschied: Die TV-Kabel-Variante kann bis zu viermal schneller sein. Aber: Welche Bandbreite in einem Gebiet möglich ist, hängt auch von den Gegebenheiten vor Ort ab, also wie gut der Netzausbau ist und wie viele Nutzer sich einen Anschluss teilen.
Bits-und-Bytes-Einmaleins
1 Byte besteht aus 8 Bits
1 Megabit besteht aus 1.000.000 Bits
1 Gigabit besteht aus 1.000 Megabit
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