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Gebäudedigitalisierung in der Praxis

Gebäudedigitalisierung in der Praxis

Das leistet die anbieter- und technologieneutrale Gebäudedigitalisierung — zwei Wohnungsunternehmen berichten

  • Darum ist eine zentrale Infrastruktur besser als viele Insellösungen.
  • WBG Erfurt: Mehr Effizienz durch Lösungen für Aufzüge, Heizungs-, Notbeleuchtungs- und Abwasserhebeanlagen.
  • WGM eG: Einsparungen durch bedarfsgerechte Wartung.
  • Erfolgreiche Musterprojekte: Beide wollen Gebäudekonnektivität 4.0 weiter ausrollen.

Die Wohnungswirtschaft steht vor großen Herausforderungen – insbesondere im Hinblick auf die Klimaziele bis 2045. Dabei ist die Digitalisierung der Bestände ein wichtiger Baustein. Zwei Thüringer Wohnungsunternehmen sind jetzt vorangegangen und zeigen, wie eine digitale Gebäudeinfrastruktur in der Praxis aussehen kann und was sie für die Zukunft bringt.

Wer heute das Thema Digitalisierung für den Gebäudebestand angeht, wird auf eine Vielzahl innovativer Lösungen treffen – stößt dabei allerdings auch auf einen zunehmend unübersichtlichen Markt. Für Wohnungsunternehmen ist die Gefahr groß, vor lauter Angeboten das eigentliche Ziel aus den Augen zu verlieren: Nachhaltigkeit und Effizienz. Am besten klappt dies natürlich, wenn Unternehmen Ressourcen bündeln und Prozesse zukunftsfähig optimieren. Besser eine zentrale Infrastruktur, die von allen digitalen Lösungen genutzt wird und spätere Erweiterungen ermöglicht, als nebeneinander existierende Insel-Systeme. Das gilt für die Infrastruktur im Haus wie auch für die Software zur Datenspeicherung und Anwendungssteuerung. Zentrale Lösungen sind die bessere Wahl, wenn es um die Gebäudedigitalisierung geht.

Wie eine anbieter- und technologieneutrale Gebäudedigitalisierung aussehen kann, zeigen die Wohnungsbau-Genossenschaft Erfurt eG (WBG Erfurt) und die Wohnungsgenossenschaft Mühlhausen eG (WGM eG). Beide Thüringer Wohnungsunternehmen sind ganz unterschiedlich an das Thema Gebäudedigitalisierung herangegangen. Transparenz, Sicherheit und Zukunftsfähigkeit sind allerdings zentrale Aspekte, die bei beiden Projekten großgeschrieben werden.

Fast ein Drittel der Einsparungen durch digitale Technologien

WBG Erfurt: Ausprobieren, was möglich ist

Die WBG Erfurt ist mit über 60 Jahren Erfahrung und circa 7.600 Wohnungen eine der größten Wohnungsbaugenossenschaften in Thüringen. Um erste und vor allem umfangreiche Erfahrungen auf dem Gebiet der Gebäudedigitalisierung zu sammeln, hat die WBG Erfurt ein Initialprojekt in der Mainzer Straße 22 gestartet. Insgesamt 140 Wohnungen umfasst das Musterobjekt, das im Rahmen der Kernsanierung auch gleich eine eigene Infrastruktur für digitale Anwendungen bekam. Dabei setzt die WBG Erfurt auf Gebäudekonnektivität 4.0 von Vodafone. Dieses moderne Gebäudemanagement-System umfasst neben der Funkinfrastruktur im Gebäude auch eine Cloud-Software für die Datenspeicherung und Anwendungssteuerung.

Durch die ganzheitliche Vernetzung im Gebäude konnten verschiedenste Anwendungen eingebunden werden, u.a. das Heizungsmonitoring inklusive des visualisierten Hydraulikschemas, die Erfassung der Allgemeinzähler für Strom, Hauswasser und Fernwärme über Retrofit sowie die Störungserfassung der Abwasserhebeanlage, der Notbeleuchtungsanlage und der zwei Aufzüge. Im Kellerbereich befinden sich zudem noch Leckage-Sensoren sowie eine Temperatur- und Luftgüteerfassung im Batterieraum für die Notbeleuchtung.

In den Wohnungen ist – in Zusammenarbeit mit dem Messdienstleister Techem – die automatische Heizkostenerfassung integriert. Die Werte werden unter anderem für die künftige Berechnung der Gebäudeeffizienz notwendig. Weitere Lösungen für eine digitale Wohnungsabnahme sind bereits in Planung. Zudem sollen auch die Serviceleistungen z.B. an der Heizungsanlage überwacht werden, um das Dienstleistermanagement zu vereinfachen. Derzeit wird die Übergabe der so erfassten Daten in das Gebäude- und Bestandsmanagement-System mevivo sowie in das Energiemanagement-System mevivoECO vorbereitet.

WGM eG: Mit Prozessautomatisierung Ressourcen sparen

Manchmal sind es Kleinigkeiten, die einen Stein ins Rollen bringen. Im Fall der WGM eG war es die monatliche Wartung der Wasserenthärtungsanlagen, die das Wohnungsunternehmen dazu brachte, das Thema Gebäudedigitalisierung anzugehen.

Kaufmännische Vorständin Babette Pickel führt aus: „Bei uns steht die Prozessautomatisierung deutlich im Fokus. Durch die Digitalisierung führen wir jetzt zum Beispiel die Wartung der Wasserenthärtungsanlage nach Bedarf anstatt regelmäßig – ohne dass es nötig wäre – durch. Das ist eine enorme Personal- und Zeitersparnis für uns.“ Technischer Vorstand Jürgen Dietrich ergänzt: „Genauso wie das Thema Heizkostenerfassung – hier erfassen wir die Daten für unseren Partner, die asko GmbH, nun digital. Gleichzeitig planen wir, die Daten zukünftig auch für die digitale Wohnungsabnahme und das Rauchwarnmelder-Monitoring zu nutzen.“

Das Initialprojekt in Mühlhausen ist ein Quartier mit rund 100 Wohnungen auf der Wendewehrstraße. Auch hier hat Vodafone Gebäudekonnektivität 4.0 im Bestand nachgerüstet. Wie die Erfurter setzen auch die Mühlhausener auf das Heizungsmonitoring inklusive des visualisierten Hydraulikschemas, das Monitoring der Warmwasserstrang-Temperaturen zur Legionellenvermeidung, die Erfassung der Zähler für Allgemeinstrom, Hauswasser und Fernwärme sowie des Stromzwischenzählers für Aufzug und Fahrradladestation.

Bei den Wasserenthärtungsanlagen gibt es nun eine digitale Erfassung von Störungen und eine genaue Verbrauchserfassung des Regeneriersalzes. Die Projektbeauftragte Lisa Zaja, Leitung Technik und Kundenservice, erklärt: „Der Service-Dienstleister kommt jetzt nicht mehr in regelmäßigen Abständen, sondern nur noch zum bedarfsgerechten Nachfüllen von Regeneriersalz und bei echtem Wartungsbedarf. Störungen meldet die Anlage dem Servicepartner direkt, sodass die Ausfallzeit der Anlagen minimiert wird. Die ganze Prozesskette mit dem Servicepartner ist bereits bis zur Rechnungsstellung hin automatisiert.“

Klimaziele 2045: Mit Gebäudedigitalisierung mehr Nachhaltigkeit und Effizienz erzielen

Noch steht die Gebäudedigitalisierung am Anfang. Doch mittelfristig führt kein Weg daran vorbei. Um das ehrgeizige Ziel der Klimaneutralität bis 2045 erreichen zu können, darf die Wohnungswirtschaft keine Zeit verschwenden und muss die verbleibenden 22 Jahre sinnvoll nutzen.

Das bedeutet: Prozesse optimieren, neue Lösungen entwickeln und noch verantwortungsvoller mit Ressourcen umgehen. Vorreiter wie die Wohnungsbau-Genossenschaft Erfurt eG und die Wohnungsgenossenschaft Mühlhausen eG zeigen, wie es geht, und machen Mut, jetzt zu starten und die Zukunft aktiv zu gestalten.

Gebäudekonnektivität

Vernetzte GK4.0-Anwendungen der Thüringer Musterprojekte:

Wohnungsbau-Genossenschaft Erfurt eG

  • Heizungsmonitoring mit visualisiertem Hydraulikschema
  • Automatische Heizkostenerfassung in den Wohnungen
  • Digitale Zähler für Strom, Hauswasser und Fernwärme
  • Störungserfassung der Abwasserhebeanlage, der Notbeleuchtungsanlage, der Wasserenthärtungsanlage und der Aufzüge
  • Leckage-Sensoren
  • Temperatur- und Luftgüteerfassung
  • Monitoring der Warmwasserstrangtemperaturen zur Legionellenvermeidung

Wohnungsgenossenschaft Mühlhausen eG

  • Heizungsmonitoring inklusive des visualisierten Hydraulikschemas
  • Monitoring der Warmwasserstrangtemperaturen zur Legionellenvermeidung
  • Erfassung der Zähler für Allgemeinstrom, Hauswasser und Fernwärme
  • Stromzwischenzähler für Aufzug und Fahrradladestation
  • Digitale Erfassung von Störungen und genaue Verbrauchserfassung des Regeneriersalzes der Wasserenthärtungsanlage

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