Digitalisierung im Gebäudebestand: Eine Wohnungsgenossenschaft macht vor, wie es geht
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So helfen digitale Anwendungen, vermeidbare CO2-Emissionen zu stoppen und Energiekosten zu sparen.
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Praxisbericht: Wie die Wohnungsgenossenschaft 1893 den Weg in die Digitalisierung erfolgreich vorantreibt.
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Entscheidung für Gebäudekonnektivität 4.0: Fokus auf zentrale Gebäudelösung und Datenhoheit.
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Mehr Effizienz durch Heizungs- und Aufzugsmonitoring für insgesamt 3.500 Wohneinheiten.
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In Planung: GK4.0 von Vodafone als Grundlage für umfassende Digitalisierung.
Der Wohnungswirtschaft bieten sich durch Digitalisierung der Gebäudetechnik erhebliche Einspar- und Optimierungspotenziale. Dies gilt sowohl für Neubauten als auch insbesondere im Gebäudebestand. Ein Thema, das die Wohnungsgenossenschaft Eberswalde 1893 eG bereits mit viel Enthusiasmus vorantreibt. Als einer der digitalen Pioniere der Branche zeigt die Genossenschaft, wie der Weg hin zur digitalen Gebäudestruktur in der Praxis aussehen kann – und warum „aller Anfang ein Anfang ist“.
Laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geht ein Drittel des gesamten Endenergiebedarfs auf Gebäude zurück. Hier sind ambitionierte, teils disruptive und gut aufeinander abgestimmte Maßnahmen gefragt, um schnellstmöglich Klimaneutralität zu erreichen. Digitale Anwendungen im Gebäudebestand haben sich hierbei als wirkungsvoller Hebel bewährt. Und das nicht nur im Sinne des Klimaschutzes: Hohe Einsparungen im Energieverbrauch von Gebäuden – insbesondere im Bereich vermeidbarer CO2-Emissionen – bewahren Mieter und Eigentümer vor den Folgen steigender Energiepreise.
Zentrale Infrastruktur statt diverse Insellösungen
Für die Wohnungswirtschaft bietet die Digitalisierung im Gebäudebestand eine Reihe von Chancen. Und wer das Thema angehen will, stößt auch gleich auf eine Vielzahl innovativer Lösungen – und auf einen immer unübersichtlicher werdenden Markt. Bei der Vielfalt der Angebote kann es schnell zur Herausforderung werden, das eigentliche Ziel im Auge zu behalten: Nachhaltigkeit und Effizienz. Um diese zu gewährleisten, hat sich eine zentrale Gebäudeinfrastruktur als hilfreich erwiesen. Sie erleichtert es, Prozesse zukunftsfähig und energiekosteneffizient zu optimieren. Anders als bei nebeneinander existierenden Inselsystemen kann die zentrale Infrastruktur von allen digitalen Lösungen genutzt werden und so Informationsverluste ausschließen. Die Infrastruktur erlaubt außerdem spätere Erweiterungen. Das gilt sowohl für die Infrastruktur im Haus als auch für die Software zur Datenspeicherung und Anwendungssteuerung.
Die brandenburgische Wohnungsgenossenschaft Eberswalde 1893 eG ist den Weg hin zur anbieter- und technologieneutralen Gebäudedigitalisierung bereits konsequent vorangegangen. Neben Transparenz, Sicherheit und Zukunftsfähigkeit stand dabei auch der Aspekt der Datenhoheit im Mittelpunkt.
Voraussetzung für erfolgreiche Gebäudedigitalisierung: Konnektivität
Bei Anbietern digitaler Gebäudeprodukte liegt die Kernkompetenz in der Regel im Bereich der Problemlösung – und nicht beim Transport von Daten. Dies hat sich bei der Digitalisierung von Gebäuden als elementare Schwachstelle erwiesen. Je nach Gebäudegröße, -lage und Einsatzort kann der Empfang bzw. die Konnektivität dadurch zur größten Herausforderung werden. Gebäudekonnektivität 4.0 schließt diese Lücke. Die Basis dafür ist eine unserer jahrelangen Kernkompetenzen: Daten sicher von einem Ort zum anderen zu transportieren. Gemeinsam mit unseren Kunden und Partnern aus der Immobilienwirtschaft haben wir mit GK4.0 eine Produktlösung entwickelt, die exakt auf die derzeitigen – aber auch zukünftigen – Marktherausforderungen ausgelegt ist.
Ursachen für vermeidbare CO2-Emissionen
Digitale Anwendungen im Gebäudebestand können sichtbar machen, wo vermeidbare Emissionen entstehen. Gründe dafür sind in der Regel:
Überflüssige Betriebszeiten
Heizen und Kühlen gleichzeitig
Falsche und punktuelle Steuerung
Mangelnde Wartung
Lückenhafte Informationen
Wohnungsgenossenschaft 1893: Einfach mal machen
Die Wohnungsbaugenossenschaft Eberswalde 1893 eG blickt bereits auf eine lange Tradition zurück. Nach ihrem Gründungjahr wird sie darum von ihren Mitgliedern auch kurz „die 1893“ genannt. Heute stellt die brandenburgische Genossenschaft mit etwa 3.500 Wohnungen eine Vielzahl von Wohnmöglichkeiten in verschiedenen Stadtteilen Eberswaldes zur Verfügung. Ihren Mitgliedern bietet sie nicht nur bezahlbaren Wohnraum, sondern engagiert sich auch in der Modernisierung und Digitalisierung ihrer Gebäudetechnik und Dienstleistungen. Eine Entwicklung, die auch Einfluss auf die internen Strukturen der 1893 hat: Die moderne Genossenschaft ist bekannt für ihre flachen Hierarchien und die Umsetzung progressiver New-Work-Ansätze. Dazu gehört kollaboratives Arbeiten genauso wie der Walk-in-Talk, bei dem Bewerbungsgespräche beim Spaziergang im Wald stattfinden. Im Arbeitsalltag der Mitarbeiter sind digitale Prozesse längst fest etabliert. Aktenordner und feste Schreibtischplätze sucht man hier vergebens. Stattdessen wird überall gearbeitet: Jeder Mitarbeiter verfügt über ein iPad und bucht sich seinen Arbeitsraum oder Schreibtisch über das Programm desk.ly. Die eigens gegründete Arbeitsgruppe „go digital“ erarbeitet neue Impulse, um die Transformation sukzessiv weiter zu gestalten.
Ein wesentlicher Treiber dieses Prozesses ist Volker Klich, Vorstandsmitglied der Wohnungsgenossenschaft Eberswalde 1893 eG. Sein Credo: „Aller Anfang ist ein Anfang!“ Das gilt auch beim Thema Digitalisierung. „Wenn man nicht anfängt, wird die Barriere, über die man klettern will, immer größer“, beschreibt er die ersten Schritte der 1893. Und gibt aus seiner Erfahrung heraus einen wichtigen Praxis-Tipp: „Bevor ein analoger Prozess digitalisiert wird, steht bei uns immer eine detaillierte Analyse des Bestehenden an. Das klingt sehr nüchtern, ist aber extrem wichtig. Sonst bildet man am Ende einen überlieferten, etablierten Prozess ab, der aber durchaus hinterfragt werden könnte.“
„Bei uns galt von Anfang an: Auf dem Weg in die Digitalität wollen wir das Zepter des Handelns in der Hand behalten. Auch was die Datenhoheit angeht. So kam es dann zur Zusammenarbeit mit Vodafone. Denn erst in den gemeinsamen Gesprächen wurden uns die Augen geöffnet und unsere Sensibilität für das Thema richtig geschärft.“
Entscheidung für GK4.0: Fokus auf zentrale Gebäudelösung und Datenhoheit
Heute ist die 1893 schon mittendrin im Digitalisierungsprozess ihres Gebäudebestandes. Dabei setzt die Wohnungsgenossenschaft auf Gebäudekonnektivität 4.0 von Vodafone. Eine zentrale Infrastruktur sorgt hier für Konnektivität im gesamten Objekt – 24 Stunden, 7 Tage, 365 Tage im Jahr. Dank gängiger Industriestandards können alle Partner und die vorhandene Gebäudetechnik digital eingebunden werden. Schnittstellenprobleme und Informationsverluste gehören damit der Vergangenheit an. Gleichzeitig behält die 1893 volle Kontrolle und Souveränität über ihre Daten – ein Aspekt, der bei der Entscheidung für GK4.0 für die Wohnungsgenossenschaft hohe Priorität hatte.
In der Praxis erstrecken sich die geplanten Digitalisierungsmaßnahmen auf den Gesamtbestand der 1893. Im Projektverlauf wurden alle Heizungsanlagen und Aufzugsanlagen digitalisiert, sodass Störungen schneller erkannt und behoben werden. Darüber hinaus kann auf Grundlage der Daten eine Optimierung der Anlagen und der Services erfolgen. Einsparungspotenziale können nicht nur aufgezeigt, sondern auch realisiert werden.
Im Bereich der Allgemeinzähler für Gas, Strom und Wasser wurden schon über 100 Geräte digitalisiert und eingebunden. Sobald alle Geräte digitalisiert sind, kann die jährliche Zählerablesung auch aus der Ferne erfolgen. Das schafft freie Mitarbeiterressourcen, die sinnvoll an anderer Stelle genutzt werden. Durch die Möglichkeit einer vorhandenen GK4.0-Monteur-App sind eigenständige Digitalisierungsmaßnahmen für noch offene Gebäudetechnik geplant. Dazu gehören unter anderem RWA-, Hebeanlagen und Pumpen.
Erstmalig in der Geschichte der Genossenschaft erhält nun auch die 1893 über GK4.0 anonymisierte und verallgemeinerte Daten der Warmwasser-, Kaltwasser- und Heizkostenverteiler, sodass baugleiche Häuser verglichen bzw. der Effekt von Sanierungsmaßnahmen bewertet werden kann. Darüber hinaus können die Gerätedaten im Fall einer Leerwohnung oder eines Mieterwechsels über IVMPRO (CRM-System) für eine digitale Wohnungsübergabe bzw. das Erkennen und Beheben von Verbräuchen in Leerwohnungen genutzt werden.
Podcast "StadtLandVernetzt."
1893: Gut aufgestellt für die Zukunft mit GK4.0
Um die Möglichkeiten der Digitalisierung weiter auszuschöpfen, hat sich die 1893 konkrete Ziele gesetzt. Dazu gehört, bis 2040 über den digitalen Zwilling den gesamten Gebäudebestand zu dekarbonisieren. Den Grundstein dazu bildet die Bereitstellung valider Daten. Diese wird die 1893 in Zukunft immer umfassender selbst ermitteln – GK4.0 macht’s möglich. Zu diesem Zweck sind die Mitarbeiter der Genossenschaft speziell geschult worden. So, dass sie über die Infrastruktur unserer IoT-Plattform in Zukunft selbständig weitere Gebäudetechnik – wie zum Beispiel Rauchwärme- und Abzugsanlagen, Pumpen, Türen etc. – digitalisieren können. Pioniere wie die 1893 zeigen, wie Digitalisierung im Bestand geht. Sie machen Mut, jetzt zu starten und die Zukunft aktiv zu gestalten.
Mit GK4.0 mehr Nachhaltigkeit und Effizienz erzielen – und die Klimaziele 2045 realisieren
Um das ehrgeizige Ziel der Klimaneutralität bis 2045 erreichen zu können, dürfen die Unternehmen der Wohnungswirtschaft keine Zeit verschwenden. Vielmehr sollten sie die verbleibenden Jahre sinnvoll nutzen. Moderne Gebäudemanagement-Systeme wie GK4.0, die Daten aus verschiedenen Smart-Building-Anwendungen zusammenführen und analysieren, leisten dazu einen entscheidenden Beitrag. Mit Hilfe großer Datenmengen berechnen sie KI-gestützt, mit welchen Einstellungen Energie am effizientesten genutzt werden kann. Außerdem hilft das Datenmanagement bei der Umsetzung und Einhaltung der vielen Gesetze und Anforderungen, die aktuell zur Erreichung der Klimaziele auf den Weg gebracht werden.
Vernetzte GK4.0-Anwendungen bei der 1893:
Umgesetzt: Heizungsmonitoring und Störungserfassung im Bereich der Aufzüge
In Umsetzung:
- Fernauslesung von Warm- und Kaltwasserzählern sowie Heizkostenverteilern aus den Wohnungen
- Fernauslesung von Allgemeinzählern aus dem Bereich Strom, Wasser und Gas
- Digitalisierung weiterer Allgemeinzähler und Gebäudetechnik wie Pumpen, Türen und RWA-Anlage
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