Digitale Wohnungsbesichtigungen: Kurzfristiger Trend oder langfristige Entwicklung?
Aufgrund der Corona-Pandemie und der seit Dezember 2020 geltenden Regelung zur Aufteilung der Maklerprovision bieten immer mehr Immobilienmakler digitale Wohnungsbesichtigungen an. Was sind die Voraussetzungen? Welche Vor- und Nachteile gibt es? Werden Wohnungsbesichtigungen in Zukunft nur noch digital stattfinden? Wir klären einige wichtige Fragen.
Digitale Wohnungsbesichtigungen sparen Zeit und Kosten
Immowelt.de, ImmobilienScout24, Immonet.de – heutzutage ist kaum eine Immobilie nicht auf einer der vielen Online-Plattformen zu finden. Damit Suchende und Anbieter zusammenfinden, greifen die Immobilienportale auf Big Data zurück: Angebote und sogar ganze Geschäftsmodelle werden dank der Ergebnisse von Datenanalysen gezielt auf Suchanfragen zugeschnitten und über die verschiedenen Online-Kanäle zielgruppengerecht ausgespielt. Doch das ist nur der Anfang. Mit einer digitalen Wohnungsbesichtigung können Eigentümer und Immobiliensuchende Zeit und Geld sparen – vor allem dann, wenn die Immobilie viele Kilometer weit entfernt liegt.
Wohnungsbesichtigungen bequem am Bildschirm anstatt umringt von der Masse
Statt bei Massenbesichtigungen lange Schlange zu stehen können Kauf- und Mietinteressenten mithilfe von digitalen Besichtigungen völlig orts- und zeitunabhängig jeden Winkel ihrer neuen Immobilien erkunden. Sie ist seit einigen Jahren schon bei Büroimmobilien üblich und setzt sich nun auch auf dem Wohnungsmarkt durch. Zu den Möglichkeiten der digitalen Wohnungsbesichtigung gehören:
- 360 Grad-Rundgänge – mit der Möglichkeit die Immobilie probeweise virtuell einzurichten
- Mobile Besichtigungsroboter mit Kamera – vom Makler per Chat begleitet, der Fragen direkt beantworten kann
- Drohnen und 3D-Brillen – für eine umfassende Ansicht und echtes Raumgefühl
Mit digitalen Wohnungsbesichtigungen werden Wohnungsvermittlungen einfacher, schneller und kostengünstiger. Sie lassen die Wohnungssuchenden erkennen, ob eine Immobilie überhaupt in Frage kommt und eine persönliche Begehung vor Ort notwendig ist, um den Eindruck zu bestätigen. Bis dahin muss der Ansprechpartner des Immobilienunternehmens nicht zwingend vor Ort sein, sondern kann stressige Terminvereinbarungen vermeiden und seine Ressourcen effizient für andere Aufgaben nutzen. Wichtig: Für das zur Verfügung stellen eines Links zur Onlinebesichtigung darf ein Makler keine Zusatzkosten verlangen.
Digitale Ansichten sind unkompliziert, aber möglicherweise auch unvollständig
Auch wenn einige Immobilienmakler überzeugt sind, dass digitale Besichtigungen etwaige Mängel nicht verdecken können, weil der Aufwand der Bildbearbeitung zu hoch ist. Es ist immer Vorsicht geboten. Der Kauf- oder Mietinteressent kann nur das sehen, was ihm ausschnittsweise gezeigt wird. Vor dem Kauf oder Miete sollte daher auf jeden Fall eine persönliche Besichtigung erfolgen. Sollte das nicht möglich sein, steht dem Käufer bzw. Mieter eventuell ein Widerrufsrecht zu, falls die Wohnung nicht das hält, was versprochen wurde. Auch gilt wie bei allen vertraglichen Angelegenheiten, dass ohne Vertrag und Unterschrift der Bewohner im Zweifel den Kürzeren ziehen wird. Mietinteressenten sollten sich nicht allein auf Mietzusagen per App oder Mail verlassen.
Die Digitalisierung des Vermittlungsprozesses macht zukunftsfähig
Shutdown und Social Distancing haben der Immobilienwirtschaft den schon länger überfälligen Digitalisierungs- und Innovationsschub gebracht. Wohnungsbesichtigungen mit Hunderten von Interessenten dürften in Zukunft der Vergangenheit angehören. Doch nicht nur das: Nahezu der gesamte Vermietungs- und Verkaufsprozess für Wohnungen lässt sich mittlerweile digital abwickeln. Kommunikation, Besichtigung und sogar Notartermine lassen sich ohne persönliche Anwesenheit der Beteiligten durchführen. Wichtige Voraussetzungen sind allerdings: die Überführung nicht digitaler Informationen in standardisierte Datenbanken, entsprechend angepasste Organisationsstrukturen in den Unternehmen – und vor allem ein stabiler, schneller Internet-Anschluss.
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