Wohnangebote für Geflüchtete: So können Sie als Vermieter jetzt helfen
Die Zahl der aus der Ukraine nach Deutschland geflüchteten Menschen steigt täglich: Ende März waren laut Bundesinnenministerium bereits rund 250.000 Kriegsflüchtlinge registriert, bis zu 1,29 Millionen könnten es werden, so das Forschungsinstitut Empirica1. Neben der großen Hilfsbereitschaft in Deutschland sind jetzt schnelle Maßnahmen notwendig, um den Geflüchteten eine neue Perspektive bieten zu können. Das gilt besonders für die Wohnungswirtschaft, denn die Vertriebenen brauchen kurz- und langfristig Wohnraum. Wir sagen Ihnen, welche Möglichkeiten Sie als Vermieter jetzt haben, um zu helfen, und beantworten die wichtigsten Fragen.
Benötige ich als Vermieter eine Erlaubnis, um Wohnraum bereitstellen zu können?
Vermieter oder Hauseigentümer können geflüchtete Menschen grundsätzlich einfacher aufnehmen als Mieter. Denn diese brauchen für eine längere Aufnahme die Zustimmung des Hauseigentümers. Die benötigen Sie als Vermieter nicht, wenn Sie Geflüchteten freien Wohnraum zur Verfügung stellen möchten. Hingegen nicht erlaubt ist eine Überbelegung. Wann eine Wohnung als überbelegt gilt, können die zuständigen Behörden im Einzelfall entscheiden.
Tipp: Planen Sie nur so viele Bewohner ein, wie Sie es bei einem herkömmlichen Mietverhältnis auch machen würden. Zwar ist jeder zur Verfügung stehende Wohnraum in der jetzigen Situation wichtig, aber gerade für Menschen, die aufgrund eines Krieges ihr Heimatland eilig verlassen mussten und zum Teil traumatisiert sind, ist es entscheidend, in normalen Wohnverhältnissen zu leben.
Wer bezahlt Miete und Nebenkosten?
Können Miete und Nebenkosten von den neuen Bewohnern nicht bezahlt werden, kann die Erstattung bei der Kommune beantragt werden. Natürlich können Sie Ihren Wohnraum auch kostenfrei zur Verfügung stellen, falls dies möglich ist.
Tipp: Wenn Sie verfügbaren Wohnraum haben und darüber die örtliche Kommunalverwaltung informieren, kann diese die Rolle des Mietvertragspartners anstelle der geflüchteten Personen übernehmen. Die zuständige Behörde kommt dann auch für die Nebenkosten auf. Wichtig ist, die Kommune vor der Unterbringung zu kontaktieren und die verschiedenen Möglichkeiten zu besprechen.
Wie kann ich auf Wohnraum für Geflüchtete aufmerksam machen?
Ihre Kommune ist eine erste wichtige Anlaufstelle, um auf verfügbaren Wohnraum aufmerksam zu machen. Darüber hinaus gibt es verschiedene Online-Portale, wo Hilfsangebote bereitgestellt werden.
Tipp: Die Wohnungswirtschaft Deutschland hat unter https://www.gdw.de/wohnungswirtschaft-hilft-ukraine/ eine Informationsseite ins Leben gerufen. Dort sind Links zu bundesweiten Angeboten für Geflüchtete sowie Informationen zu Bundesländern, Städten und Landkreisen in deutscher und ukrainischer Sprache aufgelistet.
Worauf muss ich bei der Aufnahme sonst noch achten?
Sowohl aus Haftungs- und Versicherungsgründen als auch für die finanzielle Unterstützung bei Miete und Nebenkosten müssen sich Geflüchtete bei der zuständigen Kommune registrieren. Die private Haftpflicht- und andere freiwillige Versicherungen sind über die Kommune nicht abgedeckt.
Tipp: Informieren Sie sich bei Ihrem Versicherer, ob und wie der Schutz bei der Aufnahme von geflüchteten Personen aus der Ukraine erweitert werden kann.
Wie helfen Vodafone und seine Kundinnen und Kunden?
Vodafone unterstützt die geflüchteten Menschen mit einer Soforthilfeaktion – damit Familienmitglieder, Verwandte und Freunde in Kontakt bleiben können.
Zu den Sofortmaßnahmen zählen:
- SMS-Spendenaktion: Bereits über 400.000 Euro wurden gesammelt, die Aktion läuft weiter
- 50.000 SIM-Karten wurden verteilt, die Ausgabe auf zahlreiche Bahnhöfe und Shops ausgedehnt
- Unbegrenztes Datenvolumen, kostenlose Telefonate und SMS für Geflüchtete
- Die Roaming-Gebühren für Kundinnen und Kunden in der Ukraine entfallen
- Fast-Track-Bewerbungsverfahren für Geflüchtete aus der Ukraine bei Vodafone
Interview
Die Rock Capital Group hat ein kürzlich erworbenes Hotel zur Unterbringung von Geflüchteten aus der Ukraine zur Verfügung gestellt. Geschäftsführer Andreas Wißmeier erklärt unter anderem, wie es dazu gekommen ist und was ihn an den besonderen Gästen am meisten beeindruckt hat.
Was hat Sie dazu bewogen, Wohnraum anzubieten?
Der Krieg in der Ukraine hat uns sprachlos und traurig gemacht. Unsere Gedanken und unsere Solidarität galten von Anfang an den Menschen, die von diesen sinnlosen und grausamen Geschehnissen betroffenen sind. Wir hoffen, dass der Frieden in der Ukraine so schnell wie möglich wiederhergestellt werden kann. Bis dahin wollen wir nicht tatenlos zusehen, sondern haben uns sofort nach den ersten Berichten entschlossen, aktiv zu helfen. Wir möchten in diesen dunklen Zeiten wenigstens für ein paar Menschen ein wenig Licht und Hoffnung spenden. Und wir möchten auch andere dazu animieren, Geldspenden und Unterkünfte in Deutschland zur Verfügung zu stellen und Menschen aus der Ukraine aufzunehmen.
Wen und wie viele Personen haben Sie aufgenommen?
Aktuell können wir 19 Frauen und Kindern im Alter zwischen zehn Monaten und 75 Jahren eine sichere Unterkunft bieten. Unsere Gäste stammen aus Kiew und Lemberg.
Deren Welt war vor ein paar Wochen noch völlig in Ordnung und wurde quasi über Nacht auf grausame Weise aus den Angeln gehoben. Besonders beeindruckend ist, wie sich diese Schicksalsgemeinschaft gegenseitig unterstützt. Wir ziehen den Hut vor diesen Menschen, die sich nicht unterkriegen lassen, sich vom ersten Tag an in Deutschland Mut und Zuversicht zusprechen, sich organisiert und motiviert haben. Wir haben ausnahmslos höfliche, freundliche, dankbare und liebenswerte Menschen kennengelernt. Sie verdienen all die Hilfe, die wir ihnen geben können.
Um was für einen Wohnraum handelt es sich?
Wir haben alle verfügbaren Gästezimmer eines kleinen Hotels am Tegernsee, das wir erst kürzlich übernehmen konnten, kostenlos zur Verfügung gestellt. Dort haben wir die Gemeinschaftsflächen wie Küche und Restaurantbereiche für den Bedarf der geflüchteten Menschen hergerichtet.
Gab es Herausforderungen?
Da wir unsere Gäste sehr früh nach Kriegsbeginn aufgenommen haben, war vieles unklar. Können sich die Geflüchteten in Deutschland anmelden, woher erhalten sie Hilfe zum Lebensunterhalt und ärztliche Unterstützung? Sie müssen sich vorstellen, dass sie sehr wenig bis gar nichts mitnehmen konnten. Wir sehen aber keine Herausforderungen, sondern einfach die Notwendigkeit, ihnen die ersten Tage in Deutschland zu erleichtern. Als Unternehmen konnten wir, auch mit der Unterstützung unserer Mitarbeitenden sowie weiterer freiwilliger Spender, eine sofortige Hilfskette aufbauen. So waren unter anderem Nahrungsmittel, Kleidung, Spielsachen und Windeln sofort verfügbar. Inzwischen haben aber auch die Gemeinden und Kommunen vieles organisiert, was zur Entspannung der Situation beigetragen hat. Es ist großartig zu sehen, wie Hand in Hand gearbeitet wird und wie viele Bürger sich engagieren, um den Menschen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen.
Haben Sie Tipps für andere Vermieter?
Wir würden uns sehr freuen, wenn auch andere Vermieter bereit wären, dem nicht kleiner werdenden Flüchtlingsstrom ein angemessenes, sicheres Dach über dem Kopf zu bieten. Helfen Sie den Menschen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden, und zeigen Sie sich solidarisch. Wir haben das große Glück, in einem Land leben zu dürfen, in dem Frieden herrscht und das wegen seiner wirtschaftlichen Stärke dazu in der Lage ist, zu teilen.
Und wenn wir bereit sind zu teilen, dann können wir auch die Not ein wenig lindern. Die Not hat ein Gesicht und einen Namen. Wir müssen nicht tatenlos zusehen, sondern können aktiv helfen.
Referenzen
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