Wo Licht ist, ist auch Schatten: So bringen neue Arbeitsmodelle neben vielen Vorteilen auch Nachteile mit sich. Welche Aspekte des digitalen Wandels sich wie auf die Arbeitswelt von morgen auswirken, erfahren Sie hier.
Hybride Arbeitsmodelle sind weiter auf dem Vormarsch
Hybride Arbeitsmodelle, also die Kombination aus Homeoffice und Arbeit im Büro, haben sich in nur wenigen Jahren fest im Arbeitsleben etabliert. Noch Anfang 2020 arbeiteten gerade einmal vier Prozent der Beschäftigten in Deutschland durchgängig oder zumindest zeitweise im Homeoffice. Nur drei Jahre später waren es mit rund 24 Prozent bereits sechsmal so viele.
Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung maßgeblich vorangetrieben. Das Münchner ifo Institut hat die Entwicklung in Unternehmen in 27 Ländern verglichen und kommt zu dem Ergebnis: „Nie zuvor hat irgendein Ereignis in so kurzer Zeit derart umfassend das Arbeitsleben umgekrempelt“.
Doch das Virus war nur Auslöser für eine Veränderung, die schon absehbar war. Die technischen Voraussetzungen für das hybride Arbeiten haben ihren Ursprung bereits in den Jahren zuvor – in der zunehmenden Verbreitung von Computerarbeit, in der Vernetzung ganzer Fabriken per Internet of Things (IoT) und dem Umzug kompletter IT-Abteilungen aus Unternehmen in die Cloud. Dadurch können heute viele Beschäftigte von unterwegs oder zu Hause aus bequem auf Firmendaten zugreifen oder per Videokonferenz an Besprechungen teilnehmen – so wie sie es früher nur vom festen Arbeitsplatz im Büro aus konnten.
In vielen Unternehmen ist hybrides Arbeiten bereits Normalität, auch wenn einige große US-Firmen wie Amazon, IBM, Disney oder J.P. Morgan ihre Fach- und Führungskräfte zuletzt wieder in die Firmenzentralen zurückbeordert hatten.
Heike Bruch, Professorin für Betriebswirtschaftslehre und Leadership an der Universität Sankt Gallen ist sich sicher: „Ein Zurück zum Alten wird es nicht geben.“ Denn sowohl für Beschäftigte, wie auch für Unternehmen bietet hybrides Arbeiten im Zeichen von Arbeit 4.0 handfeste Vorteile.
Echter Mehrwert für Beschäftigte: die freie Wahl des Arbeitsorts
Viele Beschäftigte in Deutschland sehen die freie Wahl des Arbeitsortes als Mehrwert ihres Arbeitsplatzes: 26 Prozent von ihnen erklärten in einer Befragung, dass sie sich eine neue Arbeitsstelle suchen würden, falls der Arbeitgeber zukünftig wieder ausschließlich Präsenzarbeit verlangt. In den USA sagen dies sogar 40 Prozent der Beschäftigten.
Die Sorge vieler Unternehmer:innen, dass hybrides Arbeiten Motivation und Produktivität senkt, erweist sich dabei als unbegründet. Zahlreiche Untersuchungen bestätigen dies. Das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) kommt beispielsweise zu dem Ergebnis, „dass die Produktivität und Arbeitszufriedenheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer offenbar höher sind, als zuvor von Fachleuten erwartet worden war.“ Und der Schweizer Personaldienstleister Adecco zieht das Fazit: „Ständiges hybrides Arbeiten steigert die Produktivität.“
Wichtig ist allerdings, dass die Beschäftigten auch weiterhin in Präsenz arbeiten können, wann immer sie dies für sinnvoll erachten: Etwa, um sich mit ihren Teams persönlich auszutauschen oder weil im Homeoffice die Technik oder die Ruhe für bestimmte Arbeiten fehlen. Daher kommen Untersuchungen wie die Konstanzer Homeofficestudie zum Ergebnis, dass die meisten Beschäftigten frei gestaltete Mischformen aus etwa gleich vielen Homeoffice- und Präsenztagen bevorzugen.
Gerade Unternehmen in strukturschwachen Regionen auf der Suche nach Fach- und Führungskräften profitieren überproportional von hybrider Arbeit. Erst durch flexible Arbeitsmodelle werden sie auch für hoch qualifizierte Bewerber:innen aus Metropolregionen interessant, die beispielsweise aus familiären oder sonstigen Gründen nicht in die strukturschwachen Regionen umziehen können oder wollen. Diese Beschäftigten pendeln dann tageweise aufs Land und arbeiten die übrigen Tage im Homeoffice. Aber auch Firmen mit Sitz in den Zentren der Metropolen profitieren von hybrider Arbeit. Denn ihre Beschäftigten verbringen immer mehr Zeit unproduktiv auf der Straße: Rund 427.00 Stausstunden zählte der ADAC allein 2023 in Deutschland.
Hinzu kommt: Rund 30 Prozent der Angestellten in Deutschland arbeiten aktuell in Teilzeit; viele davon, weil sie lange Fahrten zur Arbeit nicht mit familiären Verpflichtungen in Einklang bringen können. Hybridangebote könnten es Berufstätigen mit kleinen Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen ermöglichen, wieder in Vollzeit zu arbeiten.
Weil hybride Arbeitsmodelle in Zukunft immer wichtiger werden, unterstützt auch die Bundesregierung mit Förderprogrammen wie „go-digital“ kleine und mittelständische Unternehmen beim digitalen Wandel und der Hybrid-Transformation im Zeichen von New Work.