Telefonnummern mit der Vorwahl 0900 sind in Deutschland auch unter den Begriffen Service-Rufnummern, Premiumdienste oder Rufnummern für Mehrwertdienste bekannt. Der Begriff Mehrwert beschreibt, dass die Telefongesellschaft nicht nur die Dienstleistung des Gesprächsaufbaus abrechnet, sondern dass das angerufene Unternehmen einen zusätzlichen Dienst („Mehrwert“) bietet, beispielsweise eine Beratungsleistung.
Mit diesen Telefonnummern erreichen Sie beispielsweise die Beratungs-Hotlines vieler großer Unternehmen, aber auch andere kostenpflichtige Services, wie etwa Verkehrsmeldungen und Wettervorhersagen.
Betreiber einer solchen 0900-Rufnummer setzen für die Abrechnung Gesprächsgebühren pro Minute fest, die Sie dann direkt von den Anrufer:innen über die Telefonrechnung einziehen. Unternehmensseitig steht hierfür in der Regel ein eigenes Call-Center mit separater Organisation und Call-Center-Software dahinter. Unternehmen können die gesamte Dienstleistung aber auch an einen Spezialanbieter auslagern. Dieser kann wiederum auf die unternehmenseigenen Support-Datenbanken zugreifen oder eigene Spezialist:innen für Kundenanfragen beschäftigen, etwa im Bereich des Kundenservice.
Wie richten Sie eine 0900er-Nummer ein?
Auch Sie können eine solche Service-Rufnummer für Ihr Unternehmen einrichten. Dabei müssen Sie allerdings einige Punkte beachten. Denn um Verbraucher:innen zu schützen, macht der Gesetzgeber mittlerweile genaue Vorgaben für 0900er-Sonderrufnummern:
Transparente Kosten: Sie müssen die jeweiligen Anrufkosten bei jeder einzelnen Erwähnung Ihrer Servicenummer transparent machen, beispielsweise im Internet auf Ihrer Firmenwebsite oder in Ihren Werbemitteln (Paragraph 66a Telekommunikationsgesetz). Üblicherweise nennen Sie hierzu den Anruf- oder Minutenpreis in Klammern hinter der eigentlichen Rufnummer.
Preisansage: Zu Beginn jedes Anrufs müssen Sie diesen Preis in Form einer automatischen Preisansage nennen. Die Ansage selbst muss kostenlos sein. Auch eventuelle Warteschleifen müssen gebührenfrei bleiben.
Preisliche Obergrenze: Ein einzelner Anruf darf insgesamt nicht mehr als 30 Euro kosten.
Höchstdauer des Gesprächs: Spätestens nach einer Stunde müssen Sie die Verbindung automatisch trennen.
Registrierung: Als Anbieter einer 0900er-Rufnummern müssen sich bei der Bundesnetzagentur mit einer ladungsfähigen Anschrift registrieren.
Auch für die Telefongesellschaften gibt es bestimmte Verpflichtungen bei der Kostenabwicklung von 0900er-Rufnummern. So müssen Anrufer:innen ihrer Telefonrechnung später über Einzelverbindungsnachweise entnehmen können, für welche Anrufe jeweils welche Kosten angefallen sind.
Nachfolger der 0190-Nummern
Vorläufer der heutigen 0900er-Nummern waren in Deutschland die Rufnummern mit der Vorwahl 0190. Diese Rufnummern gibt es seit Ende des Jahres 2005 nicht mehr, da es in der Vergangenheit zu Missbrauchsfällen kam. Unseriöse Anbieter und Kriminelle installierten beispielsweise ohne Wissen der Nutzer:innen teure minutenbasierte Interneteinwahlen auf deren Computern und Modems oder rechneten exorbitant hohe Einmalbeträge über die Telefonrechnung ab.
Heutige 0900-Rufnummern sind durch die Neuaufstellung und die oben genannten Mechanismen gegen Missbrauch geschützt und daher allgemein als Mehrwertdienst-Rufnummern akzeptiert. Zugleich ist die Systematik international bekannt, denn auch in anderen Ländern gibt es 0800- und 0900-Rufnummern, beispielsweise in den USA. Daher können Sie eine solche Rufnummer auch für Ihr eigenes Unternehmen problemlos nutzen und dabei von den Vorteilen der unkomplizierten Abrechnung profitieren.