Eine Baustelle, die ohne technische Hilfsmittel auskommt, ist undenkbar. Schon heute ergänzen die digitalen Lösungen traditionelles Werkzeug und Maschinen.
Bauen 4.0: Robotik und autonome Systeme für mehr Sicherheit
Robotik, selbstständig agierende Fahrzeuge und autonome Systeme sorgen auf der Baustelle für optimale Abläufe. Viele Prozesse lassen sich damit schneller und mit größerer Genauigkeit ausführen, als es mit herkömmlichen Methoden möglich ist. Bei sich wiederholenden Tätigkeiten bietet es sich besonders an, auf automatisierte Lösungen im Sinne einer Smart Factory zu setzen. Roboter werden nicht müde und lassen sich in Gefahrenzonen einsetzen. Im Ergebnis führt das beim Bau zu höherer Arbeitssicherheit, geringeren Personalkosten und einem schnelleren Abschluss bestimmter Projektphasen. Der Einsatz solcher robotergestützter Arbeitsanteile hilft auch bei der Bewältigung des allgegenwärtigen Mangels an Arbeitskräften.
Auch Module, die verschiedene Baustellenkomponenten und -bereiche per IoT verbinden, vereinfachen Arbeiten und andere Maßnahmen. Dazu können etwas Sensoren an Bauzäunen gehören, um die Baustelle zu überwachen. Entsprechende Module und Prototypen sind bereits erhältlich. Ganze Häuser oder Hausteile aus dem 3D-Drucker
Wo früher 3D-Drucker vorwiegend für Modelle und zum Erstellen von Prototypen verwendet wurden, kommen inzwischen zunehmend Drucksysteme zur Produktion von Fertigteilen oder kompletten Rohbauten zum Einsatz. Erste Anbieter liefern Einfamilienhäuser aus Beton, die durch riesige 3D-Drucker direkt an der Baustelle entstehen. Eine Druckdüse spritzt dabei schichtweise Betonlinien und zieht so die Wände hoch.
Aktuell halten sich die Herstellungspreise für solche "gedruckten" Rohbauten im Vergleich mit herkömmlichen Verfahren die Waage. Das liegt in erster Linie an den hohen Anschaffungs- beziehungsweise Betriebskosten für die Drucker. Mit zunehmender Verbreitung dürften die Preise dafür sinken, wobei die Materialersparnis durch optimierten und verlustfreien Einsatz von Beton beim 3D-Druck zusätzliche Kostenvorteile verspricht.
Online-Shopping gegen Lieferengpässe
Die Lieferengpässe in der Baubranche führen dazu, dass Baustoffhändler Produkte immer häufiger online anbieten. Der Marktführer Baustoffshop.de verzeichnete 2021 als Gemeinschaftsplattform unterschiedlicher Baustoffhändler zweistellige Zuwachsraten. Zwar bleiben auch diese Plattformen nicht von Lieferengpässen verschont, aber durch den Zusammenschluss mehrerer Lieferanten lassen sich Lieferschwierigkeiten besser ausgleichen.
Digitalisierung am Bau in der Praxis: Herr Schulz und das Unterlagenproblem
Aus heutiger Sicht wirkt unser Beispiel des Herrn Schulz, der in einem traditionellen Bauunternehmen arbeitet, fast schon antiquiert. Es zeigt aber eindrucksvoll, welche Vorteile sich durch den Einsatz digitaler Tools und Prozesse erzielen lassen:
Herr Schulz arbeitet für ein Bauunternehmen. Er möchte zu einem Termin auf die Baustelle zu fahren. Von seinem Schreibtisch nimmt er die notwendigen Unterlagen mit und steigt in den Firmen-Pkw, den er auch privat nutzen darf. Kurz nachdem er losgefahren ist, stellt eine Kollegin fest, dass er einige Unterlagen vergessen hat. Sie ruft Herrn Schulz auf seinem Handy an und informiert ihn darüber. Herr Schulz fährt also zurück, um die Unterlagen zu holen.
Während Herr Schulz zu seinem Schreibtisch eilt, wird er von seiner Kollegin daran erinnert, das Fahrtenbuch abzuschließen und der Buchhaltung zu bringen. Ebenso fehlen noch Angaben zum Erstellen einer Rechnung für ein anderes abgeschlossenes Projekt.
Sichtlich gestresst steigt Herr Schulz wieder in sein Auto. Während der Fahrt versucht der Bauherr, ihn im Büro zu erreichen, um ihm mitzuteilen, dass dieser sich um ein paar Minuten verspätet. Die Sekretärin, die das Gespräch in seiner Abwesenheit angenommen hat, ruft den Mitarbeiter auf seinem Handy an, um ihn darüber in Kenntnis zu setzen.
Die Lösung: Digitale Akten und Unterlagen
Vergessene Unterlagen sind heute kein Problem mehr: Dank digitalisierter Akten in Verbindung mit Dokumenten-Management-Systemen (DMS) bzw. Enterprise-Content-Management-Systemen (EMS) ist der Zugriff auf Daten immer und von überall aus möglich. Zahlreiche Anbieter liefern Lösungen, welche digitalisierte Unterlagen auch über das Smartphone oder das Tablet jederzeit abrufbar machen. Das physische Mitführen von Papieren entfällt dadurch weitgehend.
Gleiches gilt prinzipiell auch für Baupläne oder andere Unterlagen, die vor Ort zum Beispiel über ein Tablett oder einen Laptop aufgerufen werden können. Einige DMS/EMS bieten darüber hinaus Schnittstellen zu Diensten wie Microsoft 365 oder SharePoint, mit denen im Kontext von Kollaborationslösungen weitere Optionen für digitale Prozesse entwickelt werden können.
Durch den Einsatz eines DMS-/EMS-Systems muss Herr Schulz die Unterlagen nicht händisch zusammensuchen oder gar umkehren, wenn er einen Teil von ihnen im Büro vergessen hat. Er hat alles digital abrufbar auf seinem Handy, Tablet oder Laptop dabei.
Weiterer Vorteil: Digitale Zusammenarbeit und Abstimmung
Betriebsinterne Prozesse, die abseits der BIM-Struktur abgebildet werden müssen, lassen sich durch moderne Kollaborationslösungen stark vereinfachen. Planungen, Projekte, Termine, Aufgabenüberwachungen, Informationsaustausch – jederzeit und überall anwendbar. Egal ob mit Laptop, Smartphone oder Tablet: Gemeinsames Teilen oder die zeitgleiche Zusammenarbeit an einem Dokument, egal von wo oder mit welchem Gerät. Mit Blick auf New Work und das verstärkte mobile Arbeiten oder Homeoffice ist dies wichtiger denn je.
Durch kurze Abstimmung in organisierten Gruppen (beispielsweise via Slack oder Teamwire) sowie die Übermittlung des aktuellen Aufenthaltsorts wissen alle Mitarbeitenden sofort über den Status der Kolleg:innen und des Projekts Bescheid. Alle beteiligten Kolleg:innen können außerdem die zentral gespeicherten Dokumente und Informationen gleichzeitig bearbeiten, ohne dass Informationen verloren gehen können. Das aufwendige Verteilen sowie Hin- und Herschicken von relevanten Dokumenten und Informationen entfällt und vereinfacht dadurch die Abstimmung und die tägliche Zusammenarbeit.
Ein routinierter Blick in die betriebsinterne Kollaborationslösung zeigt Herrn Schulz seine persönlichen To-dos.
Digitale Lösungen, die den Alltag erleichtern – das digitale Fahrtenbuch
Abrechnungs- und/oder steuerrechtliche Nebenschauplätze, wie beispielsweise das Fahrtenbuch, lassen sich über sehr einfache, voll digitale Lösungen optimieren. Das bedeutet, niemand muss mehr einen Kugelschreiber in die Hand nehmen oder darauf achten, den Kilometerstand des Fahrzeugs richtig abzulesen. Das Ganze funktioniert automatisiert und Finanzamt-konform über entsprechende Apps, die sich mit dem Fahrzeug verbinden. Die Mitarbeiter:innen erfassen ihre Fahrten mit dieser App und können sie ganz einfach als privat oder dienstlich deklarieren. Gleichzeitig kann die Buchhaltung im Büro die Fahrtenbücher mit nur wenigen Klicks Finanzamt-konform ausgeben lassen.
Herr Schulz braucht nichts weiter zu tun, als die Fahrt bei Fahrtantritt über eine App zu dokumentieren. Nach der Ankunft kennzeichnet er die Fahrt als dienstlich oder privat und schließt den Vorgang digital ab. Kilometerstände, Datum, Uhrzeit und weitere Daten werden automatisch ermittelt. Und über eine Weboberfläche holt sich die Buchhaltung die entsprechenden Infos, fertig aufbereitet für das Finanzamt.
Kollaboration und Telekommunikation zusammenführen
Verschiedene moderne Telekommunikationslösungen werden inzwischen auf einer Plattform zusammengefasst. Die klassische Trennung zwischen Mobilfunk und Festnetz wird dabei aufgehoben. Dabei ist es unerheblich, mit welchem Gerät die Anwender:innen arbeiten möchten: Tischtelefon, Smartphone, Laptop oder Tablet. Funktionen wie zum Beispiel Web- und/oder Video-Conferencing sowie Messaging erweitern die Möglichkeiten. Es ist nicht mehr notwendig, unterschiedliche Anwendungen aufzurufen – alles findet auf einer Plattform statt. Das hat auch den Vorteil, dass potenziell unsichere Apps wie WhatsApp außen vor bleiben können.
Die verschiedenen Anbieter verfolgen meist das gleiche Prinzip: Erreichbarkeit über eine Rufnummer auf einem ausgewählten Gerät. Ergänzt um eine Anwendung, die zusätzliche Funktionen und Statusinformationen der Kollegen:innen liefert. Die Möglichkeiten der intelligenten Anrufsteuerung runden das Ganze ab.
So wird im Arbeitsalltag sichergestellt, dass alle Mitarbeiter:innen trotz unterschiedlicher Einsatzorte gemeinsam arbeiten können – egal ob aus dem Homeoffice, aus der Filiale heraus oder auf Reisen.
Herr Schulz ist ständig über seine Festnetznummer beziehungsweise Durchwahl erreichbar. Egal ob er gerade im Büro ist oder unterwegs. Ein interner Anruf bleibt ein interner Anruf. Sollte er beispielsweise während seines Termins nicht gestört werden wollen, kann er über sein Smartphone eine Umleitung auf eine:n Kolleg:in oder auf eine Mailbox aktivieren.