Ein Mann in oranger Kleidung steht in einer Industriehalle vor einem Produktionsroboter. Er trägt eine Smartbrille und tippt etwas auf ein virtuelles Display, das die auf der Brille dargestellte Augmented-Reality-Grafik symbolisiert.
Digitalisierung

Augmented Reality: Beispiele für Industrieanwendungen

Im produzierenden Gewerbe, auf der Baustelle, in Operationssälen und bei Messepräsentationen: Die Augmented Reality (AR) sorgt als „erweiterte Realität“ in immer mehr Branchen für neue Perspektiven auf Produkte und Dienstleistungen. Die Technologie kombiniert die physisch greifbare Welt mit virtuellen Inhalten.

AR sorgt in der Produktion, dem Marketing, der Projektplanung und der Kundenkommunikation für frische Impulse. Darüberhinaus dient sie auch als Basis für neue Geschäftsmodelle und bessere Serviceangebote.

AR kann prinzipiell alle menschlichen Sinne ansprechen, beschränkt sich bislang aber vor allem auf visuelle Darstellungen. Dazu kommen meist AR-fähige Brillen oder Apps für Smartphones und Tablets zum Einsatz.

In einigen Branchen wie dem Automobilbau, dem Marketing und der Bauplanung sind Augmented-Reality-Anwendungen längst etabliert. In anderen Bereichen arbeiten Entwickler:innen derzeit an Lösungen, die in Zukunft viele Bereiche revolutionieren könnten. Dazu gehören etwa das Reinigungswesen und der Kundenservice.

Welche Einsatzgebiete es konkret für Augmented Reality in der Industrie und darüber hinaus gibt, erfahren Sie in diesem Artikel.

Inhaltsverzeichnis

Augmented Reality in der Produktion

Die industrielle Produktion arbeitet schon seit mehreren Jahren mithilfe von AR-Anwendungen an der Entwicklung von neuen Produkten, etwa im Maschinen- und Automobilbau. Zum Einsatz kommen sie einerseits bei der Konzeption und Simulation von Neuentwicklungen und deren Fertigungsanlagen.
Andererseits sind AR-Anwendungen aber auch konkret am Produkt: Mixed-Reality-Umgebungen, leistungsfähige Smartbrillen und Head-up-Displays (HUD) können beispielsweise Monteur:innen helfen – etwa bei der Installation von Bauteilen, der Qualitätskontrolle und Wartung sowie bei Schulungen.
Als Alternative kommt neben den smarten Brillen auch die sogenannte „Magic Lense“-Software zum Einsatz: Dabei überträgt eine Kamera das Bild eines realen Gegenstands auf einen Monitor, wo ihn das spezialisierte Programm mit digitalen Elementen erweitert.
Auch der Einsatz von Projektoren und Tablets mit AR-Software verbindet „echte“ physische Gegenstände mit virtuellen Zusatzelementen. Diese Lösungen sind in vielen Anwendungsbereichen häufig flexibler und kostengünstiger als der Einsatz von Smartbrillen bei sämtlichen Mitarbeiter:innen in der Produktion. Beispiele dafür sind die Wartung von Maschinen und der Kundenservice.

Augmented Reality auf der Baustelle: Vom Konzept zur Konstruktion

Augmented Reality gehört bei der architektonischen Planung und Baukontrolle in vielen Firmen ebenfalls bereits zur Standardtechnologie. Architekt:innen stellen schon länger Modelle auch in der Mixed-Reality dar, um ihre Arbeit zu überprüfen und zu optimieren. Vor Ort können sie zudem mittels AR-fähiger Geräte die Modelle überprüfen, bevor auf der Baustelle der erste Spatenstich getan ist.
Auch die Bauprozesse an sich lassen sich mit AR optimieren: So können entsprechende Programme dreidimensionale Pläne in Echtzeit über Aufnahmen des Bauobjekts projizieren, um auf dem Display verschiedene Planungsdaten miteinander zu kombinieren. Die Visualisierung kann Architekt:innen, Bauleiter:innen und den ausführenden Personen vor Ort aufzeigen, wie das Ergebnis aussehen soll.
Im Gegensatz zu klassischen Bauplänen kann dies für ein intelligenteres und vorausschauendes Arbeiten sorgen, da die AR für alle Beteiligten ein besseres Verständnis für die räumlichen Beziehungen eines Bauwerks ermöglicht. Dadurch kommt es im Idealfall zu weniger Fehlern und anderen Interferenzen und somit zu Zeit- und Kosteneinsparungen.
Die verarbeiteten Daten können auch nach der Fertigstellung relevant sein: Beispielsweise könnten entsprechende Apps nach Bauabschluss Wartungstermine und technische Daten einblenden und so das Gebäudemanagement vereinfachen.
Ein Mann mit AR/VR-Brille arbeitet an dem Gittermodell eines Gebäudes

AR & VR in der Praxis: Jetzt erfolgreich durchstarten

Dank 5G, IoT und künstlicher Intelligenz erobern Augmented & Virtual Reality mehr und mehr Anwendungsfelder – von Fernwartung über virtuelle Planung bis hin zum Job Training.

  • Effizienz steigern
  • Qualitätsmanagement verbessern
  • Prototypen einfacher analysieren

Wartung und Instandhaltung via AR

Eine wichtige Rolle wird Augmented Reality in Zukunft bei der Wartung und dem Kundenservice spielen.
Mithilfe von AR-Tutorials oder zugeschalteten Expert:innen können beispielsweise Techniker:innen Wartungs- und Reparaturaufgaben an Maschinen oder Produkten schneller und zielgerichteter durchführen. Dies kann sowohl unternehmensintern als auch vor Ort bei Kunden geschehen, etwa bei der Wartung von Maschinen in der Industrieproduktion.
Auch Privatkund:innen profitieren von der Wartung und Reparatur durch schnellen und effektiven Einsatz von AR: In Zeiten ausgelasteter Handwerksbetriebe und Monteur:innen können dadurch teure und zeitaufwendige Vor-Ort-Besuche entfallen. Stattdessen erhalten Kund:innen mittels AR-Tutorials angeleitete Hilfe bei der Selbstreparatur. Auch AR-fähige Betriebs- und Gebrauchsanleitung auf den Webseiten von Herstellern können in diesem Zusammenhang einen wertvollen Beitrag zum Kundenservice leisten.

Augmented Reality als Marketing- und Werbetool

Auch im Marketing spielt Augmented Reality eine große Rolle. Das Potenzial, das sich Unternehmen bietet, ist riesig: Die meisten Menschen besitzen ein Smartphone, und damit ein potenziell AR-fähiges Gerät, um entsprechende Apps und Browser-Anwendungen zu nutzen.
Die Anwendungsmöglichketen können dabei sehr unterschiedlich sein. Beispiele sind folgende Marketingmaßnahmen auf AR-Basis:
  • AR-Ads: Werbung mit Zusatzinformationen in mobilen Anwendungen, wie etwa AR-Navigations-Apps. Dieses „AR to go“-Prinzip gleicht dem Spiel Pokémon Go, in dem virtuelle Zusatzinhalte in das Kamerabild von Smartphones und Tablets eingefügt werden. „Living Print“ hingegen erweckt Druckerzeugnisse „zum Leben“, indem Anzeigen, Kataloge und Broschüren mit zusätzlichen digitalen Inhalten aufwarten.
  • „Living Product“: AR-Elemente zeigen Kund:innen das Aussehen oder den Nutzen eines Produkts vor Ort, etwa die virtuelle Darstellung eines neuen Sofas im eigenen Wohnzimmer.
  • Smarte Schaufenster: Transparente OLED-Displays sorgen in Schaufenstern für Zusatzinformationen. Sogenannte „Attention Displays“ können mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen und bei Bedarf virtuelle Zusatzinformationen zu angebotenen Produkten liefern
  • AR-Filter: Vor allem im eCommerce können Anbieter ihren Kund:innen mithilfe von AR ermöglichen, Produkte virtuell auszuprobieren, wie zum Beispiel Kosmetikprodukte und Bekleidung. Diese Filter sind auch unter dem Begriff „Virtual Fitting“ bekannt und können Kaufentscheidungen auf Webseiten, in Shops sowie in sozialen Netzwerken beeinflussen.
Produktfunktionen lassen sich leichter verständlich machen – zum Beispiel durch die sogenannte „Living Presentation“. Dabei handelt es sich etwa um digitale Zusatzinformationen und dreidimensionale Darstellungen bei der Livekommunikation auf Messen. Auch virtuelle Showrooms können Sie auf diese Weise betreiben.
Ein Beispiel: Der Holzwerkstoffproduzent Pfleiderer etwa setzt seit einigen Jahren auf der Fachmesse BAU auf eine Augmented-Reality-App, die auf dem Tablet ein virtuelles Haus abbildet. An diesem konnten Besucher:innen die vielfältige Produktpalette samt Farb- und Dekorvarianten „ausprobieren“, um sich einen besseren Eindruck zu den einzelnen Holzwerkstoffen und deren Eigenschaften zu verschaffen.

Augmented Reality im Handel

Der Einsatz von AR im Handel steht eng mit den oben genannten Einsatzmöglichkeiten hinsichtlich des Marketings in Zusammenhang. Wichtige Werkzeuge vor allem im Online-Handel sind dabei Living Products und Virtual Fitting: Sie bieten nicht nur personalisierte Dienste, sondern erhöhen durch die Praktikabilität und die positive Erfahrung der Kund:innen die Bekanntheit von Händlern.
Auch in den Verkaufspunkten selbst können Unternehmen AR einbinden. So kann beispielsweise der sogenannte „Magic Mirror“ am Verkaufspunkt eine Vorschau auf das fertiggestellte Produkt oder dessen Anwendung liefern. Verschiedene Bekleidungshändler und Spielwarenhersteller arbeiten bereits mit dieser Form der AR-Terminals in ihren Markengeschäften.
Auf Messen oder bei individuellen Präsentationen hingegen kommen AR-Techniken wie die „Product Preview“ und „Living Presentation“ zum Einsatz. Damit können Hersteller und Händler auch große und komplexe Produkte live und anschaulich präsentieren, wie Maschinen und deren Funktionsweise. Die Augmented Reality erlaubt hierbei die Darstellung auf unterschiedlichen Ebenen, um auch das Innenleben komplexer Produkte virtuell abzubilden.

Präsentationen mithilfe von AR

Auch in der Büroarbeit lässt sich Augmented Reality bereits heute einbinden, etwa bei Präsentationen mit Microsoft PowerPoint. Dort lassen sich zum Beispiel 3D-Objekte per QR-Code integrieren, mit dem die Zuhörer:innen das Element mittels ihrer Mobilgeräte darstellen können. Alternativ können die Vortragenden bei kleineren Besprechungen das Element auch auf ihrem Tablet anzeigen, um ein Produkt aus allen Perspektiven zu betrachten.
Gerade bei Präsentationen zu Vertriebszwecken kann die AR somit einen Beitrag zum besseren Verständnis von Produkten oder Dienstleistungen erzeugen. Potenzielle Kund:innen fühlen sich besser informiert und identifizieren sich im Idealfall stärker mit dem angebotenen Produkt. AR-Techniken aus Marketing und Handel können die Präsentation ergänzen, etwa Living Products und Virtual Fitting.
Forscherin im Labor an einem Roboterarm

Support mit Augmented-Reality-Unterstützung

Der AR Assistant bietet ortsunabhängige, fachliche Unterstützung für Support-Anbieter und Anwendungen in der Fernwartung. Erweitern Sie klassische Video-Telefonie um visuelle und interaktive Anleitungselemente – für weltweiten Support, ohne vor Ort sein zu müssen.

  • Markierung von Bauteilen im Video
  • Chat via Text und Voice möglich
  • Einfaches Übersenden von Dokumenten

Augmented Reality in der Medizin – Röntgenblick in Zahnarztpraxis und Chirurgie

Statt imaginärer Pläne rückt Augmented Reality in der Medizin Fakten in den Fokus. Während Ärzt:innen bislang bei Eingriffen zwischen Monitorbildern und ihren Patient:innen hin- und herblicken mussten, sollen Smart Glasses der nächsten Generation die Normalsicht des menschlichen Körpers mit Computerinformationen überlagern.
Diese AR-Lösung soll vor allem die Hand-Augen-Koordination vereinfachen, wenn es auf millimetergenaue Arbeit ankommt. Unter anderem die Forscher:innen am Lehrstuhl für Informatik der Technischen Universität München untersuchen hier optimale Einsatzmöglichkeiten. Die Technologie soll beispielsweise ein präziseres Arbeiten bei minimalinvasiven Eingriffen im OP ermöglichen.
Ein computergestütztes Visualisierungs- und Navigationssystem projiziert ebenfalls Röntgen- oder CT-Aufnahmen auf das Livebild der Patient:innen. So entsteht der Eindruck, dass Chirurg:innen direkt durch die Haut in verschiedene Schichten des Körpers blicken können.
Smart Glasses spielen auch bei der Einbindung in die smarte Infrastruktur von Krankenhäusern eine große Rolle – im Rahmen zukunftsweisender eHealth-Infrastrukturen. Dort bieten sie nicht nur Mixed-Reality-Anwendungen, sondern kommunizieren mit anderen Geräten des Internet of Things (IoT) in entsprechend vernetzten Arztpraxen und Kliniken.
Frau mit weißem Kittel und smarter Brille schaut auf projiziertes Röntgenbild eines menschlichen Körpers
AR-fähige Smartbrillen können Ärzt:innen unter anderem die Analyse von Röntgenbildern erleichtern.

AR-Check beim Reinigungsservice

Auch weitere Branchen könnten in Zukunft Veränderungen auf der Basis von Augmented Reality erleben. So kann AR beispielsweise bei der professionellen Gebäudereinigung künftig neue Qualitätsstandards setzen. Die Datenbrille des deutschen Start-ups AR-Check zeigt etwa durch farbliche Überlagerungen an, welche Bereiche verschmutzt sind. Die smarte Brille kommuniziert dabei mit Reinigungsgeräten, die durch Sensoren unter anderem Hinweise zum optimalen Anpressdruck geben.
Auf diese Weise können sich Reinigungsergebnisse optimieren und die Personaleinarbeitung vereinfachen lassen. Zudem erfolgt die Dokumentation von  Dienstleistungen in Echtzeit, was der Reinigungsfirma sowie Auftraggebern wie Hotels, Krankenhäusern und öffentlichen Einrichtungen bei der Buchhaltung entgegenkommt.
2024 sollen die Brillen von AR-Check nach Aussagen des Unternehmens für den wirkungsvollen Einsatz in der Gebäudereinigung marktreif sein. Geplant ist auch eine Consumer-Version für den Einsatz zuhause.

Beispiele für AR in Unternehmen: Das Wichtigste in Kürze

  • Anwendungen der Augmented Reality spielen bereits heute in vielen Bereichen eine wichtige Rolle, etwa in der Produktion und im Bauwesen. Weitere Branchen ziehen nach.
  • Auch bei der Produktwartung und dem Kundenservice wird AR künftig immer wichtiger: Sie ermöglicht zum Beispiel Fernwartungen und Vor-Ort-Hilfestellungen für Service-Mitarbeiter:innen sowie virtuelle Tutorials der Hersteller als Hilfestellung für Endkund:innen.
  • Im Marketing und im Handel bietet sich für AR ein großes Potenzial. Werbeanzeigen mit integrierten AR-Elementen, „Living Products“ und smarte Schaufenster wenden sich direkt an Endkund:innen. Sogenannte „Living Presentations“ helfen hingegen bei Verkaufsgesprächen und Produktpräsentationen.
  • Auch in der Büroarbeit kann AR bei Präsentationen und Vorträgen zum Einsatz kommen, um Konzepte und Inhalte zu visualisieren und somit verständlicher zu vermitteln.
  • In der Medizin ermöglicht AR unter anderem die Verbindung mit digitalen Patentenakten sowie Hilfestellungen für präzise und minimalinvasive Operationen.
  • Weitere Möglichkeiten für AR bieten sich zukünftig in ganz unterschiedlichen Bereichen, so etwa im Reinigungs- und Gebäudeservice. Start-up-Firmen arbeiten hier an leistungsfähigen AR-Anwendungen zur Optimierung von entsprechenden Dienstleistungen.
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