Wer autark lernt, hat einen riesigen Vorteil: Es gibt keine festen Zeiten, zu denen Vorlesungen, Übungskurse oder ähnliches stattfinden. Dem gegenüber steht allerdings das Problem, dass der Mensch dazu neigt, das Lernen hintenan zu stellen, sobald irgendetwas anderes gerade wichtiger – oder interessanter – als der aktuelle Lernstoff erscheint. Insofern ist es durchaus empfehlenswert, auch das Selbststudium klar zu strukturieren: Wann lerne ich? Wann lerne ich nicht? Was will ich in welcher Zeit schaffen? All diese Fragen sollten Sie möglichst vorab beantworten, einen Plan aufstellen und sich dann auch daran halten.
Tipp #1: „Verschulen” Sie Ihr Selbststudium weitgehend
Im Selbststudium gibt es meist keine Stundenpläne, keine Pausenzeiten, keine Lehrpläne. Niemand kontrolliert, ob Sie etwas bestimmtes getan haben oder irgendwo anwesend waren. Umso wichtiger ist es, sich selbst zu dieser Struktur zu zwingen. Das heißt konkret: Reservieren Sie möglichst bestimmte Zeiten für Ihre Lernaktivitäten. Stellen Sie sich einen Stundenplan auf, ganz wie in der Schule und reservieren Sie regelmäßige Zeiten für das Lernen – sonst laufen Sie Gefahr, am Ende alles andere wichtiger zu finden und am Selbststudium die Lust zu verlieren. Natürlich muss Ihr Stundenplan nicht von acht bis 14 Uhr ausgefüllt werden – das ist ja das Schöne am Selbststudium. Sie können also auch zu unkonventionellen Zeiten die Lehrbücher aufschlagen: Aber dann möglichst konsequent.
Zur Orientierung können Sie sich fertige Lehrpläne aus Schulen oder Universitäten besorgen – diese geben Ihnen einen Anhaltspunkt, was das tägliche Pensum des Präsenzstudiums angeht.
Tipp #2: Setzen Sie sich feste Lernziele
Haben Sie Ihre Lernunterlagen schon beisammen? Meist empfiehlt es sich, anhand von Büchern zu lernen, die Ihnen bestimmtes Fachwissen sozusagen wie ein Standardwerk vermitteln. Bis wann wollen Sie das Lehrbuch oder das Skript zum Videoseminar durchgearbeitet haben? Wie viele Kapitel müssen Sie dazu täglich oder wöchentlich schaffen? Schreiben Sie dies auf und bleiben Sie realistisch: Wenn Sie jede Woche nur eine Stunde Zeit für den Lernstoff haben, werden Sie deutlich länger brauchen, als wenn Sie sich täglich mit den Inhalten auseinandersetzen. Sofern es zu dem Buch auch Übungsangebote gibt: Nutzen Sie diese ebenfalls.
Tipp #3: Vernetzen Sie sich mit Gleichgesinnten
In Zeiten von Zoom, Google Meet und anderen Videokonferenz-Tools gibt es kaum noch einen Grund, sich nicht mit Kommilitonen oder zumindest Gleichgesinnten regelmäßig auszutauschen. Vorteil Fernstudium: Hier bekommen Sie den Kontakt zu anderen Studierenden derselben Fachrichtung sozusagen „frei Haus” geliefert. Ansonsten helfen Ihnen einschlägige Foren bei der Suche nach Menschen, die ähnliche Interessen haben wie Sie. Die Vernetzung mit Studierenden derselben Fachrichtung bietet noch einen weiteren Vorteil: Geht es später darum, ein berufliches Netzwerk aufzubauen, haben Sie direkt die entsprechenden Kontakte parat. Tipp #4: Sorgen Sie für Erholungsphasen
Auch ein Selbststudium ist Arbeit. Lernen stresst vor allem den Geist – langes Herumsitzen belastet aber auch den Körper, wenn Sie nicht anderweitig sportlich aktiv sind oder körperlich arbeiten. Betrachten Sie ein konsequentes Selbst- oder Fernstudium ähnlich wie ein Arbeitsverhältnis. Sorgen Sie also dafür, dass Sie auch mal wegfahren und reservieren Sie durchaus drei bis vier Wochen im Jahr für „echten” Erholungsurlaub. Danach sind Sie deutlich aufnahmebereiter, als wenn Sie „in einer Tour” durchgehend nur lernen. Außerdem verfestigt sich erworbenes Wissen erst in Ruhephasen so richtig.
Das gilt auch für den regelmäßigen, ungestörten Schlaf: Studien haben gezeigt, dass Wissen vor allem nachts „abgespeichert” wird. Verzichten Sie also auf Laptop und Smartphone am Bett: Lauschen Sie vor dem Schlafengehen lieber noch einem fachbezogenen Hörbuch oder lesen Sie ein entsprechendes Buch. Das kann hilfreicher sein, als dies morgens zwischen Kaffee und Aus-dem-Haus-gehen zu tun. Tipp #5: Welcher Lerntyp sind Sie?
Jeder Lerntyp ist anders: Es gibt auditive, visuelle, motorische und kommunikative Lerntypen, sowie Mischformen davon. Der auditive Lerntyp wird dann besser vorankommen, wenn er sich Artikel vorlesen lässt. Der visuelle Lerntyp profitiert stark von Schaubildern, Grafiken und Videomaterial. Der motorische Lerntyp begreift Inhalte am besten, wenn er sie anfassen und damit „arbeiten” kann. Und der kommunikative Lerntyp ist insbesondere auf den Austausch mit Gleichgesinnten angewiesen.
Welcher Lerntyp Sie sind, sollten Sie herausfinden, bevor Sie das Selbststudium beginnen – und Ihre Lernweise sowie den Lernstoff daran anpassen. Nicht immer liegt das Wissen, das Sie sich aneignen wollen, in geeigneter Form vor. Falls es unterschiedliche Anbieter gibt, sollten Sie Ihre Auswahl so treffen, dass die Lernmaterialien möglichst Ihrem Lerntyp entsprechen.
Tipp #6: Strukturieren Sie den Lernstoff
Kaum etwas ist anstrengender, als stundenlang nach bestimmten Formeln, Erläuterungen oder Musterlösungen für Probleme zu suchen. Investieren Sie daher nicht zu wenig Zeit in die Strukturierung des vorliegenden Lernstoffs. So können Sie schnell und unkompliziert Dinge nachschlagen, die Sie ad hoc für die Lösung eines anderen Problems brauchen und verlieren weder Zeit noch die Konzentration auf das eigentliche Problem.