Die Quantenmechanik verleiht Quantencomputern ganz besondere Fähigkeiten: Im Unterschied zu herkömmlichen elektronischen Recheneinheiten arbeiten sie ihre Aufgaben nicht mehr linear ab. Sie können dank Superposition und Verschränkung unzählige Lösungswege für ein Problem zur selben Zeit vergleichen und sofort den besten Weg unter Billionen von Möglichkeiten herausfinden.
Bei einfachen Aufgaben ist dieser Zeitvorteil gegenüber bisherigen Computern noch vernachlässigbar. Doch wie bei einem Schachspiel vervielfacht sich die Anzahl der Möglichkeiten mit jedem zusätzlichen Zug und jeder weiteren Variable, die zu betrachten ist. Auf herkömmlichen Computern steigt hierdurch die benötigte Rechenzeit exponentiell an. Bei Quantencomputern hingegen wird für jede weitere Variable lediglich ein zusätzliches Qubit benötigt, das zeitgleich mit allen anderen Qubits ausgelesen wird.
Eine typische Quantenanwendung ist es beispielsweise, alle Parameter eines technischen Prozesses als Qubits darzustellen. Die quantenmechanische Recheneinheit findet dann einen optimalen Ablauf für diesen Prozess und ermittelt für jeden Parameter den Wert, der am Ende zum besten Ergebnis führt. So lassen sich Ressourcen sparen und technische Prozesse nachhaltiger gestalten. Chemiker:innen und Materialforscher:innen wollen mittels Quantentechnologie ganz neue Werkstoffe mit bisher unbekannten Materialeigenschaften entdecken.
Auch Mathematik und Informatik könnten von der Quantenrechnung profitieren: Sicher ist beispielsweise, dass der Grover-Algorithmus zum Sortieren von Datenbanken gegenüber klassischen Computern nur einen Bruchteil der Zeit benötigt, um riesige Datenbestände in eine gewünschte Ordnung zu bringen.
Alle diese Anwendungen müssen speziell für Quantencomputer und ihre besonderen Fähigkeiten der Superposition und Verschränkung programmiert werden. Klassische Algorithmen und Programmiersprachen könnten zwar grundsätzlich auf Quantenprozessoren ausgeführt oder für diese angepasst werden. Doch dafür wären Zwischenschritte nötig; und damit gingen die großen Geschwindigkeitsvorteile der Quantenmechanik verloren. Quantencomputer benötigen deshalb eigene Sprachen und Programmier-Paradigmen, um schnell zu sein. Mit Qiskit gibt es bereits ein erstes, offenes Entwicklerkit für Quantenprozessoren von IBM.
Heutige Quantencomputer sind meist noch Prototypen. Sie verfügen in ihren Rechenwerken nur über wenige Qubits. Das limitiert die Anzahl der Variablen, die sie verarbeiten können. Gleichungen mit 20 oder 30 Variablen sind auch mit klassischen Computern noch in akzeptabler Zeit zu kalkulieren. Doch wenn die ersten Quantencomputer 100 oder mehr frei programmierbare Qubits zusammenschalten können, sind sie bei bestimmten Rechenaufgaben uneinholbar schnell.
Quantencomputer sollen einmal mathematische Berechnungen in wenigen Sekunden ausführen, für die ein aktueller Supercomputer viele tausend Jahre benötigen würde. Diese Eigenschaft wird als Quantenüberlegenheit bezeichnet.
Google nimmt für seinen Quanten-Prozessor Sycamore in Anspruch, diese Überlegenheit bereits bei bestimmten mathematischen Aufgaben erreicht zu haben. Ob dies tatsächlich der Fall ist, ist unter Expert:innen umstritten.