Ein Projektmeeting in agilen Strukturen
Digitalisierung

Agiles Management: Pro und Kontra der Führungsstrategie

Ist Ihr Unternehmen schon agil aufgestellt? Mit agilen Managementstrategien gelangen Sie, so die Theorie, durch fortlaufende Verbesserung und Anpassung der Projektziele zu besseren Ergebnissen. Doch hält die Strategie, was sie verspricht?

Agiles Management ist mehr als nur ein aktuelles Schlagwort zum Thema Führungsstrategien: Unternehmen, die Projekte flexibel angehen, besitzen in dynamischen Märkten einen wichtigen Wettbewerbsvorteil. Doch nicht jeder Trend lohnt einen kompletten Paradigmenwechsel und agile Strategien eignen sich nicht für jedes Geschäftsfeld. Wir zeigen Ihnen, was hinter dem Managementansatz steckt, was seine Vorteile sind und wo die Grenzen liegen.

Inhaltsverzeichnis

Agiles Management: Das steckt dahinter

Agiles Management taucht in letzter Zeit immer häufiger als Schlagwort für moderne Unternehmensführung auf. Doch was steckt eigentlich dahinter? Agilität bedeutet soviel wie „Beweglichkeit”. Im Zusammenhang mit Managementprozessen ist damit ein erhöhtes Maß an Flexibilität gemeint. Im Bereich der Unternehmensführung werden agile Managementmethoden eingesetzt, um mögliche Marktveränderungen und Kundenwünsche schneller als bisher zu erkennen und darauf reagieren zu können. Es handelt sich somit um eine unternehmerische Strategie, die vorausschauendes Handeln und Flexibilität vor festgelegte Fünf-Jahres-Pläne stellt.
Angefangen bei starren Befehlsketten und Patriarchalismus in den Anfängen der Industrialisierung über den Taylorismus, der den einzelnen Angestellten mit einem spezialisierten, ersetzbaren Werkzeug gleichstellt, hin zu moderneren Managementauffassungen, die sich in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts entwickelt haben – alle diese Ansätze haben etwas grundlegendes gemeinsam: Lösungsstrategien in konventionellen Führungsstrukturen sind in der Regel geradlinig und folgen unumwunden festgelegten Zielen.
An die Stelle strukturierter Ablaufpläne tritt in agilen Führungsstrategien eine kontinuierliche Überprüfung, ob das Unternehmen oder die Abteilung noch auf dem richtigen Weg ist. Wesentliches Instrument des agilen Managements ist die Unterteilung in und Bearbeitung von Teilzielen bis zur Erreichung eines angestrebten Gesamtziels. Ähnlich wie bei agiler Softwareentwicklung werden nicht nur die Teilziele regelmäßig überprüft, sondern auch das Gesamtziel wird immer wieder hinterfragt. Im Umkehrschluss bedeutet dies auch, dass längerfristige Ziele eher als Visionen anstelle von Planwerten ausgegeben werden.
In der Praxis fordert agiles Management von den beteiligten Führungskräften ein hohes Maß an Disziplin und Beteiligung am operativen Geschäft. Das Anforderungsprofil in einer agilen Umgebung beinhaltet auch für die Mitarbeiter ohne Führungsverantwortung die Fähigkeit zum selbständigen Denken und Handeln. Auf Dauer profitiert das Unternehmen von besseren Ergebnissen, wenn das gesamte Wissen der beteiligten Personen in Projekte einfließen kann. In konventionellen Strukturen beschränken sich die Ressourcen oft auf Wissen und Erfahrungsschatz der Projektverantwortlichen und Vorgesetzten, während das Potenzial von Mitarbeitern ohne Projekt- und Führungsverantwortung ungenutzt bleibt. 

Die wesentlichen Maximen agiler Führung

Da bei agilen Managementmethoden nicht von Anfang an klar festgelegt wird, wie das endgültige Ziel eines Projekts oder die Ausgestaltung einer Vision aussehen sollen, sind seitens der ausführenden Mitarbeiter besonders viel Eigeninitiative, Selbständigkeit und der Blick über den viel diskutierten Tellerrand gefragt. Die Projektfortschritte werden dabei allen Beteiligten transparent gemacht und es erfolgt möglichst keine länger andauernde Arbeit „im stillen Kämmerlein”.
Die wichtigsten Maximen agilen Managements sind:
  • Viel Kommunikation: Damit agile Führungsstrategien funktionieren können, sind regelmäßige Meetings zur Prüfung von Zwischenständen gefragt. So entsteht maximale Transparenz über den Projektfortschritt. Veränderte Anforderungen oder Schwierigkeiten werden auf diese Weise rechtzeitig festgestellt und für alle transparent gemacht.
  • Zwischenergebnisse häufig betrachten: Gerade längerfristige Projekte müssen in einzelne Teilziele zerlegt werden, von denen aber vor allem der nächste Schritt besonders wichtig ist. Die Erreichung dieser Teilziele wird laufend überprüft und daraufhin entschieden, wie das nächste Ziel konkret aussehen sollte und ob Veränderungen notwendig sind.
  • Flache Hierarchien: Bei agilen Führungsstrategien sind kurze Entscheidungswege besonders wichtig. Nur so können kurzfristige Veränderungen am Markt oder neue Kundenwünsche zeitnah berücksichtigt werden.
  • Kritik und Fehler als Chance begreifen: Schwierigkeiten bei der Projektausführung oder falsche Ansätze sollen offen diskutiert werden, damit Verbesserungen rechtzeitig möglich sind. Auch Vorgesetzte dürfen und sollen kritisiert werden, sofern dies begründet werden kann.
  • Mehr Vertrauen in die Kompetenz der Mitarbeiter: Wo auf starre Vorgaben verzichtet wird, entsteht mehr Freiraum. Mitarbeiter werden nicht länger nur als ausführende Kräfte gesehen, sondern bringen ihre gesamte Erfahrung und ganz eigene Sichtweisen in das Projekt ein.
Grafik zum inkrementellen Vorgehen bei agiler Softwareentwicklung: Darstellung mehrerer Loopings mit den Arbeitsschritten Anforderungem Design, Entwicklung, Test, Implementierung, Review
Bei der agilen Softwareentwicklung ersetzt eine kontinuierliche Überprüfung des Fortschritts die sonst üblichen strukturierten Ablaufpläne.

Die Vorteile einer agilen Managementstrategie

Wesentlicher Vorteil agilen Managements ist sicherlich die Möglichkeit, flexibel auf veränderte Markt- und Kundenanforderungen in Projekten zu reagieren. Doch es gibt noch weitere Aspekte, von denen agile Unternehmen profitieren können:
  • Mehr Input: Dadurch, dass regelmäßige Meetings stattfinden und jeder den eigenen Standpunkt darlegen kann und soll, erhalten Sie von Ihren Mitarbeitern wesentlich mehr Input zu bestehenden Arbeitsabläufen. Das kann helfen, festgefahrene Strukturen aufzudecken und zu optimieren.
  • Besserer Output: Die stärkere Beteiligung der Mitarbeiter am Zielfindungsprozess führt in vielen Fällen zu besseren Ergebnissen.
  • Mehr Motivation: Die verbesserte Zusammenarbeit mit dem Management ermöglicht eine höhere Mitarbeitermotivation aufgrund flacherer Hierarchien und mehr Eigenverantwortung des Einzelnen.
  • Effizienteres Arbeiten: Notwendige Veränderungen an der Arbeitsweise sind besser vorhersehbar, da ein regelmäßiger Austausch über den Projektfortschritt stattfindet.
  • Verbesserter Teamspirit: Dadurch, dass mehr Austausch stattfindet, entsteht häufig auch abteilungsübergreifende Kommunikation und ein verstärktes „Wir”-Gefühl.
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Die Schwächen agiler Managementmethoden

Agile Ansätze haben zweifellos Vorteile, eignen sich aber nicht für jedes Umfeld und jede Situation. Nicht nur das notwendige Umdenken in den Führungsetagen fällt häufig schwer. Es gibt darüber hinaus noch mehr Dinge, die die hehren Ziele agiler Führung in der Praxis schwer umsetzbar machen:
  • Fehlende Konsequenz: Im agilen Management reicht es nicht, eine E-Mail an Kollegen zu verfassen, um darüber zu informieren, dass das Unternehmen jetzt agil sei. Die entsprechende Strategie und Kultur muss vollumfänglich und abteilungsübergreifend vorgestellt und gelebt werden.
  • Schwer fassbar: Auch bei herkömmlichen Strategien gibt es Meetings über Projektfortschritte und Anpassungen bei Veränderungen. Was Agilität also konkret bedeutet und welche Anpassungen in der Unternehmensrealität notwendig sind, muss mit der Einführung zunächst erarbeitet werden.
  • Kritikfähigkeit: Agilität bedeutet, Kritik anbringen und auch hinnehmen und sich laufend anpassen zu müssen. Nicht jedes Team ist bereit, stets sachorientiert zu diskutieren und respektvoll mit Kritik umzugehen.
  • Angst vor Kontrollverlust: Mehr Verantwortung bei jedem Einzelnen bedeutet für die Führungsetage, mehr Verantwortung abzugeben und zu delegieren. Das Loslassen fällt vielen erfahrenen Managern nicht leicht.
  • Fluktuationsrisiko: Wenn Sie Ihre Mitarbeiter zu eigenverantwortlichem Handeln ermuntern, kann dies auch dazu führen, dass diese ihre eigenen Stärken besser kennenlernen und sich schneller als sonst üblich beruflich umorientieren.
  • Erhöhter Zeitaufwand: Die vielen Iterationsschleifen bei agilen Strategien und häufige Meetings verursachen mehr Zeitaufwand und somit höhere Kosten. Möglicherweise ist dieser Zusatzaufwand nicht bei allen Projekten und Vorhaben gerechtfertigt.
Das Foto zeigt einen Mann und einen Hund, die ein Notebook betrachten

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Fazit und Ausblick

Bei richtiger Anwendung stellen agile Managementmethoden einen idealen Ansatz für motivierendes Arbeiten und optimale Projektergebnisse dar. Unternehmen, die es verstehen, jedem einzelnen Beteiligten die Wichtigkeit der gemeinsamen Mission zu vermitteln, profitieren von jeder Menge Input zu Projektabläufen, Verbesserungspotenzial und möglichen Effizienzgewinnen. Allerdings ist hierzu je nach bisheriger Unternehmenskultur ein mehr oder weniger starkes Umdenken gefordert. Gerade in der Anfangsphase eines solchen Paradigmenwechsels kann es leicht zu Missverständnissen, Verzögerungen im Projektablauf und Kommunikationspannen kommen.
Agiles Management ist somit vielleicht nicht in jedem Unternehmen sinnvoll anwendbar und braucht gerade am Anfang viel Zeit und Geduld – an der positiven und durchweg kunden- und mitarbeiterorientierten Grundidee ändert dies jedoch nichts.
  • In vielen Unternehmen werden Top-down-Führungsstrategien zunehmend durch Beteiligungsansätze wie agiles Management ersetzt.
  • Im Gegensatz zu klassischen Strategien ist die Zielsetzung in agilen Umgebungen zunächst unkonkret und wird erst mit der Zeit immer klarer.
  • Regelmäßige Projektmeetings, in denen Kritik offen und ehrlich geübt und entgegengenommen wird, sorgen im Idealfall für fortlaufende Verbesserung der Arbeitsweisen und -ergebnisse.
  • Die betroffenen Mitarbeiter sind aufgerufen, mitzudenken und ihre Arbeit transparent zu gestalten.
  • Durch agiles Management entstehen nicht nur flachere Hierarchien, sondern auch mehr Flexibilität und mehr Mitarbeitermotivation.
  • Kritiker führen an, dass nicht jede Persönlichkeit und jedes Unternehmen in der Lage sein wird, derart flexibel und ergebnisoffen zu agieren.
Beim Thema Problemlösung kann eine strukturierte Methode wie Design Thinking den kreativen Prozess unterstützen und so Input für die agilen Strukturen liefern.
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