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Film-Review: „Avengers: Infinity War“ – Der Anfang vom Ende

Es ist zweifels­frei das Super­helden-Hap­pen­ing des Jahres. Die Rus­so-Brüder sind nach Win­ter Sol­dier und Civ­il War Mar­vels Mul­ti­funk­tion­swerkzeug, wenn es darum geht, Ver­strick­un­gen auf die Lein­wand zu brin­gen. Warum der Film überzeugt, aber hart an den Gren­zen der Erzäh­lkun­st kratzt, erfährst Du in unserem Review zu Avengers: Infin­i­ty War.

Seit 2012 wird Thanos als die ulti­ma­tive Bedro­hung für das Mar­vel-Uni­ver­sum aufge­baut. Infin­i­ty War muss vor allem Beweisen, dass die Vorschus­s­lor­beeren, die wir Mar­vel über Jahre hin­weg gegeben haben, irgend­wie gerecht­fer­tigt sind.

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Thanos, die Infinity Stones und die ultimative Bedrohung

 Wer nicht schon längst Bescheid weiß, kann sich in unserem Avengers 3-Vor­bere­itungsar­tikel noch ein­mal ganz genau über die titel­geben­den Infin­i­ty-Steine informieren. Schon der Beginn des Films macht klar, dass dieser Antag­o­nist keine Spielchen treibt und vor allem keine Gefan­genen macht. Er hält dem grü­nen Goliath stand und erk­lärt die Bal­ance des Uni­ver­sums zu sein­er Leben­sauf­gabe. Er trägt einen Hand­schuh, der Platz für diese Steine bietet und so die Kon­trolle über die Klunk­er ermöglicht. Hat er sie alle zusam­men, kann er das Uni­ver­sum mit ein­er Hand­be­we­gung nach seinen Wün­schen umgestalten.

Auf der Erde rot­ten sich indes die zer­sprengten Grup­pen der ehe­ma­li­gen Avengers wieder zusam­men, um sich dieser Bedro­hung zu stellen. Irgend­wo im Weltall trifft Thor auf die Guardians of the Galaxy. Endlich: Fast alle Fran­chis­es sind glück­lich vere­int. Das let­zte Mal.

Keine Zeit für Positionen und Expositionen

Avengers: Infin­i­ty War ste­ht seit Drehbe­ginn im Focus der Fach­presse. Jed­er Schnipsel wurde aus­gew­ertet, analysiert und aufge­bauscht. Wer dieses ganze Spek­takel eifrig ver­fol­gt hat, kön­nte am Ende ent­täuscht wer­den. Das begin­nt bei Fig­uren, die nicht auf­tauchen, und geht bis hin zu der zu kurzen Screen Time lieb gewonnen­er Charak­tere. Dafür kann man jedoch wed­er den Autoren noch den Regis­seuren einen Vor­wurf machen. Nie­mand will einen Zehn-Stun­den-Film sehen.

So viele Plots von so vie­len Charak­teren brauch­bar zu Ende zu erzählen, ist schlichtweg unmöglich. Und so müssen wir ein­fach akzep­tieren, dass die Expo­si­tion dies­mal ein einziges Schaulaufen und kurz ange­bun­denes Vorstellen à la „Hal­lo, ich bin …, meine Kräfte sind …“ ist. Und das in einem Fil­mu­ni­ver­sum, das seit nun­mehr einem Jahrzehnt von Andeu­tun­gen lebt.

Im Gegen­zug wirst Du mit ein­er wun­der­baren Chemie zwis­chen den Fig­uren belohnt. So bietet die Mis­chung Thor + Guardians sicher­lich die meis­ten Dialoge mit Zitat­po­ten­tial. Etwas ernüchternd sieht es dage­gen auf der Erde aus. Die einst so tiefe Furche zwis­chen den Helden nach dem Civ­il War ist in Anbe­tra­cht der kos­mis­chen Bedro­hung rel­a­tiv schnell passé. Das mag dra­matur­gisch nötig sein, beweist im Umkehrschluss aber, dass auch Mar­vel die Fig­ure­nen­twick­lung zugun­sten eines Effek­t­feuer­w­erks hin­te­nanstellt. Denn ger­ade die oft angekündigte Entwick­lung von Bucky zum White Wolf oder von Cap­tain Amer­i­ca zu Nomad bleibt allen­falls ein schön­er Gedanke der Drehbuchautoren.

Liebe in Zeiten der Effektspektakel

Im Ver­hält­nis dazu gut gelun­gen ist dem Team die Charak­ter­isierung des Ober­schurken Thanos (Josh Brolin). Und im Ver­lauf der Hand­lung, wenn man dafür empfänglich ist, ent­lockt das Spiel zwis­chen dem Despoten und seinen (Adop­tiv-) Töchtern Gamor­ra (Zoe Sal­dana) und Neb­u­la (Karen Gillan) eine Emo­tion mehr – vielle­icht sog­ar die eine oder andere Träne. Das schafft übri­gens auch das Duo Scar­let Witch (Eliz­a­beth Olsen) und Vision (Paul Bet­tany), deren unkon­ven­tionelle Liebes­beziehung sicher­lich einen eige­nen kleinen Art­house-Film ver­di­ent hätte.

Randbe­merkung: Dort, wo der erzäh­lerische Fokus liegt, funk­tion­ieren auch die Effek­te ganz gut. Es gibt allerd­ings Momente, in denen das kri­tis­che Auge nur allzu schnell den CGI-Zauber (CGI: durch 3D-Com­put­er­grafik erzeugte Bilder im Bere­ich der Film­pro­duk­tion) entlarvt.

Fazit: Mut zur Lücke und Lücken im Mut

Die Mar­vel Stu­dios läuten mit Avengers: Infin­i­ty War tat­säch­lich das Ende ein­er Ära ein. Dafür wer­den Logik­lück­en bil­li­gend in Kauf genom­men und die Hand­lung über weite Streck­en von der Erde weg ver­legt. Wo ist XY? Warum macht YX nicht ein­fach dieses und jenes? Kön­nte, hätte, müsste – das alles fragt sich Mar­vel bei diesem Film nicht mehr, weil sie es schlichtweg nicht recht­fer­ti­gen kön­nten. Und das ist nur kon­se­quent und auch nötig. Vor allem funk­tion­iert es ein­fach über weite Streck­en hin­weg. Denn ungeachtet aller Kri­tikpunk­te, die man bei ein­er Pro­duk­tion dieser Größe find­en kann, ist Avengers: Infin­i­ty War ein ver­dammt unter­halt­samer Super­helden­film, der dem Ende ein­er Ära über weite Streck­en mit ver­dammt viel Humor begeg­net und aus­re­ichend Action sowie Sci­ence-Fic­tion für ein ganzes Jahrzehnt bietet.

Ganz so mutig, wie man es sich gewün­scht hätte, und ganz so kon­se­quent ist der Film also an eini­gen Stellen doch nicht. Wir wer­den bei Avengers 4 (2019) sicher­lich erfahren, warum. Denn auch wenn die Unterteilung in Infin­i­ty War 1 & 2 gestrichen wurde – einen Abschluss find­et man in diesem Film lei­der nicht. Dafür wartet man gerne auf die Fort­set­zung. Spätestens nach dem Abspann.

 

 

Avengers: Infin­i­ty War

 

Genre:            Super­helden / Sci­Fi / Action

Bun­desstart:   15.03.2018

Laufzeit:         149 Minuten

FSK:               Ab 12 Jahren

 

Regie: Antho­ny Rus­so, Joe Russo

Drehbuch:      Christo­pher Markus, Stephen McFeely

 

 

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