Die folgende Checkliste soll Ihnen dabei helfen, den optimalen Cloud-Anbieter zu finden. Für die gewerbliche Nutzung gibt es eine breite Palette von möglichen Cloud-Dienstleistern mit unterschiedlichen Tarifmodellen.
Vergleichen Sie am besten die einzelnen Angebote und vergeben Sie Noten – je nachdem, wie gut ein Anbieter ein bestimmtes Kriterium erfüllt, das für Sie wichtig ist. Dabei sollten Sie gewichten, welcher Faktor für Sie besonders bedeutsam ist.
1. Welchen Funktionsumfang hat das System?
Definieren Sie vorab, welche Leistungsmerkmale Sie für die verschiedenen Workloads in der Cloud wirklich brauchen. Themen, die Sie dabei in Betracht ziehen sollten, sind beispielsweise Verschlüsselungsmechanismen, Auto-Synchronisierung und unternehmenskritische Workloads wie SAP. Auch das Angebot für ein Application Programming Interface (API) sollte zu Ihren Bedürfnissen passen. Über eine solche Programmierschnittstelle können Sie später neue Anwendungen in das System einbinden.
2. Wie flexibel und agil ist die Cloud?
Welche Flexibilität und Elastizität benötigen die Workloads, die in der Cloud stattfinden sollen? Nutzen Sie beispielsweise Fast Provisioning oder Auto-Scaling? Dann sollten Sie entsprechend agile Komponenten wählen.
3. Welche Cloud-Services brauchen Sie?
Welche Services benötigen Sie zu welchem Zeitpunkt? Hier gibt es verschiedene Bausteine wie Managed Services, Disaster-Recovery und Back-up-Dienste. Stellen Sie dazu einen Tages-, Wochen- und Monatsplan auf, um keine Lastzeiten zu übersehen. Beachten Sie hierbei auch saisonale Schwankungen, wenn diese in Ihrer Branche auftreten.
4. Wie gut ist das Supportangebot des Anbieters?
Je nach Einsatzgebiet kann auch der Support ein wichtiges Kriterium sein. Welche Hilfestellungen gibt es für Nutzer:innen und welche für IT-Mitarbeiter:innen? Gibt es zum Beispiel eine deutschsprachige Telefon-Hotline? Wann ist diese erreichbar? Oder wird ein Besuch vor Ort durch spezialisierte Cloud-Architekt:innen angeboten? Falls gewünscht, können Sie die Administration aller Service-Aufgaben auch an einen Cloud-Service-Broker abgeben. 5. Wo befindet sich der Cloud-Standort?
Welche Daten speichern die Anbieter an welchen Datacenter-Standorten? Welche Zusicherungen werden hier gemacht? Für manche Workloads beziehungsweise Daten ist es nicht nur empfehlenswert, dass sie in Deutschland bleiben – sondern gemäß Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sogar rechtlich verpflichtend.
6. Wie steht es um die internationale Anbindung?
Überprüfen Sie, an welchen Stellen Sie grenzüberschreitende Leistungen benötigen, um auch das internationale Geschäft zu stärken. Sie sollten sicherstellen, dass Sie Ihre Infrastruktur dort nutzen können, wo Sie sie benötigen.
7. Welche Latenzzeiten und QoS-Vereinbarungen sind möglich?
Je nach Anbieter kann der Weg der Daten von und zur Cloud lang oder kurz sein. Das spielt vor allem bei internationalen Standorten eine wichtige Rolle. Überlegen Sie daher, welche Workloads welche Latenzzeiten brauchen.
8. Wie steht es um die Themen Compliance & Datensicherheit?
Ein ganz entscheidendes Thema: Welche internen, marktüblichen und gesetzlichen Regularien müssen Sie befolgen? Und wie müssen die Prozesse darauf abgestimmt sein? Welche Zertifikate kann der Anbieter vorweisen: Ist er ISO- und BDSG-zertifiziert? Oft reichen die automatischen Back-up-Mechanismen für die notwendige Compliance nicht aus. Hier muss im Zweifel ein zusätzliches System eingesetzt werden, das regelmäßiger und auf andere Weise Ihre Daten sichert. Ein Beispiel hierfür ist das Vodafone Cloud Backup für Microsoft 365 Business. 9. Welche Service Level Agreements gibt es?
Servicelevel-Agreements (SLA) legen genau fest, zu welchen Leistungen im Detail sich der Provider verpflichtet und wie die Nichteinhaltung sanktioniert wird. Üblicherweise gibt es in Verträgen bestimmte SLA-Stufen, die definieren, wie lange beispielsweise Ausfall- oder Wartungszeiten sein dürfen und wie der Anbieter-Support erreichbar sein muss.
Überlegen Sie daher, welcher Workload welche Vereinbarungen und Leistungsindikatoren benötigt. Prüfen Sie den angebotenen Leistungsumfang und die Vertragsbedingungen daraufhin genau.
10. Wie flexibel und passend sind die Abrechnungsmodelle?
Welche Abrechnungsmodalitäten passen zu den geplanten und erwartbaren Workloads? Mit nutzungsbasierten Abrechnungsmodellen verhindern Sie beispielweise kapitalintensive Kosten (CapEx), steigern aber die Betriebskosten (OpEx).
11. Welche Gesamtkosten („Total cost of ownership”) sind zu erwarten?
Ist die Lösung insgesamt kosteneffizient? Denken Sie auch perspektivisch: Ist die Lösung nur jetzt kosteneffizient oder auch mittelfristig? Welche internen Ressourcen sparen Sie durch die Cloud-Lösung ein und welche benötigen Sie zusätzlich? Spätestens nach fünf Jahren sollte die Cloud-Lösung für Ihr Unternehmen Kosten gegenüber bisherigen lokalen Lösungen sparen.
12. Wie steht es um die Konnektivität?
Welche Optionen gibt es beim Datentransport und welche Backbones verwendet der Anbieter für die Cloud-Anbindung? Welche passen am besten zu den jeweiligen Anforderungen und welche Kosten sind damit verbunden?
13. Wie zukunftsfähig ist das System?
Ein oft nicht genug beachtetes Thema bei der Cloud-Planung ist die Ausbaufähigkeit für die Zukunft. Fragen Sie sich: Wie sieht die Produktplanung des Anbieters aus, sind neue Funktionen geplant und werden bestehende Produkte konstant optimiert? Wie sieht die Strategie des Anbieters aus? Hat das Thema Cloud beim Anbieter Priorität und wird er auch in drei bis fünf Jahren noch am Markt sein?
14. Welche Rolle kann und sollte Multi-Cloud spielen?
Nicht selten setzen Unternehmen verschiedene Cloud-Lösungen von unterschiedlichen Anbietern ein. Fragen Sie sich, bis zu welchem Grad an Komplexität Sie mehrere Anbieter verwalten können und wollen. Oder sollten Sie gleich auf einen Multi-Cloud-Provider bauen, der Ihnen verschiedene Module bieten kann – möglichst auf einer einzigen Rechnung? 15. Was ist mit der Datenportabilität im Falle eines Anbieterwechsels?
Nicht zuletzt ist es wichtig, sogenannte Vendor-Lock-ins zu vermeiden: Davon spricht man, wenn Sie einen genutzten Service oder ein verwendetes Produkt nicht ohne Weiteres durch eine gleichwertige Lösung eines anderen Anbieters ersetzen können. Mit einer proprietären Lösung beispielsweise verliert die Cloud ihre Flexibilität. Prüfen Sie also, ob es bei Bedarf eine einfache Möglichkeit gibt, Workloads von einer Cloud in eine andere zu verlagern.