Die Weiterentwicklung von WLANs strebte vor allem eine immer höhere Datenübertragungsrate an. Innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne hat sich die drahtlose Netzwerktechnologie rasant weiterentwickelt und ermöglicht heute Datenraten, die vor wenigen Jahren noch utopisch schienen.
WLAN nutzt üblicherweise Frequenzen von 2,4 sowie 5 und 6 Gigahertz, die in Deutschland von der Bundesnetzagentur vergeben werden. Die Frequenzbereiche teilen sich in unterschiedliche Kanäle auf. Bei 2,4 Gigahertz teilen sich 14 Kanäle den Frequenzblock mit einer Bandbreite von 20 bis 40 Megahertz. Im 5-Gigahertz-Band sind Kanalbreiten bis zu 160 Megahertz möglich. Je höher die Bandbreite, desto größer ist in der Regel das Datenvolumen, das WLAN-Router und damit verbundene Clients potenziell miteinander austauschen können.
Mit der Integration des Frequenzbands von 6 Gigahertz seit dem Standard Wi-Fi 6E lassen sich auch diese Bandbreiten nutzen. Dadurch erweitert sich das Frequenzspektrum erheblich und ermöglicht deutlich höhere Datenraten. Aufwendige und teure LAN-Verkabelungen für neue Netzwerke sind aus diesem Grund häufig nicht mehr notwendig.
Zum Vergleich: Bei Wi-Fi 1 war theoretisch eine maximale Datenrate von 2 Megabit pro Sekunde bei 20 Megahertz Kanalbreite möglich. Der aktuell weitverbreitete Standard Wi-Fi 6 erreicht bis zu 9.608 Megabit pro Sekunde bei 160 Megahertz Kanalbreite. Die Geschwindigkeitssteigerung innerhalb der vergangenen 25 Jahre war notwendig, denn auch das Datenaufkommen stieg und steigt immer weiter.
Der 2024 eingeführte Standard IEEE 802.11be (Wi-Fi 7) übertrifft selbst die Übertragungsraten der meisten LAN-Kabel, indem es per sogenannter Multi-Link-Operation (MLO) gleichzeitig auf mehreren Frequenzbändern und Kanälen sendet. Damit sind theoretisch rund 46 Gigabit pro Sekunde möglich. Das ist deutlich schneller als die meisten LAN-Infrastrukturen, die in der Regel auf 1 oder 10 Gigabit pro Sekunde aufgebaut sind.
Es gibt aber auch bei der kabelgebundenen Datenübertragung bereits deutlich schnellere Standards bis zu 400 Gigabit pro Sekunde. Bestehende kabelgebundene Infrastrukturen lassen sich aber häufig nicht so einfach erneuern. Neue WLAN-Standards benötigen zwar neue Router und Clients, sind aber meist deutlich einfacher und kostengünstiger in Geschäftsprozesse zu integrieren.
Datenraten sind nur in der Theorie zu erreichen
Man könnte nun annehmen, dass Unternehmen künftig keine LAN-Verkabelungen mehr benötigen. Obwohl Wi-Fi 7 einen weiteren erheblichen Geschwindigkeitsschub bringt, dürfte dies allerdings nur in manchen Bereichen der Fall sein.
Die genannten und weiter unten in der Tabelle dargestellten Datenraten entsprechen nicht der Realität – entgegen manchen Versprechen von Hardware-Anbietern. Die IEEE zertifiziert bei den WLAN-Standards jeweils die in der Theorie maximal mögliche Geschwindigkeit der drahtlosen Übertragung. In der Praxis fallen die Datenraten allerdings deutlich geringer aus. Die tatsächlich erreichten Werte hängen unter anderem von der Breite des Funkkanals, der Anzahl der Antennen, der genutzten Frequenz sowie der Menge der gesendeten Datenstreams ab.
WLAN-Geschwindigkeiten und -Frequenzbereiche im Vergleich
IEEE 802.11a
2,4 bzw. 5 GHz
1
20 MHz
25 m
54 Mbit/s
Wi-Fi Certified | IEEE 802.11b
2,4 GHz
1
20 MHz
38 m
11 MBit/s
Wi-Fi Certified | IEEE 802.11g
2,4 bzw. 5 GHz
1
20 MHz
38 m
54 MBit/s
Wi-Fi 4 | IEEE 802.11n
2,4 bzw. 5 GHz
4
20, 40 bzw. 80 MHz
70 m
600 MBit/s
Wi-Fi 5 | IEEE 802.11ac
5 GHz
8
80 bzw. 160 MHz
50 m
6.936 MBit/s
Wi-Fi 6 | IEEE 802.11ax
2,4 bzw. 5 GHz (6 GHz)
8
20, 40, 80 bzw. 160 MHz
30 m
9.608 MBit/s
Wi-Fi 7 | IEEE 802.11be
2,4; 5 bzw. 6 GHz
8
20, 40, 80, 160 bzw. 320 MHz
30 m
46.100 MBit/s
Zudem ergibt sich auch bei WLAN das Problem jeder Funktechnik: Das gesendete Signal teilt sich den Übertragungskanal mit anderen Sender- und Empfängergeräten. Übertragungen müssen deshalb priorisiert werden. Dafür sorgt ein Verfahren mit der sperrigen Bezeichnung Carrier Sense Multiple Access / Collision Avoidance (CSMA/CA). Es regelt Wartezeiten bei belegten Kanälen und legt Wartezeiten für WLAN-Sender fest. Dadurch sinkt die Datenrate für einzelne Geräte bereits erheblich.
Dazu kommen weitere spezifische Faktoren, die vor allem von den örtlichen Gegebenheiten abhängen: das Mobiliar, Decken, Wände und deren Baumaterialien, weitere Geräte und andere Störfaktoren. All diese Dinge reduzieren die Datenrate meist auf ein Minimum dessen, was der Hersteller eines WLAN-Geräts angibt.
Was in der Theorie also nach hervorragenden Übertragungsgeschwindigkeiten klingt, kann in der Praxis sehr schnell für Frustration sorgen. Etwa wenn die Videokonferenz per WLAN permanent abbricht oder ein großer Datentransfer von einem Mobilgerät sehr lange dauert.
Wi-Fi 7 als Quantensprung
Um das Beispiel von Wi-Fi 7 aufzugreifen: Auch wenn die theoretisch möglichen Datenraten in der Praxis nicht erreichbar sind, bedeutet der neue Standard dennoch für viele Anwendungsbereiche einen Quantensprung. Er nutzt erstmals dynamisch alle Frequenzbänder gleichzeitig. Aus diesem Grund kann Wi-Fi 7 seine Geschwindigkeitsvorteile vor allem in stark frequentierten Netzwerken ausspielen – dank der höheren Bandbreite von 320 Megahertz.
Dieses dynamische Umgehen von Störungen verringert die Latenzzeiten und erhöht die Reichweite. Das sorgt für eine konsistente Leistung trotz vieler gleichzeitig sendender und empfangender Clients. Wichtig ist das in besonders dichten Infrastrukturen wie Büros und IoT-Umgebungen, aber auch an öffentlichen Hotspots und anderen Orten, an denen viele Nutzer:innen gleichzeitig online gehen möchten.
Wi-Fi 7 besitzt also gegenüber Wi-Fi 6 deutliche Vorteile, die einer zunehmend vernetzten Infrastruktur in Unternehmen und im öffentlichen Raum Rechnung tragen.