Nano-Trenching-Maschine bei der Kabelverlegung
Connectivity

Nano-Trenching: Highspeed-Internet ohne große Baustellen

Der Glasfaserausbau schreitet zügig voran. Für einen weiteren Durchbruch könnte ein neues Verfahren sorgen, das die notwendigen Lichtleiterkabel einfach in vorhandene Asphaltdecken einbringt – ohne, dass dazu die Straße großflächig „aufgerissen” werden muss. Die niedersächsische Kleinstadt Gehrden bei Hannover wurde im Rahmen eines Pilotprojekts so binnen kürzester Zeit mit ultraschnellem Internet versorgt.

In den verschiedenen Regionen Deutschlands wird nach und nach schnelles Internet via Glasfaserleitung verlegt. Um für die ultraschnellen Lichtleitungen nicht extra die ganze Straße aufreißen zu müssen, werden gern ohnehin anstehende Kanalsanierungsarbeiten für die Kabelverlegung mitgenutzt. Doch für einen zügigen, flächendeckenden Netzausbau reicht das insbesondere in ländlichen Regionen nicht.

Ein neuartiges Verfahren namens Nano-Trenching ermöglicht die Verlegung solcher Kabel auch ohne Großbaustelle und unabhängig von anderen Arbeiten. Ein Verlegeteam kann so bis zu 600 Meter an Glasfaseranbindung innerhalb eines Arbeitstages realisieren.

Inhaltsverzeichnis

Nano-Trenching: Glasfaserkabel schnell und effizient verlegen

Normalerweise verlegt man Glasfaserkabel als gesammelte Kabelbündel unterirdisch neben vorhandenen Gas-, Wasser- oder Stromleitungen. Wo Kanalarbeiten anstehen, werden also häufig auch Glasfaserkabel mit berücksichtigt. Die Kabelbündel sind mit einem entsprechendem Schutzmantel gegen Störeinflüsse und Verwitterung ausgestattet. 
Doch was ist, wenn solche Arbeiten aktuell nicht anstehen, das Gebiet aber dennoch eine Versorgung benötigt? Hierfür trug man bislang nur für das entsprechende Glasfaserkabel (beziehungsweise das Kabelbündel) der Boden einschließlich eventueller Asphaltschichten ab und verschloss das Ganze nach der Kabelverlegung wieder aufwendig.
Das Nano-Trenching-Verfahren geht hier einen anderen Weg: Da die Leerrohre für Glasfaserkabel normalerweise nur wenige Zentimeter dick sind, ist eine großflächige Öffnung des Bodens nicht unbedingt notwendig. Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen hat das Unternehmen Österreichische Glasfaser Verlegungsges.m.b.H mit der patentierten Bautechnologie „NANO_TRENCH®“ ein spezielles Asphaltschneide- und Verfüllverfahren entwickelt. Und so funktioniert es:
  • Zunächst legt man fest, zwischen welchen Endpunkten das Kabel verlegt werden soll. Dies kann beispielsweise über Verteilerkästen zu Gebäuden, Wohnungen beziehungsweise zu Mobilfunkmasten sein.
  • Anschließend wird der betreffende Bereich, falls notwendig, für den Autoverkehr vorübergehend abgesperrt. Häufig reicht die Sperrung einer einzelnen Fahrspur während der Verlegearbeiten aus.
  • Mittels eines patentierten Stufenschnitts entsteht eine Fuge für das Kabel.
  • Der Stufenschnitt wird mit einer Diamantschneide ausgeführt. Ein scharfkantiger, glatter Schnitt gewährleistet eine hochfeste Verbindung zwischen Fahrbahn und Verfüllmaterial (Zwei-Komponenten Epoxidharz). Ausgehärtet bildet es einen Schutzbalken, der wie auf einer Schiene eingegossen im Asphaltbeton verankert ist. So bleiben die darunter befindlichen Leitungen (Minirohre) leicht beweglich und sind geschützt. 
  • Die Größe der Fuge richtet sich nach Anzahl, Art und Dicke der Kabel. 
  • Somit kann in kürzester Zeit der entsprechende Kabelstrang unter der Stufe im Asphalt verlegt werden. Die entstandene Längsfuge wird anschließend verfüllt. Auf diese Art und Weise hält man Verkehrsbehinderungen und Sperrungen so kurz wie möglich.
  • Die Kombination aus Stufe und Verfüllmaterial schützt den darunterliegenden Rohrkanal und die Glasfaserkabeln vor Deformierungen.
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Die Vorteile von Nano-Trenching im Überblick

Das Nano-Trenching-Verfahren kann überall dort zum Einsatz kommen, wo es Asphaltstraßen (Landesstraßen, Kreisstraßen, Gemeindestraßen, Radwege) gibt . Durch das spezielle Verlegeverfahren ergeben sich gleich mehrere Vorteile:
  • Eine explizite Baustelleneinrichtung ist nicht oder nur für einen sehr begrenzten Zeitraum notwendig.
  • Die Baustelle selbst fällt deutlich kleiner aus, als dies bei herkömmlichen Tiefbauarbeiten der Fall wäre.
  • Das Verfahren bietet eine enorme Zeit- und Kostenersparnis gegenüber herkömmlichen Verlegeverfahren.
  • Die Asphaltdecke muss nicht abgetragen und neu aufgebaut werden, sondern ist sofort nach der Verlegung wieder befahr- oder begehbar.
  • Speziell in ländlichen Gegenden kann der Glasfaserausbau so deutlich schneller vorangetrieben werden, als dies bislang der Fall war.
  • Die Umweltbelastung wird insgesamt minimiert: Es werden über 90% CO² Ausstoß eingespart im Vergleich zur herkömmlichen Verlegung. Es entsteht weniger Lärm, die Bauzeit ist sehr kurz und es benötigt nur einen Bruchteil des sonst notwendigen Materials.
Die Tiefe des Stufenschnitts variiert zwischen 6 und 18 Zentimetern, je nach Anzahl und Art der einzubringenden Kabelstränge (einer bis drei und mit unterschiedlichen Dicken).
Trotz seiner vielen Vorteile wird das Nano-Trenching-Verfahren die bestehenden Verlegeverfahren in absehbarer Zeit jedoch noch nicht ersetzen, sondern vor allem ergänzen. Es soll den Glasfaserausbau insbesondere, aber nicht nur im ländlichen Raum deutlich beschleunigen. Zu den weiteren, derzeit üblichen Verlegeverfahren zählen vor allem 
  • Klassischer Tiefbau: Ein ganzer Straßenabschnitt oder ein Bürgersteig werden abgetragen, Gräben ins Erdreich gezogen und anschließend die Kabel verlegt.
  • Pressbohrverfahren: Mit Hilfe spezieller Bohrer wird das Erdreich verdrängt, um anschließend Leerrohre und später die Kabelstränge aufzunehmen. Das Verfahren eignet sich vor allem für Straßenquerungen.
Einen Überblick über die insgesamt derzeit von Vodafone angewendeten Glasfaser-Ausbauverfahren finden Sie an anderer Stelle in unserem Blog.

Wie die Kleinstadt Gehrden zur Highspeed-Anbindung kam

Bei kleineren Ortschaften benötigt man für eine flächendeckende Versorgung meist weniger Glasfaserkabel als in Großstädten. Allerdings sind in ländlichen Gebieten die Entfernungen größer, die überbrückt werden müssen. Die langen Strecken machen herkömmliche Verfahren wie den Tiefbau dort besonders zeitaufwändig und extrem teuer.
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Die sogenannte „letzte Meile“ erschwert häufig den konsequenten Breitbandausbau: Selbst wenn wichtige Knotenpunkte bereits via Glasfaser vernetzt sind, „bremst“ die herkömmliche Zweidraht-Kupferleitung das eigentlich schnelle Internet kurz vor Erreichen des jeweiligen Unternehmens deutlich aus. Die Lösung heißt hier FTTB, was für „Fibre to the Building“, also die Verlegung von Glasfaserkabeln bis ins jeweilige Gebäude selbst, steht.
Die niedersächsische Kleinstadt Gehrden profitiert seit Kurzem von ultraschnellem FTTB-Internet in ihrem örtlichen Gewerbegebiet – dank Nano-Trenching.
Die knapp 15.000 Einwohner zählende Stadt in der Nähe von Hannover verfügt über mehrere Industriegebiete, die bislang auf herkömmlichem Wege an das Internet angebunden waren. Dank eines Nano-Trenching-Projekts sind diese Gebiete nun auf einer Länge von insgesamt etwa 6.000 Metern via Glasfaser deutlich schneller im Internet, als es bisher der Fall war. So sind nun Internetanschlüsse mit bis zu einem Gigabit pro Sekunde sowohl im Up- als auch im Downstream und darüber hinaus verfügbar – ein echter Standortvorteil für die etwa 50 dort ansässigen Unternehmen.
Doch die Arbeiten in Gehrden dienten lediglich als Test des neuen Ausbauverfahrens – in Zukunft sollen im Rahmen der laufenden Gigabit-Offensive weitere Städte folgen. Durch das Nano-Trenching-Verfahren aus Österreich kann Glasfaser-Internet bis zu 40-mal schneller als wie früher üblich mit Bagger und Schaufel zur Verfügung gestellt werden.
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Highspeed-Internet auch für entlegene Standorte

Jürgen Raith, Bereichsleiter für den Glasfaserausbau bei Vodafone, bringt den entscheidenden Vorteil von Nano-Trenching auf den Punkt: „Die Entwicklung lässt sich mit minimalinvasiver Chirurgie vergleichen: Es hat zwar etwas gedauert, bis das Vertrauen in die neuen Technologien da war – aber heutzutage würde auch niemand mehr das ganze Knie aufmachen, um einen Meniskus zu operieren.“
Insgesamt bietet das Verfahren jede Menge Effizienz- und Kostenvorteile beim Breitbandausbau. Doch selbst, wenn Nano-Trenching nicht überall zum Einsatz kommen kann: Es gibt alternative Wege zur Breitbandversorgung. Mit dem kommenden 5G-Netz lassen sich Standorte auch auf dem Land optional via Mobilfunk mit Highspeed-Internet versorgen. Und dank SD-WAN, dem Nachfolger herkömmlicher MPLS-Internet-Anbindungen, erfolgt die Wahl des jeweils günstigsten Übertragungswegs für die jeweiligen Unternehmen vollautomatisch.
Interessierte Städte und Gemeinden können sich gerne an Vodafone wenden, um prüfen zu lassen, ob ein Nano-Trenching-Ausbau auch in ihrer Region in Frage kommt. Eine passende DIN-Norm für das neuartige Verlegeverfahren ist bereits in Arbeit.

Nano-Trenching: Das Wichtigste in Kürze

  • Nano-Trenching ermöglicht die Verlegung von Glasfaserkabeln ohne Großbaustelle und unabhängig von anderen Arbeiten. Ein Verlegeteam kann bis zu 600 Meter an Glasfaseranbindung innerhalb eines Tages realisieren.
  • Statt einer großen und teuren Baustelle erfolgt die Kabelverlegung bei Nano-Trenching mittels einer Fuge: Die Tiefe des Stufenschnitts variiert zwischen 6 und 18 Zentimetern. Der Eingriff ist sozusagen minimalinvasiv und damit weniger aufwendig als normale Baustellen
  • Nano-Trenching kann überall zum Einsatz kommen, wo es Asphaltstraßen gibt. Das Verfahren bietet speziell für ländliche Regionen und Kleinstädte neue Möglichkeiten, um Unternehmen und Privatananwender:innen vergleichsweise unkompliziert Highspeed-Internet zu ermöglichen.
  • Die Kleinstadt Gehrden bei Hannover hat beispielsweise per Nano-Trenching ihre Gewerbegebiete mit Glasfaseranschlüssen versorgt: Rund 50 Unternehmen profitieren dort vom Highspeed-Internet.
  • Kommunen, die sich über die Möglichkeiten des Glasfaserausbaus per Nano-Trenching informieren möchten, können sich gerne jederzeit an Vodafone wenden.
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