Macht MPLS Router überflüssig?
Nein, denn auch der MPLS-Datenverkehr läuft weiterhin über Router. Technisch gesehen fügt MPLS vorhandenen Datenpaketen vor allem zusätzliche Routing-Informationen hinzu. MPLS setzt dabei zwischen der eigentlichen Datenübertragung auf Hardwareebene und dem verwendeten Paketprotokoll (beispielsweise IPv4) an.
Im ISO/OSI-Schichtenmodell sind dies die zweite und dritte Ebene, zwischen denen MPLS „platziert” ist. Aus diesem Grund ist die Technologie in der Lage, mit mehreren Internetstandards zurechtzukommen, also auch mit IPv6. Für den MPLS-Router ist es somit letztlich unerheblich, welches IP-Protokoll verwendet wird, da das zugrundeliegende Verfahren auf einer anderen Ebene ansetzt.
Die beteiligten Router lesen dann sämtliche vorhandenen MPLS-Routing-Informationen etappenweise aus und setzen diese um. Erreicht ein entsprechendes Paket einen Router, entnimmt dieser die Adresse des jeweils nächstfolgenden Routers dem Adressblock setzt sie als neue Zieladresse ein. Das passiert so lange, bis der Adressblock nur noch die endgültige Zieladresse enthält und schließlich das endgültige Ziel erreicht (der MPLS-Labelstack somit leer) ist.
Die Router leiten also weiterhin sowohl herkömmliche, als auch MPLS-Pakete durch – es ist bei MPLS-Paketen nur zusätzlich festgelegt, welchen Weg das Paket nimmt. Mögliche Alternativrouten sind jedoch in MPLS meist ebenfalls benannt, damit die Standardroute bei Überlastung nicht die vereinbarten Dienstgüte-Anforderungen (QoS) gefährdet.
Ist MPLS schon per Definition schnell und latenzarm?
Nur bedingt: Grundsätzlich ist MPLS zwar in der Lage, Routen für IP-Pakete zu optimieren – garantierte Bandbreiten oder Latenzzeiten sind jedoch nur mit Einschränkungen bzw. über Umwege möglich. Protokollerweiterungen wie das RSVP („Resource Reservation Procotol”) ermöglichen es grundsätzlich, auf Routern Ressourcen für MPLS zu reservieren und die Wahl des Übertragungswegs aktiv zu beeinflussen. „Echte“ Bandbreitengarantien sind dies jedoch noch nicht.
In der Praxis ist MPLS allerdings in der Lage, Internet-Pakete über sogenannte ATM-Strecken zu leiten, was dann wiederum Bandbreitengarantien zumindest auf diesen Abschnitten ermöglicht.
Eignet sich MPLS für große Datenmengen und Cloud-Anwendungen?
Tatsächlich kann die labelbasierte MPLS-Paketweitergabe bei Cloud-Anwendungen an Grenzen stoßen. Per Definition dient MPLS dazu, Daten schnell und zuverlässig zwischen Standorten zu versenden und nicht in die Cloud (oder aus ihr heraus). Die Integration von Cloud-Anwendungen und MPLS gestaltet sich schwierig, da nur wenige Cloud-Rechenzentren mit MPLS-Ressourcen ausgestattet sind. Zudem reicht häufig die gebuchte MPLS-Bandbreite nicht für datenintensive Cloud-Anwendungen aus.
Die Abhilfe für diese Problematik heißt SD-WAN. Hier „wählt” das softwarebasierte Unternehmensnetzwerk die jeweils optimale Route für Ihren Traffic und bezieht bei Bedarf das Mobilfunknetz mit ein. Auch hier können Sie gemeinsam mit Ihrem Provider ähnlich wie bei MPLS bestimmte QoS-Parameter („Quality of Service“) definieren. Eine vorab festgelegte Route nehmen die Daten hier allerdings nicht.
Wenn Sie als Unternehmen also verstärkt auf Cloud-Anwendungen setzen, führt auf Dauer an SD-WAN als Ergänzung zu MPLS kaum ein Weg vorbei.