Das Kürzel All IP steht für „All over Internet Protokoll“ (auf Deutsch: Alles über das Internetprotokoll). Mit „Alles“ sind hierbei unterschiedliche digitale Dienste gemeint, die mithilfe des Internetprotokolls ihre Daten gemeinsam über eine Leitung versenden. Diese Daten können beispielsweise digitalisierte Wörter aus einem Telefongespräch sein. Es können aber auch Internetdateien für einen Computer und die Bild- und Toninformationen eines TV-Kanals aus dem Digitalfernsehen sein.
Das Besondere an All IP ist die hocheffiziente Bündelung aller digitalen Dienste in nur einer einzigen Leitung. Die sogenannten Nutzdaten werden hierfür in standardisierte Datenpakete zerlegt und in einem einzigen, fortlaufenden Datenstrom übertragen. Am Zielort werden die Datenpakete anhand ihrer jeweiligen Dienste-Kennung wieder aufgeteilt und zu den passenden Endgeräten geleitet, beispielsweise Telefon, PC oder Fernsehgerät. Dabei kann ein leistungsfähiger All-IP-Kanal auch jeweils mehrere Telefone, Computer und TV-Geräte gleichzeitig mit Daten versorgen.
Grundsätzlich ist jeder Internet-Breitbandanschluss somit auch ein All-IP-Anschluss, weil er mehrere Dienste gleichzeitig übertragen kann. In der Praxis wird die Bezeichnung aber nur für frühere Telefonie- oder Kabelfernsehanschlüsse sowie für Fiber to the Home-Glasfaseranschlüsse verwendet. All IP ist der Nachfolger früherer Technologien, bei denen die Nutzdaten entweder aufwändig und teuer über unterschiedliche Leitungen transportiert werden mussten; oder innerhalb einer einzelnen Leitung auf verschiedenen Frequenzen übertragen wurden.
Vergleich mit früheren Technologien
Beispielsweise hat die frühere ISDN-Technologie einen großen Anteil der Übertragungsfrequenzen im Telefonnetz blockiert: für getrennte und nach heutigem Stand sehr langsame Daten- und Sprachkanäle. Die maximale Internetbandbreite lag bei 130 Kilobit pro Sekunde (umgerechnet etwa 0,13 Megabit pro Sekunde). Daher wird ISDN in Deutschland heute auch nicht mehr angeboten.
Die All-IP-Technik ist deutlich effizienter und zudem günstiger als ihre Vorgänger und bietet neben digitalen Komfortfunktionen auch eine erheblich höhere Bandbreite speziell für Internetdaten. Sie wird daher oft auch als NGN-Technik bezeichnet. Die Abkürzung NGN steht für Next Generation Network, also ein Netzwerk der neuen Generation.
Daher sind die Kabelnetze für das Kabelfernsehen heute durchgängig auf den All-IP-Standard umgestellt. Über ein TV-Kabel können somit parallel Internet, Digitalfernsehen und Telefonie bis ins Büro oder die Wohnung transportiert werden.
Auch die alten analogen Telefonkabel des früheren POTS („Plain Old Telephony System“, auf Deutsch etwa: einfaches altes Telefonnetz) sind inzwischen bundesweit digitalisiert und unterstützen All IP. Überall dort, wo einzelne Kunden im digitalen Netz noch immer analoge Endgeräte verwenden, beispielsweise alte Wählscheibentelefone, simuliert die Vermittlungsstelle ein passendes analoges Signal und überträgt es über den All-IP-Anschluss. So können diese Endgeräte weiter genutzt werden – sie bieten dann allerdings nicht die vielen Komfortfunktionen eines digitalen Netzes.
Aber auch viele Firmen nutzen an ihren modernen All-IP-Anschlüssen immer noch eine ältere ISDN- oder analoge Telefonanlage. Hier wird ebenfalls über Konverter oder entsprechende Technologien in der Vermittlungsstelle der Übergang an das öffentliche Netz hergestellt.