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Wochenendrebellen | Filmkritik: Fußball überwindet alle Grenzen
Fußball trifft The Big Bang Theory – im Film „Wochenendrebellen“ finden ein Vater und sein autistischer Sohn über den Sport zusammen. Wir verraten Dir in unserer Filmkritik zu Wochenendrebellen, welche emotionale Reise Dich ab dem 28. September erwartet.
Wochenendrebellen basiert auf einer wahren Geschichte und auf dem gleichnamigen Roman, geschrieben von Mirco und Jason von Juterczenka.
Jason (Cecilio Andresen) ist ein besonderes Kind – er ist Autist, weshalb für ihn jeder Tag eine reizüberflutete Herausforderung darstellt. Als seine Wutausbrüche eine Grenze überschreiten, stellt die Schule seinen Eltern ein Ultimatum: Entweder findet er einen Ausgleich oder er muss auf eine Förderschule wechseln. Aus Zufall kommt Jason mit dem Thema Fußball in Kontakt. Jeder in seiner Klasse ist ein Fußballfan, also braucht auch er einen Lieblingsfußballclub, sagt man ihm.
Doch Jason hat noch keinen und will seine Entscheidung nicht leichtfertig treffen. Vater Mirco (Florian David Fitz) wittert eine Chance. Damit brechen die beiden zu einem großen und nervenaufreibenden Abenteuer auf: Sie müssen alle Vereine Deutschlands besuchen, um ein finales Urteil zu fällen. Während der Sohn hohe Ansprüche an seinen zukünftigen Lieblingsverein stellt, entpuppen sich die Stadien als wahre Reizexplosionen. Zwei Welten treffen aufeinander.
Ein Leben mit Autismus
Für die einen ist es die pure Leidenschaft, für die anderen einfach nur irgendeine Sportart unter vielen: Wochenendrebellen versteht sich als Bindeglied, zwischen seinen beiden Hauptfiguren und den zwei Zielgruppen. Der Fußball ist die Basis des Films, aber nicht der Hauptaspekt. Im Zentrum bleiben die Emotionen einer Familie, die alles tut, um den Alltag zu meistern. Trotz aller individuellen Wünsche und Probleme, wie zum Beispiel Karriere und Familie unter einen Hut zu bekommen.
Bevor das Runde ins Eckige kommt, nimmt sich der Film viel Zeit, um Dir zu veranschaulichen, was ein Leben mit Autismus bedeutet. Während beispielsweise die Sitcom „The Big Bang Theory“ das Thema mit seiner Figur Sheldon Cooper eher auf witzige Weise behandelt, ist der Ton hier deutlich ernster und menschlicher. Jason kann Sicherheit und Frieden nur durch strenge Regeln gewährleisten. Jeder Bruch dieser Regeln löst Angst und Wut in ihm aus.
So steht die Familie jeden Tag vor einem Minenfeld potenzieller Ausraster. Diese können bereits dadurch ausgelöst werden, wenn Jason seinen gewohnten Sitzplatz an der Bushaltestelle nicht bekommt. Als Mutter Fatime (Aylin Tezel) an die Grenzen ihrer Kräfte stößt, muss der sonst auf Karriere eingestellte Vater einspringen und erstmals seinen Sohn richtig kennenlernen.
Ein Fußball-Film, auch für Nicht-Fußballfans
Mirco und Jason fahren Bahn, quetschen sich in Zuschauerränge, verfolgen Spiele und arbeiten Jasons Kriterienliste ab. Wie sieht es mit der Nachhaltigkeit des Vereins aus? Tragen alle Spieler die gleichen Schuhe? Gibt es ein peinliches Maskottchen? Es ist ein großes Vergnügen, die Fußballwelt aus den Perspektiven von beiden wahrzunehmen. Es sind gerade die kleinen Dinge, die kleinen Szenen und Schritte die die beiden aufeinander zugehen, die hierbei viel ausmachen. Genauso wie die amüsanten Dialoge, in der physikalische Theorien auf Sportgeschichten treffen.
Der Film macht Dich nicht zum Fußballbegeisterten, sondern führt Dir aber vor Augen, warum der Ballsport so viele Menschen begeistert. Außerdem beleuchtet der Streifen wie ein kleiner Junge alles auf sich nimmt, um als Außenseiter Teil von etwas Großem zu werden.
Ein Auf und Ab der Gefühle
Auch wenn Sportbegeisterung zu übertriebener Verklärung und Kitsch neigt, kommt der Film zum Glück ohne diese aus. Eine plötzliche Wunderheilung findet ebenfalls nicht statt. Auf jeden Fortschritt in der Beziehung zwischen Vater und Sohn folgt auch eine Niederlage. So kommt es zu Momenten, in denen die Bedürfnisse der beiden nicht miteinander zu vereinbaren sind. Beispielsweise, wenn Mirco aufgrund von Termindruck einen Plan über Bord werfen muss, diese Änderung bei Jason jedoch zu Unruhe und Leid führt. Es ist ein ständiges Auf und Ab, das beide Personen an ihre Grenzen treibt. Witz und Tragik, Hoffnung und Verzweiflung sind immer spürbar und können jederzeit zum Vorschein treten.
Du wirst die Welt aus Jasons Augen sehen und einiges Interessantes über die Chaostheorie lernen, genauso wie Du die Welt aus Mircos Augen sehen wirst, der die Bedeutung des Vater-seins für sich entdeckt und viel Kraft daraus schöpft.
Wochenendrebellen in der Kritik: Unser Fazit
Herzerwärmend, tragisch, großartig – Wochenendrebellen nimmt sich einem wichtigen Thema an und bringt zwei interessante Welten mit viel Detailliebe zusammen. Man muss Fußball nicht mögen, um diesen Film zu lieben. Im Zentrum steht eine rührende Geschichte zwischen Vater und Sohn, die nach und nach lernen die Sichtweise des anderen zu verstehen.
Wochenendrebellen | |
Genre: | Dramödie |
Bundesstart: | 28. September 2023 |
Laufzeit: | 109 Minuten |
FSK: | ab 6 Jahren freigegeben |
Regie: | Marc Rothemund |
Drehbuch: | Richard Kropf |
Wirst Du Dir Wochenendrebellen im Kino ansehen? Verrate es uns gerne in den Kommentaren!