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X: Die Erklärung zum Retro-Horrorthriller von Ti West
Seit dem 19. Mai läuft Ti Wests neues Horrorwerk „X” im Kino, in dem es in vielerlei Hinsicht ordentlich zur Sache geht: Eine Porno-Crew muss auf einer abgelegenen Farm ums Überleben kämpfen. Wir erklären Dir hier das Ende des Films und verraten Dir, was Dich in der bereits abgedrehten Fortsetzung erwartet.
Ti West ist so etwas wie das Indie-Pendant zu Horror-Spezialist James Wan („Saw”, „Conjuring”): Mit kleinen Genre-Perlen wie „The House of the Devil”, „The Innkeepers” und „The Sacrament” bewies West ebenfalls, welch hervorragendes Gespür er für stimmungsvollen Horror und ästhetische Bilder hat.
Da horcht der geneigte Horror-Fan natürlich genauer hin, wenn der 41-Jährige nach sechs Jahren Pause mal wieder einen neuen Film herausbringt. Zu Recht, denn sein Thriller X ist eine äußerst unterhaltsame Hommage an das Slasher-Kino der Siebzigerjahre, aber auch an die goldene Ära des Pornofilms aus derselben Zeit.
Im folgenden Text erklären wir Dir die Ereignisse sowie das Ende des blutigen Nostalgie-Trips und Du erfährst, weshalb X nur der Auftakt eines ganz neuen Horror-Franchises sein könnte.
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Die Handlung von X: Warum klebt hier eigentlich Blut?
Texas, 1979: Der Produzent Wayne (Martin Henderson) ist euphorisch, als er mit seiner kleinen Filmcrew auf einer abgeschiedenen Hinterland-Farm ankommt. Hier will er gemeinsam mit seinen Darsteller:innen Maxine (Mia Goth), Bobby-Lynne (Brittany Snow) und Jackson (Kid Cudi) sowie dem aufstrebenden Regisseur RJ (Owen Campbell) und dessen Freundin Lorraine (Jenna Ortega) nichts weniger als Pornogeschichte schreiben.
Anfangs laufen die intimen Dreharbeiten zu „The Farmer’s Daughters” auch zur vollsten Zufriedenheit aller Beteiligten. Doch hat das Filmteam die Rechnung ohne das alte Ehepaar Howard (Stephen Ure) und Pearl (ebenfalls Mia Goth in grandioser Maske) gemacht, in deren Gästehaus sie sich für das Porno-Shooting eingemietet haben.
Die Farmbesitzer:innen verhalten sich nämlich nicht nur äußerst skeptisch gegenüber ihren freizügigen Nachbar:innen, sondern auch zunehmend merkwürdig. Besonders Pearl scheint eine auffallende Faszination für die ungewöhnliche Arbeit der Crew an den Tag zu legen. Und schon bald hört man auf dem heruntergekommenen Anwesen statt vorgespielter Orgasmen nur noch lauter Todesschreie…
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Achtung, es folgen Spoiler zu X!
X erklärt: Was hat es mit Pearl und Howard auf sich?
Ti West lässt sich viel Zeit, um das bedrohliche Mysterium von Pearl und Howard aufzubauen. Im Laufe des Films gibt es jedoch immer wieder Andeutungen, welche Sehnsüchte Pearl zu ihren Bluttaten treiben, was im letzten Drittel schließlich offensichtlich wird: Die alte Frau trauert zum einen ihrer Jugend und früheren Schönheit hinterher. Damit geht eine angestaute Frustration darüber einher, dass sie ihren immer noch großen Sexualtrieb nicht ausleben kann.
Howard schläft nicht mehr mit ihr, weil er befürchtet, dass sein schwaches Herz die körperliche Anstrengung nicht überstehen würde. So projiziert sie ihre Gelüste auf die Mitglieder der Pornofilmcrew, die allesamt in der Blüte ihres Lebens stehen und ihre sexuelle Freiheit voll auskosten können. Eine besondere Obsession entwickelt Pearl dabei für Maxine, die all das verkörpert, was die alte Frau einst war und nun so dringend begehrt.
Daraus resultiert schließlich auch der zweite Grund für Pearls brutalen Blutrausch (abgesehen von ihren offensichtlichen psychopathischen Tendenzen): Neid! Sie ist krankhaft eifersüchtig auf Maxine und ihre Kolleg:innen, da diese das genussvolle Leben führen können, das ihr mittlerweile verwehrt bleibt. Regisseur Ti West unterstreicht dieses wehmütige Verlangen Pearls auch auf inszenatorischer Ebene, indem er die Rolle ebenfalls mit Maxine-Darstellerin Mia Goth besetzte. Pearl blickt also im übertragenen Sinne ihrem früheren Ich und damit ihrer verlorenen Jugend ins Gesicht.
Howard hingegen weiß um die Begierden seiner Frau und geht bis zum Äußersten, um ihr diese zu erfüllen. Da er sich selbst körperlich nicht mehr in der Lage dazu sieht, Pearl sexuell zu befriedigen, entführt er anscheinend sogar Menschen, an denen sie sich vergehen kann.
Diesen Schluss lässt zumindest der tote Mann zu, den Lorraine gefesselt und nackt im Keller des Paares entdeckt. Ob diesem auch das im Teich versenkte Auto gehörte, auf das Jackson in der Nacht stößt, kann nur spekuliert werden. Es ist aber auch gut möglich, dass es der Wagen eines früheren Opfers von Pearl und Howard ist. Die Gespräche der beiden in X machen nämlich recht deutlich, dass sie eine gewisse „Routine” im Ermorden von Menschen besitzen.
Maxines Vergangenheit: Was hat das Ende von X zu bedeuten?
Nachdem Maxine Pearl getötet und sich damit für die Morde an ihrer restlichen Crew gerächt hat, springt die Handlung von X zum nächsten Morgen. An dieser Stelle schließt der Film an die Introsequenz an, in der die Polizei unter der Leitung von Sheriff Dentler (James Gaylyn) den Tatort auf der Farm untersucht.
Ti West lenkt in der Szene die Aufmerksamkeit aber auf etwas anderes als die Leichen: Zum wiederholten Male läuft auf Howard und Pearls Fernseher nämlich die hitzige Rede eines TV-Predigers, der die moralische Verkommenheit der Gesellschaft anprangert. Dabei offenbart der Bibel-Fanatiker ein Bild seiner Tochter, die einem gottlosen Lebensstil verfallen sei und seine Familie verlassen habe: Es handelt sich um Maxine.
Diese Enthüllung hat zwar für die Geschichte von X keine größere Bedeutung, verleiht dem Charakter Maxine aber etwas mehr Profil. So könnte ihre Motivation – Pornos zu drehen, um es nach Hollywood zu schaffen – vor allem daher rühren, sich so weit wie möglich von ihrem streng religiösen Elternhaus distanzieren zu können. Daher ist es auch eher unwahrscheinlich, dass sie nach ihrer Flucht von der Farm zu ihrer Familie zurückkehrt.
Neue Horror-Trilogie? So steht es um die Fortsetzung von X
Wenn Du X mochtest, gibt es gute Nachrichten für Dich: Tatsächlich hat Regisseur Ti West bereits einen Nachfolger in der Tasche, den er direkt nach den Dreharbeiten zu X inszenierte. Hierbei handelt es sich jedoch um ein Prequel, der Film spielt also zeitlich vor den Ereignissen von X. Einen Titel gibt es auch schon, der besonders Slasher-Fans erfreuen dürfte: „Pearl”.
Wie unschwer zu erraten ist, wird sich der zweite Teil noch mehr um die verrückte Killerin drehen und deren Vorgeschichte erzählen. Amerikanische Zuschauer:innen bekommen sogar schon einen ersten Einblick in das Horror-Prequel, denn in den dortigen Kinos wird nach dem Abspann von X der erste Trailer zu Pearl gezeigt. In Deutschland bleibt uns dieser leider vorerst verwehrt.
In der etwa einminütigen Vorschau ist laut Screenrant eine junge Pearl im Jahr 1918 zu sehen, die in den Tag hineinträumt und nebenbei ihre Mutter an einen Alligator (vermutlich derselbe aus X) verfüttert. Pearl wird aller Voraussicht nach also deren Anfänge als Mörderin zeigen und so mehr über ihr psychopathisches Wesen offenbaren. Dass es in dem Film wieder recht blutig zur Sache gehen wird, steht wohl außer Frage. Die Titelrolle der Pearl übernahm übrigens abermals Mia Goth, die die Figur bereits in X als alte Frau spielte.
Da sich das Prequel bereits in der Postproduktion befindet, musst Du wahrscheinlich nicht mehr allzu lang auf den Start des Films warten. Spätestens im Frühjahr 2023 könnte Pearl veröffentlicht werden. Wie Ti West höchstpersönlich erklärte, ist das aber noch längst nicht das Ende des Franchises. Demnach schreibt der Horror-Profi bereits an einem dritten Teil, der zeitlich jedoch wieder nach X spielen soll. Vielleicht erwartet uns hier eine neue Kultreihe des Genres…
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Ist X für Dich ein Horror-Highlight des Jahres oder eher eine Enttäuschung? Verrate uns Deine Meinung zum Film in den Kommentaren!