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Vjeran Tomic: Der Spiderman von Paris – Die wahre Geschichte hinter der Netflix-Doku
Die Netflix-Doku „Vjeran Tomic: Der Spiderman von Paris“ beleuchtet einen der spektakulärsten Kunstdiebstähle der Geschichte Frankreichs. Hier erfährst Du die wahre Geschichte hinter den Ereignissen und was in dieser verhängnisvollen Nacht für die Kunst wirklich in Paris geschah.
Vjeran Tomic ist ein berüchtigter Dieb mit beeindruckenden Fähigkeiten. Der Franzose bosnisch-kroatischer Abstammung erlangte zweifelhaften Ruhm durch den Diebstahl von Kunstwerken im Wert von über 100 Millionen Euro aus dem Museum für Moderne Kunst in Paris.
Mit der Dokumentation „Vjeran Tomic: Der Spiderman von Paris“ beleuchtet Netflix die Hintergründe des spektakulären Raubüberfalls. Hier erfährst Du die wahren Begebenheiten hinter dem Coup von Vjeran Tomic, wie er gefasst wurde und welche Folgen der Raub für den Täter und seine Komplizen hatte.
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Kunstraub in Paris: Meisterwerke verschwinden über Nacht
Im Mai 2010 berichten Medien weltweit über einen spektakulären Diebstahl, der direkt aus einem Hollywood-Film stammen könnte. Ein Einzeltäter soll in das Museum für Moderne Kunst (MAM) in Paris eingebrochen sein und wertvolle Werke von namhaften Künstlern gestohlen haben.
Der Einbruch wird am Morgen des 20. Mai kurz vor 7 Uhr entdeckt. Eine Überwachungskamera zeigt, wie ein maskierter Mann die Gemälde aus dem Gebäude trägt. Nach Angaben von Museumsmitarbeiter:innen wurden Meisterwerke von Picasso, Matisse, Braque, Modigliani und Léger sorgfältig aus ihren Rahmen genommen.
Intensive Ermittlungen beginnen, der Täter wird jedoch erst nach Monaten aufgrund seiner eigenen Überheblichkeit gefasst. Es handelt sich um Vjeran Tomic, einen berüchtigten Pariser Dieb. In seiner Wohnung finden die Behörden Kletterausrüstung wie Handschuhe, Seile, Klettergurt, Kletterschuhe und Saugnäpfe.
Spiderman von Paris: Wer ist Vjeran Tomic?
Tomic wird seine eigene Prahlerei zum Verhängnis. Bei einer Party mit Freunden rühmt er sich, der „Spider-Man von Paris“ zu sein. Die Polizei erhält kurz darauf einen anonymen Hinweis.
Vjeran Tomic zeigt schon in jungen Jahren eine kriminelle Neigung und spezialisiert sich später auf komplizierte Einbrüche. Im Laufe seiner „Karriere“ wird Tomic 13 Mal wegen Einbruchsdelikten verurteilt. Dabei geht er anders vor als gewöhnliche Diebe.
Anstatt Türen und Fenster mit Gewalt aufzubrechen oder ausgeklügelte Technik einzusetzen, verlässt sich Tomic stets auf seine Geschicklichkeit und Beweglichkeit. Seine beeindruckende Fähigkeit, Gebäude zu erklimmen und über Dächer zu schleichen, bringt ihm schließlich den Spitznamen „Spiderman“ ein.
Sein Ruf in der Szene führt zu einem besonderen Auftrag: Tomic soll für einen Hehler ein Werk von Fernand Léger und möglichst auch einen Modigliani aus dem Pariser Museum stehlen. Der Hehler bietet ihm 40.000 Euro an.
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Pariser Kunstraub zieht sich über Tage
Tomic kauft sich eine Eintrittskarte für das Museum und sucht nach Schwachstellen im Sicherheitssystem. Unter anderem fällt ihm auf, dass die Bewegungsmelder in den Sälen, die bei Berührung von grün auf rot schalten sollten, immer grün bleiben.
Am 14. Mai 2010 beginnt Tomic mit seinen Vorbereitungen. Er klettert die Fassade hinauf und nutzt die große Schwachstelle des Gebäudes: ein Fenster, das nicht in die Alarm- und Videoüberwachungsanlage eingebunden ist. Mehrere Nächte braucht er, um das Glas des Erkerfensters zu entfernen, ohne es zu zerbrechen.
Tomic betupft den Fensterrahmen mit Abbeizsäure, um die Schrauben freizulegen. Dann trägt er eine Lösung auf, um den Rost zu entfernen. Er entfernt schließlich die Schrauben und füllt die Löcher mit brauner Knetmasse in der Farbe des Fensterrahmens.
Vjeran Tomic: Es war schon fast zu leicht
Am 20. Mai 2010 gegen 3 Uhr morgens parkt Tomic seinen Renault Espace wie in den Nächten zuvor am Seine-Ufer gegenüber dem Eiffelturm und bricht in das nahe gelegene Museum ein.
Geräuschlos hebelt er das präparierte Fenster auf und durchtrennt mit einem Bolzenschneider das Vorhängeschloss des dahinter liegenden Metallgitters. Statt sofort in das Gebäude zu klettern, kehrt Tomic zu seinem Wagen zurück.
Dort wartet er eine Viertelstunde. Er will sichergehen, dass er keinen stillen Alarm ausgelöst hat. Erst danach steigt er ein und bewegt sich leise und außerhalb des Blickfelds der Überwachungskameras durch die Museumsräume.
Später erzählt Tomic, dass er überrascht war, wie einfach der Einbruch war. Es habe so gut funktioniert, dass er gleich noch ein paar Kunstwerke mehr mitgenommen habe. Um die Bilder aus dem Museum zu schaffen, ging er zweimal raus und wieder rein.
Gerichtsverfahren und Hintermänner
Neben Tomic werden im Laufe der Ermittlungen zwei weitere Komplizen und Hintermänner verhaftet. 2017 kommt es schließlich zum Prozess. Der Spiderman von Paris legt ein Geständnis ab, prahlt aber gleichzeitig mit seinem Coup und vergleicht sich mit Meisterdieb Arsène Lupin.
Auch der Hehler Jean-Michel Corvez, der seit Jahren mit Tomic zusammenarbeitet, steht vor Gericht. Er gibt zu, die Bilder dem ebenfalls angeklagten Uhrenhändler Yonathan Birn übergeben zu haben. Dieser habe sie nach Israel schmuggeln wollen.
Tomic ist wegen Diebstahls von öffentlichem Kulturgut angeklagt. Dem Wiederholungstäter drohen bis zu 20 Jahre Haft. Corvez und Birn drohen wegen Hehlerei bis zu zehn Jahre. Zudem steht der Vorwurf einer kriminellen Vereinigung im Raum.
Vjeran Tomic: Wo sind die gestohlenen Kunstwerke?
Der Verbleib der geraubten Kunstwerke kann während der Verhandlungen nicht geklärt werden und ist bis heute ein Rätsel. Yonathan Birn behauptet während des Prozesses in Paris, die Kunstwerke vernichtet zu haben.
Er habe Angst gehabt, dass ihm die Ermittler:innen auf die Schliche kommen würden. Unter Tränen gestand Birn im Prozess: „Ich habe sie in den Müll geworfen. Ich habe den schlimmsten Fehler meines Lebens begangen.“
So richtig glauben will ihm das niemand – weder der zuständige Richter noch die anderen Angeklagten. Sie sagen aus, Birn sei zu schlau gewesen, um die Meisterwerke zu zerstören. Die Ermittler:innen gehen deshalb davon aus, dass die Werke aus Frankreich geschafft wurden.
Trotz internationaler Suchbemühungen sind die folgenden Kunstwerke bis heute verschollen: Pablo Picassos „Taube mit grünen Erbsen“ (1912), Henri Matisses „Pastoral“ (1905), Amedeo Modiglianis „Frau mit Fächer – Unia Czechowska“ (1919), Georges Braques „Olivenbaum bei L’Estaque“ (1907) und Fernand Légers „Stillleben mit Kerzen“ (1922).
Eklatante Sicherheitslücken im Museum
Während der Verhandlungen wurden auch die eklatanten Sicherheitsmängel des Museums deutlich. Die Videoüberwachung in den Ausstellungsräumen war bereits seit März 2010 defekt, ebenso die Alarmanlage.
Das Wachpersonal hatte zuvor gewerkschaftlich eine eingeschränkte Nachtbereitschaft durchgesetzt. Personelle Konsequenzen gab es jedoch nicht. Als Ergebnis der Verhandlungen wurden jedoch Modernisierungsarbeiten in Höhe von 10 Millionen Euro beschlossen.
Die Netflix-Doku „Der Mord an Jill Dando“ zeigt ebenfalls die wahre Geschichte hinter einem Verbrechen, das weltweit für Aufsehen sorgte.
Vjeran Tomic: Haftstrafe für den Spiderman von Paris
Alle drei Männer wurden für schuldig befunden. Nach seiner Verurteilung verbüßt Tomic derzeit eine Haftstrafe von acht Jahren. Corvez wurde zu sieben und Birn zu sechs Jahren verurteilt.
Außerdem müssen sie gemeinsam eine Geldstrafe von 104 Millionen Euro an die Stadt Paris zahlen, um den Wert der gestohlenen Kunstwerke auszugleichen.
In Interviews aus dem Gefängnis heraus zeigt Tomic wenig Reue, im Gegenteil. Vielmehr will er „seine“ Bilder zurück, von denen er glaubt, dass sie noch existieren. „Birn liebt die Bilder über alles, und er hätte sie irgendwo aufbewahrt. Früher oder später wird er sie demjenigen geben müssen, dem sie gehören, nämlich mir.”
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