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© Ben Blackall/Netflix
Auf dem Bild in dem Artikel zu XO, Kitty Staffel 3 sitzt Kitty, gespielt von Anna Cathcart, auf einer Wiese unter einem blühenden Kirschbaum. Sie trägt eine Schuluniform und telefoniert mit nachdenklichem Blick. Die Szene ist in warmes Sonnenlicht getaucht, was eine melancholische, aber hoffnungsvolle Stimmung erzeugt. Im Hintergrund sind Büsche, eine Schule und einige Schüler zu sehen.

Toxic Town: Die wahre Geschichte hinter der Netflix-Serie

In der neuen Net­flix-Serie „Tox­ic Town“ kämpfen verzweifelte Müt­ter um Gerechtigkeit für das Leid ihrer Kinder. Das Jus­tiz­dra­ma basiert auf Ereignis­sen, die sich in den 1980er- und 1990er-Jahren in der englis­chen Stadt Cor­by zuge­tra­gen haben. Hier liest Du die wahre Geschichte hin­ter Tox­ic Town.

Hin­ter Tox­ic Town ste­ht der renom­mierte Drehbuchau­tor Jack Thorne, der bere­its für die Skripte zu „Eno­la Holmes“, „Wun­der“, „Shame­less“ und „His Dark Mate­ri­als“ ver­ant­wortlich zeich­nete. Zum Cast gehören große Namen wie Aimee Lou Wood („Sex Edu­ca­tion“), Robert Car­lyle („28 Weeks Lat­er“), Joe Demp­sie („Game of Thrones“), Rory Kin­n­ear („James Bond: Sky­fall“) und Jodie Whit­tak­er („Doc­tor Who“).

Tox­ic Town erzählt die Geschichte von mehreren Frauen, die einen der größten Umwelt­skan­dale Großbri­tan­niens vor Gericht brin­gen und stel­lvertre­tend für viele andere Fam­i­lien Gerechtigkeit für das Leid ihrer Kinder fordern. Tat­säch­lich haben sich diese Ereignisse zwis­chen den 1980er-Jahren und 2009 in Eng­land abge­spielt. Hier sind die wahren Begeben­heit­en hin­ter Tox­ic Town.

Die wahre Geschichte hinter Toxic Town: Der Niedergang von Corby

Schon die Sky­line von Cor­by im Herzen Großbri­tan­niens ver­rät viel über die Geschichte der Region: Grau in grau rei­ht sich Indus­triege­bäude an Indus­triege­bäude. Denn bis in die 1980er-Jahre war die Kle­in­stadt ein Hotspot der britis­chen Stahlin­dus­trie. Doch ähn­lich wie im Ruhrge­bi­et und in vie­len anderen Regio­nen der Welt erlebte die Branche auch in Großbri­tan­nien einen Niedergang.

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Ein­er der größten Akteure in Cor­by war das Unternehmen British Steel, das in der Stadt ein riesiges Stahlw­erk auf ein­er Fläche von über 280 Hek­tar betrieb. Im Jahr 1979 beschloss British Steel jedoch, das Werk auf­grund hoher Ver­luste zu schließen. Mehr als 10.000 Men­schen ver­loren ihre Jobs, die Arbeit­slosen­quote stieg auf 30 Prozent an. Mehr als 15 Jahre dauerte der schrit­tweise Rück­bau der gigan­tis­chen Indus­triean­lage. 1983 wurde damit begonnen.

Das größte Prob­lem waren die großen Men­gen an gifti­gen Stof­fen wie Indus­trieabfälle und vor allem Son­der­müll, der bei der Stahl­pro­duk­tion anfiel. Aus heutiger Sicht erscheint die Vorge­hensweise der Ver­ant­wortlichen befremdlich: Die Abfälle wur­den ein­fach mit Last­wa­gen durch die Stadt gefahren und schließlich in speziellen Ver­w­er­tungsan­la­gen entsorgt. Über 15 Jahre lang fuhren täglich bis zu 200 LKW mit dem gifti­gen Mate­r­i­al durch Corby.

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Merkwürdige Phänomene in Corby

Par­al­lel zu den Abbauar­beit­en trat­en in der Stadt zunächst rät­sel­hafte Phänomene auf: Die Rate der Kinder, die mit Miss­bil­dun­gen an Armen und Beinen zur Welt kamen, stieg über­pro­por­tion­al an und war deut­lich höher als in anderen Städten mit ähn­lich­er Ein­wohn­erzahl. Spätere Unter­suchun­gen ergaben zudem, dass in den Fam­i­lien der betrof­fe­nen Kinder in früheren Gen­er­a­tio­nen keine genetis­chen Defek­te aufge­treten waren.

In ihrer Verzwei­flung wandten sich die betrof­fe­nen Fam­i­lien an Expert:innen und gaben ein Gutacht­en in Auf­trag. Das Ergeb­nis war ein­deutig: Die deformierten Glied­maßen der Kinder stammten mit hoher Wahrschein­lichkeit von den Gasen und Aus­dün­stun­gen des Mülls, der durch die Stadt gefahren wurde und denen die wer­den­den Müt­ter aus­ge­set­zt waren. Im Novem­ber 2005 entsch­ieden die Richter:innen, dass ein gerichtlich­es Ver­fahren über die genauen Zusam­men­hänge zwis­chen den Abfällen und den Miss­bil­dun­gen stat­tfind­en könne.

2009 begann der Prozess. Inklu­sive divers­er Gutacht­en und bürokratis­ch­er Hür­den waren ins­ge­samt zehn Jahre Vor­bere­itungszeit nötig, um genü­gend Beweise zu sam­meln. Die Stadt Cor­by war dabei keine Hil­fe, ver­schleppte das Prozedere immer wieder. 18 junge Men­schen mit deformierten Glied­maßen und ihre Fam­i­lien reicht­en offiziell Klage gegen die Stadtver­wal­tung ein und sagten vor Gericht aus. Alle wur­den zwis­chen 1985 und 1997 geboren und führten die mas­sive Luftver­schmutzung und die all­ge­meine Umweltver­schmutzung der Gegend durch Müll­trans­porte als mögliche Ursache für ihre Behin­derun­gen an. Der Anwalt Desmond Collins, im Film gespielt von Rory Kin­n­ear, ver­trat die Familien.

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Die wahre Geschichte von Toxic Town: Ignoranz auf vielen Ebenen

Der Prozess brachte viele Details ans Licht. Kro­nan­walt David Wil­by (die britis­che Ver­sion eines Staat­san­walts) warf den Ver­ant­wortlichen Geldgi­er vor. Demzu­folge sollen die Gelder, die die Stadt und das Stahlw­erk von der Regierung bekom­men haben, vor allem an Fir­men geflossen sein, die den Ver­ant­wortlichen und lokalen Politiker:innen nah­e­s­tanden. Dem­nach wussten alle Beteiligten um die Gefahr, die von den Abfällen aus­ging. Sie ignori­erten sie jedoch, um Kosten zu sparen und sich selb­st die Taschen zu füllen.

Aimee Lou Wood und Jodie Whitaker in Toxic Town

Susan und Tra­cy gehen ans Lim­it, um die Wahrheit ans Licht zu zer­ren. — Bild: Net­flix

Somit war die Beweis­last gegen die Stadt und die beteiligten Fir­men erdrück­end. Die Rede war von ein­er „atmo­sphärischen Gift­suppe“, der die wer­den­den Müt­ter aus­ge­set­zt waren. Schließlich gab das Gericht den Kläger:innen recht und bestätigte offiziell die Verbindung zwis­chen den tox­is­chen Sub­stanzen in der Atmo­sphäre und den deformierten Glied­maßen der Kinder. Dieses Urteil war ein Meilen­stein. Denn es war das erste, in dem Luftver­schmutzung als Ursache für Krankheit­en oder Ähn­lich­es genan­nt wurde.

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Parallelen zu Erin Brockovich

Bis dahin hat­ten Gerichte nur Wasserver­schmutzung als legit­i­men Grund anerkan­nt. Promi­nen­testes Beispiel in diesem Zusam­men­hang ist der Prozess der US-amerikanis­chen Anwältin Erin Brock­ovich, die 1996 das kali­for­nische Unternehmen Pacif­ic Gas and Elec­tric wegen Trinkwasserver­schmutzung zu ein­er beträchtlichen Zahlung von 333 Mil­lio­nen US-Dol­lar verk­lagte und Recht bekam. Julia Roberts („Ocean’s Eleven“) spielte die Anwältin in dem Film „Erin Brock­ovich“ von Regis­seur Steven Soder­bergh („Ocean’s Twelve“).

Brendan Coyle in Toxic Town

Bren­dan Coyle spielt Roy in Tox­ic Town. — Bild: Ben Blackall/Netflix

Zurück zur wahren Geschichte von Tox­ic Town. Die Stadt Cor­by zeigte sich ent­täuscht und sah in dem Urteil keinen Grund, sich bei den betrof­fe­nen Fam­i­lien zu entschuldigen. Chris Mal­len­der, Chef der Stadtver­wal­tung, sagte nach dem Prozess:

„Wir sind noch nicht an dem Punkt, uns zu entschuldigen, weil noch nie­mand ver­ant­wortlich ist. Wir kön­nen nicht umherge­hen und uns bei Leuten für Dinge entschuldigen, für die wir nicht unbe­d­ingt ver­ant­wortlich sind. Unsere Posi­tion war immer, dass es keinen Zusam­men­hang zwis­chen den Sanierungsar­beit­en, die in Cor­by in den ver­gan­genen Jahrzehn­ten durchge­führt wur­den, und den Geburts­fehlern dieser Kinder gab. Das ist immer noch unsere Position.“

So ging die wahre Geschichte von Toxic Town aus

Allerd­ings zeigte sich in den fol­gen­den Monat­en, dass sich die Stadt offen­bar doch in der Ver­ant­wor­tung sah. Denn zu einem weit­eren Prozess kam es nicht. Stattdessen einigten sich Kläger:innen und Angeklagte im April 2010 außerg­erichtlich auf eine finanzielle Entschädi­gung. Jedoch ist die Höhe der Summe unter Ver­schluss und bis heute nicht bekannt.

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