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Bild aus Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim
Plakat zum Musical-Film Wicked

Greatest Showman: Wer war P. T. Barnum wirklich?

Der Film Great­est Show­man lehnt seine Musi­cal-Geschichte an das Leben des Zirkus­di­rek­tors Phineas Tay­lor Bar­num an. Im Film wird er als gön­ner­hafter Show­mas­ter porträtiert, der im Grunde nur das Beste für seine ander­sar­ti­gen Mane­gen-Stars will. Die his­torische Fig­ur hinge­gen gilt vor allem als skru­pel­los­er Geschäfts­mann und Begrün­der der US-amerikanis­chen Freak­shows. Zeit für ein wenig Aufklärungsarbeit.

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Was haben ein Bus­plakat, ein Fly­er verteilen­der Stu­dent in der Fußgänger­zone, eine auf­fäl­lige Schrif­tart und so manch­er Pri­vat­sender gemein­sam? Sie sind alle Teil eines Prozess­es, den man vor allem in den USA als Bar­n­u­misierung (Bar­n­u­miza­tion) beze­ich­nen würde. Wer den Begriff im Online Eng­lish Dic­tio­nary oder im Online Cam­bridge Dic­tio­nary nach­schla­gen möchte, wird allerd­ings ent­täuscht. Denn obwohl in den USA jedes Kind diesen Begriff einord­nen kön­nte, ist er dort wed­er ver­merkt noch erklärt.

Vielle­icht liegt es daran, dass der Begriff viel zu viele Dinge zusam­men­fasst. Heute gibt es dafür mehrere Aus­drücke, die seine unter­schiedlichen Bedeu­tun­gen sauber­er auf einen Punkt brin­gen. Mod­erne Aus­drücke wie Mar­ket­ing, Sen­sa­tion­slust, Voyeuris­mus und Show­busi­ness zum Beispiel. Je nach­dem, welche Mei­n­ung man zum Begrün­der dieses Wortes ver­tritt, würde der ein oder andere wohl auch noch Aus­beu­tung, Betrug, Narziss­mus, Größen­wahn und Raf­fgi­er in den Raum werfen.

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Hugh Jack­man in der Manege: Wie geboren für die Rolle des charis­ma­tis­chen P.T. Bar­num. © 2017 Twen­ti­eth Cen­tu­ry Fox

Doch daran denkt man nicht, wenn man im neusten Hol­ly­wood-Musi­cal-Block­buster Great­est Show­man den char­mant lächel­nden Charis­matik­er Hugh Jack­man in der Rolle des P.T. Bar­num durch die Kulis­sen tanzen sieht. Er spielt eine Fig­ur, der das Pub­likum wirk­lich alles verzei­hen würde. Der zweite Trail­er des Films wirbt für die aufwendi­ge Musi­cal-Pro­duk­tion mit den unschlag­bar pub­likum­swirk­samen Worten „inspiri­ert von wahren Ereignis­sen”. Wer dem allerd­ings zu starken Glauben schenkt, der dürfte diese Behaup­tung so rasch in sich zusam­men­stürzen sehen wie das bren­nende Kuriositäten­mu­se­um des Zirkusdirektors.

Hugh Jackman und die „Dynamisierung der Wahrheit”

„Ich habe für diesen Film gekämpft”, erk­lärt Hol­ly­wood-Schaus­piel­er Hugh Jack­man im Inter­view mit den Stuttgarter Nachricht­en. Der 49-Jährige stellte bere­its in Les Mis­érables (2012) abso­lut überzeu­gende Musi­cal-Qual­itäten und Lei­den­schaft für das Genre unter Beweis. Ver­ständlich, dass er sich - wie geboren für eine solche Haup­trol­le - außeror­dentlich für dieses Pro­jekt engagierte. Dabei betont Jack­man, dass der Film kein musikalis­ches Biopic des polar­isieren­den Zirkus­di­rek­tors ist.

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Links: Hugh Jack­man als P.T. Bar­num. Rechts: Der echte P.T. Bar­num. © 2017 Twen­ti­eth Cen­tu­ry Fox / Geme­in­frei, Mathew-Brady-Studio.

Dafür aber, wen­det er ein, könne man von P.T. Bar­num ler­nen, wie man eine gute Geschichte erzählt. Jack­man wörtlich:

Manch­mal muss man eben auch etwas hinzu­dicht­en, um die Zuschauer zu fes­seln […] P.T. Bar­num hätte wahrschein­lich gesagt, die Wahrheit darf ein­er guten Geschichte nie im Weg ste­hen. Wenn du wirk­lich unter­hal­ten willst, musst du die Wahrheit dynamisieren.

Das Prob­lem ist lei­der, dass Great­est Show­man zwar mit eini­gen Aspek­ten glänzen kann, doch ganz sich­er nicht mit ein­er guten Geschichte. Und daran, da sind sich viele Kri­tik­er einig, ist vor allem die dynamisierte Wahrheit schuld.

P. T. Barnum: Werbe-König und Marketing-Pionier

Phineas Tay­lor Bar­num machte sich während des 19. Jahrhun­derts in den USA vor allem einem Namen mit der Erfind­ung des klas­sis­chen Show­busi­ness und seinem tra­di­tion­sre­ichen Wan­derzirkus Rin­gling Bros. and Bar­num & Bai­ley Cir­cus. Außer­dem entwick­elte er bis dato noch unbekan­nte Werbe­strate­gien wie beispiel­sweise die ersten kun­ter­bun­ten und reißerischen Zirkus­plakate, die Pas­san­ten in ihren Bann zogen. Die Plakate wur­den mit ein­er für dama­lige Ver­hält­nisse auf­fäl­li­gen Schrif­tart verse­hen, die auch heute noch als Bar­num-Font bekan­nt ist.

Sog­ar ein psy­chol­o­gis­ch­er Effekt, der Bar­num-Effekt erin­nert heute noch an den Aus­nahme-Geschäfts­mann. Den machen sich vor allem Wahrsager und Astrolo­gen zu Nutze. Der Bar­num-Effekt beze­ich­net die Nei­gung des Men­schen, all­ge­meine und bre­it­ge­fächerte Aus­sagen auf sich selb­st zu beziehen. Ähn­lich auch die Strate­gien des auf­streben­den Enter­tain­ers, der mit sein­er durch­schla­gen­den Main­stream-Wer­bung die Massen ansprach wie sein­erzeit kein Zweiter.

Bar­num ließ erst­mals Reklame an Pfer­dekutschen anbrin­gen und durch die Straßen fahren - ein Werbe­mit­tel, das sich heute vor allem an Bussen und Taxis wiederfind­et. Auch die klas­sis­che Fußgänger­zo­nen-Pro­mo­tion wurde durch P. T. Bar­num pro­fes­sion­al­isiert. Gele­gentlich stellte er sog­ar kleine Büh­nen in die Straßen, auf denen seine Schausteller dem Pub­likum einen Vorgeschmack auf seine Show geben sollten.

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P.T. Bar­num - der Erfind­er des Show­busi­ness. © 2017 Twen­ti­eth Cen­tu­ry Fox

In kleinen Broschüren und auf Flug­blät­tern schürte er bei seinen poten­ziellen Besuch­ern mit mächti­gen Worten und Superla­tiv­en den Hunger nach Unter­hal­tung, indem er seine Num­mern und Darsteller anpries. Sog­ar eigene Illus­tra­toren beschäftigte der Fam­i­lien­vater - damals ein reich­lich ver­rück­ter Geschäft­se­in­fall. „Bar­num war der König der Wer­bung”, bestätigt Mary K. Witkows­ki, Direk­torin des Bridge­port His­to­ry Cen­ters, das hun­derte von sel­te­nen Schrift­stück­en und Fotografien aus dem Leben des P.T. Bar­num beherbergt.

Kathy May­er, Kura­torin des Bar­num Muse­ums in Bridge­port, erk­lärte eben­falls im Inter­view mit der CTPost:

Obwohl es Wer­bung und Pro­mo­tion dur­chaus schon sehr viel früher gab, war es erst Bar­num, der daraus eine Wis­senschaft machte und bei­dem eine bis dahin unge­se­henen und völ­lig neuen Stel­len­wert ver­passte. Selb­st heute noch wer­den seine Werbe­strate­gien studiert. Ich bekomme ständig Anrufe zu diesem Thema.

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Gegen Ende des Films ste­ht Bar­nums Kuriositätenk­abi­nett in Flam­men. © 2017 Twen­ti­eth Cen­tu­ry Fox

„Die Öffentlichkeit ist ein sehr selt­sames Tier”, soll der Show­mas­ter ein­mal gesagt und hinzuge­fügt haben: „Und obwohl man es als guter Ken­ner der men­schlichen Natur häu­fig schafft, seinen Geschmack zu tre­f­fen, ist es doch oft­mals unbeständig und per­vers.” Genau diese Erken­nt­nis machte sich Bar­num, der in zahlre­ichen Quellen als knall­har­ter Geschäfts­mann beschrieben wird, zu Nutze.

Im Jahr 1841 über­nahm er das Amer­i­can Muse­um in New York und gestal­tete es zu einem Kuriositätenk­abi­nett um. Damit wurde das Muse­um zu ein­er der größten Besucher­at­trak­tio­nen des 19. Jahrhun­derts in den USA. Es wird geschätzt, dass etwa 38 Mil­lio­nen Besuch­er in den 23 Jahren sein­er Leitung dem Kabi­nett einen Besuch abstat­teten. Nicht zulet­zt gilt Bar­num auch als Begrün­der der US-amerikanis­chen Freakshow.

Der größte Hochstapler seiner Zeit

Zu den Ausstel­lung­sex­ponat­en zählte alles, was exo­tisch oder kurios genug war, um dort einen Platz zu find­en: Ob lebende oder aus­gestopfte Tiere, ein Flo­hzirkus oder sel­tene Gegen­stände, die Massen woll­ten sehen, was P.T. Bar­num ihnen als Sen­sa­tion verkaufte.

Dabei waren seine ein­trächtig­sten Attrak­tio­nen oft nur gut insze­nierte und präsen­tierte Fälschun­gen. Etwa seine soge­nan­nte Fid­schi-Meer­jungfrau, für die Bar­num Rumpf und Kopf eines Affen auf eine Fis­chflosse mon­tieren ließ. Dazu ließ er einen sein­er Angestell­ten als Wis­senschaftler aus Lon­don auftreten, der die Echtheit des Exponates glaub­würdi­ger erscheinen lassen sollte. Die Besuch­er ran­nten Bar­num die sprich­wörtliche Bude ein.

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Links: Bar­nums Fid­schi Meer­jungfrau. Rechts: Bar­num mit Tänz­erin Ernes­tine de Faiber. © Geme­in­frei, Mathew-Brady-Studio

Sein wohl größter Coup war allerd­ings ein ganz ander­er: Er engagierte die fast blinde und kör­per­lich eingeschränk­te schwarze Sklavin Joice Heth. Die 80-Jährige stellte er seinem Pub­likum als das 161-jährige Kin­der­mäd­chen von nie­mand gerin­gerem als George Wash­ing­ton vor, dem ersten Präsi­den­ten der Vere­inigten Staat­en von Amerika.

Gefälschte Papiere soll­ten das bele­gen. Zuvor hat­te der Zirkus­di­rek­tor die alte Frau von einem anderen Show­mas­ter für rund 1000 US-Dol­lar „aus­ge­borgt.” Die Frau erzählte glaub­haft Geschicht­en über den lieben kleinen Hosen­scheißer George und sang Gute-Nacht-Lieder, mit denen sie ihn ange­blich in den Schlaf gesun­gen haben wollte. Später sollte Bar­num dazu schriftlich ver­merken, dass ihr der Schwindel ange­blich wahre Freude bere­it­et und sie sehr davon prof­i­tiert habe.

Chancen-Schaffer oder Ausbeuter?

Ein immenser Erfolg wurde für Bar­num auch der damals vier­jährige klein­wüch­sige Charles Strat­ton, den er als den elfjähri­gen Zwerg Gen­er­al Tom Thumb aus Europa ver­mark­tete. Im Film wird er von Schaus­piel­er Sam Humphrey verkör­pert. Er hat eine soge­nan­nte Skelettdys­plasie, die eine Entwick­lungsstörung der Knochen nach sich zieht. Für ihn war das Pro­jekt eine tolle Erfahrung, sagt er in einem Inter­view. Vor allem die Zusam­me­nar­beit mit Hugh Jack­man, einem sein­er Lieblingss­chaus­piel­er, genoss er in vollen Zügen.

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Den­noch dürstet es dem Zuschauer während des Inter­views nach ein­er Frage, die dann lei­der doch nicht gestellt wird. Die Rede ist von einem gewalti­gen Ele­fan­ten im Raum der Kri­tik - sowohl an Bar­num selb­st als auch am Musi­cal: Auch heute noch wird P.T. Bar­num vorge­wor­fen, er habe sich am Unglück ander­er bere­ichert. Er habe Rand­grup­pen und Außen­seit­er zum Opfer von gren­zen­losem Voyeuris­mus gemacht, sie aus­genutzt und mis­shan­delt. Ver­ständlich, denn wer mit der Ander­sar­tigkeit aus­ge­gren­zter Men­schen Geld in die eige­nen Kassen schwemmt, wird wohl nie­mand als Wohltäter beschreiben wollen.

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P. T Bar­num und seine Attrak­tion Charles Strat­ton. © 2017 Twen­ti­eth Cen­tu­ry Fox

Doch genau das macht die Hol­ly­wood-Ver­fil­mung. In Great­est Show­man wer­den die Zirku­sangestell­ten mit ihren ungewöhn­lichen Merk­malen schein­bar zu glam­ourösen Show­stars. P. T. Bar­num wird über weite Teile des Films als großzügiger Altru­ist porträtiert, dem sie ihren Ruhm ver­danken. Er soll ihnen die Chance gegeben haben, aus ihrem Hand­i­cap Kap­i­tal zu schla­gen, die Möglichkeit, selb­st als Außen­seit­er das Beste aus ihrem Schick­sal zu machen.

Fakt ist jedoch, das zahlre­iche men­schliche „Ausstel­lungsstücke” Bar­nums entwed­er an ihn verkauft oder ver­traglich ver­liehen wur­den, wie zum Beispiel der vier­jährige Charles Strat­ton oder die Sklavin Joice Heth. Dass all seine Angestell­ten sich aus völ­lig freien Stück­en entsch­ieden, in seinem Pro­gramm aufzutreten, ist also eben­falls eine Hol­ly­wood-Mär. Der Film roman­tisiert diese soge­nan­nte Fam­i­lie aus Men­schen mit Hand­i­caps stark - und mit ihr das düstere Kapi­tel der US-amerikanis­chen Freak­shows. Kri­tik­er merken an, der Film biedere sich viel zu stark mit plumpen Slo­gans wie im Titel­song This Is Me bei Rand­grup­pen an. Die Real­ität habe damals deut­lich anders ausgesehen.

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Bar­nums Freaks in der Manege. © 2017 Twen­ti­eth Cen­tu­ry Fox

Ander­er­seits ist es dur­chaus denkbar, dass Bar­nums Pro­gramm so manchem Men­schen ein selb­st­bes­timmteres Leben ermöglichte. Chan­cen auf dem reg­ulären Arbeits­markt des 19. Jahrhun­derts dürften die aus­ge­gren­zten Men­schen wohl kaum gehabt haben. Viele wären kör­per­lich nicht in der Lage gewe­sen, schw­er zu arbeit­en und hät­ten wahrschein­lich ihr Leben lang in ungewiss­er Abhängigkeit leben müssen. Den­noch würde wohl kein His­torik­er Bar­nums dop­pel­moralis­che Geschäft­sphiloso­phie abstre­it­en. Die finanzielle Bere­icherung und der per­sön­liche Erfolg mit seinen ein­trächti­gen Ideen stand für ihn stets an erster Stelle.

Dass Bar­num kein Wohltäter war, deutet sog­ar die Musi­cal-Ver­fil­mung hin und wieder an. Zum Beispiel in der Szene, in der Bar­num seine Freaks von den Feier­lichkeit­en nach Jen­ny Linds Auftritt eiskalt auss­chließt. Doch ähn­lich wie bei anderen Fehlern und Unzulänglichkeit­en des Show­mas­ters verzei­hen ihm seine Mit­men­schen diesen moralis­chen Faux­pas leicht­füßig tänzel­nd und trällernd. Dabei würde man zumin­d­est von der res­oluten bär­ti­gen Dame Let­tie Lutz erwarten, dass sie ihren Chef zur Rede stellen würde. Doch das passte let­ztlich doch nicht ins zu weich gewasch­ene Drehbuch von Great­est Showman.

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Geschäfts­ge­spräche: In Wirk­lichkeit hat es Zac Efrons Fig­ur Philipp Car­lyle nie gegeben. © 2017 Twen­ti­eth Cen­tu­ry Fox

Great­est Show­man ver­schweigt auch die soge­nan­nten Min­strel Shows, bei denen Bar­num eben­falls als Ver­anstal­ter auf­trat, um sein Pub­likum zu unter­hal­ten. Bei diesen sketchar­ti­gen Unter­hal­tung­spro­gram­men bemal­ten sich Weiße die Gesichter mit schwarz­er Farbe. Dann wur­den vor allem All­t­agssi­t­u­a­tio­nen von Sklaven nachgestellt, die hochgr­a­dig ras­sis­tis­che Botschaften beinhalteten.

Was Great­est Show­man eben­falls lieber ver­schweigt, ist der Umstand, dass Bar­num stets ver­suchte, exo­tis­che Tiere aus aller Her­ren Län­der für seinen Zirkus und sein Kabi­nett zu importieren. Dabei gin­gen zahlre­iche Exoten, darunter vor allem Ele­fan­ten, während der wochen- oder monate­lan­gen Über­fahrten elendig zugrunde. Auch das unter­schlägt der Film lieber zugun­sten des Unterhaltungsfaktors.

Barnum und seine Frauen

Stattdessen dichtet das Film­mu­si­cal dem Zirkus­di­rek­tor lieber eine Affäre mit sein­er Haupt­darstel­lerin Jen­ny Lind an. Die gab es tat­säch­lich und in der Tat reiste Bar­num mit ihr auf ein­er Tour durchs Land. Eine Affäre wurde allerd­ings nie belegt und auch das Bild in der Zeitung, das den spon­ta­nen Kuss zwis­chen dem Show­mas­ter und der schwedis­chen Sän­gerin zeigt, hat es in Wirk­lichkeit nie gegeben.

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Links: „Nachti­gall” Jen­ny Lind. Rechts: Rebec­ca Fer­gu­son verkör­pert die Sän­gerin in Great­est Show­man. © Geme­in­frei, John Carl Fred­er­ick Poly­car­pus Von Schnei­dau /© 2017 Twen­ti­eth Cen­tu­ry Fox

Wie zahlre­iche Quellen bericht­en, sollen P. T. Bar­num und seine Frau Char­i­ty Hal­lett Bar­num eine innige und ver­trauensvolle Ehe geführt haben. Im Alter von 21 Jahren heiratete die fromme Schnei­derin den 19-Jähri­gen im Jahr 1829. Später ver­merk­te Bar­num in einem Buch voller Erinnerungen:

Ich würde frühe Ehen niemals befür­worten oder empfehlen. Doch obwohl ich kaum älter als 19 Jahre alt war als ich heiratete, war ich stets sich­er, dass auch wenn ich noch zwanzig Jahre damit gewartet hätte, ich niemals eine andere Frau gefun­den hätte, die so gut zu mir passt, die charak­ter­lich, als Ehe­frau, als Mut­ter und als Fre­undin so bewun­dern­swert und wertvoll hätte sein kön­nen wie sie.

In einem anderen Schrift­stück stellt Bar­num schlicht fest, er habe an jen­em Tag „eine der besten Frauen der Welt” geheiratet. Anders als im Film hat­te das Paar damals nicht nur zwei, son­dern vier gemein­same Töchter. 44 Jahre lang waren sie ver­heiratet. Nach Char­i­tys Tod jedoch gab Bar­num nur wenig später Nan­cy Fish, der 25-jähri­gen Tochter eines Fre­un­des, das Jawort.

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In Great­est Show­man verkör­pert Michelle Williams Bar­nums Ehe­frau Char­i­ty. © 2017 Twen­ti­eth Cen­tu­ry Fox

Greatest Showman bei den Golden Globes

Mit­tler­weile wurde Great­est Show­man für drei Gold­en Globes nominiert. In den Kat­e­gorien  Bester Haupt­darsteller, Bester Film und Bester Film­song (This Is Me) dür­fen die Mach­er auf einen der begehrten Ausze­ich­nun­gen hof­fen. Für den besten Film dürfte es wohl aller Voraus­sicht nach nicht reichen - die Geschichte bleibt, selb­st für das Musi­cal-Genre, zu ober­fläch­lich. Die Nominierung von Hugh Jack­man war zu erwarten. Die Rolle, so wie Hol­ly­wood sie erfand, hätte passender nicht beset­zt wer­den kön­nen. Der sym­pa­this­che und charis­ma­tis­che Haupt­darsteller hil­ft dem Film über das schwache Drehbuch hinweg.

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Regis­seur Michael Gracey und Haupt­darsteller Hugh Jack­man am Set von Great­est Show­man. © 2017 Twen­ti­eth Cen­tu­ry Fox

Der echte P.T. Bar­num wäre von ihm und den dur­chaus bom­bastis­chen und mitreißen­den Tanz- und Gesangsszenen sicher­lich begeis­tert gewe­sen. Diese wur­den vom aus­tralis­chen Wer­be­filmer Michael Gracey so pub­likum­swirk­sam in Szene geset­zt, wie selb­st Mar­ket­ing-Experte Bar­num es nicht bess­er hätte machen können.

Auf his­torische Wahrheit­en, Fak­ten und Detail­treue kam es für die Mach­er des Main­stream-Musi­cals allerd­ings ganz und gar nicht an - wed­er bei seinen Fig­uren, seinen Kostü­men noch sein­er Hand­lung. Insofern müsste man hier schon beina­he wieder eingeste­hen, dass Great­est Show­man dur­chaus authen­tisch in der Tra­di­tion seines his­torischen Vor­bildes ste­ht - dem selb­ster­nan­nten König Humbug.

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