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Red Privada: Wer hat Manuel Buendía umgebracht? Die wahre Geschichte hinter der True Crime-Doku
Die neue Netflix-Doku „Red Privada: Wer hat Manuel Buendía umgebracht?“ widmet sich dem bis heute nicht gänzlich geklärten Mord an dem berühmten Enthüllungsjournalisten. Die wahre Geschichte hinter der True Crime-Doku findest Du hier.
Dokumentationen über berühmte Kriminalfälle finden momentan viele Fans bei Netflix. Serien wie Elize Matsunaga – Es war einmal ein Mord oder Unglaubliche Diebstähle fesseln mit spannend erzählten Geschichten über wahre Begebenheiten. Nun entführt Dich Netflix in Red Privada: Wer hat Manuel Buendía umgebracht? nach Mexiko.
Filmemacher Manuel Alcalá steckt hinter dem etwa 100-minütigen Dokumentarfilm, der sich mit dem Mord am bekannten mexikanischen Enthüllungsjournalisten Manuel Buendía auseinandersetzt. Alcalá ist kein Unbekannter: 2018 gewann der mexikanische Regisseur mit seinem Film Museo in der Kategorie Bestes Drehbuch bei der Berlinale.
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Wer war Manuel Buendía?
Manuel Buendía wurde 1926 an der mexikanischen Pazifikküste im Bundesstaat Michoacán geboren. Schon im Teenageralter begann er für die La Nación kleinere Artikel zu schreiben. La Nación fungiert als Parteizeitung der Partido Acción Nacional (PAN), eine der drei traditionellen großen Parteien Mexikos. Politisch ist die PAN christdemokratisch und konservativ ausgerichtet.
1953 heuerte Buendía bei der Zeitung La Prensa an und arbeitete dort als Redakteur, Kriminalreporter und politischer Kolumnist. Parallel unterrichtete er als Professor an einer Journalistenschule. 1960 wurde er zum Chefredakteur von La Prensa ernannt. Schon 1957 hatte er seine tägliche Kolumne namens Red Privada – was auf Deutsch soviel wie Privates Netzwerk bedeutet – begonnen. Damals nutzte er allerdings noch ein Synonym und schrieb unter dem Namen Héctor Juvenal. Später folgten Veröffentlichungen unter anderen Synonymen.
Red Privada: Was hat es mit diesem Namen auf sich?
Hier kommt der Stein ins Rollen: Buendía nahm in seinen Texten kein Blatt vor den Mund und deckte die Verbindungen zwischen Politik und organisierter Kriminalität auf. Dreimal pro Woche erschienen die beliebten Enthüllungstexte. Richtig populär wurde Red Privada im Dezember 1978, als Buendía für die große Tageszeitung Excélsior schrieb. Zeitweise wurde die Kolumne in über 200 Zeitungen in ganz Mexiko abgedruckt.
Natürlich blieben die von Buendía angesprochenen Themen den Mächtigen des Landes nicht verborgen. Der Journalist legte Geheimoperationen der USA in Mexiko, ultrarechte Gruppen, korrupte Regierungsmitglieder sowie Beamte mit Verbindungen zum Drogenkartell offen und nannte dabei oft konkrete Namen.
Dass seine Enthüllungen Ärger bedeuten könnten, war Buendía immer bewusst. So trug er stets eine Waffe bei sich, nachdem er mehr und mehr Todesdrohungen erhalten hatte. Kurz vor seinem Tod hatte der damals 58-Jährige über die Korruption in Mexikos Erdölindustrie berichtet und dabei Jorge Díaz Serrano und Arturo Durazo Moreno an den Pranger gestellt. Díaz Serrano war zu jener Zeit Chef des staatlichen Mineralölkonzerns Pemex, Durazo Moreno Polizeichef von Mexiko City.
Der Mord an Manuel Buendía
Soviel zur Vorgeschichte des eigentlichen Verbrechens. Der Mord an Manuel Buendía ereignete sich am 30. Mai 1984, einem Mittwochabend. Gegen 18:30 Uhr verließ Buendía sein Büro im Stadtteil Colonia Juárez. Heute ist dieser Bereich ein beliebtes Touristenziel wegen seiner Zona Rosa und den darin befindlichen Kunstgalerien sowie der Kern der LGBTQ-Community Mexiko Citys.
Die Tat an sich ist schnell geschildert: Als Buendía auf sein Auto zuging, näherte sich ihm von hinten ein großer Mann mit einer schwarzen Jacke und einer Baseballcap, zog an Buendías Mantel und schoss ihm viermal aus nächster Nähe in Rücken und Kopf. Dann floh der Täter mit einem Motorrad, auf dem ein weiterer Mann saß.
Zahlreiche Menschen wurden Zeugen des grässlichen Verbrechens. Als einer der Ersten erreichte José Antonio Zorrilla Pérez den Tatort. Zorrilla Pérez war damals Chef des Federal Security Direcorates (DFS), der mexikanischen Version des FBI. Er gehörte zu Buendías engsten Vertrauten und besten Informationsquellen.
Red Privada: Wer hat Manuel Buendía umgebracht? Die Ermittlungen beginnen
Bilder von Buendías Leiche kursierten bereits kurz nach der Tat in den großen Medien des lateinamerikanischen Landes. Die Ermittlungen der Behörden brachten verschiedene Verdächtige hervor, darunter die ultrarechte Gruppe Los Tecos, die von Buendía für ihre Machenschaften an der autonomen Universität von Guadalajara kritisiert wurden.
Der Verdacht erhärtete sich jedoch nicht. Stattdessen konzentrierten sich die Ermittler unter Leitung von Zorrilla Pérez auf hochrangige Mitglieder der Regierung, speziell des DFS. Denn lokale Medien hatten berichtet, dass DFS-Mitarbeiter kurz nach dem Mord an Buendía in dessen Büro Spuren beseitigt hatten.
Am Tag nach dem Mord titelte Excélsior: „Die Kugeln, die Manuel Buendía getötet haben, waren nicht auf einen Mann, sondern auf die Meinungsfreiheit gerichtet.“ Buendía war bei weitem nicht der einzige Journalist, der in Mexiko einem Mord zum Opfer fiel. Allein 1984 wurden mit Jorge Fernández Garduño, Julio Hernández Garduño, Francisco Saldívar Reyes und Javier Juárez Vázquez vier weitere Journalisten getötet.
Die Pressefreiheit in Mexiko
In den 1970er- und 1980er-Jahren galt Mexiko als gefährlichstes lateinamerikanisches Land für Pressevertreter:innen. Auch heute leben Journalist:innen dort oft in Angst. Reporter ohne Grenzen listet Mexiko auf Platz 143 von 180 Ländern mit Bezug auf die Pressefreiheit. Das giftige Klima geht auf die 1930er-Jahre zurück.
Damals hatte die mexikanische Regierung die Presse im Prinzip verstaatlicht, um die Berichterstattung nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Regierungstreue Journalist:innen bekamen einen finanziellen Anreiz, andere wurden entweder bedroht oder direkt getötet. So entwickelte sich ein Mediensystem, das kaum noch kritisch berichtete, aus Angst, finanzielle Mittel oder sogar das eigene Leben zu verlieren.
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Erst in den 1980er-Jahren wurden wieder kritische Stimmen lauter. Viele Medien wurden privatisiert und waren damit unabhängig von der Regierung. Allerdings bezahlten viele Journalist:innen diese Unabhängigkeit mit dem Leben. Speziell die Drogenkartelle des Landes hatten es auf die Berichterstatter:innen abgesehen, um die Stimmung zu ihren Gunsten zu drehen. Denn gilt eine Region laut Zeitung als sicher, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass das Militär hier weniger aktiv ist und die Kartelle entspannter arbeiten können.
Erste Verdächtige werden festgenommen – und getötet
In diesem giftigen Klima erregte der Mord an dem prominenten Journalisten Buendía viel Aufmerksamkeit. Mexikos damaliger Präsident Miguel de la Madrid verurteilte die Tat selbstverständlich sofort und versprach Gerechtigkeit. Jedoch zogen sich die Ermittlungen sehr lange hin. Zudem gingen Beweise verloren.
Schließlich wurden am 11. Juni 1989 – über fünf Jahre nach der Tat – mehrere Verdächtige festgenommen:
- José Antonio Zorilla Pérez: Chef des DFS und einer der Ersten am Tatort. Er soll die Tat geplant haben.
- Juan Rafael Moro Ávila: Ein DFS-Agent und Nachkomme des ehemaligen Präsidenten Manuel Ávila Camacho. Er soll einer der beiden Männer am Tatort gewesen sein und das Motorrad gefahren haben.
- José Luis Ochoa Alonso: Auch „El Chocorrol“ genannt, soll Buendía erschossen haben.
- Juan Arévalo Gardoqui: Mitglied des mexikanischen Verteidigungsministeriums. Auch er wurde verdächtigt, Buendía erschossen zu haben.
- Juventino Prado Hurtado: DFS-Agent, soll am Mord beteiligt gewesen sein.
- Raúl Pérez Carmona: DFS-Agent, soll am Mord beteiligt gewesen sein.
- Sofía Naya: DFS-Agentin, soll am Mord beteiligt gewesen sein.
Noch vor dem Prozess starben Ochoa Alonso alias „El Chocorrol“ und Arévalo Gardoqui unter mysteriösen Umständen. Die Behörden gingen aber mit großer Sicherheit in beiden Fällen von Mord aus. Damit waren beide potenziellen Todesschützen eliminiert.
Letztlich wurden Zorilla Pérez und Moro Ávila 1989 zu 35 beziehungsweise 25 Jahren Haft verurteilt. Bis 2009 saßen sie hinter Gittern, wurden aber wegen guter Führung unter Protest zahlreicher Journalist:innen, Intellektuellen und Politiker:innen wieder entlassen. Zorilla Pérez landete kurz danach wieder im Knast, weil er seine Freilassung im Nachhinein nicht offiziell beantragt hatte. Seit 2013 ist aber auch er aus dem Gefängnis entlassen und verbringt den Rest seiner Strafe wegen gesundheitlicher Beschwerden unter Hausarrest.
Offene Fragen in Red Privada: Wer hat Manuel Buendía umgebracht? – War die CIA involviert?
Seit den Verurteilungen der Verdächtigen betrachtet die mexikanische Regierung den Fall Manuel Buendía als abgeschlossen. Allerdings gibt es bis heute viel Kritik an den Ermittlungen, die nach Ansicht vieler Beobachter:innen unsauber durchgeführt wurden. Einige Expert:innen gehen sogar davon aus, dass das CIA selbst für den Mord verantwortlich ist. Denn Buendía hatte kurz zuvor sein Buch Die CIA in Mexico veröffentlicht, in dem er die Machenschaften des Geheimdienstes aufdeckte. Der ehemalige US-Agent Hector Berrellez beschuldigte beispielsweise den damaligen mexikanischen Innenminister Manuel Bartlett Díaz, den Mord in Auftrag gegeben zu haben.
Ob die wahren Drahtzieher hinter der Tat ermittelt wurden oder noch auf freiem Fuß sind, wird wohl ewig ein Geheimnis bleiben.
Fakt ist aber, dass Netflix sich nun diesem Thema annimmt und mit Red Privada: Wer hat Manuel Buendía umgebracht? den Fall neu aufrollt. Seit dem 14. Juli ist die True Crime-Doku beim Streamingdienst verfügbar.
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