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House of Gucci: Die wahre Geschichte hinter dem Krimidrama
In seinem neuen Film „House of Gucci“, der am 2. Dezember im Kino startet, erzählt Regisseur Ridley Scott („Der Marsianer – Rettet Mark Watney“) die dramatische Geschichte einer Familienfehde, die in einem Auftragsmord gipfelte. Die wahre Geschichte hinter dem Biopic verraten wir Dir hier.
Manchmal reichen ein paar Worte aus, um einen Sachverhalt passend auf den Punkt zu bringen. Das gelang Jenny Garwood Gucci 1994, als sie einem Zeitungsreporter gegenüber folgendes sagte:
Was Sie über die Guccis wissen müssen, ist, dass sie alle komplett wahnsinnig und unglaublich manipulativ, aber nicht sehr clever sind. […] Sie müssen die Kontrolle haben, und sobald sie bekommen, was sie wollen, zerstören sie es
Damit traf die Ex-Frau von Paolo Gucci, um dessen Familie es hier geht, genau ins Schwarze. Denn dies ist eine solche Geschichte voller Wahnsinn, Manipulation und Zerstörung. Im Zentrum stehen dabei zwei Menschen: Maurizio Gucci und Patrizia Reggiani. Vor dem Hintergrund einer destruktiven Familiendynamik waren beide von Beginn an zum Scheitern verurteilt.
House of Gucci: Wer war Maurizio Gucci?
Da ist auf der einen Seite Maurizio Gucci. Er stammte aus Florenz und war das einzige Kind der Schauspieler:innen Rodolfo Gucci und Sandra Ravel. Sein Großvater Guccio Gucci hatte 1921 die weltbekannte Modemarke Gucci gegründet. Dessen Sohn Rodolfo, Maurizios Vater, führte das Unternehmen zusammen mit seinen Brüdern Vasco und Aldo nach dem Tod von Guccio im Jahr 1953. Rodolfo, der vor der Kamera unter dem Namen Maurizio D’Ancora auftrat und seinen Sohn nach seinem Künstlernamen benannte, beendete seine Schauspielkarriere nach dem Tod seines Vaters. In House of Gucci wird Rodolfo von Jeremy Irons („Justice League“) verkörpert.
1974 starb Vasco Gucci. Aldo, in House of Gucci von Al Pacino („Der Pate“) gespielt, und Rodolfo teilten ihre Anteile am Unternehmen gerecht untereinander auf. Aldos Söhne hielten die 50/50-Aufteilung der Firmenanteile nicht für fair, denn aus ihrer Sicht hatte Rodolfo nicht genug für den Erfolg der Firma getan. Dieser Streit geriet in den folgenden Jahren immer mehr außer Kontrolle.
House of Gucci: Wer ist Patrizia Reggiani?
Patrizia Martinelli wurde am 2. Dezember 1948 in Vignola, einer kleinen Gemeinde in der Provinz Modena in der Emilia-Romagna, geboren. Ihre Mutter Silvana zog sie allein groß. Ihren Vater lernte Patrizia nie kennen. Als sie zwölf Jahre alt war, heiratete ihre Mutter den reichen Unternehmer Ferdinando Reggiani, der Patrizia kurzerhand adoptierte. Fortan trug sie den Nachnamen Reggiani. Vincenzo Ricotta („Die zwei Päpste“) schlüpft in House of Gucci in die Rolle des Adoptivvaters.
Patrizia, die in House of Gucci von Lady Gaga („A Star is Born“) gespielt wird, bewegte sich anschließend in den gleichen luxuriösen Kreisen wie ihr späterer Gatte Maurizio, den sie 1970 kennengelernt hatte. Die kommenden zwei Jahre bis zur Hochzeit 1972 waren geprägt von einem harten Behauptungskampf der jungen Frau gegen den Patriarchen der Gucci-Familie. Denn Rodolfo war alles andere als begeistert von den Plänen seines Sohns. Er warf Patrizia vor, nur scharf auf das Vermögen von Maurizio zu sein. Dass seine zukünftige Schwiegertochter ebenfalls aus reichen Verhältnissen kam, interessierte ihn kaum. Sogar mit einer Enterbung soll Rodolfo gedroht haben.
Patrizias Adoptivvater fühlte sich von den Vorwürfen beleidigt. Nach einem Telefonat mit Rodolfo entschloss sich Ferdinando, Maurizio bei sich wohnen zu lassen, um den Gucci-Erben besser kennenzulernen. Denn dieser hatte nach einem heftigen Streit mit seinem Vater die Koffer gepackt und sein Elternhaus verlassen. Maurizio bekam sogar einen Job im Speditionsunternehmen seines späteren Schwiegervaters.
Letztlich musste sich Rodolfo Gucci mit der Hochzeit seines Sohnes anfreunden, nachdem auch eine Audienz beim Kardinal von Mailand erfolglos geblieben war – was auch immer sich Rodolfo davon erhofft haben mag. Bei der Zeremonie im Oktober 1972 war er schließlich anwesend.
Aufstieg und Fall des Maurizio Gucci
Maurizio Gucci, im Film von Adam Driver („Star Wars: Das Erwachen der Macht“) verkörpert, war von Geburt an luxuriöse Familienverhältnisse gewohnt – kein Wunder angesichts des Erfolgs der Modemarke. Sein Vater schenkte ihm ein Penthouse im Olympic Tower in New York, das er bis 1982 zusammen mit seiner Familie bewohnte. Dann begann ein Rechtsstreit gegen seinen Onkel Aldo. Denn nach dem Tod seines Vaters am 15. Mai 1983 strebte Maurizio die alleinige Kontrolle über die Firma an. Der 50-prozentige Anteil von Rodolfo genügte Maurizio nicht.
Jedoch schlugen Aldo und dessen Söhne zurück. Die Familienfehde flammte wieder auf. Gegenseitige Vorwürfe verschiedenster Art wurden laut, führten jedoch zu keinem Ergebnis. 1988 verkaufte Maurizio einige seiner Firmenanteile an einen Investmentfond aus Bahrain. Ein Jahr später wurde er zum Vorsitzenden des Gucci-Unternehmens ernannt.
Allerdings führte Maurizio das Unternehmen nicht sonderlich nachhaltig. Gucci machte Verluste, für die sich der neue Vorsitzende verantworten musste. Er hatte die Firma zusammen mit den Führungskräften Dawn Mello und Tom Ford auf links gedreht und dabei viel zu viel Geld ausgegeben. 1993 verkaufte Maurizio schließlich unter Druck seine verbliebenen Anteile für 170 Millionen US-Dollar an die gleiche Investmentfirma, die bereits 1988 ins Unternehmen eingestiegen war. Damit beendete Maurizio de facto die letzten Verbindungen seiner Familie zur Modemarke.
Die Beziehung bricht auseinander
In der Zwischenzeit hatte sich im Privatleben der Guccis viel getan. Patrizia und Maurizio hatten vier Jahre nach ihrer Hochzeit ihre erste Tochter bekommen. Alessandra wurde 1976 geboren. 1981 kam ihre zweite Tochter Allegra zur Welt. Doch das Verhältnis war inzwischen schon lange nicht mehr so harmonisch wie noch zu Beginn der Ehe. Die finanzielle Schieflage der Firma belastete die Beziehung massiv.
Schließlich informierte Maurizio seine Frau 1985, einen Tag, nachdem er die Familie wegen einer vermeintlichen Geschäftsreise nach Florenz verlassen hatte, dass er nicht zurückkehren werde und die Ehe für ihn beendet sei. Ein Schock für Patrizia und ihre Töchter.
Fünf Jahre später begann Maurizio eine Beziehung mit Paola Franchi, einer Kindheitsfreundin, die auch bei der Hochzeit mit Patrizia anwesend gewesen war. Paola war damals noch mit Giorgio Colombo verheiratet, ließ sich aber 1991 scheiden. Als die Scheidung von Maurizio und Patrizia schließlich 1994 rechtskräftig wurde, begannen Maurizio und Paola mit den Plänen für ihre Hochzeit.
House of Gucci: Der Mord an Maurizio Gucci
So weit sollte es allerdings nicht mehr kommen. Am 27. Mai 1995 wurde Maurizio Gucci vor seinem Büro in Mailand erschossen. Benedetto Ceraulo hatte die tödlichen Schüsse abgegeben. Doch das Motiv war lange unklar. Zunächst gingen die Ermittler davon aus, dass der Mord mit der Familienfehde der Guccis zu tun hatte. Letztlich fiel der Verdacht aber auf Patrizia. Denn die Witwe hatte im Vorfeld des Attentats offenbar relativ freizügig über ihre Wünsche, Maurizio tot zu sehen, gesprochen. Innerhalb weniger Stunden nach dem Mord beanspruchte sie das gemeinsame Apartment von Maurizio und Paola für sich und setzte Paola sowie deren Sohn auf die Straße.
Den entscheidenden Hinweis lieferte schließlich ein anonymer Anruf im Januar 1997. Dieser bezog sich auf einen Türsteher in einem Mailänder Hotel, der davon geprahlt habe, den Gucci-Mord in Auftrag gegeben zu haben. Die Ermittler hörten die Verdächtigen ab und hatten bereits nach wenigen Wochen genügend Beweise gesammelt.
Damit war klar: Der Auftragskiller wurde von Patrizia engagiert, um ihren Mann ein für alle Mal aus ihrem Leben zu entfernen. Angeblich soll sie dafür 375.000 US-Dollar gezahlt haben. 1998 wurde die Ex-Frau von Maurizio zu 29 Jahren Gefängnis verurteilt. Als Motive nannte die Staatsanwaltschaft Eifersucht, Hass und Geldgier. Patrizia wollte selbst die Kontrolle über die Firma haben und die bevorstehende Hochzeit verhindern. Denn die potenzielle Ehe von Maurizio und Paola hätte die Unterhaltszahlungen um 50 Prozent reduziert.
Patrizia Reggiani: Seit 2016 auf freiem Fuß
Von den 29 Jahren Gefängnisstrafe saß Patrizia 18 Jahre ab. Der Attentäter Benedetto Ceraulo wurde zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt. Ebenfalls verurteilt wurden Pina Auriemma (25 Jahre, davon 19 inhaftiert), Ivano Savioni (26 Jahre) und Orazio Cicala (29 Jahre) wegen der Mithilfe bei den Planungen. Auriemma hat auch in House of Gucci einen Auftritt. Dort wird sie von Salma Hayek („From Dusk till Dawn“) verkörpert. Sie war die beste Freundin von Patrizia und entscheidend an den Planungen beteiligt.
Als Patrizia schließlich 2016 aus dem Gefängnis entlassen wurde, ging sie ohne zu zögern auf einen ausufernden Shopping-Trip durch Mailand. 2011 hatte sie eine vorzeitige Entlassung abgelehnt, da sie in diesem Fall hätte arbeiten müssen. „Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie gearbeitet, und ich fange damit jetzt sicher auch nicht an“, soll sie damals gesagt haben. Nach ihrer tatsächlichen Entlassung hatte sie sich zudem darüber beschwert, dass sie ihre Enkelkinder nicht sehen dürfe und dass ihre Töchter ihr kein Geld senden würden. Zudem hatte sie angeboten, wieder für Gucci tätig sein zu wollen.
Letztlich sollte Jenny Garwood Gucci mit ihrer Aussage also Recht behalten: Wahnsinnig, manipulativ und nicht besonders clever - die Guccis sind eine Familie für sich. House of Gucci zeigt diesen Umstand eindrucksvoll.
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