Poster von Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben
© Paramount Pictures Germany
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Auf dem Bild zum "Devil May Cry auf Netflix-Artikel" ist der Protagonist Dante in einer dynamischen Kampfszene zu sehen. Er trägt einen roten Mantel, der im Wind weht, und zielt mit einer Pistole auf ein Ziel außerhalb des Bildes. Dante hat weißes Haar und eine muskulöse, teilweise freigelegte Brust. Seine entschlossene Miene und die nächtliche Kulisse betonen die actionreiche Atmosphäre der Szene.

Dungeons & Dragons: Erfolgsgeschichte zwischen Fantasie und Satanismus-Vorwürfen

Für die einen ist es die Möglichkeit, im Fre­un­deskreis der Fan­tasie freien Lauf zu lassen, für die anderen ein Werk des Teufels: “Dun­geons & Drag­ons”. Seit sein­er Erfind­ung kon­nte der Pen-&-Paper-Klassiker Mil­lio­nen von Spieler:innen begeis­tern, musste sich aber auch gegen so manche Kon­tro­verse vertei­di­gen. Zum Kinos­tart von “Dun­geons & Drag­ons: Ehre unter Dieben” am 30. März wer­fen wir einen Blick auf die Entste­hung und bewegte His­to­rie von Dun­geons & Dragons.

D&D: Wer sind die Erfinder von Dungeons & Dragons?

Erfun­den wurde Dun­geons & Drag­ons von Gary Gygax und Dave Arne­son. Gygax hat­te die High­school abge­brochen und brachte sich und seine Fam­i­lie als Ver­sicherungsvertreter über die Run­den. Arne­son war Stu­dent an der Uni­ver­sität von Minnesota.

Bei­de offen­barten sich schon in Kind­heit und Jugend als Fans soge­nan­nter Mini-Wargames, in denen Spieler:innen mit selb­st­be­mal­ten Miniatur­fig­uren-Armeen gegeneinan­der antreten. Ein Hob­by, das auch ihr Erwach­se­nen­leben prägte. So waren bei­de Mit­glieder der “Cas­tle & Cru­sade Soci­ety”, in der man sich traf, um gemein­sam Spiele zu spielen.

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Doch Gygax und Arne­son teil­ten nicht nur ihre Lei­den­schaft für Spiele. Sie woll­ten mehr daraus machen, neue Spiel­er­fahrun­gen schaf­fen und ihr eigenes Sys­tem entwickeln.

Übri­gens auch ein Mini-Wargam­ing-Fan: Hen­ry Cav­ill. Lies hier alles zu der geplanten “Warham­mer 40k”-Serie mit dem “The Witcher”-Star.

Entwicklung: Wie ist Dungeons & Dragons entstanden?

Der Grund­baustein für Dun­geons & Drag­ons war “Chain­mail” aus dem Jahr 1971. Dabei han­delt es sich um ein Mini-Wargame von Gary Gygax und Jeff Per­ren, das mit­te­lal­ter­liche Schlacht­en simuliert. Dem Ende der Spielan­leitung fügte Gygax jedoch einen 14-seit­i­gen Zusatz hinzu, mit dem man die Regeln auf ein Fan­ta­sy-Set­ting anpassen kann.

Als Dave Arne­son diese Fan­ta­sy-Regeln für Chain­mail in die Hände fie­len, war er begeis­tert. Er ver­wen­dete sie für sein eigenes Spiel “Black­moore”. Das Beson­dere: In Black­moore kämpfen keine Armeen gegeneinan­der, son­dern die Spieler:innen übernehmen die Kon­trolle über jew­eils nur einen Charak­ter. Eine Idee, die sich Arne­son von einem Spiel namens “Braun­stein” lieh.

Der Fokus von Black­moore war nicht etwa der Kampf gegeneinan­der, son­dern Koop­er­a­tion. Die Charak­tere müssen zusam­men gefährliche Ver­liese erkun­den und erleben so eine gemein­same Geschichte über mehrere Sitzun­gen. Auch ein aus­gek­lügeltes Sys­tem für Charak­ter- und Rüs­tungsklassen, Erfahrungspunk­te sowie Lev­e­lauf­stiege fand hier erst­mals Anwen­dung.

Dies­mal war Gary Gygax an der Rei­he, begeis­tert zu sein. Ins­beson­dere die Idee eines mess­baren Fortschritts (Erfahrungspunk­te) und der Umstand, dass die Par­tien in einem Dun­geon-Labyrinth stat­tfind­en, beein­druck­ten ihn. Zusam­men macht­en sich Gygax und Arne­son daran, auf dieser Basis ein neues Spiel zu entwickeln.

Dungeons & Dragons: Wann wurde der Pen-&-Paper-Klassiker veröffentlicht?

1974 war es so weit. Gygax und Arne­son hat­ten ihre Ideen und Erfahrun­gen in einem Regel­buch zusam­mengeschweißt, das die Art und Weise, wie man spielt, rev­o­lu­tion­ieren sollte. Nicht auf dem Brett, son­dern im Kopf sollte das Rol­len­spiel stat­tfind­en. Der Name des Werks: Dun­geons & Dragons.

Da die bei­den keinen Ver­lag für die Veröf­fentlichung ihres neuen Spiels find­en kon­nten, entsch­ied sich Gygax kurz­er­hand dazu, es ein­fach selb­st zu tun. Dafür grün­dete er das Unternehmen Tac­ti­cal Stud­ies Rules Inc. (kurz TSR) und entließ Dun­geons & Drag­ons 1974 auf den Markt.

Dun­geons & Drag­ons-Grund­la­gen: So spielst Du den Pen-&-Paper-Rollenspiel-Klassiker.

Obwohl von dem Spiel im ersten Jahr nur rund 1000 Kopi­en verkauft wur­den, entwick­elte es sich rasch zum Hit. Nicht nur unter Wargamern, son­dern auch an Schulen und Col­leges fand Dun­geons & Drag­ons schnell eine treue Fange­meinde. Bere­its 1985 soll die D&D-Spielerschaft auf 3 bis 5 Mil­lio­nen Men­schen angewach­sen sein. In den näch­sten zehn Jahren entwick­elte sich TSR von ein­er Küchen­tisch-Oper­a­tion zu einem mil­lio­nen­schw­eren Unternehmen.

Doch der Erfolg brachte nicht nur Gutes mit sich. Denn ger­ade ältere Gen­er­a­tio­nen blick­ten mit Mis­strauen auf das Spiel, das sich wie ein Lauf­feuer unter den jun­gen Leuten ver­bre­it­ete. Bald sahen sich TSR und Dun­geons & Drag­ons ein­er Rei­he absur­der Anschuldigun­gen aus­ge­set­zt und rück­ten in den Fokus fun­da­men­taler Christ:innen.

Dungeons & Dragons in der Kritik: Satanismus-Vorwürfe und Schuldzuweisungen

Mit Beginn der 80er-Jahre und der zunehmenden Beliebtheit von Dun­geons & Drag­ons set­zte eine regel­rechte moralis­che Panik in der US-amerikanis­chen Gesellschaft ein, die ins­beson­dere durch die Medi­en befeuert wurde. Das Spiel wurde mit Satanis­mus, dem Okkul­ten, Mord, Suizid und Real­itätsver­lust in Verbindung gebracht.

Im Jahr 1979 ver­schwand zum Beispiel das 16-jährige Wun­derkind James Dal­las Egbert III aus seinem Zim­mer an der Michi­gan State Uni­ver­si­ty. Der von der Fam­i­lie eingeschal­tete Pri­vat­de­tek­tiv William Dear stellte daraufhin ohne echte Beweise die Hypothese auf, dass Egbert auf­grund von Dun­geons & Drag­ons den Bezug zur Real­ität ver­loren habe und sich daraufhin in den Ver­sorgungss­chächt­en ver­laufen habe.

Obwohl später her­auskam, dass der unter Depres­sio­nen und Dro­gen­sucht lei­dende Egbert sich nach ein­er beson­ders schlim­men Episode lediglich ver­steckt hielt, war das Bild in der Öffentlichkeit geschaf­fen. Die Nar­ra­tive des jun­gen Mannes, der von D&D in den Wahnsinn getrieben wurde, fand durch die Romanadap­tion des Fall­es “Labyrinth der Mon­ster” und den gle­ich­nami­gen Film mit Tom Han­ks nur weit­er Verbreitung.

Auch Patri­cia Pulling, Grün­derin der Ini­tia­tive “Both­ered About D&D” (BADD), prägte maßge­blich das Bild von Dun­geons & Drag­ons in der Gesellschaft. Pulling machte das Spiel für den Selb­st­mord ihres Sohnes ver­ant­wortlich. Ihrer Mei­n­ung nach war der Fluch, den der Spielleit­er während ein­er Par­tie D&D gegen den Charak­ter ihres Sohnes aussprach, real. Ihre Kam­pagne gegen D&D erhielt durch kon­ser­v­a­tiv-christliche, aber auch Main­stream-Medi­en gewaltige Aufmerksamkeit.

Pulling warf Dun­geons & Drag­ons laut der BBC “Dämonolo­gie, Hex­erei, Voodoo, Mord, Verge­wal­ti­gung, Blas­phemie, Suizid, Mord, Wahnsinn, sex­uelle Per­ver­sion, Homo­sex­u­al­ität, Pros­ti­tu­tion, satanisch artige Rit­uale, Glücksspiel, Bar­baris­mus, Kan­ni­bal­is­mus, Sadis­mus, Entwei­hung, Dämo­nenbeschwörung, Nekro­man­tismus, Wahrsagerei und andere Lehren” vor.

Was aus heutiger Sicht absurd und über­trieben klingt, war für viele Men­schen zu dieser Zeit aber Real­ität. Stu­di­en der Amer­i­can Asso­ci­a­tion of Sui­ci­dol­o­gy, dem US Cen­ters for Dis­ease Con­trol und Health and Wel­fare Cana­da kon­nten zwar keine kausalen Verbindun­gen zwis­chen Dun­geons & Drag­ons und Selb­st­mord her­stellen, trotz­dem brach aber eine regel­rechte Satanis­mus- und D&D-Panik über die USA here­in. Deren Aus­maße wer­den auch heute noch in Serien wie der 4. Staffel von “Stranger Things” aufgegriffen.

TSR musste nach langer Gegen­wehr einknick­en und zen­sierte einige Inhalte der Regel­büch­er für die 2. Edi­tion von Dun­geons & Drag­ons. Ref­eren­zen auf Dämo­nen und Teufel (for­t­an Tanar’ri und Baatezu) kehrten zum Beispiel erst mit der 3. Edi­tion unter dem Nach­fol­gev­er­lag Wiz­ards of the Coast zurück.

Erfolg und Einfluss von D&D

Ob nun aus Man­gel an Beweisen, erlah­men­dem Medi­en­in­ter­esse oder neuen pop­kul­turellen Geg­n­ern für die christliche Rechte: Anfang der 90er hat­te Dun­geons & Drag­ons den aufge­bracht­en Ansturm über­standen. Heute ist D&D noch immer eines der beliebtesten Pen-&-Paper-Rollenspiele weltweit und kon­nte erst im Jahr 2020 ein neues Allzei­thoch von 765 Mil­lio­nen Euro an Gewin­nen verzeichnen.

Allerd­ings nicht mehr unter der Führung von TSR. Die Fir­ma wurde 1997 – beina­he bankrott – von dem Unternehmen Wiz­ards of the Coast aufgekauft. Gygax und Arne­son hat­ten TSR zu diesem Zeit­punkt schon bei­de ver­lassen. Gygax starb 2008 in Lake Gene­va, Wis­con­sin, Arne­son nur ein Jahr später in Saint Paul, Min­neso­ta. 2014 wurde die 5. Edi­tion ihres Spiels veröffentlicht.

Der Ein­fluss von Dun­geons & Drag­ons ist weit­er­hin unge­brochen – und das nicht nur im Table­top- und Pen-&-Paper-Bereich. Ins­beson­dere Videospiele ziehen mas­sive Inspi­ra­tion aus der Welt und dem Regel­w­erk von D&D. Und nicht wenige kämpfen noch immer mit der Her­aus­forderung, der schi­er unendlichen Fan­tasie und Entschei­dungs­frei­heit des Vor­bilds nahezukommen.

Auch aus der Pop­kul­tur ist Dun­geons & Drag­ons nicht wegzu­denken. In Serien wie “The Big Bang The­o­ry”, “The IT Crowd” und “Com­mu­ni­ty” wer­den dem Pen-&-Paper-Klassiker ganze Fol­gen gewid­met. Die Ani­ma­tions-Serie “The Leg­end of Vox Machi­na” macht sog­ar den Nerd-Traum wahr und adap­tiert die Aben­teuer ein­er echt­en D&D-Gruppe.

Am 30. März geht jet­zt der Kinofilm Dun­geons & Drag­ons: Ehre unter Dieben an den Start. Der Beginn eines ganz neuen D&D-Filmuniversums? Zu wün­schen wäre es: Dann kön­nte die Men­schheit den ersten Dun­geons & Drag­ons-Film von 2000 vielle­icht etwas schneller vergessen.

Dun­geons & Drag­ons: Ehre unter Dieben strea­men – Alle Infos zum Heimki­nos­tart der Fantasy-Action.

Hast Du schon­mal Dun­geons & Drag­ons gespielt? Erzähl uns von Deinen Erfahrun­gen in den Kom­mentaren und disku­tiere mit.

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