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Du bist nicht allein: Kampf gegen das Wolfsrudel – Die wahre Geschichte hinter der Tat von 2016
Die Netflix-Dokumentation „Du bist nicht allein: Kampf gegen das Wolfsrudel“ behandelt ein schweres Verbrechen in Spanien, bei dem fünf Männer eine junge Frau während einem Volksfest sexuell missbraucht und ein Video der Tat über die sozialen Medien verschickt haben. Alle Details zur wahren Geschichte findest Du hier.
Inhaltswarnung: Im folgenden Text wird ein schwerer Fall von sexueller Gewalt beschrieben. Wenn Du auf solche Themen empfindlich reagierst, solltest Du nicht weiterlesen.
Am 1. März 2024 startet der spanische Dokumentarfilm Du bist nicht allein: Kampf gegen das Wolfsrudel auf Netflix. Im Fokus steht eine Gruppenvergewaltigung, die landesweite Proteste von Frauen und Mädchen in Spanien auslöste. Nicht nur die Tat selbst, sondern auch das spätere Urteil, sorgten für großes Aufsehen.
Hier erfährst Du alles zur wahren Geschichte hinter Du bist nicht allein: Kampf gegen das Wolfsrudel. Wir beleuchten die Tat, das Urteil und die betroffenen Personen.
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Die wahre Geschichte: Was passierte im Juli 2016?
Während der Feierlichkeiten der Sanfermines in Pamplona wird eine 18-jährige Frau von fünf Männern, die sich selbst „La Manada“ (dt.: Das Wolfsrudel) nennen, in einem dunklen Hausflur mehrfach vergewaltigt. Die junge Frau lernte einen der fünf Männer zuvor am Morgen des 7. Juli 2016 auf dem spanischen Volksfest kennen.
Gemeinsam gehen sie in Richtung eines dunklen Hauseingangs, um einen Joint zu rauchen. Sie kommen sich bereits während des Gesprächs näher. Die Frau gibt später an, den Mann noch vor dem Hauseingang geküsst zu haben. Dass sie zu diesem Zeitpunkt bereits von vier weiteren Männern verfolgt werden, ist ihr nicht bewusst.
Im Hauseingang kommen die vier Männer hinzu und vergewaltigen die Frau. Die Tat wird mit einem Handy gefilmt. Insgesamt 96 Sekunden Videomaterial verbreiten die Täter über WhatsApp. Ein Paar findet die Frau kurze Zeit später völlig aufgelöst auf einer Bank. Später erzählt sie der Polizei, dass die fünf Männer auch ihr Handy gestohlen haben.
Du bist nicht allein: Kampf gegen das Wolfsrudel – das Gerichtsverfahren
Die Verteidigung der fünf Männer plädiert darauf, dass sich die 18-Jährige zu keinem Zeitpunkt gewehrt habe. Die Anwälte behaupten unverfroren, das Video erinnere eher an einen „Pornofilm“ als an eine Vergewaltigung. Da sich die Frau nicht aktiv gegen die Männer gewehrt habe, sei zunächst von einem stillschweigenden Einverständnis auszugehen.
Die Staatsanwaltschaft glaubt der Frau jedoch und betont, dass es zu keinem Zeitpunkt ein Einverständnis der Frau gegeben hat und das Opfer in eine Art „Schockstarre“ verfallen ist. Auch das Opfer selbst gibt an, sich aus Angst nicht gewehrt zu haben. Der Diebstahl des Telefons deutet ebenfalls darauf hin, dass es sich um eine Gewalttat handelt.
Die Verteidigung der Männer bringt jedoch immer mehr angebliche Beweise vor, um die Frau als Lügnerin darzustellen. So hat die 18-Jährige ein Bild auf Instagram gepostet, auf dem sie ein T-Shirt mit der Aufschrift „Tu was du willst, aber zieh dein Höschen aus!“ trägt. Das zusammenhanglose Bild soll als Beweis dienen, dass die Frau mit dem Geschlechtsverkehr einverstanden gewesen sein soll.
Die Verteidigung legt immer mehr Partybilder vor, die die Frau auch nach der Tat ausgelassen beim Feiern zeigen. Vor Gericht wird argumentiert, dass es ihr nach der Vergewaltigung nicht schlecht zu gehen schien und sie somit keine typische Opferrolle eingenommen habe. Dass sie unabhängig davon trotzdem ein Opfer ist, wird zunächst ignoriert.
So urteilt das Gericht im Fall gegen das Wolfsrudel
Zwei Jahre nach der Tat werden die fünf Männer zu jeweils neun Jahren Haft verurteilt. Kurz darauf werden sie jedoch gegen eine Kaution in Höhe von 6.000 Euro pro Person freigelassen. Das Gericht stellt in seinem Urteil fest, dass es sich lediglich um sexuellen Missbrauch und nicht um Vergewaltigung handele.
Eine Vergewaltigung liegt zum damaligen Zeitpunkt nur vor, wenn grobe Gewalt oder Einschüchterung am Opfer angewendet wird. Keiner der Punkte ist laut Gericht auf dem Video ersichtlich, sodass die Täter deutlich milder bestraft werden. Ein Berufungsgericht bestätigt das Urteil, was zu zahlreichen Massenprotesten führt.
In der letzten Instanz erkennt der Oberste Gerichtshof die Einschüchterung durch die fünf Männer schließlich an und verurteilt die Täter zu jeweils 15 Jahren Haft. Einer der Männer erhält zwei Jahre mehr, weil er der Frau anschließend das Handy gestohlen hat. Der Oberste Gerichtshof erklärt, dass der enge und dunkle Hausflur ausreichend war, um die Frau einzuschüchtern. Da ihr eine Flucht unmöglich war, wurde die Vergewaltigung offiziell anerkannt.
Dass es für das Gericht in Hinsicht der Einschüchterung keine größere Rolle spielte, dass die junge Frau alleine dem Angriff von fünf Männern ausgesetzt war, bleibt weiterhin fraglich.
Du bist nicht allein: Kampf gegen das Wolfsrudel – Proteste in Spanien
Nicht nur die Tat selbst, sondern auch die anfänglich milde Verurteilung wegen sexuellen Missbrauchs löste in Spanien weitreichende Proteste aus. Tausende Frauen und Mädchen gingen auf die Straße, um für ihre Rechte zu demonstrieren. Sie alle zeigten sich solidarisch mit der Frau und anderen Vergewaltigungsopfern. Plakate mit Aufschriften wie „Erzähl es!“ oder „Das ist kein sexueller Missbrauch, das ist Vergewaltigung!“ gingen durch die Medien.
Allein in Pamplona protestierten rund 30.000 Menschen auf den Straßen. Sie alle forderten härtere Strafen für die fünf Männer. Im Mittelpunkt der Proteste stand auch, dass Frauen bei Vergewaltigungen viel zu oft als Mittäterinnen dargestellt werden. Während der Proteste wurde mehrfach die Gesetzeslage in Spanien in Frage gestellt. Einige Jahre später verabschiedete das Parlament ein neues Gesetz.
Das Gesetz unter dem Motto „Nur Ja heißt Ja!“ sagt, dass eine Frau eindeutig durch Gesten oder Worte ihr Einverständnis beim Geschlechtsverkehr geben muss. Unter das Gesetz fällt auch sexuelle Ausbeutung, sexuelle Provokation, sexuelle Belästigung, Menschenhandel, Zwangsehe oder sexuelle Erpressung. Den Überlebenden stehen Hilfsprogramme zur Seite. Damit wurde ein wichtiger Meilenstein in der spanischen Geschichte erreicht.
Mediale Aufmerksamkeit und #MeToo-Bewegung
Auch die Medien setzten sich intensiv mit dem Fall auseinander, der im Zuge der #MeToo-Bewegung diskutiert wurde. Zahlreiche Frauen berichteten, ebenfalls Opfer sexueller Übergriffe oder gar Vergewaltigungen gewesen zu sein. Unter den Hashtags #MeToo und #CuéntaLo (dt.: „Erzähl es“) tauschten sich die Frauen untereinander aus.
Der Fall der 18-Jährigen wurde so bekannt, weil die Täter eine viel zu milde Strafe erhielten und nach kurzer Zeit wieder auf freiem Fuß waren. Die Sichtweise des Gerichts, dass es sich bei einem solchen Fall nicht um eine Vergewaltigung handeln soll, erschütterte ganz Spanien. Dass die Frau in einem Schockzustand war und sich aus Angst nicht wehrte, wurde lange Zeit nicht berücksichtigt.
Gibt es weitere Fälle vom Wolfsrudel?
Vier der fünf Täter werden wegen eine weiteren Vergewaltigung angeklagt. Sie vergewaltigten bereits vor dem bekannten Fall eine zweite junge Frau, die bewusstlos war. Auch diese Tat wurde von den Männern gefilmt und das Videomaterial über WhatsApp verschickt. Die Vergewaltigung weist große Ähnlichkeit mit dem Fall vom 7. Juli 2016 auf und ereignet sich nur wenige Monate zuvor im Mai 2016.
Vor Gericht war die zweite Straftat zunächst nicht gut genug belegt, um die Männer für die Vergewaltigung zu verhaften. Nach dem ersten Prozess wurden die vier jedoch auch für dieses Verbrechen angeklagt und zu zusätzlichen Gefängnisstrafen verurteilt.
Was ist aus den Tätern und dem Opfer geworden?
Alle fünf Männer des sogenannten „Wolfsrudels“ sitzen bis heute ihre Strafe ab. Einer der Männer, der Anführer, schrieb Jahre nach dem Fall einen Brief, in dem er um Entschuldigung bat. Darin gesteht er die Tat und spricht zum ersten Mal selbst von einer Vergewaltigung, was er zuvor immer bestritten hat. Über das Opfer der Vergewaltigung ist nichts bekannt, außer dass sie aus Madrid stammt und dort lebt.
Du bist selbst Opfer sexueller Gewalt geworden oder kennst jemandem, dem dies widerfahren ist? Hilfe und Unterstützung findest Du beim anonymen und kostenfreien Hilfstelefon „Gewalt gegen Frauen“ unter der Telefonnummer 116 016. Hier wird Dir geholfen.
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