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Bild aus Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim
Plakat zum Musical-Film Wicked

Der Tinder Schwindler: Die wahre Geschichte von Shimon Hayut

Am 2. Feb­ru­ar startet die neue True-Crime-Doku „Der Tin­der-Schwindler“ bei Net­flix und erzählt vom unfass­baren Fall eines Mannes, der sich als reich­er Play­boy das Ver­trauen und das Geld arglos­er Frauen erschlich. Die wahre Geschichte des  Shi­mon Hayut hin­ter der Doku find­est Du hier.

Das Inter­net bietet heute fast unbe­gren­zte Möglichkeit­en. Davon prof­i­tieren nicht nur ganz nor­male Men­schen, son­dern auch Betrüger und Krim­inelle. Felic­i­ty Mor­ris hat­te sich diesem Phänomen schon als Pro­duzentin im Rah­men der True-Crime-Doku „Don’t F**k with Cats – Die Jagd nach einem Inter­net-Killer“ gewid­met. Nun legt sie mit Der Tin­der-Schwindler ihr Erstlingswerk als Regis­seurin vor.

Im Mit­telpunkt der filmisch insze­nierten Doku ste­hen drei Frauen, die von einem Inter­net­be­trüger um viel Geld gebracht wur­den. Der Love-Scam­mer hat­te die Frauen bei Tin­der kon­tak­tiert und sie um ihre Erspar­nisse gebracht, nach­dem er ihnen einen teuren Lebensstil vorge­gaukelt und ihr Ver­trauen gewon­nen hatte.

Den Betrüger gibt es wirk­lich und seine Masche ist an Dreistigkeit kaum zu über­bi­eten. Die Doku drama­tisiert zwar, im Kern erzählt sie aber die wahre Geschichte hin­ter dem Tin­der-Schwindler Simon Leviev alias Shi­mon Hayut.

Der Tin­der-Schwindler kannst Du übri­gens auf Deinem Net­flix-Account auch mit Voda­fone GigaTV anschauen.

Der Tinder-Schwindler: Wer ist Simon Leviev a.k.a. Shimon Hayut wirklich?

Simon Leviev führt ein glam­ourös­es Leben. Kein Wun­der, denn als Sohn des Mil­liardärs Lev Leviev und erfol­gre­ich­er Dia­man­ten­händler schwimmt der Israeli schon in seinen Zwanzigern förm­lich im Geld. Luxu­s­reisen quer über den Globus? Kein Prob­lem! Sünd­haft teure Autos und aus­ge­fal­l­en­er Schmuck? Aus der Por­tokasse bezahlt!

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Von diesem extrav­a­gan­ten Lebensstil gibt Leviev gerne das ein oder andere Stückchen ab. Seine Fre­undin prof­i­tiert eben­falls vom Reich­tum ihres Part­ners. Ken­nen­gel­ernt haben sich bei­de bei der Dat­ing-App Tinder.

Die ganze Sache hat jedoch einen Hak­en: Leviev ist gar nicht reich. Er hat keinen Mil­liardärs­vater und arbeit­et nicht als Dia­man­ten­händler. Lev Leviev gibt es zwar wirk­lich. Aber Simon Leviev ist eine frei erfun­dene Iden­tität. In Wirk­lichkeit ist er ein ganz gewöhn­lich­er Mann Ende 20, der mit echtem Namen Shi­mon Hayut heißt.

Seine Fre­undin weiß von all­dem nichts. Und ist damit auch nicht alleine: Denn Hayut, der in Der Tin­der-Schwindler von Joe Stas­si („You!”) gespielt wird, datet gle­ichzeit­ig mehrere Frauen, denen er allen dieselbe Lüge verkauft.

Dat­ing im Paradies: Alles zu Staffel 4 von Too Hot to Han­dle find­est Du hier.

Shimon Hayut: Der Tinder-Schwindler fing klein an

Wie aber schaffte es Hayut, seinen Opfern einen der­art teuren Lebensstil vorzu­gaukeln? Schließlich wuchs er in ein­fachen Ver­hält­nis­sen in Tel Aviv auf. Sein Vater arbeit­ete als Rab­bi für eine Flugge­sellschaft in Israel, während er mit sein­er ultra­ortho­dox­en Fam­i­lie in ein­er kleinen Woh­nung lebte.

Joe Stassi in Der Tinder-Schwindler

Joe Stas­si verkör­pert Shi­mon Hayut in Der Tin­der-Schwindler. — Bild: Net­flix

Eine Rekon­struk­tion der Ereignisse muss schon deut­lich vor den let­zten Betrugs­fällen begin­nen: Als Hayut 20 Jahre alt ist, bekommt er einen Job als Gärt­ner bei ein­er reichen Fam­i­lie. Andere Quellen behaupten, er wäre als Babysit­ter und/oder Handw­erk­er angestellt gewe­sen. Für den weit­eren Ver­lauf der Geschichte ist dies aber weniger rel­e­vant. Eines Tages ent­deckt Hayut das Scheck­buch sein­er Arbeits­ge­ber, das diese unacht­sam irgend­wo im Haus liegen­ge­lassen haben. Getreu dem Mot­to „Gele­gen­heit macht Diebe“ schnappt sich Hayut das Buch. Wenig später kauft er damit einen Porsche und finanziert sich Flugstunden.

Doch der Schwindel bleibt nicht lange unent­deckt. Mit der Jus­tiz im Nack­en flieht Hayut nach Finn­land, wo er unter dem Namen Mordechay Tapiro lebt. Hier entwick­elt er erst­mals eine Hin­ter­grundgeschichte für seine falsche Iden­tität: Mis­ter Tapiro ist Waf­fen­händler und kommt aus wohlhaben­den Verhältnissen.

In Finn­land begin­nt Hayut auch mit sein­er Betrugs­masche gegenüber Frauen, zunächst aber in kleinerem Stil. 2016 muss er deswe­gen den­noch für einein­halb Jahre ins Gefängnis.

Die Verurteilung ist nur ein klein­er Stolper­stein für Hayut. Als er wieder auf freiem Fuß ist, begin­nt er erneut Beziehun­gen mit mehreren Frauen gle­ichzeit­ig. Über Tin­der lernt er seine Opfer ken­nen und gaukelt ihnen ein lux­u­riös­es Leben vor. Die ersten Tre­f­fen ver­laufen dabei nach einem ähn­lichen Muster: Meist lädt Hayut die Frauen in ein lux­u­riös­es Hotel ein. Dann taucht er auf, begleit­et von einem falschen Body­guard oder einem ver­meintlichen Geschäftspart­ner und über­schüt­tet seine Ange­beteten mit teuren Geschenken.

Der Tinder-Schwindler: Auch eine Deutsche fällt Shimon Hayut zum Opfer

Auch eine Frau aus Berlin ist unter den Opfern von Hayut. Sie schilderte dem Spiegel anonym, wie der Tin­der-Schwindler sie umgar­nte. Dabei zeigte sie sich beein­druckt vom Selb­st­be­wusst­sein des Israeli, gepaart mit sein­er zurück­hal­tenden Art – ein echter Gen­tle­man. Nie soll er Ver­suche unter­nom­men haben, die Frauen zu küssen oder ander­weit­ig kör­per­lich zu werden.

Nach und nach gewin­nt Hayut das Ver­trauen sein­er späteren Opfer. Er schreibt ihnen per What­sApp, schickt Bilder und Videos von seinen Reisen, lernt die Fam­i­lien der Frauen ken­nen und genießt gemein­same Net­flix-Abende auf der Couch. Die Beziehung scheint jedes Mal echt zu sein. Irgend­wann fragt Hayut dann, ob er ein paar Sachen in der Woh­nung sein­er Fre­undin­nen abstellen könne. Zwis­chen­durch untern­immt er mit den Frauen teure Shop­pingtrips quer durch Europa.

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Viele der Frauen ver­lieben sich in ihren ver­meintlichen Verehrer. Ins­ge­samt sollen es zehn Opfer gewe­sen sein. Nach­dem er ihr Ver­trauen gewon­nen hat, begin­nt der eigentliche Teil seines Plans. Experten sprechen vom soge­nan­nten „Milk­ing“, eine übliche Prax­is im Love-Scam­ming-Geschäft. Hayut schlägt der anony­men Berliner­in beispiel­sweise vor, sich eine Amer­i­can-Express-Kred­itkarte zuzule­gen. Schließlich habe er durch seine Geschäft­sreisen sehr viele Bonus­punk­te ange­sam­melt. Wenn er seine und ihre Karten verknüpfen könne, würde sie von seinen Vorteilen profitieren.

Shimon Hayut: Das „Milking“ der Opfer beginnt

Dann, während eines weit­eren Tre­f­fens in Berlin, soll Hayut völ­lig aufgelöst gewirkt haben. Sein Vater habe einen Herz­in­farkt gehabt, er müsse schnell nach Tel Aviv reisen. Die Kred­itkarte sein­er Part­ner­in nimmt er mit. Kurz darauf wur­den verdächtige Beträge abge­bucht. 1.000 Euro bei Guc­ci in Ams­ter­dam, 12.000 Euro im Wal­dorf Asto­ria an gle­ich­er Stelle, 2.000 Euro in Berlin, 5.000 Euro für Flüge mit British Airways.

Hayut finanziert mit der Kred­itkarte der Berliner­in seine anderen Part­ner­in­nen. Denn die ver­meintlichen Geschäft­sreisen hat­te es nie gegeben. Stattdessen ist Hayut mit anderen Frauen zusam­men, denen er eben­falls das Geld aus der Tasche zieht. Schöpft jemand Ver­dacht, vertröstet er sie und schickt ihnen Screen­shots von ange­blichen Über­weisun­gen, um die Kred­itkarten­rech­nun­gen auszu­gle­ichen. Diese Über­weisun­gen kom­men jedoch nie bei den Frauen an.

Szene aus Der Tinder-Schwindler

Shi­mon Hayut gaukelte seinen Opfern ein lux­u­riös­es Leben inklu­sive Pri­vat­jet vor. — Bild: Net­flix

Natür­lich fliegt der Schwindel irgend­wann auf. Die Opfer sper­ren ihre Kred­itkarten und kon­fron­tieren den Tin­der-Schwindler mit seinen Tat­en. Doch Hayut windet sich jedes Mal her­aus. Er sei in Gefahr, wenn die Kred­itkarten nicht sofort wieder entsper­rt wer­den wür­den. Die anonyme Berliner­in bekommt ein Foto von ihrer Haustür, das Hayuts Feinde geschossen hät­ten. Er könne ihr nicht helfen, wenn sie ihre Kred­itkarte ges­per­rt ließe.

Diese Ein­schüchterungstak­tik ist die übliche Masche, die Hayut bei vie­len sein­er Opfer abzieht. Meist bekom­men die Frauen irgend­wann Nachricht­en bei Insta­gram inklu­sive heftiger Drohungen.

Ofte Arntsen und der Tinder Schwindler: Ein Journalist deckt alles auf

Den Kreis­lauf durch­bricht schließlich Ofte Arntsen, ein nor­wegis­ch­er Jour­nal­ist der Tageszeitung Ver­dens Gang. Er kon­tak­tiert Anfang 2019 eine 32-jährige Schwedin namens Pernil­la Sjöholm. Auch sie ist auf Hayut hereinge­fall­en und befind­et sich zu diesem Zeit­punkt in der „Milk­ing-Phase“. Arntsen hat ihren Namen auf ein­er Kred­itkartenabrech­nung der Nor­wegerin Cecilie Fjell­höy gefun­den. Fjell­höy ist auch in der Net­flix-Doku zu sehen.

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In Begleitung von drei Jour­nal­is­ten fliegt Sjöholm im Feb­ru­ar nach München, um sich mit Hayut zu tre­f­fen. Die Jour­nal­is­ten sollen dabei unerkan­nt im Hin­ter­grund das Tre­f­fen doku­men­tieren. Sie machen Fotos und veröf­fentlichen am 16. Feb­ru­ar 2019 einen großen Bericht, in dem sich Sjöholm und Fjell­höy zu der Betrugs­masche äußern. Der Titel des Berichts lautet: Der Tinder-Schwindler.

Nun bekommt Hayut kalte Füße, flüchtet in die Ukraine und später nach Thai­land. Let­ztlich wird er am 28. Juni 2019 am Flughafen von Athen ver­haftet – allerd­ings als Simon Leviev. Erst nach näher­er Unter­suchung stellen die Beamten fest, dass sein wirk­lich­er Name Shi­mon Hayut lautet. Und sie find­en her­aus, dass Inter­pol und Israel nach ihm fahnden.

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Das Urteil im Tinder-Schwindler-Prozess: Ein Schock für die Opfer

In seinem Heimat­land ste­ht Hayut nun vor Gericht. Anklagepunk­te sind jedoch nicht die Aus­beu­tung der Frauen, son­dern Delik­te, die er 2010 und 2011 in Israel began­gen haben soll. Am 30. Dezem­ber 2019 wird er zu 15 Monat­en Gefäng­nis verurteilt. Die Haft­strafe hat Hayut inzwis­chen abge­sessen und ist wieder auf freiem Fuß.

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Was bleibt, sind zehn Frauen, die wahrschein­lich nie Gerechtigkeit für das, was ihnen von Hayut ange­tan wurde, erfahren wer­den. Die Ermit­tlun­gen in diesen Fällen laufen, sind aber wenig vielver­sprechend. Denn die finanziellen Dimen­sio­nen des Betrugs – ins­ge­samt sollen es etwa eine Mil­lion Euro gewe­sen sein – sind ger­ing im Ver­gle­ich zu anderen Fällen. Vielle­icht trägt die True-Crime-Doku aber zumin­d­est einen kleinen Teil zur Bewäl­ti­gung des Trau­mas bei.

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