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Der goldene Handschuh: Die wahre Geschichte des Serienmörders Fritz Honka
Der kontroverse Serienmörder-Thriller „Der goldene Handschuh” von Fatih Akin erzählt von den grausamen Taten des Killers Fritz Honka. Doch wie viel Wahrheit steckt in dem Film? Erfahre hier alles zu der wahren Geschichte von Fritz Honka und wie nah Der goldene Handschuh an der Realität bleibt.
Schockierend, brutal und abstoßend eklig: Als Fatih Akins Der goldene Handschuh 2019 in den Kinos lief, stellte er das Publikum mit seiner detaillierten Darstellung des Alkoholikermilieus und blutig in Szene gesetzter Morde ganz schön auf die Probe.
Viel schlimmer als die grausamen Vorgänge auf der Leinwand ist jedoch die Tatsache, dass die schreckliche Mordserie von Fritz Honka auf wahren Begebenheiten basiert. Denn nicht nur die titelgebende Kneipe „Zum Goldenen Handschuh“ gibt es in Wirklichkeit, auch die im Film gezeigten Ereignisse sind so nämlich tatsächlich im Hamburg der 70er-Jahre passiert.
Doch wie eng hält sich Der goldene Handschuh, der sich an dem gleichnamigen Roman von Heinz Strunk orientiert, an die wahre Geschichte? Im Folgenden erklären wir Dir alle Hintergründe zu Fritz Honka und dem echten Kriminalfall. Außerdem zeigen wir Dir, wo sich Fatih Akin an die realen Ereignisse hält und wo er sich künstlerische Freiheiten genommen hat.
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Fritz Honka: Die Jugend eines Mörders
In Der goldene Handschuh wird nicht gezeigt, wie Fritz Honka zu dem Mann wurde, der diese brutalen Verbrechen begangen hat. Wie aber schon der Dialekt von Hauptdarsteller Jonas Dassler verrät, stammte der spätere Serienkiller ursprünglich aus Leipzig. Dort wurde er als Sohn einer Putzfrau und eines Zimmermanns 1935 geboren.
Schon Honkas Kindheit war geprägt von Tragödien: Sein Vater geriet ins Visier der Nationalsozialisten, die ihn in ein Konzentrationslager sperrten. Eine Erfahrung, die er nicht überwinden sollte. 1946 starb er an den Spätfolgen und exzessivem Alkoholkonsum.
Honkas Mutter war überfordert mit ihren zehn Kindern, die sie nun allein großziehen sollte, und so endete der Junge in einem Leipziger Kinderheim.
Nach einer abgebrochenen Maurerausbildung floh der junge Honka 1951 nach Westdeutschland, wo er sich zunächst als Hilfsarbeiter auf Bauernhöfen in der Lüneburger Heide durchschlug. Als eine Frau unbeabsichtigt von ihm schwanger wurde, verließ er die Gegend kurz darauf.
Von Ehefrau und Sohn zu Vergewaltigung und Alkoholismus
1956 kam Honka nach Hamburg und begann als Werftarbeiter seinen Unterhalt zu verdienen. Er lernte eine Frau namens Inge kennen, die er schon im darauffolgenden Jahr heiratete. Zwar bekam das Paar einen gemeinsamen Sohn, doch nach endlosem Streit folgte 1960 die Scheidung. Zwar rauften sich die beiden nochmals zusammen, 1967 besiegelte eine zweite Scheidung aber endgültig das Zerbrechen der Beziehung.
Daraufhin zog Honka in eine Wohnung in der Zeißstraße 74, dem späteren Ort der Morde. Hier lebte er für einige Zeit mit einer gewissen Irmgard Albrecht zusammen. Als Honka 1972 eine Frau zum gemeinsamen Sex mit ihm und Irmgard zwingen wollte, floh diese panisch aus der Wohnung.
Die Frau zeigte ihn bei der Polizei an und wurde im Krankenhaus versorgt. Honka musste eine Geldstrafe zahlen, eine Anklage wegen Vergewaltigung blieb jedoch ohne Folgen. Sein Blutalkoholwert zur Tatzeit betrug 2,4 Promille.
Wieso hatte Fritz Honka ein entstelltes Gesicht?
Im Film Der goldene Handschuh hat Fritz Honka ein Aussehen, das man so schnell nicht vergisst. Er wird mit entstellten Gesichtszügen und einem extremen Schielen präsentiert. Dies entspricht auch der Realität, denn so sah auch der echte Fritz Honka aus.
Dies war aber nicht sein ganzes Leben der Fall. Erst ein schwerer Fahrradunfall im Jahr 1956 in Hamburg sollte seine Nase zertrümmern und diese schweren Spuren auf seinem Gesicht hinterlassen.
Die wahre Geschichte: Die Morde und Honkas Opfer
Honkas Alkoholprobleme verschlimmerten sich über die Jahre massiv. Er trieb sich vermehrt in Kneipen auf der berühmten Reeperbahn herum, echte Beziehungen zu Frauen fand er aufgrund seines Lebenswandels und der Trinkerei nach Irmgard nicht mehr.
Sexuelle Befriedigung suchte er fortan bei Prostituierten, denen er vor allem im Alkoholikermilieu von Kneipen wie „Zum Goldenen Handschuh“ begegnete. Durch die häufigen Abweisungen entwickelte sich langsam ein ausgeprägter Frauenhass, der sich bald gewaltsam Bahn brechen sollte.
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Das erste Opfer: Gertrud Bräuer
Seinen ersten Mord beging Fritz Honka im Dezember 1970. Sein Opfer war die 42-jährige Friseurin und Gelegenheitsprostituierte Gertrud Bräuer. Später gibt er an, dass er sie erdrosselte als sie sich weigerte, mit ihm zu schlafen.
Nachdem er Gertrud getötet hatte, zersägte Honka ihren Körper und versteckte einige Leichenteile auf einem naheliegenden Schrottplatz. Zwar wurden die Überreste bereits im darauffolgenden Jahr gefunden, doch die Polizei fand keine Hinweise auf den Übeltäter. Der Torso von Gertrud Bräuer wurde erst Jahre später in Honkas Wohnung gefunden.
Nach den Aussagen Honkas, was er an diesem Abend getrunken hatte, schätzen Gutachter seinen Blutalkoholspiegel zur Tatzeit auf rund 4 Promille ein.
Das zweite Opfer: Anna Beuschel
Die 54-jährige Hausfrau und Prostituierte Anna Beuschel wurde von Honka im August 1974 ermordet. Die beiden lernten sich in der Kneipe „Zum Goldenen Handschuh“ kennen, von wo aus er sie sturzbetrunken zu sich in die Wohnung mitnahm.
Wie Fritz Honka selbst nach seiner Festnahme angab, erdrosselte er sein zweites Opfer, weil sie seiner Meinung nach zu lustlos beim Sex gewesen sei. Auch Beuschels Leiche verstümmelte er, versteckte sie diesmal aber nicht in der Umgebung, sondern in seiner Dachgeschosswohnung.
Das dritte Opfer: Frieda Roblick
Honkas Hemmschwelle sank immer weiter. Nachdem bis zu seinem zweiten Mord fast vier Jahre vergingen, folgte das dritte Opfer nun sehr viel schneller. Im Dezember 1974 tötete er die 57 Jahre alte Prostituierte Frieda Roblick, weil diese ihn bestohlen hatte.
Auch Roblick erwürgte er, zerstückelte ihre Leiche und versteckte die Überreste in seiner Wohnung.
Das vierte Opfer: Ruth Schulte
Bei dem letzten Opfer von Fritz Honka handelte es sich um die 52-jährige Prostituierte Ruth Schulte. Auch sie gehörte zu den Stammkunden des Goldenen Handschuhs und lebte für einige Zeit bei Honka in der Wohnung.
Doch im Jahr 1975 schlug er ihr eines Tages eine Flasche Korn über den Kopf und strangulierte sie anschließend. Genau wie bei seinen vorherigen Opfern verstümmelte er wieder ihre Leiche und versteckte sie in seiner Wohnung.
Die Mordserie: Warum kam Honka so lang davon?
Dass der Serienmörder Fritz Honka so lange von der Polizei unentdeckt blieb, ist zum einen den Lebensumständen und dem sozialen Umfeld von Honka und seinen Opfern geschuldet. Sowohl Bräuer als auch Beschel, Roblick und Schulte waren alle Frauen gehobenen Alters, die sich für Alkohol und einen Platz zum Schlafen prostituierten.
Ihr Lebensstil ging jedoch auch mit wenigen oder sogar gar keinen sozialen Kontakten einher, weshalb sie niemand vermisste. Bis auf Bräuer, deren Leichenteile 1971 gefunden und anhand ihres Kopfes identifiziert werden konnten, wurde das Verschwinden der Frauen schlichtweg nicht bemerkt.
Zum anderen waren aber auch Versäumnisse der Polizei daran schuld, dass der Serienmörder so lange ungeschoren davonkam. Denn der Geruch der Leichen in Honkas Wohnung war so schlimm, dass er ihn, wie im Film gezeigt, mit Duftsteinen zu überdecken suchte.
Doch obwohl sich mehrere Nachbarn über den Verwesungsgestank aus Honkas Wohnung beklagten, wurde dem von Behördenseite nie nachgegangen.
Wie wurde der echte Fritz Honka gefasst?
Letztendlich war es purer Zufall, der Fritz Honkas schreckliche Taten ans Licht und seine Mordserie zu einem Ende brachte. Während der Serienmörder bei der Arbeit war, brach ein Brand in seinem Haus in der Zeißstraße 74 aus.
Bei den Löscharbeiten stieß ein Feuerwehrmann auf die Leichenteile in Honkas Wohnung. Kurz darauf wurde Honka selbst festgenommen.
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Verurteilung und Lebensende von Fritz Honka
Das Gerichtsverfahren gegen Fritz Honka fand unter großem medialem Interesse statt, die Staatsanwaltschaft forderte lebenslänglich in vier Fällen wegen Mordes. Schlussendlich wurde der Serienmörder überraschenderweise aber nur einmal für Mord und dreimal wegen Totschlags verurteilt. Das bedeutete 15 Jahre Haft.
Verteidiger Rolf Bossi führte Honkas schwere Alkoholsucht, seinen traumatischen Werdegang und seine sexuelle Triebhaftigkeit als Gründe für eine verminderte Schuldfähigkeit an.
Und so wurde Fritz Honka in eine Psychiatrie eingewiesen. 1993 kam er aus dieser wieder frei und landete unter dem Pseudonym Peter Jensen in einem Altenheim in Scharbeutz. Dort soll er für den Rest seines Lebens unter Wahnvorstellungen gelitten haben und beklagte sich unter anderem über den Geruch von Leichen.
Im Jahr 1998 verstarb Honka dann im Alter von 63 Jahren in einem Krankenhaus.
Der goldene Handschuh: Wie nah ist der Film an der wahren Geschichte?
Tatsächlich hält sich Regisseur Fatih Akin mit Der goldene Handschuh sehr eng an die Fakten aus dem Fall Fritz Honka. Die zentralen Ereignisse, das Aussehen und die Charakteristika des Serienkillers sowie die Morde – soweit die Details bekannt sind – wurden äußerst getreu wiedergegeben, auch wenn der Fokus auf Honka selbst viele Kontexte außen vor lässt.
Wie sehr sich Akin um Authentizität bemüht, zeigen auch die detaillierten Nachbauten der Schauplätze. Wenn man die Wohnung von Honka im Film mit einem Bild der Polizei von seiner echten Wohnung in der Zeißstraße 74 vergleicht, sieht man kaum einen Unterschied.
„Der Goldene Handschuh”
Für die Dreharbeiten zu Fatih Akins Film haben unsere Kollegen aus dem #Polizeimuseum die Requisiteurin unterstützt und Fotomaterial, wie diese Originalaufnahme aus der Wohnung des Serienmörders Fritz Honka und Exponate zur Verfügung gestellt. pic.twitter.com/ly0JlQvPlU— Polizei Hamburg (@PolizeiHamburg) February 13, 2019
In kleinen Details weicht Der goldene Handschuh dann aber doch von den realen Begebenheiten ab. So wurde Honka zwar wirklich durch einen zufälligen Brand überführt, die Ursache für das Feuer war aber nicht eine zu eifrig kochende, griechische Familie, sondern ein norwegischer Matrose, der mit einer Zigarette eingeschlafen war.
Dass Honka die ungewohnten Küchenkreationen ausländischer Hausbewohner für den Gestank aus seiner Wohnung verantwortlich machte, entspricht dagegen den realen Begebenheiten.
Gab es Soldaten-Norbert und Co. wirklich?
Wie schon zuvor erklärt, gibt es die Kneipe Zum Goldenen Handschuh in Hamburg auch wirklich – selbst heute noch. Die skurrilen, mit absurden Namen ausgestatteten Charaktere in der titelgebenden Bar sind jedoch allesamt reine Fiktion. „Soldaten-Norbert“ und „Nasen-Ernie“ hat Akin vielmehr aus der Romanvorlage von Heinz Strunk übernommen.
Der goldene Handschuh: Die wahre Geschichte bei Netflix
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Die 7 verstörendsten Filme über Serienkiller findest Du hier: Fiktive Mörder und wahre Geschichten.
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