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Der göttliche João: Die wahre Geschichte von João Teixeira de Faria
Die neue Netflix-Doku „Der göttliche João: Die Verbrechen eines Geistheilers“ erzählt die Geschichte des berühmten brasilianischen Hochstaplers João Teixeira de Faria, der wegen seiner grausamen Verbrechen zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Die wahre Geschichte hinter der True-Crime-Doku findest Du hier.
Die vierteilige True-Crime-Serie Der göttliche João: Die Verbrechen eines Geistheilers widmet sich der unglaublichen Geschichte von João Teixeira de Faria. Der Brasilianer hatte sich seit den 1970er-Jahren im Herzen des südamerikanischen Staates einen Namen als Heiler gemacht und trug seine Lehren und Überzeugungen in die ganze Welt. Schon immer begleitete ihn wegen seiner Heilmethoden heftige Kritik, bis er sich 2018 nach öffentlichem Druck der Polizei stellte – und einer der größten Missbrauchsskandale der brasilianischen Geschichte ans Licht kam.
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Wahre Geschichte: Wer ist João Teixeira de Faria?
João Teixeira de Faria wurde am 24. Juni 1942 als Sohn armer Eltern im brasilianischen Bundesstaat Goiás unweit der Hauptstadt Brasilia geboren. Er war das jüngste von insgesamt sechs Kindern. Zwei Jahre lang besuchte er die örtliche Grundschule. Als Neunjähriger entdeckte er seine besonderen Fähigkeiten. Laut seiner Biografie, verfasst von Heather Cumming, soll er seine Mutter vor einem gewaltigen Sturm gewarnt haben, der kurz darauf mehrere Häuser zerstörte. Später behauptete er, Menschen durch Handauflegen von allerlei Beschwerden und Krankheiten heilen zu können. Eine Vision habe ihn von seiner Mission überzeugt.
Faria selbst beschreibt sich als einfachen Bauern mit der Fähigkeit zu heilen. Er betrachtete es als seine Mission, die Welt vom Leid zu befreien und bereiste Brasilien, um Menschen zu helfen. In seinen eigenen Worten:
„Ich bin nur ein einfacher Bauer, zu dem die Geister kommen und meinen Körper übernehmen, wenn ich jemanden sehe, der leidet. Sie sind diejenigen, die meine Hände leiten das zu tun, was auch immer nötig ist, um jemanden zu heilen.”
Der göttliche João: Die Verbrechen eines Geistheilers – Das Casa de Dom Inácio de Loyola
Über eine medizinische Ausbildung verfügt Faria allerdings nicht. Glaubt man seinen Aussage, waren es seine geistlichen Bezugspersonen, die ihn auf die Reise durch das Land schickten. Menschen wie das Medium Chico Xavier rieten ihm letztlich, in die kleine Stadt Abadiâna zu pilgern und seine Mission dort fortzusetzen. Faria folgte und wirkte seine „Wunder“ ab 1978 zunächst vom Straßenrand aus. Das jedenfalls behauptet er in seiner Biografie.
Schnell sprachen sich die Fähigkeiten des Heilers herum und immer mehr Menschen kamen, um seine Dienste zu nutzen. An guten Tagen waren es mehr als 1.000 Hilfesuchende. Faria entschloss sich zu expandieren und errichtete seinen Heiltempel namens Casa de Dom Inácio de Loyola inmitten der Kleinstadt. Das Geld dafür hatte er durch den Verkauf von Artefakten und Heilessenzen (meist ein Extrakt aus Passionsfrucht) verdient. Millionen von Menschen haben die Heilstätte seit dem Bau besucht. Geöffnet hatte die Einrichtung immer mittwochs bis freitags. Auf seiner Website beschrieb Faria sein Wirken so:
„Vor mehr als fünfunddreißig Jahren errichtete ich die Casa de Dom Inácio auf diesem heiligen Boden von Abadiânia, diesem gesegneten Land, wo Gott mich zur Erfüllung meiner Mission eingesetzt hat. Ich heile niemanden. Wer heilt, ist Gott, der in seiner unendlichen Güte den Wesenheiten (guten Geistern), die mir beistehen, erlaubt, meinen Brüdern Heilung und Trost zu spenden, während ich nur ein Instrument in seinen göttlichen Händen bin.”
Magische Triangeln und fragwürdige Operationen
Die Heilpraktiken von Faria waren allerdings höchst fragwürdig. Den meisten seiner Kund:innen verschrieb er eine Meditation und Spaziergänge zum nahegelegenen Wasserfall. Gesegnete Artefakte wie magische Triangeln und verschiedene Kräuter sollten die Leiden der Menschen ebenfalls lindern. Laut Schätzungen soll Faria hiermit mehr als zehn Millionen US-Dollar pro Jahr verdient haben. Nach eigenen Angaben zählte auch der ehemalige US-Präsident Bill Clinton zu seinen Kunden.
Eine der fragwürdigsten Praktiken waren jedoch die Operationen, die Faria durchführte – wohlgemerkt ohne eine medizinische Ausbildung. Seine Patient:innen hatten dabei die Wahl zwischen einer sichtbaren und einer unsichtbaren Operation. Die unsichtbare Operation lief über eine Meditation ab. Während der Patient meditierte, führten spirituelle Heiler aus der Ferne die Operation durch.
Gänzlich anders verliefen die sichtbare Operation. Hier verzichtete Faria auf Anästhetika und nutzte stattdessen ein sogenanntes energetisches Mineralwasser und angeblich im Raum befindliche, spirituelle Energien, um die Patienten zu sedieren. Die Energien sollten durch Freiwillige, die sich in einem anderen Raum befanden, erzeugt werden. Dann operierte Faria, was ihm viel Kritik einbrachte.
Diese Praktiken haben Faria bereits in der Vergangenheit viele Probleme eingebracht. Mediziner:innen kritisierten die Operationen ohne Betäubung, sahen darin Körperverletzung. Mehrmals wurde er verhaftet und sogar einmal zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.
Der göttliche João: Selbst Oprah Winfrey berichtet
Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, seine Lehren in die ganze Welt hinauszutragen. Mehrere TV-Sender berichteten vom angeblichen Wunderheiler. So auch ABC im Jahr 2005. Der damalige Bericht tendierte allerdings zur Verharmlosung. Zauberkünstler James Randi, erklärter Skeptiker und Gegner von Pseudowissenschaften, kam darin zu Wort. Allerdings kritisierte er später, dass sein etwa einstündiges Interview im Bericht letztlich auf unter 20 Sekunden heruntergekürzt wurde. Außerdem sollen seine Aussagen so zusammengeschnitten worden sein, dass er als Befürworter von Faria eingeordnet werden konnte.
Auch Oprah Winfrey nahm sich gleich zweimal der Thematik an, ging jedoch ebenfalls relativ leichtgläubig an die Sache heran. Erst 2014 gelangte im Rahmen der australischen Doku-Show 60 Minutes ein kritischer Bericht über Faria an die Öffentlichkeit. Das Team deckte zahlreiche Fälle auf, in denen eine angeblich geheilte Person später verstorben war. Außerdem wurden die Operationen als unmenschlich und grausam kritisiert.
João Teixeira de Faria: Überführung und Anklage wegen sexuellem Missbrauch
Doch letztlich waren es nicht die Operationspraktiken, die Faria zum Verhängnis wurden. Im Dezember 2018 gaben zwölf Frauen an, vom selbsternannten Wunderheiler missbraucht worden zu sein. Während spiritueller Zeremonien soll Faria ihnen mitgeteilt haben, dass sie auserwählt wurden und später in sein Haus kommen sollten. Dort habe er sie schließlich missbraucht. Die Ermittler richteten eine E-Mail-Adresse für Betroffene ein, auf der innerhalb von 30 Stunden 200 Beschwerden eingingen. Zwei davon stammten sogar aus dem Ausland.
Schnell entwickelte sich die Sachlage zum größten Fall sexuellen Missbrauchs in Brasilien seit der Anklage gegen den brasilianischen Arzt Roger Abdelmassih, der 2009 wegen 52-facher Vergewaltigung zu 278 Jahren Haft verurteilt wurde.
Faria soll noch mehr Menschen missbraucht haben. Die Aufarbeitung der Fälle brachte grausame Details zu Tage. So soll Faria bereits Jugendliche im Alter von 14 Jahren misshandelt haben. Andere Frauen gaben an, bis zu drei Tage vergewaltigt worden zu sein.
206 Fälle wurden öffentlich gemacht. Faria reduzierte daraufhin seine Tätigkeiten auf sein Casa Dom Inácio de Loyola, welches fortan von Reportern belagert wurde. Er versteckte sich hinter seinen Anhängern und beteuerte immer wieder seine Unschuld. Am 12. Dezember 2018 wurde ein Haftbefehl gegen Faria erlassen. Vier Tage später stellte sich der Wunderheiler der Polizei.
Die wahre Geschichte des göttlichen João: Auch seine Tochter klagt an
Bis zum 19. Mai 2019 hatte sich die Fallzahl auf über 600 erhöht. Selbst seine Tochter Dalva Teixeira ist unter den Anklägerinnen. Auch sie soll Faria missbraucht haben, als sie 14 Jahre alt war. Faria hat noch zehn weitere Kinder mit ebenso vielen Frauen. Sieben Monate später wurde Faria zu 19 Jahren und vier Monaten Haft wegen der Vergewaltigung von vier Frauen verurteilt. Hinzu kommt eine vierjährige Haftstrafe wegen illegalen Waffenbesitzes.
Anfang 2020 kamen weitere Urteile der brasilianischen Gerichte hinzu, die seine Strafe auf 40 Jahre erhöhten. Am 30. März 2020 wurde er unter Hausarrest gestellt, weil die Corona-Pandemie als zu gefährlich für das Leben im Gefängnis eingestuft wurde.
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