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Der Fall Isabella Nardoni: Die wahre Geschichte hinter der Netflix-Doku
Seit dem 17. August läuft bei Netflix die erschütternde True-Crime-Doku “Ein zu kurzes Leben: Der Fall Isabella Nardoni”. Darin geht es um den tragischen Mord an einem fünfjährigen Mädchen, der 2008 ganz Brasilien in einen Schockzustand versetzte. Erfahre hier die wahre Geschichte hinter der Dokumentation und was über das Verbrechen und die beiden mutmaßlichen Täter:innen Alexandre Nardoni und Anna Carolina Jatobá bekannt ist.
Triggerwarnung: Der folgende Text befasst sich mit einem schweren Fall von Gewalt gegen Minderjährige. Sollten Dich diese Themen triggern, lies hier lieber nicht weiter.
Ein kurzes Leben: Der Fall Isabella Nardoni bei Netflix ist die Art von True-Crime-Doku, die einen auch nach dem Anschauen nicht so schnell loslässt. Zu schrecklich, sinnlos und schockierend ist der Fall der kleinen Isabella Nardoni, die am 29. März 2008 aus dem sechsten Stock eines Wohnhauses im brasilianischen São Paulo geworfen wurde. Besonders verstörend: Die Hauptverdächtigen sind der Vater und die Stiefmutter des erst fünfjährigen Kindes.
Die Dokumentation setzt sich mit dem Verbrechen, Prozess und dem Medienrummel rund um den Fall auseinander, lässt dabei aber auch die Mutter von Isabella, Ana Carolina Oliveira, ausführlich zu Wort kommen. Lies in diesem Artikel alles zu der wahren Geschichte und was zu den Hintergründen, Täter:innen und Folgen des Verbrechens bekannt ist.
Isabella Nardoni: Die Hintergründe des Verbrechens
Isabella Negroni wird am 18. April 2002 als Tochter von Alexandre Nardoni und Ana Carolina Oliveira geboren. Ana Carolina ist erst 17 Jahre alt, als sie mit Isabella schwanger wird. Vater Alexandre bereitet sich zu diesem Zeitpunkt auf ein Jura-Studium an der Universität von São Paulo vor.
Die Beziehung des Paares ist da schon auf dem absteigenden Ast. Kurz nach der Geburt ihrer Tochter trennen sie sich. Isabella wächst zunächst bei ihrer Mutter auf. Als sie älter wird, darf sie zweimal im Monat über das Wochenende bei ihrem Vater sein.
In der Zwischenzeit hat Vater Alexandre seine Studienkollegin Anna Carolina Jatobá geheiratet, mit der er zwei Kinder hat. Zusammen lebt die Familie in einem Wohnkomplex im Norden von São Paulo, dem Ort, an dem Isabella zu Tode kommt.
Wie ist Isabella Nardoni gestorben?
Am Abend des 29. März wird Isabella Nardoni im Garten des Gebäudes gefunden, in dem ihr Vater, seine Frau Ana Carolina Jatobà und ihre beiden Kinder leben. Sie ist aus dem Fenster im Zimmer ihres Stiefbruders sechs Stockwerke in die Tiefe gestürzt. Als sie gefunden wird, lebt Isabella noch, doch kurz danach hört ihr Herz auf zu schlagen. Obwohl die Rettungskräfte noch versuchen, sie wiederzubeleben, kommt jede Hilfe zu spät. Das fünfjährige Mädchen erliegt ihren Verletzungen.
Als die Polizei erscheint, gibt Alexandre Nardoni an, dass Isabella eingeschlafen sei, als er mit dem Rest der Familie bei dem Gebäude ankam. Deshalb habe er sie zuerst nach oben getragen, während seine Frau Anna Carolina mit den beiden anderen Kindern im Auto wartete. Nachdem er seine Tochter ins Bett gelegt hatte, schloss er die Wohnung ab und ging zurück, um Jatobá mit den anderen Kindern zu helfen.
Als er zurück in die Wohnung kam, sei Isabella weg gewesen und er habe ein Loch im Schutznetz des Fensters entdeckt. Als er durch dieses nach unten blickte, habe er Isabella auf dem Vorplatz des Gebäudes liegen sehen.
Auch die Doku-Serie „Der Fall des Gabriel Fernandez“ befasst sich mit dem tragischen Tod eines kleinen Jungen. Erfahre hier alles zu den realen Hintergründen des Falls.
Isabella Nardoni: Wer hat sie getötet?
Ein Unfall wird schon sehr früh in den Ermittlungen ausgeschlossen. Das Schutznetz am Fenster wurde nicht etwa zerrissen, sondern sauber mit einem scharfen Gegenstand durchgeschnitten. Die Polizei geht deshalb von einer vorsätzlichen Tat, also einem Mord aus. Isabella wurde aus dem Fenster geworfen.
Alexandre zufolge sei ein Einbrecher in die Wohnung eingedrungen und habe Isabella aus dem Fenster geworfen. Doch schnell tauchen Zweifel an dieser Version der Ereignisse auf. Die Polizei kann weder Spuren eines Einbruchs, noch die einer dritten Person am Tatort feststellen. Dafür finden die Ermittler Blutspuren an der Tür des Appartements, in der Wohnung und im Auto der Familie.
Hinzu kommt, dass bei der Untersuchung von Isabellas Körper Verletzungen an Hals und Armen gefunden werden, die schon vor dem Sturz entstanden sein müssen. Der schwerwiegende Verdacht: Nardonis Frau Jatobá attackierte und würgte das Mädchen bereits im Auto und verletzte sie dabei schwer. Anschließend brachte der Vater das Kind in die Wohnung und warf es aus dem Fenster, um die Tat zu vertuschen.
An diesem Tathergang wird dann auch in den folgenden Wochen, Monaten und Jahren von Polizei und Anklage festgehalten.
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Das Urteil: Vater und Stiefmutter schuldig?
Zwei Jahre später, am 25. März 2010, beginnt der Mord-Prozess gegen Alexandre Nardoni und Anna Carolina Jatobá. Der gewaltige Medienrummel um den Fall, der auch in der Netflix-Doku eine große Rolle spielt, ist in der Zwischenzeit in keiner Weise abgeflacht.
Vor Gericht plädieren die beiden Angeklagten auf „unschuldig“, verstrickten sich aber immer weiter in Widersprüchen. Unter anderem gibt Alexandre nun an, nie eine dritte Person in der Wohnung gesehen zu haben. Außerdem sagt Nardoni aus, dass er und seine Frau normal streiten würden, während Jatobá von konstanten Auseinandersetzungen spricht und dass ihr Mann auch manchmal gewalttätig werde.
Aber es kommen auch Zeugen zu Wort, wie der Journalist Rogério Pagnan, die zumindest Zweifel an der Schuld der beiden Angeklagten wecken könnten. Pagnan berichtet von einem Interview mit einem Maurer, der ihm von einem Einbruch im Nachbargebäude des Tatorts in der Nacht von Isabellas Tod erzählte. Die Verteidigung bringt außerdem das Argument an, dass das Blut in der Wohnung laut DNA Report nicht nachweislich von Isabella sei.
Schlussendlich kann die Jury aber nicht überzeugt werden. Am 27. März 2010 wird Alexandre Nardoni zu 31 Jahren Gefängnis verurteilt. Seine Frau Anna Carolina Jatobá erhält 26 Jahre und acht Monate für den Mord an Isabella. Bei Nadronis Strafe kommt erschwerend hinzu, dass das Mädchen seine Tochter war.
Alexandre Nardoni und Anna Carolina Jatobá: Wo sind sie heute?
Alexandre Nardoni und Anna Carolina Jatobá sitzen ihre Strafen in zwei unterschiedlichen Gefängnissen außerhalb von São Paulo ab. Beide haben seither daran festgehalten, unschuldig zu sein, und sind Berichten zufolge noch immer zusammen.
Anna Carolina Jatobá wird im Juli 2017 erstmals zugestanden, im Sinne des „Semi Open Regime“ tagsüber zum Arbeiten das Gefängnis zu verlassen. Am 20. Juni 2023 ging ihre Strafe in das sogenannte „Open Regime“ über, laut dem sie nicht mehr im Gefängnis bleiben und sich stattdessen an bestimmte Vorgaben, Regeln und Meldepflichten halten muss. Seither ist sie also wieder auf freiem Fuß.
Ihrem Mann Alexandre Nardoni wurde im April 2019 Semi Open Regime bewilligt. Im Gegensatz zu seiner Frau muss er für die Nacht aber weiterhin ins Gefängnis zurückkehren. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Isabellas Mutter Ana Carolina Oliveira: Was macht sie heute?
Wie Isabellas Mutter Ana Carolina Oliveira bereits in der Netflix-Dokumentation Ein zu kurzes Leben: Der Fall Isabella Nardoni selbst erzählt, hat sie ihr Möglichstes getan, um nach dem Trauma weiterzuleben. Mittlerweile ist sie verheiratet und hat mit ihrem Mann zwei Kinder: Miguel und Maria Fernanda.
Der Verlust ihrer ersten Tochter wird sie aber wohl nie loslassen. Im April 2023 teilte sie auf Instagram einen Post, in dem sie den Tag feierte, an dem Isabella 21 Jahre alt geworden wäre.
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Hast Du Ein zu kurzes Leben: Der Fall Isabella Nardoni gesehen? Dann verrate uns Deine Meinung zu der Netflix-Doku in den Kommentaren.