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Color out of Space: Die Bedeutung und das Ende erklärt
Der neue Horrorfilm „Color out of Space“ ist ein surreal-farbenfroher Albtraumtrip in den Wahnsinn, der seiner Vorlage von Horrormeister H.P. Lovecraft mehr als gerecht wird. Doch was hat das Ganze zu bedeuten? Was passiert am Ende und worum handelt es sich bei der Farbe aus dem All wirklich? Erfahre es hier!
H.P. Lovecraft gilt als einer der einflussreichsten Horrorautoren, die je gelebt haben – und das nicht umsonst. Seine Geschichten von uralten Flüchen, kosmischen Entitäten, dem menschlichen Wissendurst und dem Grauen des Unbekannten appellieren bis heute auf eine Weise an unsere Urängste, wie es sonst nur wenige können.
Gerade weil sich ein Großteil von Lovecrafts Horror aus der Konfrontation des fragilen, menschlichen Geistes mit dem „Unfassbaren“ speist – und sich damit viel im Kopf abspielt – gelten filmische Adaptionen seiner Werke grundsätzlich als schwerer Stoff. Umso erfreulicher ist es, dass Richard Stanleys „Color out of Space“ den Kern von Lovecrafts Schaffen auf den Punkt bringt und den existenzialistischen Schrecken in einer bedrohlich-surrealen Atmosphäre und in faszinierend-andersweltlichen Bildern Bahn brechen lässt.
Die Handlung von Color out of Space
Nathan Gardner (Nicolas Cage) will mit seiner Frau Theresa (Joely Richardson) und ihren Kindern Lavinia (Madeleine Arthur), Benny (Brendan Meyer) und Jack (Julian Hilliard) ein ruhiges Leben auf einer abgelegenen, ländlichen Farm führen. Doch eines Tages stürzt ein Meteorit auf ihr Grundstück.
Eine mysteriöse Farbe breitet sich um den Einschlagskrater aus und schon bald offenbaren sich seltsame Veränderungen im Umfeld der Familie. Natur und Tiere offenbaren groteske Mutationen und selbst die Zeit an sich scheint aus dem Gleichgewicht zu geraten.
Während die Gardners noch versuchen zu verstehen, was um sie herum geschieht, beginnt die Farbe aus dem All auch zunehmend Einfluss auf Körper und Geist der Menschen zu nehmen. Für sie beginnt ein Kampf gegen den um sich greifenden Wahnsinn und eine Macht, die all ihre Vorstellungen überschreitet.
Was ist die Farbe aus dem All?
Eine der drängendsten Fragen, die sich im Laufe von „Color out of Space“ stellt, ist: Worum handelt es sich eigentlich bei dieser Farbe aus dem All? Ist sie einfach nur ein Einfluss aus einer anderen Welt, ein Naturphänomen oder steckt sogar ein Bewusstsein hinter dem Wahnsinn, der sich auf der Familienfarm ausbreitet?
Eine eindeutige Antwort gibt es darauf nicht. Das liegt unter anderem an der Besonderheit von Lovecrafts Geschichten und seinem Genre des kosmischen Horrors. Das Gefühl der Angst entsteht hier vor allem dadurch, dass die Bedrohungen so andersartig, fremd und unbegreiflich mächtig sind, dass sie den menschlichen Verstand übersteigen.
Auch der Film spielt mit dieser Auffassung und versucht gar nicht erst, die Farbe aus dem All allgemeingültig zu erklären. Genau wie die seltsamen Vorgänge in dem stark von Lovecraft inspirierten Horrorfilm „Der Leuchtturm“ – den wir Dir bereits an anderer Stelle erklärten – bleibt sie ein Mysterium. Für denjenigen, der versucht es zu verstehen, kann das nur Furcht, Hoffnungslosigkeit oder Wahnsinn bedeuten.
Dies verdeutlicht auch die letzte Szene des Films, als Ward Philips (Elliot Phillips), Hydrologe und einziger Überlebender der Ereignisse, versucht, Worte für das erlebte Grauen zu finden: „Es war nur eine Farbe aus dem All. Ein Bote aus Gefilden, deren Existenz unser Hirn lähmt und uns wie betäubt in die Abgründe starren lässt, die sich vor unseren entsetzten Augen auftun.“
Color out of Space: Erklärungsansätze für die Farbe aus dem All
Obwohl es für die Farbe und die begleitenden Phänomene keine klaren Antworten gibt, liefert „Color out of Space“ genügend Interpretationsspielraum, worum es sich dabei handeln könnte. Folgende Theorien könnten das albtraumhafte Treiben im Film erklären.
Die wissenschaftlichen Erklärungen
Eine Möglichkeit wäre, dass es sich bei der Farbe aus dem All um eine Form kosmisch-radioaktiver Strahlung oder einer chemischen Verbindung handelt.
Dies wäre keineswegs verwunderlich, schließlich könnte ein Meteorit aus allerhand gefährlichen Mineralien und Stoffen bestehen, die bei seinem Einschlag vor dem Gardner-Haus freigesetzt wurden.
Ist die Farbe radioaktive Strahlung?
Für diesen Erklärungsansatz spricht eine Beobachtung des Wissenschaftlers Ward. Er bemerkt, dass die von der Farbe mutierten Tiere so aussehen, als wären sie von radioaktiver Strahlung verbrannt worden. Nicht nur wer die auf wahren Tatsachen beruhende Sky-Serie „Chernobyl“ gesehen hat, weiß, welch schreckliche Folgen Strahlung haben kann.
Außerdem generieren manche radioaktiven Stoffe eine gewaltige Hitze – vor allem bei der Kernspaltung – was erklären könnte, warum sich der Meteorit zu Anfang sprichwörtlich in den Boden brennt. Ob Strahlung aber wirklich so üble Mutationen innerhalb eines so kurzen Zeitraums hervorrufen könnte, wie dies in „Color out of Space“ passiert, bleibt jedoch fraglich.
Außerdem stößt dieser Erklärungsansatz an seine Grenzen, wenn wir die seltsamen Zeitverschiebungen und das stetig mit mehr Bewusstsein in Erscheinung tretende, tentakelartige Licht in Betracht ziehen.
Ist ein chemischer Stoff für den Wahnsinn der Familie verantwortlich?
Bei seinen Tests am Grundwasser der Gardeners findet Ward heraus, dass eine starke chemische Belastung vorliegt. Er beschwört sogar Lavinia Gardener, sie solle sich von dem Wasser fernhalten und es möglichst nicht trinken.
Könnte also durch den Meteoriten ein chemischer Stoff ins Grundwasser gelangt sein, der die Menschen mehr und mehr beeinflusst? Löst er vielleicht sogar Halluzinationen und Filmrisse aus und treibt die Familie in den Wahnsinn? Das wäre durchaus möglich.
In Verbindung mit der Strahlung ließen sich so sowohl die Mutationen, als auch die Zeitsprünge erklären. Doch erscheinen die Ereignisse auf der Farm mit zunehmender Laufdauer so verrückt, dass eine solch simple Auflösung unzureichend erscheint.
Insbesondere, weil Ward selbst das Wasser ja nicht konsumiert hat und auch nicht genügend Zeit auf dem verhältnismäßig kleinen Gebiet verbringt, um ähnliche Halluzinationen wie die Gardner-Familie zu erfahren. Dennoch sieht er die von Lavinia hervorgerufene Albtraumvision und Familienvater Nathan, nachdem dieser schon erschossen wurde.
So logisch Teile der wissenschaftlichen Erklärung also erscheinen, es muss vermutlich etwas Finstereres oder zumindest Bewussteres für die Ereignisse verantwortlich sein.
Die Alien-Erklärung: Stecken Außerirdische dahinter?
Da der Meteorit aus dem Weltall stammt, liegt die Folgerung nicht weit, dass Aliens mit der seltsamen Farbinvasion in Verbindung stehen. Dabei könnte die Farbe an sich ein außerirdisches Wesen sein, oder auch eine Technologie, welche die Erde und ihre Lebewesen untersucht.
Für die Theorie, dass es sich bei der Farbe um Aliens oder eine Vielzahl von Alienorganismen handelt, gibt es mehrere Hinweise. Allein die Tatsache, dass sich die Farbe von Anfang an verdächtig bewusst verhält und zunehmend in Form tentakelartiger Lichter in Erscheinung tritt, spricht für diese Annahme. Im späteren Verlauf greift die Farbe potentielle Gefahren wie den Sheriff sogar aktiv an.
Die purpurne Farbe von Luft und Pflanzen würde dabei anzeigen, dass die Außerirdischen perfekte Lebensbedingungen für sich erschaffen. Sogar der Zeitfluss passt sich den Aliens an. Die schrecklichen Mutationen von Mensch und Tier könnten dabei das Produkt von Tests an oder der Ernte von Genmaterial sein.
Oder es handelt sich schlicht um die Reaktion auf die fremdartigen Energien, Technologien oder biochemischen Stoffe, welche die Aliens nutzen oder aus denen sie bestehen.
Ist die Farbe ein außerirdisches Schwarmbewusstsein?
Vielleicht verfügen die Aliens sogar über eine Art Schwarmbewusstsein, mit welchem sie untereinander kommunizieren. Ein Hinweis darauf findet sich im Finale von „Color out of Space“, als wir über Lavina einen Einblick in die Ursprungswelt des Meteoriten bekommen.
Befindet sie sich schon lange genug unter dem Einfluss der Farbe, dass sie in das gesammelte Bewusstsein des außerirdischen Organismus aufgenommen wird? Demnach würden die Menschen als Wirte dienen, um sie dem Kollektiv einzuordnen.
Die Lovecraft-Erklärung: Ist eine Beschwörung schuld?
Der letzte Erklärungsansatz geht davon aus, dass die Farbe aus dem All und die damit einhergehenden Schrecken in Lovecraft-Manier herbeigerufen wurden. Am Anfang von „Color out of Space“ sieht man nämlich, wie Lavinia ein Hexenritual durchführt.
Dafür benutzt sie eine Kopie des sogenannten „Necronomicons“, ein fiktives Buch aus Lovecrafts Erzählwelt. Dort ist der dicke Wälzer ein finsteres Artefakt, das vor okkulten Ritualen und dunklen Geheimnissen nur so überquillt. Nur eine Seite vermag es, den menschlichen Verstand in den Wahnsinn zu treiben – und mächtige Entitäten in unsere Welt zu holen.
So unschuldig Lavinias kleines Ritual im Vergleich zu dieser unheilschwangeren Beschreibung aussehen mag, hat sie am Ende vielleicht doch eine gefährliche, kosmische Wesenheit beschworen? Wenn man einige Details im Film betrachtet, dann ist das durchaus möglich.
Schließlich ist Lavinia das einzige Familienmitglied, das von dem Einfluss der Farbe kaum geistige oder körperliche Folgen zu spüren bekommt. Während in ihrer Familie einer nach dem anderen den Verstand verliert, behält Lavinia weitgehend die Kontrolle.
Das könnte daher kommen, dass sie als Urheberin des Rituals Schutz vor den mysteriösen Kräften genießt. Selbst als sie mit der Monstrosität, die einst ihre Mutter und ihr Bruder waren, eingesperrt wird, kommt sie nicht zu Schaden.
Später ritzt sich Lavinia sogar Symbole aus dem Necronomicum auf den Körper, wobei vor allem das Zeichen auf ihrer Stirn besonders hervorsticht. Denn als die Farbe im Finale des Films eine Verbindung mit ihr einzugehen scheint, kann man in der Vision auf der Spitze des Berges für einen kurzen Moment eben dieses Symbol aufleuchten sehen. Dies ist ein weiterer Hinweis darauf, dass Lavinia eine Art kosmischer Gottheit auf die Erde gerufen hat.
Besonders interessant erscheint unter diesem Blickpunkt, dass Lavinias Zauberspruch vom Anfang tatsächlich gewirkt hat. Sie bittet in dem Ritual darum, dem Landleben zu entkommen – was ihr zum Schluss auch gelingt, wenn auch anders als vielleicht vorgestellt.
Color out of Space: Was bedeutet das Ende?
Am Ende von „Color out of Space“ wird eine Lichtexplosion ausgelöst, die nicht nur Lavinia, sondern auch das von der Farbe kontaminierte Gebiet auslöscht. Hat das Mädchen durch die Zeichen auf ihrem Körper ein Gegenritual gestartet? Wurde sie in die fremdartige Welt oder Dimension der Farbe hineingezogen? Oder erreicht die Alienmacht auf diese Weise ihren beabsichtigten Höhepunkte? Das bleibt letztlich offen für Interpretationen.
Ward kann sich gerade noch rechtzeitig in den Keller des Hauses retten, bevor sich Lavinia und die Farbe buchstäblich in Luft auflösen. Zurück bleibt nur graue Asche und eine komplett farb- und trostlose Landschaft. Doch ist die Farbe wirklich endgültig von der Welt verschwunden?
Video: Youtube / RLJE Films
In der letzten Szene des Films sieht man einen gealterten Ward, wie er über den Wassermassen eines Damms steht. Das Gelände, auf dem das Haus der Gardeners stand, wurde für das Projekt überflutet. Doch Ward traut dem Frieden nicht und merkt an, dass er dieses Wasser niemals trinken wird.
Da im Himmel über dem Damm noch immer ein leichtes Leuchten der Farbe zu erkennen ist, sind wir geneigt, ihm zuzustimmen: Die Farbe aus dem All ist nicht wirklich verschwunden. Sie schlummert nur und wartet darauf, sich weiter in der Welt auszubreiten.
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Welche Interpretation von „Color out of Space“ gefällt Dir am besten? Sag es uns in den Kommentaren.