Bild aus 900 Tage ohne Anabel
© Netflix
In dieser Szene aus "House of the Dragon" sind Alicent Hightower (links) und Helaena Targaryen (rechts) zu sehen, zwei wichtige Figuren in der Reihenfolge der Game of Thrones-Serien. Sie tragen elegante grüne Kleider mit Goldverzierungen und dunkle Schleier, während sie in einer emotionalen Momentaufnahme vor einer steinernen Kulisse stehen.
Auf dem Bild in dem Artikel über Reality-Shows 2025 ist eine Hand zu sehen, die eine Fernbedienung hält. Im Hintergrund ist verschwommen ein Fernseher zu sehen.

900 Tage ohne Anabel: Die wahre Geschichte hinter der Entführung

Die Net­flix-Doku „900 Tage ohne Anabel” ver­fol­gt den Fall ein­er jun­gen Stu­dentin, die beim Joggen in Madrid ver­schwindet. Die Entführer:innen fordern fast eine Mil­lion Euro Lösegeld – doch ist das Opfer über­haupt noch am Leben? Erfahre hier alles zu der wahren Geschichte und den Hin­ter­grün­den der Dokumentation.

Madrid, 1993: Ein schein­bar per­fekt geplantes Ver­brechen erschüt­tert Spanien. Die Ent­führung der deutsch-spanis­chen Stu­dentin Anabel Segu­ra hält das Land über zwei Jahre in Atem. Am Ende herrscht trau­rige Gewis­sheit: die junge Frau wurde von ihren Kid­nap­pern ermordet.

In der Net­flix-Doku 900 Tage ohne Anabel, die am 22. Novem­ber 2024 erscheint, wer­den die Ent­führung, der Mord und die Täter:innen genauer unter die Lupe genom­men. Doch wie nah hal­ten sich die Macher:innen der Doku­men­ta­tion an die realen Begeben­heit­en? Das ver­rat­en wir Dir im Folgenden.

Die wahre Geschichte hinter der Entführung von Anabel

Die BWL-Stu­dentin Anabel Segu­ra, Tochter des deutschen Unternehmers José Segu­ra, ver­schwindet beim mor­gendlichen Joggen im noblen Madrid­er Wohn­vier­tel La Morale­ja. Ein Gärt­ner beobachtet, wie die junge Frau gewalt­sam in einen weißen Liefer­wa­gen gez­er­rt wird, der anschließend über die Auto­bahn flieht.

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In der Folge erhält die Fam­i­lie mehr als zwanzig Anrufe. Die Entführer:innen fordern ein Lösegeld von 150 Mil­lio­nen Peseten, umgerech­net rund 900.000 Euro. Was die Fam­i­lie zu diesem Zeit­punkt nicht weiß: Anabel ist bere­its tot. 

Sie wurde etwa sechs Stun­den nach der Ent­führung bei einem Fluchtver­such ermordet. Doch die Täter:innen lassen es monate­lang so ausse­hen, als sei Anabel noch am Leben.

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In ihrer Verzwei­flung nehmen die Eltern eine Hypothek auf ihr Haus auf und set­zen gemein­sam mit dem Innen­min­is­teri­um eine hohe Beloh­nung aus. Als ver­meintlich­es Leben­sze­ichen erhal­ten sie eine Ton­ban­dauf­nahme, die sich später als Fälschung her­ausstellt: Die Stimme gehört Felisa Gar­cia, ein­er Kom­plizin der Täter

Ortiz Aon und Muñoz Guadix: Wie wurden die Täter:innen gefunden?

Im Fall der ent­führten 22-jähri­gen Deutsch-Spanierin wen­det sich die spanis­che Polizei nach erfol­glosen Ermit­tlun­gen an das deutsche Bun­deskrim­i­nalamt (BKA). 

Der Spracherken­nung­sex­perte Pro­fes­sor Dr. Her­mann J. Kuen­zel führt daraufhin eine bahn­brechende phonetis­che Analyse der Täter:innenstimmen durch. Seine Ergeb­nisse präsen­tiert er in ein­er spanis­chen Fah­n­dungssendung, ver­gle­ich­bar mit „Akten­ze­ichen XY ungelöst”. Die Ausstrahlung führt zu rund 1.500 Zuschauer­hin­weisen.

Bild aus 900 Tage ohne Anabel

Die Entführer:innen fordern fast eine Mil­lion Euro, die an einem
vere­in­barten Tre­ff­punkt übergeben wer­den sollen. — Bild: Net­flix

Die akribis­che Arbeit der Madrid­er Mord­kom­mis­sion führt schließlich zur Fes­t­nahme der Täter:innen: Die Ver­haf­tung erfol­gt am 28. Sep­tem­ber 1995, nach­dem ein Bewohn­er der Gegend von Escalona (Tole­do) eine der Stim­men auf ein­er gezeigten Ton­ban­dauf­nahme wieder­erken­nt: Es sind Ortiz Aon und Muñoz Guadix

Sie geste­hen, das Opfer unmit­tel­bar nach der Ent­führung getötet zu haben, forderten aber noch zwei Wochen lang Lösegeld von der Fam­i­lie. Im Rah­men ein­er feier­lichen Zer­e­monie in Tole­do ver­lei­ht der spanis­che Min­is­ter­präsi­dent José Maria Aznar später Pro­fes­sor Dr. Kuen­zel das Weiße Kreuz des Ver­di­en­stor­dens der spanis­chen Polizei für seine Mith­il­fe bei dem Fall. 

Mord an Anabel: Wo wurde die Studentin aufgefunden?

Die Ver­haf­tung der Täter:innen führt zu einem trau­ri­gen Fund: In einem ver­lasse­nen Lager­haus nahe Tole­do, rund 65 Kilo­me­ter südlich von Madrid, ent­deckt die Polizei Anabels sterbliche Überreste. 

Während ein­er Pressekon­ferenz betont der Anwalt der Fam­i­lie Segu­ra, dass die Eltern trotz ihrer Trauer keine Rachegedanken hegen, son­dern auf die Gerechtigkeit des Rechtssys­tems ver­trauen. Mit der Ent­deck­ung endet eine 900 Tage währende Suche – der läng­ste doku­men­tierte Ent­führungs­fall in der spanis­chen Geschichte.

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900 Tage ohne Anabel: Gefängnisstrafe für die Täter

Das Gericht verurteilt die bei­den Täter 1999 wegen Ent­führung und Mordes zunächst zu 39 Jahren Haft. Der Ober­ste Gericht­shof Spaniens erhöht das Straf­maß später auf 43 Jahre

Ortiz Aon stirbt 2009 im Alter von 48 Jahren im Gefäng­nis von Ocaña an einem Herz­in­farkt. Sein Kom­plize Muñoz Guadix wird nach 18 Jahren Haft 2013 aus dem Gefäng­nis von Her­rera de La Man­cha ent­lassen. Bei sein­er Ent­las­sung zeigt er Reue und gibt zu, die Tat aus finanziellen Grün­den began­gen zu haben. Wo er sich heute aufhält und welch­er Tätigkeit er nachge­ht, ist unbekannt.

Bild aus 900 Tage ohne Anabel

Eine Fernsehsendung brachte die Polizei auf die Spur der Täter:innen. — Bild: Net­flix

Wieso wurde Muñoz Guadix frühzeitig entlassen?

Falls Du Dich fragst, wieso Guadix trotz der Schwere sein­er Tat und dem hohen Straf­maß so früh aus dem Gefäng­nis ent­lassen wurde: Die Grund­lage für seine Freilas­sung ist eine Entschei­dung des Europäis­chen Gericht­shofs für Men­schen­rechte zur umstrit­te­nen spanis­chen Parot-Doktrin.

Diese Rechtsvorschrift aus dem Jahr 2006 hat­te das Berech­nungssys­tem für Haft­strafen bei Schw­erver­brech­ern ver­schärft, indem Straf­min­derun­gen für jedes Delikt einzeln statt auf die Gesamt­strafe angerech­net wur­den. Als der Europäis­che Gericht­shof diese Prax­is als Ver­stoß gegen die Men­schen­rechte ein­stufte, musste Spanien zahlre­iche Häftlinge frühzeit­ig freilassen.

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Die Ent­las­sung von Muñoz Guadix, die auf dieser juris­tis­chen For­malie und nicht auf ein­er Neube­w­er­tung sein­er Tat­en basierte, ent­fachte in Spanien eine inten­sive gesellschaftliche Diskus­sion über Strafvol­lzug und Sicherheit.

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