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4 glorreiche Halunken: Diese Western belebten das Genre neu
Der Western gehört zu den ältesten Genres der Filmgeschichte. Oft wird deshalb behauptet, dass er seinen Zenit überschritten hätte. QUADRATAUGE hat jedoch 4 cineastische Waffen aus dem Holster gezogen, die das Gegenteil beweisen.
Es sind diese typischen Momente, die fest im Western-Genre verankert sind: aufschwingende Saloontüren, vom Präriestaub bedeckte Cowboy-Stiefel, der glänzende Sheriff-Stern oder der einsame Revolverheld, der dem Sonnenuntergang entgegenreitet. Epische Bilder, die sich auf ewig in unsere Köpfe eingeprägt haben und für wohlige Vertrautheit sorgen.
Und trotzdem erklären Kritiker den Western seit den 1980er-Jahren immer wieder für tot. Dabei wurden allein in den letzten 20 Jahren regelmäßig sehenswerte Filmperlen auf die Leinwand gebracht, die den Traditionen des Genres treu blieben und ihm dennoch eine Frischzellenkur verpassten. Vier herausragende Exemplare stellen wir dir hier im Detail vor.
Todeszug nach Yuma: Glorreiches Remake mit Starbesetzung
Nimm dir die beiden Oscarpreisträger Russell Crowe und Christian Bale, setze ihnen jeweils einen Cowboyhut auf und schon hast du deinen perfekten Western. In Todeszug nach Yuma liefern sich die beiden ein packendes Duell und zeigen, dass sie wie gemacht für die raue Welt des Wilden Westens sind.
Crowe spielt den Outlaw Ben Wade, der gefasst wurde und nun von dem Kriegsveteran Dan Evans (Christian Bale) zu einem Zug eskortiert werden soll, der den Gesetzlosen nach Yuma zu seiner Hinrichtung fährt. Leider ist ihnen dabei Wades Bande auf den Fersen, die ihren Anführer befreien will. Das Unvermeidliche folgt: Kugeln fliegen durch die Luft und Leichen stapeln sich.
Todeszug nach Yuma ist ein Remake des Western-Klassikers Zähl bis drei und bete (1957) und schafft es, diesen sogar zu übertreffen. So hat Regisseur James Mangold für seinen spannungsgeladenen Film eine bis in die Nebenrollen (u. a. Ben Foster und Peter Fonda) starke Besetzung zusammengetrommelt. Ein Juwel im Western-Genre!
Open Range: Bildgewaltiges Epos mit Herz
Weites Land ist der deutsche Beititel von Kevin Costners Westerndrama und dieser könnte kaum treffender sein. Atemberaubende Landschaftsaufnahmen entwickeln eine geradezu poetische Kraft und ziehen den Zuschauer unmittelbar in ihren Bann. Ein Film, ruhig und geduldig wie eine grasende Rinderherde.
Open Range besticht aber auch mit seinen sensibel gezeichneten Protagonisten. Die sogenannten „Freegrazer” Boss Spearman (Robert Duvall) und Charley Waite (Kevin Costner) sind nicht nur Arbeitskollegen, sondern auch gute Freunde. Ihr Zusammenhalt wird besonders entscheidend, als sie es mit dem skrupellosen Rancher Denton Baxter (Michael Gambon) zu tun bekommen.
Man merkt Kevin Costners bis dato letzten Regiearbeit an, mit wie viel Herzblut er bei der Sache war. Hier steht weniger die Action im Vordergrund, sondern eher das Einfangen eines Lebensgefühls. Wohl kaum ein Western der letzten Jahre brachte den Wunsch nach grenzenloser Freiheit so zum Ausdruck wie Open Range.
True Grit: Filmische Verbeugung vor dem Western
Aus ihrer Vorliebe für Western machten die Coen-Brüder noch nie einen Hehl. Mit True Grit leisteten sie 2010 aber erstmals ihren eigenen Beitrag zum Genre. Die Verfilmung des gleichnamigen Romans - und ebenso das Remake von Der Marshal (1969) - erwies sich als perfekt geeigneter Stoff für die genialen Coen-Regisseure.
Sie statteten die Geschichte um einen robusten Gesetzeshüter mit herrlich lakonischem Witz und einem grummelig-nuschelnden Jeff Bridges aus und bewiesen damit den richtigen Riecher. Zwar folgen sie im Film treu dem Standardhandbuch eines klassischen Westerns, würzen diesen aber mit ihrem gewohnt trockenen Humor. Eine Symbiose, die hervorragend funktioniert.
Neben Jeff Bridges als Marshal Rooster Cogburn sind unter anderem auch Matt Damon als draufgängerischer Texas Ranger, Josh Brolin als heimtückischer Mörder und die grandiose Hailee Steinfeld (in ihrem Kinodebüt) als vorlautes Mädchen Mattie Ross mit von der Partie. True Grit erntete 10 Oscar-Nominierungen, ging unverständlicherweise aber leer aus. Sein Status als außergewöhnlicher Spätwestern ist ihm aber nicht mehr zu nehmen.
In a Valley of Violence: Independent-Western für echte Fans
Dass der Western der passendste Schauplatz für eine Rachegeschichte ist, zeigt In a Valley of Violence. Zunächst unscheinbar wie der obligatorische Steppenläufer, mausert sich der Film von Ti West zu einem sehenswerten Glanzstück des Genres.
Ethan Hawke spielt den Einzelgänger Paul, der mit Pferd und Hündin in einer Kleinstadt Halt macht. Als das aggressive Großmaul Gilly (James Ransone) seinen geliebten Vierbeiner tötet, schwört Paul Rache. Leider ist Gilly ausgerechnet der Sohn des örtlichen Marshals (John Travolta), weshalb die Gewalteskalation nicht lange auf sich warten lässt.
Zwar kann sich das Werk nicht gänzlich von Klischees freimachen, aber das muss es auch gar nicht. Es macht einfach viel zu viel Spaß, Hawke und Travolta in diesem geradlinigen Wildwest-Thriller dabei zuzusehen, wie sie sich gegenseitig die Worte und Kugeln um die Ohren hauen. Umgeben sind sie dabei von einem wunderbar staubig-schmutzigem Setting, wie es sich eben für einen richtigen Western gehört.