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Unorthodox auf Netflix: Hauptdarstellerin Shira Haas als Esty im featured-Interview
Die junge chassidische Jüdin Esther Schwartz, genannt Esty, flieht vor einer arrangierten Ehe von Brooklyn nach Berlin. Inspiriert ist die Netflix-Serie „Unorthodox“ von dem gleichnamigen autobiografischen Roman von Deborah Feldman. Seit dem 26. März ist „Unorthodox“ auf Netflix verfügbar, das Du auch über GigaTV schauen kannst.
Wir haben mit der Hauptdarstellerin Shira Haas über Esty gesprochen, warum sie die Rolle so begeistert hat und was ihre größte Herausforderung für die Dreharbeiten von „Unorthodox” war.
Was hat Dich an der Rolle der Esty in „Unorthodox” am meisten fasziniert?
Als Schauspielerin hat man immer ein bestimmtes Gefühl, wenn man eine Rolle unbedingt verkörpern möchte. Aber bei Esty war es wahrscheinlich das stärkste Gefühl, das ich jemals hatte - von der ersten Szene an, die ich gelesen habe. Es ist so selten, dass eine starke weibliche unglaubliche Figur in der Hauptrolle eine Coming-of-Age-Geschichte auf so einzigartige Weise erzählt. Obwohl die Geschichte von einer bestimmten Gemeinde handelt, können wir uns alle darin wiederfinden. Dass ich nun die Verantwortung trage, eine Geschichte zu erzählen, die auf der wahren Geschichte eines Mädchens beruht, das ihre Stimme findet, ist wirklich motivierend. Ich kann mich an keinen anderen Moment in meinem Leben erinnern, in dem ich die Rolle bekam, über die ich so glücklich und begeistert war.
Wie würdest Du die Figur Esty beschreiben?
Esty ist so einzigartig. Sie ist wahrscheinlich die komplexeste und interessanteste Figur, die ich je gespielt habe. Und zwar aus vielen Gründen. Einer der Hauptgründe ist, dass sie unglaublich viele Gefühle in sich trägt. Das macht sie so komplex. Sie ist sehr verletzlich, aber auch sehr mutig. Sie hat all diese Fragen. Sie vermisst ihr Zuhause sehr, aber sie hat auch das Gefühl, nicht dazuzugehören. Sie hat so viele Konflikte in sich, die ich in jede Zeile und jede Szene einbringen musste, was für einen Schauspieler sehr herausfordernd, aber auch wirklich interessant war.
Geschichten von weiblichen Charakteren, die versuchen, ihren Weg zu finden, interessieren mich immer. In ‚Unorthodox‘ haben sie eine Gemeinschaft und Menschen gewählt, die viele Leute auf der Welt nicht kennen. Die Serie gibt diesen Menschen Gesichter. Sie sind nicht nur Stereotypen, so wie wir sie uns vorstellen. Wir sehen diese Welt und dass jeder Mensch ein Mensch ist.
Wie hast Du Dich auf die Rolle vorbereitet?
Natürlich habe ich das Buch ‚Unorthodox‘ von Deborah Feldman gelesen. Ich habe die Stellen markiert, die ich für sehr relevant hielt, und zuhause auch recherchiert. Eineinhalb Monate vor Beginn der Dreharbeiten bin ich nach Berlin gefahren. Denn die Rolle brauchte auf jeden Fall Vorbereitung: Ich musste Jiddisch lernen, was ich vorher nicht konnte. Das war eine Herausforderung. Außerdem musste ich Klavierspielen üben und ich hatte auch Gesangs- und Dialektunterricht für die Akzente. Denn mein natürlicher Akzent ist ein anderer als der von Esty.
Da ich plötzlich allein in Berlin war, allein mit dem Drehbuch in einer fremden Stadt, konnte ich mich besser in die Figur Esty hineinversetzen. Natürlich hatten wir dort Proben und die Crew war sehr offen, alles zu hören: Wir diskutierten über jede Szene, über jede Zeile, über jede Idee. Es war wie ein offenes Gespräch über Dinge, die mir das Gefühl gaben, Teil von etwas sehr Großem zu sein und ein wichtiger Part davon.
Wie hast Du Jiddisch gelernt?
Es war sehr schwierig. Aber ich liebe Sprachen. Für eine andere Rolle habe ich mal Russisch gelernt. Ich bin immer daran interessiert, neue Kulturen, Menschen, Sprachen und Akzente kennenzulernen, aber vor allem Sprachen. Ich hatte einen fantastischen Lehrer: Eli Rosen. In der Serie spielt er den Rabbiner. Doch er war auch unser religiöser Berater. Eli und ich verbrachten Tage und Stunden zusammen. Er hat mir so viel beigebracht, es war wirklich eine der verrücktesten und lustigsten Erfahrungen. Ich habe alles, was er gesagt hat, aufgeschrieben. Denn es war wichtig für mich, die Sprache so gut zu kennen, dass ich, wenn ich sie in einer Szene spreche, nicht darüber nachdenken muss, was ich sage.
Daher habe ich viel aufgeschrieben und ihn aufgenommen und das unterwegs auf meinen AirPods angehört. Ich wollte nicht nur den Text auswendig können, sondern auch jedes Wort verstehen, das ich sage. Wenn ich einen Satz wie „Willst du nach Hause gehen?” auf Jiddisch gesagt habe, möchte ich nicht nur wissen, dass ich sage: „Willst du nach Hause gehen?” Sondern ich möchte von jedem Wort verstehen, was es bedeutet. Ich möchte wissen, was ich betonen soll. Eine Sprache ist eine so grundlegende Sache, sie ist das, was wir sind. Daher wollte ich mich mit ihr sehr frei fühlen. Jiddisch zu lernen hat großen Spaß gemacht, war aber sehr herausfordernd und entscheidend, um den Charakter von Esty zu erschaffen. Ich habe den jiddischen Text so gut auswendig gelernt, dass ich sie bis heute noch kenne und wahrscheinlich bleiben sie für immer in meinem Gedächtnis. (lacht)
Du hast vorhin gesagt, dass Du zur Recherche auch Deborah Feldmans Roman ‚Unorthodox‘ gelesen hast. Inwieweit ähneln sich die Serie und ihre Buchvorlage?
Sie sind schon verschieden. Die Rückblenden in der Serie sind sehr inspiriert von Deborahs Buch. Vieles in der Serie basiert auch auf ihren Erlebnissen. Aber die Gegenwart in Berlin ist in der Serie ganz anders. Das ist komplett unterschiedlich. Die Serie ist sehr inspiriert, aber natürlich anders als Deborahs wahre Geschichte.
Hast Du Deborah Feldman mal getroffen?
Ja, ich habe sie kennengelernt. Wir wollten uns aber nicht vor der Produktion treffen. Denn ich fand es wichtig, Esty als eine Person zu kreieren, die zwar von einer wahren Frau inspiriert ist, ich diese als Schauspielerin aber nicht nachahme. Ich habe Deborah in der zweiten oder dritten Drehwoche am Wochenende zum Brunch getroffen und es war unglaublich: Wir haben eine sehr intime und erstaunliche Verbindung. Am Set besuchte sie uns einige Male und danach kam sie zum Dreh der Hochzeitsszene. Das war sehr aufregend, denn das Hochzeitskleid war dem Kleid, das Deborah damals trug, sehr ähnlich. Das war auch für mich sehr emotional.
Als die Produktion beendet war, trafen wir uns ein paar Mal in Berlin, Deborah kam auch einmal zu mir nach Israel. Unsere Freundschaft ist wirklich etwas Besonderes. Ich kann mir keine andere Person auf dieser Welt vorstellen, mit der ich so eine besondere und einzigartige Verbindung habe. Also ja, natürlich haben wir uns getroffen. Sie ist großartig. Und sie war sehr glücklich mit den Episoden und dem Ergebnis der Serie, was auf jeden Fall eine Erleichterung ist.
Danke Dir für das tolle Interview, Shira!
Die Serie „Unorthodox“ kannst Du ab dem 26. März auf Netflix streamen. Mit Vodafones GigaTV kannst Du auch über Deinen Netflix-Account streamen und findest viele andere Streaming-Dienste und Sender. Wir haben übrigens auch mit dem Schauspieler Jeff Wilbusch gesprochen, der in „Unorthodox” Moische spielt, den Cousin von Estys Ehemann Yanky.
Hast Du „Unorthodox“ schon gesehen? Wie hat Dir Shira Haas in der Hauptrolle als Esty gefallen? Schreibe es uns in die Kommentare!
Bilder: Netflix