TV & Entertainment
Triangle of Sadness | Kritik: Schiffbruch mit Supersnobs
Eine Kreuzfahrt mit superreichen Snobs gerät außer Kontrolle und stellt die scheinbar vorgegeben Rollen auf den Kopf. Ob Ruben Östlund mit dem diesjährigen Gewinner der Goldenen Palme vom Filmfest Cannes Schiffbruch erleidet oder heil im Hafen ankommt, erzählen wir Dir in unserer Filmkritik.
Carl (Harris Dickinson) ist Model und seine Freundin Yaya (Charlbi Dean) eine erfolgreiche Influencerin. Als sie gemeinsam zu einer Luxuskreuzfahrt eingeladen werden, schnuppern sie in die Welt der Superreichen rein. Während auf dem Schiff die Korken knallen und die Wohlhabenden vor allem durch ihr unangenehmes Benehmen auffallen, versucht die Crew rund um Chefin Paula (Vicki Berlin) im Hintergrund alles zu managen. Inklusive dauerbetrunkenem Kapitän (Woody Harrelson) und äußert hohem Seegang während dem Kapitäns-Dinner. Langsam, aber sicher, gerät nicht nur das Schiff in Schieflage. Als dann auch noch Piraten wie aus dem Nichts auftauchen, scheint die Situation völlig außer Kontrolle zu geraten.
Triangle of Sadness: Dreiecke überall
Das in Cannes mit der goldenen Palme ausgezeichnete Gesellschafts-Drama unterteilt sich grob in drei Teile: Zunächst verfolgst Du Carl, der bei einem Casting angewiesen wird, verschiedene Mienen aufzusetzen und in einem Zimmer entlangzulaufen. Dabei fällt auch von einem Caster der Kommentar zum „Triangle of Sadness“, dem traurigen Dreieck, das Carls Gesicht zwischen den Augenbrauen und der Nase formt. Aber nicht nur dort verfolgen Dich Dreiecke. Während es im Mittelteil vor allem darum geht, die Supersnobs dabei zu beobachten, wie sie sich völlig danebenbenehmen, spielt im letzten Drittel vor allem eine Dreiecksbeziehung die maßgebliche Rolle des Dramas. Für uns fühlte sich das zum Teil leider etwas aufgesetzt an, aber einige Highlights birgt Östlunds neuer Film dann doch.
Nicht nur das Benehmen der Superreichen sorgt für einen Würgereflex
Triangle of Sadness nimmt sich nicht zurück. Während Du zu Beginn noch über die abstruse Casting-Sequenz, in der Carl und seine Kollegen von einer einstudierten Pose nahtlos zur nächsten wechseln, losprusten wirst, bleibt Dir das Lachen spätestens beim Mittelteil im Halse stecken. Das liegt daran, dass die stark überzeichneten Superreichen, darunter ein altes Pärchen, welches durch Waffenhandel zu Reichtum gekommen ist, ein kapitalistischer Russe (Zlatko Buric) und weitere sehr schrullige Charaktere, absolut keine Grenzen kennen. Beispielsweise wenn eine Mitreisende Teile der Besatzung dazu auffordert, alles stehen und liegen zu lassen, um gemeinsam schwimmen zu gehen. Oder wenn sich eine andere darüber beschwert, dass die Segel nicht zu 100 Prozent sauber sind. Der Würgereflex wird dann aber erst so richtig gereizt, wenn das Schiff in raue Gewässer kommt und nahezu allen gleichzeitig schlecht wird.
Ein bisschen weniger hätte es auch getan
Um dem Ganzen dann noch eines draufzusetzen, wird das Luxusschiff anschließend auch noch von Piraten überfallen, was als Übergang zum letzten und, wie wir finden, wichtigsten Drittel dient. Spoilerwarnung: Falls du nicht wissen willst, wie es weitergeht, empfehlen wir Dir nun, erst nach Deinem Filmgenuss weiterzulesen. Nachdem die Piraten die meisten Passagiere und Crew-Mitglieder umgebracht und das Schiff versenkt haben, können sich einige wenige, darunter Carl und Yaya, auf eine scheinbar einsame Insel retten. Dort beginnt dann ein Kampf um die übrigen Ressourcen. Der eigentlich spannende Themenkomplex, nämlich dass die Putzfrau Abigail (Dolly De Leon) das Kommando übernimmt und unter anderem Carl zu ihrem (erzwungenermaßen) Geliebten auswählt, wird etwas überlagert durch die Längen, die der Film nun bekommt.
Survival of the fittest
Abigail ist nämlich die Einzige, die weiß wie man Feuer macht, Fischen geht und in der Wildnis überlebt. Das Kräftegleichgewicht kehrt sich um und für uns hätte dieses Drittel deutlich länger, dafür aber mit mehr Spannungsmomenten sein können. Leider fällt hier der Film diesbezüglich ab und auch die Dreiecksbeziehung zwischen Carl, Yaya und Abigail fällt erzähltechnisch kaum noch ins Gewicht. Etwas weniger Bildsprache und dafür mehr Handlung hätte dem Streifen, unserer Meinung nach, gutgetan und aus Triangle of Sadness ein brillantes Gesellschaftsdrama werden lassen.
Unser Fazit
Waren wir zu Beginn des Films noch etwas überfordert ob der ganzen schrägen Dinge, die passieren, waren wir gerade im letzten Drittel leider oftmals etwas gelangweilt. Schade, denn gerade hier wurden Rollenbilder auf den Kopf gestellt. Uns und dem Film ist aber irgendwann die Puste ausgegangen.
Triangle of Sadness
Genre: | Drama |
Bundesstart: | 13. Oktober |
Laufzeit: | 147 Minuten |
FSK: | Ab 12 Jahren freigegeben |
Regie: | Ruben Östlund |
Drehbuch: | Ruben Östlund |
Bissige Gesellschaftsdramen haben für Dich einen besonderen Reiz? Verrate uns in den Kommentaren, welchen Film aus diesem Bereich Du Dir gerne mal wieder anschauen möchtest.