Christian Friedel in einer Szene von "The Zone of Interest"
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Auf dem Bild zum "Devil May Cry auf Netflix-Artikel" ist der Protagonist Dante in einer dynamischen Kampfszene zu sehen. Er trägt einen roten Mantel, der im Wind weht, und zielt mit einer Pistole auf ein Ziel außerhalb des Bildes. Dante hat weißes Haar und eine muskulöse, teilweise freigelegte Brust. Seine entschlossene Miene und die nächtliche Kulisse betonen die actionreiche Atmosphäre der Szene.

The Zone of Interest: Das ist die wahre Geschichte hinter dem Oscar-prämierten Film

Der Klang des Grauens: Im Mit­telpunkt von „The Zone of Inter­est” ste­hen Rudolf und Hed­wig Höß, die 1943 in einem Haus mit großem Garten direkt neben dem Konzen­tra­tionslager Auschwitz wohnen. Der Film zeigt mitunter fik­tive Szenen und Dialoge. Er basiert aber auf über­liefer­ten Quellen – zum Beispiel den Aufze­ich­nun­gen des Lagerkom­man­dan­ten Rudolf Höß. Das ist die wahre Geschichte hin­ter The Zone of Interest.

The Zone of Interest: Die wahre Geschichte von Rudolf und Hedwig Höß

Rudolf Höß (in The Zone of Inter­est von Chris­t­ian Friedel porträtiert) wurde 1901 in Baden-Baden geboren, ver­brachte seine Kind­heit in Mannheim und schloss dort auch die Schule ab. In den 1920er-Jahren arbeit­ete er in land­wirtschaftlichen Betrieben in Schle­sien und Meck­len­burg. Während dieser Zeit kam er mit der nation­al­sozial­is­tis­chen Idee in Berührung. Außer­dem lernte er den späteren NS-Reichsmin­is­ter Mar­tin Bor­mann kennen.

1923 war Rudolf Höß auf einem Gut bei Parchim beschäftigt, als er und mehrere Mit­stre­it­er den deutschen Volkss­chullehrer Wal­ter Kad­ow ent­führten, mis­shan­del­ten und schließlich umbrachten.

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Am 15. März 1924 verurteilte das Gericht Rudolf Höß wegen schw­er­er Kör­per­ver­let­zung und Totschlag zu zehn Jahren Haft. Er kam aber im Jahr 1928 auf­grund der soge­nan­nten Koch-Amnestie wieder frei.

Am 17. August 1929 heiratete Rudolf Höß dann die damals 21-jährige Hed­wig Hensel (gespielt von San­dra Hüller), die er vom Bund der Arta­ma­nen kan­nte – einem völkisch-anti­semi­tis­chen Sied­lungs­bund. Gemein­sam hat­te das Paar im Laufe der Jahre fünf Kinder: Klaus, Hei­de­traud, Inge­b­rigitt, Hans-Jür­gen und Annegret.

Ab 1938 arbeit­ete Rudolf Höß zunächst als Adju­tant des Lagerkom­man­dan­ten im KZ Sach­sen­hausen. Dort war er im März 1940 auch für die Ermor­dung der Brüder Sass (zweier bekan­nter Berlin­er Ein­brech­er) ver­ant­wortlich. Wenig später fol­gte seine Ver­set­zung nach Auschwitz.

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Im Juni 1941 bekam Rudolf Höß von SS-Chef Hein­rich Himm­ler den Auf­trag, die „Endlö­sung der Juden­frage” zu organ­isieren und auszuführen. Mit dem Jahreswech­sel 1941/1942 begann die Ermor­dung der Juden und Jüdin­nen in Auschwitz.

Etwa dreiein­halb Jahre lang beauf­sichtigte Rudolf Höß die Massen­morde in den Gaskam­mern, die mehr als 1,1 Mil­lio­nen Men­schen das Leben kostete. Darunter waren nicht nur Juden und Jüdin­nen, son­dern auch Ange­hörige der Roma und Sin­ti sowie poli­tis­che Häftlinge. Am Ende eines jeden Tages begab sich der Lagerkom­man­dant zurück in die Fam­i­lienvil­la, die ger­ade ein­mal 150 Meter vom Schorn­stein des Kre­ma­to­ri­ums ent­fer­nt stand.

Ende 1943 wurde Rudolf Höß nach Berlin ver­set­zt. Im Mai 1944 kehrte er jedoch nach Auschwitz zurück, um den Trans­port und Massen­mord an etwa 440.000 ungarischen Juden und Jüdin­nen zu organ­isieren. Anschließend ver­ließ er Auschwitz wieder und war im KZ Ravens­brück tätig. In dessen unmit­tel­bar­er Nähe lebte ab Ende 1944 auch seine Familie.

Rudolf Höß 1946 in Warschau, Polen

Im Jahr 1946 wurde Rudolf Höß (hier rechts im Bild) an Polen aus­geliefert. — Bild: pic­ture-alliance / PAP | PAP

Das Gerichtsverfahren gegen Rudolf Höß

Nach dem Kriegsende im Mai 1945 gelang Rudolf Höß zunächst die Flucht nach Schleswig-Hol­stein. Er nahm eine neue Iden­tität an und tauchte mith­il­fe seines Schwa­gers auf einem Bauern­hof nahe Flens­burg unter. Dort wurde Rudolf Höß, mit­tler­weile ein­er der meist­ge­sucht­en Kriegsver­brech­er, von britis­chen Fah­n­dern am 11. März 1946 festgenommen.

Nach sein­er Fes­t­nahme machte er detail­lierte Angaben zur Massen­ver­nich­tung in Auschwitz. Er nahm auch am Nürn­berg­er Prozess teil – als Zeuge der Vertei­di­gung von SS- und Polizeiführer Ernst Kaltenbrun­ner. Anschließend liefer­ten die US-Behör­den Rudolf Höß an Polen aus, wo ihm zwis­chen dem 11. und 29. März 1947 der Prozess gemacht wurde.

Am 2. April 1947 verurteilte das pol­nis­che Kriegsver­brecher­tri­bunal Rudolf Höß zum Tode. Seine Hin­rich­tung erfol­gte wenige Tage später auf dem Gelände des KZ Auschwitz – direkt vor sein­er ehe­ma­li­gen Residenz.

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The Zone of Interest: Hedwig Höß – das wurde aus ihr

Vor sein­er Fes­t­nahme durch die britis­che Mil­itär­polizei war es Rudolf Höß noch gelun­gen, seine Fam­i­lie in ein­er Zuck­er­fab­rik in St. Michaelis­donn (Schleswig-Hol­stein) unterzubrin­gen. Das britis­che Mil­itär ver­haftete Hed­wig Höß und ihren ältesten Sohn Klaus aber wenig später und ver­hörte sie wochen­lang. Auf­grund von Dro­hun­gen, sie und ihren Sohn nach Sibirien zu deportieren, enthüllte Hed­wig Höß schließlich den Aufen­thalt­sort ihres Mannes.

Nach der Fes­t­nahme und Hin­rich­tung von Rudolf Höß wurde es ruhig um Hed­wig Höß und ihre Fam­i­lie. Das änderte sich, als die mit­tler­weile 57-Jährige beim ersten Frank­furter Auschwitzprozess als Zeu­g­in auf­trat. Es war das erste große deutsche Ver­fahren, das sich der juris­tis­chen Aufar­beitung der NS-Ver­brechen in Auschwitz widmete.

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Bei dem Prozess gab Hed­wig Höß auch zu Pro­tokoll, sich nicht an Geschehnisse im Konzen­tra­tionslager erin­nern zu kön­nen. Laut früheren Aus­sagen ihres Mannes gegenüber einem Gericht­spsy­cholo­gen soll Hed­wig Höß aber sehr wohl gewusst haben, was im Lager vor sich ging. Rudolf Höß zufolge habe der „faule und Übelkeit erre­gende Ges­tank”, der durch die fortwährende Ver­bren­nung der getöteten Men­schen verur­sacht wurde, zudem die ganze Umge­bung durchdrungen.

Ihre let­zten Leben­s­jahre ver­brachte Hed­wig Höß in Stuttgart. Von dort aus reiste sie regelmäßig in die USA, um ihre Tochter Inge­b­rigitt zu besuchen. Diese wohnte in Arling­ton im US-Bun­desstaat Vir­ginia – in unmit­tel­bar­er Nach­barschaft der Fam­i­lie Clinton.

Im Sep­tem­ber 1989 starb Hed­wig Höß im Gästez­im­mer ihrer Tochter. Anschließend wurde sie auf einem Fried­hof in Arling­ton in einem namen­losen Grab bestattet.

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Die Köchin des Kommandanten: Die wahre Geschichte von Sophie Stippel 

Die Dien­stvil­la von Rudolf Höß am nordöstlichen Rand des Stamm­lagers Auschwitz beherbergte auch einen großen Garten mit Gewächshaus. Das gesamte Are­al wurde von aus dem KZ abkom­mandierten Arbeit­skräften gepflegt. Auch im Haus kamen Zwangsar­beit­er zum Ein­satz – unter anderem Sophie Mar­garete Stippel.

Die Mannheimerin gehörte den Zeu­gen Jeho­vas (damals auch Bibelforsch­er genan­nt) an und wurde Ende der 1930er-Jahre auf­grund ihres Glaubens und Wider­standes gegen den Nation­al­sozial­is­mus inhaftiert. Als sie 1942 nach Auschwitz ver­legt wurde, traf sie dort auf Rudolf Höß. Bei­de kan­nten sich aus ihrer Kind­heit in Mannheim. Daraufhin set­zte dieser Sophie Stip­pel als Köchin und Kinder­frau auf dem Grund­stück des Lagerkom­man­dan­ten ein.

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Als Fam­i­lie Höß Ende 1944 Auschwitz ver­ließ, zog auch Sophie Stip­pel mit nach Ravens­brück um. Dort soll sie kurz vor Kriegsende von Rudolf Höß den Befehl erhal­ten haben, die fünf Höß-Kinder zu vergiften, sofern die Rote Armee das Lager erre­icht. Sophie Stip­pel über­lebte den Krieg. Anschließend wohnte sie in Wein­heim, nordöstlich von Mannheim. Dort starb sie 1985 im Alter von 93 Jahren.

Aufgear­beit­et wurde Sophie Stip­pels Lebens­geschichte allerd­ings erst, als ihre Nach­fahren einen alten Schuhkar­ton ent­deck­ten. Darin befand sich neben per­sön­lichen Briefen auch ihr Häftlingsausweis aus Auschwitz. Außer­dem dort auf­be­wahrt: der lila Winkel – ein Erken­nungsze­ichen, das Ange­hörige der Zeu­gen Jeho­vas in deutschen Konzen­tra­tionslagern tra­gen mussten.

Gemein­sam mit Mannheimer Forscher:innen ent­standen anschließend das Buch „Der Kom­man­dant und die Bibelforscherin” sowie die Film­doku­men­ta­tion „Die Köchin des Kom­man­dan­ten: Zwei Wege nach Auschwitz”.

In „The Zone of Inter­est” schlüpfte Stephanie Petrowitz in die Rolle von Sophie Stippel.

The Zone of Interest: Die wahre Geschichte von Aleksandra Bystroń-Kołodziejczyk

The Zone of Inter­est zeigt auch Alek­san­dra Bystroń-Kołodziejczyk. Die junge Polin wird von Julia Polaczek gespielt und tritt als leuch­t­ende Erschei­n­ung im Dunkel der Nacht auf. Alek­san­dra Bystroń-Kołodziejczyk lebte 1943 in dem­sel­ben Haus, das auch in The Zone of Inter­est zu sehen ist und hin­ter­ließ zum Beispiel Essen für die Häftlinge des KZs Auschwitz.

Später schloss sich Alek­san­dra Bystroń-Kołodziejczyk der ZWZ (Związek Wal­ki Zbro­jnej) an: Die pol­nis­che Wider­stands­gruppe wurde 1939 gegrün­det und später in AK (Armia Kra­jowa) umbe­nan­nt. Die AK war die größte mil­itärische Wider­stand­sor­gan­i­sa­tion in Europa während des Zweit­en Weltkrieges.

Alek­san­dra Bystroń-Kołodziejczyk über­lebte eben­falls den Krieg. Sie starb im Sep­tem­ber 2016. In sein­er Oscar-Rede wid­mete ihr Jonathan Glaz­er, der Regis­seur von The Zone of Inter­est, den Film.

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