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The Sound of Pictures: Fünf Filmkomponisten, die Du kennen solltest
Was wäre „Spiel mir das Lied vom Tod“ ohne seine Gänsehaut-Mundharmonika? Und kannst Du Dir „Halloween“ ohne das bedrohliche Keyboard-Klimpern vorstellen? Wir haben fünf Filmkomponisten für Dich herausgesucht, die Du kennen solltest.
In dieser Liste stellen wir Dir, neben bekannten Komponisten, auch welche vor, die Du vielleicht nicht sofort auf dem Schirm hattest. Oder wusstest Du, dass Regisseur und Autor John Carpenter oft auch die Musik zu seinen Filmen selbst komponiert hat? Außerdem stellen wir Dir Rachel Portman vor, die als erste Frau den Musik-Oscar gewonnen hat. Falls Dich jetzt schon das Filmfieber gepackt hat, schau doch mal in der Vodafone Videothek vorbei. Dort findest Du viele aktuelle Kinoblockbuster, Serien und Klassiker für die ganze Familie.
Ennio Morricone: Weiter als der Wilde Westen
Ennio Morricone // * 10. November 1928 in Rom (Italien); † 06. Juli 2020 ebenda
Laut seiner Filmografie vertonte Ennio Morricone sechs der acht Spielfilme, des legendären Italo-Western-Regisseurs Sergio Leone. Ein Tropfen auf dem heißen Stein, im Kontrast zu seinen knapp 500 weitere Arbeiten als Filmkomponist. Eine stattliche Zahl, vor allem weil Morricone relativ spät anfing, für Filme zu komponieren. 1959, im Alter von 31, ko-komponiert er die Filmmusik zum italienischen Krimi „Und zu leicht befunden“, ohne Nennung im Abspann.
In Nachbetrachtungen zum Werk von Ennio Morricone wird der italienische Komponist schnell mit Western in Verbindung gebracht. Wirft man einen Blick in seine Filmografie tauchen aber weitaus mehr Genres in seinen Arbeiten auf. So komponierte er 1971 auch für Dario Argentos Giallo (Subgenre des Kriminalfilms) „Die neunschwänzige Katze“ oder 1978 für die Horrorfortsetzung „Exorzist II: Der Ketzer“. Trotz zahlreicher Ehrungen und Würdigungen im Laufe seiner Karriere, erhielt Ennio Morricone erst 2016 einen Oscar für die beste Filmmusik; ironischerweise für seine Komposition zu Quentin Tarantinos Western-Hommage „The Hateful Eight“.
In seinem Nachruf nennt das Magazin Spiegel den Komponisten ein „Geschenk an das Kino“, das die Kinogeschichte maßgeblich beeinflusst hat. Das begründen die Kollegen unter anderem mit der Behauptung, er habe der Filmmusik zu einer gleichberechtigten Position verholfen. Das lässt sich rückblickend leider kaum verifizieren; glauben hingegen möchten wir es gerne.
Etwas nachvollziehbarer hingegen ist die oft getätigte Aussage, Morricone hätte ungewöhnliche Arrangements geschrieben. Die Seite Soundfly listet die fünf markantesten Stilmerkmale der Musik des Filmkomponisten auf. So setzte Morricone Stimmen gezielt als Teil der Instrumentierung ein, als rhythmischen Klagegesang etwa oder auch als Pfeifen oder Summen.
Mehr über Ennio Morricones Musik zu „Spiel mir das Lied vom Tod“ und weitere meisterliche Kompositionen findest Du in der featured-Liste mit fünf unvergesslichen Filmmusiken.
John Carpenter: Master of Horror
John Howard Carpenter // * 16. Januar 1948 in Carthage (New York; USA)
Wenn Du Horror magst, stolperst Du vermutlich irgendwann über den Namen „John Carpenter“. Seine Filmografie beinhaltet solche Genre-Meilensteine wie „Halloween – Die Nacht des Grauens“ (1978) und „Das Ding aus einer anderen Welt“ (1982), oder auch Experimente wie „Ghosts of Mars“ (2001). Unabhängig davon, dass er zu fast all seinen Filmen das Drehbuch mindestens mitgeschrieben hat, steuerte er auch meistens die Musik bei. Das ikonische Thema aus „Halloween“ geht auf seine Kappe, ebenso das schauerliche Synthi-Geknarze im Geisterfilm „The Fog – Nebel des Grauens“.
In einem ausführlichen Porträt beäugen die Kollegen von Laut.de John Carpenters musikalisches Schaffen. Dabei steht allem anderen voran, dass Carpenter nie eine Musikschule oder gar Musikunterricht genossen hat: „Ich kann zwar Piano und jedes Keyboard spielen, aber keine einzige Note lesen oder schreiben!“ 2015 veröffentlicht John Carpenter sein erstes ‚richtiges’ Musikalbum. „Lost Themes“ klingt nach typischer Carpenter-Filmmusik; dazugehörige Filme wirst Du aber vergeblich suchen.
Rachel Portman: Die Orchester-Puristin
Rachel Mary Berkeley Portman // * 11. Dezember 1960 in Haslemere (England)
Fast ein beschämender Ruhm, den Rachel Portman anno 1997 da einfährt. In der bis dato fast siebzigjährigen Geschichte des Oscars gewinnt Rachel Portman als erste Frau überhaupt den Oscar für die beste Filmmusik für ihre Komposition zur Jane-Austen-Verfilmung „Emma“ mit einer damals noch weitgehend unbekannten Gwyneth Paltrow in der Titelrolle.
Filmmusik schreibt die Britin zu diesem Zeitpunkt allerdings schon über 15 Jahre. 1982 liefert sie das erste Mal die Musik für einen Langspielfilm, dem heiteren Drama „Priviliged“. 1988 wird ihre Arbeit das erste Mal richtig belohnt, als sie als „Young Composer of the Year“ für ihre Arbeit an dem TV-Dreiteiler „Orangen sind nicht die einzige Frucht“ ausgezeichnet wird. Ein Blick in Portmans Filmografie zeigt, dass die Komponistin sowohl kleine Kurz- und Dokumentarfilme vertont, als auch Prestigeprojekte wie „Mona Lisas Lächeln“ (2003) oder zuletzt „Baily – Ein Freund fürs Leben“ (2017).
Elektronische Instrumente findet man in den Arrangements kaum; bei unseren Recherchen ehrlich gesagt kein einziges. Einem ausführlichen Portrait auf Planet Hughill nach, schreibt Rachel Portman ihre Musik komplett selbst, meist für eine klassische Orchestrierung. Ihrer Meinung nach sind Filmschaffende „geblendet, von den Möglichkeiten, die der Synthesizer bietet. Sie glauben, man könne eine Filmmusik in fünf Minuten schöpfen.“
Tom Holkenborg / Junkie XL: Blockbuster für die Ohren
Antonius B. Holkenborg // * 08. Dezember 1967 in Lichtenvoorde (Niederlande)
Im modernen Blockbusterkino taucht sein Name immer häufiger auf: Tom Holkenborg. Oder „Junkie XL“. Um das komplette musikalische Schaffen des ehemaligen DJs zu umreißen, bedürfte es eines eigenen Artikels. Und das haben die Kollegen von Laut.de bereits übernommen. Tom Holkenburg ist schon zig Jahre als Produzent und DJ im Business, als er 1998 die Musik zur niederländischen Krimiromanze „Siberia“ komponiert.
Zu Beginn der 2000er steuert er Stücke zu TV-Serien wie „Angel – Jäger der Finsternis“ bei und vertont Videotheken-Granaten wie „Faust – Love of the Damned“ (2000). Seit den 2010ern arbeitet Holkenborg mit dem Starkomponisten Hans Zimmer zusammen und hat in dessen Musikfabrik „Remote Control Productions“ unter anderem an der Musik zu den Superheldenblockbustern „The Dark Knight Rises“ (2012) und „Man of Steel“ (2013) mitgearbeitet.
Seit diesem Schritt ins Blockbusterkino geht es für Tom ‚Junkie XL’ Holkenborg nur bergauf. Blockbuster wie „Deadpool“, „Alita: Battle Angel“ und „Sonic the Hedgehog“ stehen in seiner Filmografie und auch das vielleicht coolste Musikstück aus „Batman v Superman“, das „Wonder Woman“-Thema haben Holkenborg und Zimmer komponiert; hier folgend interpretiert von Star-Cellistin Tina Guo. Viel Spaß.
Yoko Kanno: Der ultimative Anime-Soundtrack
Yôko Kanno // * 18. März 1964 in Sendai (Japan)
Wenn wir Dir jetzt Serientitel wie „Cowboy Bebop“ oder „Ghost in the Shell: Stand Alone Complex“ nennen, hast Du dann nicht sofort Blues, Jazz und Futurismus im Ohr? Wir auch. Und das liegt vornehmlich an der japanischen Komponistin Yoko Kanno. Ihre Filmografie beginnt mit der Musik zu der 1993 gestarteten Animeserie „Reinkarnation“, die man hierzulande nicht unbedingt kennen muss. Beim Durchstöbern finden sich dann allerdings schnell Titel, zu denen Du garantiert Bilder und Töne im Kopf hast. Denn Serien wie „The Vision of Escaflowne“ (1996) liefen hierzulande als Teil eines Animeblocks im Spätprogramm des Senders MTV.
Serien wie „Cowboy Bebop“ prägen Yoko Kanno mit Jazz- und Blues-Sounds. Und die Bandbreite, die sie bei „Ghost in the Shell: Stand Alone Complex“ abruft, ist schlichtweg nicht in Worte zu fassen. Elektronische Sounds in einer Sekunde; russische und lateinische Lyrics zu Glockenspiel in der nächsten – so zu hören im Intro-Song „Inner Universe“.
In einem Interview mit dem, mittlerweile offline genommenen, Anime- und Manga-Magazin „Ex“, erklärt Yoko Kanno ihr Verhältnis zu Musik und Genres: „Ah… ich höre jeden darüber reden, wie viele Genres ich bearbeite, so wie Klassik, Jazz und andere. Aber ich persönlich, teile die Musik nicht Genres auf, wenn ich arbeite. […] Ich finde sie alle auf verschiedene Art befriedigend und inspirierend.“
Welche Filmkomponisten hast Du gerne in den Ohren? Wir freuen uns auf Deine musikalischen Tipps in den Kommentaren.