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The Midnight Sky in der featured-Filmkritik: Der alte Mann und der Weltraum
In seiner neuesten Regiearbeit beschäftigt sich George Clooney mit Einsamkeit, schwierigen Entscheidungen und dem Weltuntergang – das alles eingebettet in einem Science-Fiction-Drama. Ob „The Midnight Sky“ dabei überzeugen kann, liest Du in der featured-Filmkritik.
2049: Drei Wochen nach einem nicht näher benannten Ereignis, das zum Untergang von Mensch und Natur auf der Erde geführt hat, entscheidet sich Augustine (George Clooney), einsam in der Arktis zurückzubleiben. Während seine Wissenschaftskollegen evakuiert werden, beschließt er, der letzten im All verbliebenen Forschungsstation Aether Bescheid zu geben, dass die Erde verloren ist. Die Crew der Station befindet sich nach einer zweijährigen Mission zum Jupitermond K23 auf dem Heimweg. Im Gepäck haben sie die gute Nachricht, dass der Exoplanet wohl bewohnbar sei. Doch wie soll ihnen Augustine beibringen, dass nichts mehr ist, wie die Crew es kannte?
The Midnight Sky: Das Ungleichgewicht einer zweigeteilten Geschichte
Die Geschichte von The Midnight Sky basiert auf dem Buch Good Morning, Midnight von Lily Brooks-Dalton, die auch am Drehbuch für den Film mitgearbeitet hat. Sie besteht aus zwei Teilen: Zum einen der Story um den mürrischen Augustine, der versucht, die Weltraum-Forschungsstation zu erreichen. An seiner Seite steht das stumme, ebenfalls in der arktischen Forschungsstation gestrandete Mädchen Iris (Caoilinn Springall). Zum anderen lernst Du die Crew der Aether kennen. Commander Tom Adewole (David Oyelowo) und sein Team (u.a. Felicity Jones und Kyle Chandler) können ihre Geschichte aber erst sehr spät in der zweiten Hälfte des Films entfalten. Denn in der ersten geht es primär um Augustine. Der baut nicht nur eine Beziehung zu sich selbst, sondern langsam auch zu Iris auf.
Mürrischer, alter Mann auf Rettungsmission
Nur sehr zäh und langsam entwickelt sich die Story, in der sich Augustine und Iris für ein besseres Signal zur Kommunikation mit der Aether gemeinsam zu einer Wetterstation aufmachen müssen. Hier ein bisschen Drama, dort ein klitzekleines bisschen Action, beispielsweise, als Augustine in einem abgestürzten Flugzeug auf einen Überlebenden trifft. Leider ist das alles zu dröge inszeniert. Selbst George Clooney mit seinem grauen Rauschebart schafft es nicht, Augustine so viel Leben einzuhauchen, dass eine emotionale Bindung aufgebaut werden kann. Viel zu lange musst Du dem Forscher dabei zuschauen, wie er versucht, gegen Melancholie, Fehlentscheidungen in der Vergangenheit (dargestellt in Rückblenden) und seine Krebserkrankung anzukämpfen – immer vor dem Hintergrund, mit der Aether in Kontakt zu treten. Da hilft auch kein kleines Mädchen als emotionaler Sidekick.
Das eigentliche Highlight: Die Crew der Forschungsstation
Viel interessanter wird es in der zweiten Hälfte von The Midnight Sky, nämlich, wenn sich der Film mehr mit der Crew der Aether beschäftigt. Nicht nur Gefahrenszenen, wie ein komplexer Raumspaziergang, werden bildgewaltig inszeniert. Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen sind deutlich spannender. Allerdings nimmt sich Augustine erst am Ende Zeit, den Konflikt zwischen Heimkehr und Abkehr von der Erde aufzuzeigen.
Im Weltraum hört Dich niemand gähnen
Um diese Frage geht es nämlich eigentlich im Film: Soll die Crew zurück zur zerstörten Erde oder ein neues Leben auf dem Exoplaneten beginnen? Diese zentrale Frage stellt sich leider erst in den letzten 20 Minuten. Dann muss alles schnell gehen. So hat der brillante Cast kaum Zeit, innere Konflikte der Crew zu vermitteln. Und genau dann, als der Film interessant zu werden scheint, ist er zu Ende. Schade, denn gerade diese Auseinandersetzungen und die Frage nach der Zukunft der Protagonisten hätten Potential gehabt. Der Twist am Ende ist leider auch nur noch Formsache. The Midnight Sky verpasst die Chance, eine interessante Geschichte zu erzählen, indem sich der Film zu lange auf die belanglose Melancholie und Vergangenheitsbewältigung eines mürrischen Mannes fokussiert.
The Midnight Sky
Genre: | Science-Fiction / Drama |
Bundesstart: | 23. Dezember 2020 |
Laufzeit: | 125 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren freigegeben |
Regie: | George Clooney |
Drehbuch: | Mark L. Smith, Lily Brooks-Dalton |
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