Auf dem Artikelbild zur The Crow-Kritik ist Bill Skarsgård in seiner Rolle als The Crow zu sehen. Er steht in einem alten Gebäude auf einem roten Teppich und trägt einen langen, dunklen Mantel. Sein Oberkörper ist nackt und mit mehreren Tätowierungen bedeckt, darunter ein auffälliges Auge auf der Brust. Sein Gesicht ist bleich geschminkt, mit dunklen Augenringen und blutigen Spuren. Er wirkt entschlossen und bedrohlich, während er ein Schwert in der rechten Hand hält. Die düstere, unheilvolle Atmosphäre unterstreicht die düstere Stimmung des Films.
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Timothée Chalamet gibt Autogramme bei einer Veranstaltung zu Dune: Part Two
Artwork der Serie Secret Level
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The Crow | Kritik: Warum die Wiederauferstehung des Kultfilms nach hinten losgeht

„Manch­mal kann eine Krähe eine Seele zurück­brin­gen.“ – heißt es in „The Crow“. Das ikonis­che Zitat erklingt bald nochmal in den Kinos, denn am 12. Sep­tem­ber startet ein Remake des 90er-Kult­streifens. Wir haben den Streifen vor dem Kinos­tart gese­hen und ver­rat­en Dir in unser­er The Crow-Kri­tik, ob die Neu­ver­fil­mung wirk­lich Seele hat oder ob sie doch eher see­len­los ger­at­en ist.

Als Com­ic ges­tartet, im Kino zu neuem Glanz erstrahlt: The Crow gehört zu den großen Hor­ror-Klas­sik­ern der 90er. Zeit­gle­ich ist der Streifen das Ver­mächt­nis von Haupt­darsteller Bran­don Lee, der bei den Drehar­beit­en tragis­cher­weise ums Leben kam.

All das sind schwierige Voraus­set­zun­gen für ein Remake, doch Regis­seur Rupert Sanders hat sich der fordern­den Auf­gabe angenom­men. In unser­er The Crow-Kri­tik liest Du, warum wir der Mei­n­ung sind, dass er es bess­er gelassen hätte.

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Die Handlung von The Crow: Worum geht es in der Neuinterpretation?

Alles begin­nt mit einem mys­ter­iösen Video: Zu Beginn des Films erhält die junge Musik­erin Shelly (FKA Twigs) einen Handy-Clip von ihrer Fre­undin Zadie (Isabel­la Wei). Shelly spe­ichert die Auf­nahme ab, wohl wis­send, dass der Besitz des Videos sie in ern­sthafte Schwierigkeit­en brin­gen kann.

Sie ver­sucht unterzu­tauchen, denn der dämonis­che Gang­ster­boss Vin­cent Roeg (Dan­ny Hus­ton) ist ihr nun auf den Fersen. Doch bevor Roegs Killer­bande Shelly erre­icht, nehmen zwei Polizis­ten sie wegen Dro­genbe­sitzes fest und sie wird in eine Entzugsklinik eingewiesen.

In der Klinik lernt sie Eric (Bill Skars­gård) ken­nen; die bei­den näh­ern sich an. Es dauert allerd­ings nicht lange, bis Roegs Scher­gen auf­tauchen und nach Shelly suchen. Durch Erics Verbindung zu ihr ist nun auch er in der Schus­slin­ie. Wird Roeg die bei­den fassen kön­nen? Welche Fol­gen hat das für Shelly und Eric? Und was ist das für ein Video, das dazu führt, dass Roeg es so sehr auf die bei­den abge­se­hen hat? Eric find­et es schon bald her­aus – und zieht seine Schlüsse daraus.

Achtung: Ab hier fol­gen Spoil­er zur Hand­lung von The Crow!

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Nicht nachvollziehbares Tempo trifft auf absurde Gewichtung

Wenn es darum geht, die Män­gel am neuen The Crow-Film aufzulis­ten, wis­sen wir gar nicht, wo wir anfan­gen sollen. Da wäre zum einen die aus­ladende, aber Möchte­gern-tief­gründi­ge Ken­nen­lerngeschichte von Shelly und Eric. Eine Vier­tel­stunde verge­ht. Eine halbe Stunde verge­ht. Eine Dreivier­tel­stunde verge­ht. Die bei­den ler­nen sich immer noch ken­nen – doch bess­er ken­nen­gel­ernt hat man sie nicht.

Wenig später kommt es, wie es kom­men muss, wenn man das Orig­i­nal von 1994 gese­hen hat: Das Paar stirbt. Ins Jen­seits darf allerd­ings nur Shelly, denn Eric bekommt von Tor­wächter Kro­nos (Sami Boua­ji­la) noch eine Auf­gabe: Er soll Roeg umbrin­gen, weil der einen Pakt mit dem Teufel einge­gan­gen ist und eigentlich längst tot sein sollte.

Das Prob­lem: Eric wirkt anschließend wie ein klein­er Junge, den man damit beauf­tragt hat, jeman­den mit Sand zu bew­er­fen. Doch das ist immer noch nicht das ganze Dra­ma.

Aus Bubi wird The Crow und zwar in wenigen Sekunden

Auf seinem ersten hil­flosen Mini-Rachezug begeg­net Eric einem Kerl namens Dom (Sebas­t­ian Oroz­co), einem Kumpel von Shelly. Er warnt Eric vor Roegs dämonis­chen Fähigkeit­en. Kurze Zeit später find­et Eric her­aus, was in dem Video zu sehen ist, das Shelly und ihn in so große Schwierigkeit­en gebracht hat.

Er begin­nt, an Shelly zu zweifeln, obwohl er es nach Doms War­nung eigentlich bess­er wis­sen müsste. Dann geschieht das größte Ärg­er­nis im Film: Eric macht eine völ­lig unglaub­würdi­ge 180-Grad-Wende. Aus dem eben noch unentschlosse­nen Jun­gen wird in Winde­seile The Crow, ein düster geschmink­ter eiskalter Killer. Zweifel? Weg. Äng­ste? Weg. Innere Kon­flik­te? Weg.

Eric tauscht seine Seele gegen die Chance ein, Shelly zu ret­ten und ab da wird nur noch gestochen, geschlitzt und geballert. The Crow befind­et sich auf einem bluti­gen Rachefeldzug, schlachtet alle von Roegs Wach­män­nern ab (unter­malt mit Opern­musik, wie ein­fall­sre­ich) und erge­ht sich in einem völ­lig aus­tauschbaren Mas­sak­er, das damit endet, dass er Roeg noch nicht ein­mal erwis­cht.

Auf dem *Artikelbild zur The Crow-Kritik* ist Bill Skarsgård in seiner Rolle als The Crow zu sehen. Sein Gesicht ist blutverschmiert, und schwarze Schminke umgibt seine Augen, was einen düsteren, bedrückenden Ausdruck verstärkt. Er trägt einen dunklen Ledermantel, der von Nässe glänzt, und sein nasses Haar fällt ihm ins Gesicht. Der düstere Hintergrund mit schwachem Licht verstärkt die unheilvolle Stimmung des Bildes und unterstreicht die bedrohliche, emotionale Tiefe der Figur.

Bill Skars­gård hat uns in vie­len Werken mit­geris­sen, aber The Crow gehört lei­der nicht dazu. — Bild: © 2022 Yel­low Flower LLC.

Ein nichtssagendes Finale mit farblosem Bösewicht

Der Bösewicht (der dieser Beschrei­bung spot­tet, weil er dafür viel zu ober­fläch­lich bleibt) hat sich in sein Land­haus verkrochen. The Crow sucht ihn auf, es kommt zum Show­down zwis­chen den bei­den – und das war es auch schon.

An diesem Finale stimmt wirk­lich nichts, es wirkt lieb­los dahingeklatscht und man fragt sich als Zuschauer:in, ob es das schon war. Das gilt übri­gens auch für den gesamten Film, denn nach dem zähen Auf­bau dauert der Part, in dem es tat­säch­lich um The Crow geht, bloß eine halbe Stunde. Schade!

Auf dem Artikelbild zur The Crow-Kritik ist Danny Huston in der Rolle des Vincent Roeg zu sehen. Er sitzt entspannt in einem dunklen Sessel, trägt einen eleganten Anzug mit blauer Fliege und hält lässig eine Zigarette in der Hand. Sein Gesichtsausdruck ist ruhig und gelassen, während er durch den Zigarettenrauch blickt. Der gedämpfte Hintergrund mit warmem Licht verleiht der Szene eine luxuriöse und geheimnisvolle Atmosphäre, die Roegs Charakter als mächtig und berechnend unterstreicht.

Roeg von der The Crow-Neuau­flage kann Top Dol­lar aus dem Orig­i­nal-Film lei­der nicht das Wass­er reichen. — Bild: © 2022 Yel­low Flower LLC.

Die guten Ideen reichen nur für drei Sekunden des Films

Es ist nicht so, als wäre The Crow von vorne bis hin­ten nur schlecht. Es gibt kleine, aber feine Glanz­tat­en, die wir an dieser Stelle auch würdi­gen möcht­en. Auch wenn sie sich stark in Gren­zen hal­ten.

Da wäre zum Beispiel das abstrak­te Intro des Films, das dur­chaus ästhetisch und gelun­gen ist. Oder die Szene, in der The Crow mut­maßlich tot in der Bade­wanne liegt und in der sich sein eigenes Blut vor seinem Kopf aus­bre­it­et und sig­nal­isiert: Dieser Kerl sieht jet­zt rot. Kann man machen, ist schön anzuse­hen. Doch diese drei guten Minuten entschädi­gen lei­der keines­falls für die übri­gen haarsträuben­den 108.

Verliebt, verrückt, ausdruckslos: Wie gut ist der The Crow-Cast?

Dass The Crow-Haupt­darsteller Bill Skars­gård ein guter Schaus­piel­er ist, wis­sen die meis­ten Film-Fans. Warum er das in The Crow nicht zeigt, bleibt ein Rät­sel. Im Wesentlichen lässt sich der Streifen in zwei Skars­gård-Gesicht­saus­drücke ein­teilen, näm­lich in „ver­liebt“ und in „Sicherung durchge­bran­nt“.

Das ist ver­mut­lich noch nicht ein­mal seine Schuld, denn viel mehr gibt seine Fig­ur in Rupert Sanders’ Neuin­ter­pre­ta­tion nicht her. Es scheint, als wäre mit­ten­drin eine Stunde raus­geschnit­ten wor­den, die zum Ver­ständ­nis des Films wichtig gewe­sen wäre. (Das ist keine Auf­forderung den Film länger zu machen, bitte nicht!) An Arbeitsver­weigerung gren­zt das „Schaus­piel“ von Musik­erin FKA Twigs. Ob ver­liebt, betrübt oder ängstlich: Ihr Gesicht­saus­druck bleibt der gle­iche.

Auf dem Artikelbild zur The Crow-Kritik sind Bill Skarsgård und FKA Twigs in einer intimen Szene am Lagerfeuer zu sehen. Bill trägt eine blaue Jacke mit Tiger-Aufnäher und hält eine Bierflasche in der Hand, während er FKA Twigs liebevoll ansieht. Sie trägt ein rosa Oberteil und eine lockere Jacke, ihre Haare sind in Zöpfen hochgesteckt. Beide wirken entspannt und in einem vertrauten Gespräch vertieft. Die warmen Flammen des Feuers beleuchten ihre Gesichter und schaffen eine gemütliche, aber zugleich mystische Atmosphäre.

Lei­der kon­nte uns die Per­for­mance der bei­den Hauptdarsteller:innen nicht abholen. — Bild: © 2022 Yel­low Flower LLC.

Bess­er sind die Darsteller:innen aus der zweit­en Rei­he: Isabel­la Wei haucht ihrer Fig­ur Zadie in weni­gen Minuten mehr Leben ein als Skars­gård und Twigs ihren im gesamten Film. Sebas­t­ian Oroz­co überzeugt als Shellys Kumpel Dom. Ihm sieht man die Panik im Gesicht an.

Unser Fazit: Ist The Crow sehenswert?

Um es kurz zu machen: Nein, die The Crow-Neu­ver­fil­mung ist nicht sehenswert. Wirk­lich: Spar Dir den Kinoein­tritt und stream lieber den Orig­i­nal­film von 1994. Der ist zwar auch nicht immer zu hun­dert Prozent stil­sich­er, wurde aber mit viel Liebe gedreht und die Erzählgeschwindigkeit ist aus­ge­wogen und nachvol­lziehbar.

Außer­dem gibt es mit Top Dol­lar (Michael Win­cott) einen Bösewicht, der sich den Möchterg­ern-Fies­ling Roeg ins Früh­stücksmüs­li gemixt hätte. Für Regis­seur Rupert Sanders scheint The Crow 2024 eine Art geschmink­te Schaufen­ster­puppe zu sein, die eine Waffe hal­ten kann.

Die Out­fits ste­hen im Vorder­grund, Charak­terzüge bleiben besten­falls an der Ober­fläche, Witz wie im Vorgänger­film sucht man verge­blich und die Lei­den­schaft, die das Orig­i­nal von 1994 so einzi­gar­tig macht, wirkt im neuen The Crow-Film aufge­set­zt und an den Haaren her­beige­zo­gen. Dieses see­len­lose Remake ist defin­i­tiv eins von der Sorte, dass die Welt nicht braucht, wed­er im Dies- noch im Jen­seits.

Genre: Fan­ta­sy-Hor­ror
Bun­desstart: 12. Sep­tem­ber 2024
Laufzeit: 111 Minuten
FSK: Ab 18 Jahren freigegeben
Regie: Rupert Sanders
Drehbuch: Zach Baylin, Will Schnei­der

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