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Tesla in der featured-Filmkritik: Ein Mann auf Hochspannung
Nach Thomas Edison bekommt nun auch Erfinder und Ingenieur Nikola Tesla (1856-1943) seine eigene Film-Biografie, in der die zwei Elektro-Pioniere erneut aufeinandertreffen. Ob bei diesem Biopic der Funke endlich überspringt, erfährst Du in der featured-Filmkritik.
Nikola Tesla (Ethan Hawke) zieht 1889 von Serbien nach Amerika und arbeitet fortan als Ingenieur in der Elektro-Firma von Thomas Edison (Kyle MacLachlan). Der Einwanderer und der Amerikaner könnten dabei unterschiedlicher nicht sein. Das Konkurrenzdenken zwischen den beiden Erfindern und Ingenieuren ist groß. Während Edison mit seiner Firma versucht, Gleichstrom als primäre Energiemöglichkeit zu etablieren, entwickelt Tesla einen Wechselstrommotor und tut sich zu dessen Vermarktung mit verschiedenen Geldgebern zusammen. Darunter George Westinghouse (Jim Gaffigan) und der zu der Zeit mächtigste Bankier J.P. Morgan (Donnie Keshawarz). Ein eindrucksvolles Wetteifern beginnt und läuft nicht immer fair. Kann sich Tesla mit seinem System gegen die Erfindung von Edison durchsetzen?
Tesla: Google-Treffer als Messlatte
Erzählt wird die Geschichte von Anne Morgan (Eve Hewson), Tochter von J.P. Morgan. Sie erzählt in Rückblenden das Leben Teslas und legt dabei besonderen Wert darauf, ihn mit Thomas Edison zu vergleichen. Die ständige Konkurrenz bildet dabei das zentrale Thema des Films. Drehbuchautor und Regisseur Michael Almereyda hat dies faszinierend inszeniert: Zum einen durchbricht die Erzählerin häufig die sogenannte vierte Wand, indem sie direkt zu Dir spricht. Zum anderen webt die Erzählung Elemente der Zukunft in das späte 19. Jahrhundert ein, zu dessen Zeitpunkt die Geschichte ihren Lauf nimmt. Beispielsweise, wenn Tesla den 80er-Song „Everybody Wants to Rule the World“ zum Besten gibt oder Konkurrent Edison auf einem Smartphone tippt. Dadurch soll deutlich werden, welche Früchte die Errungenschaften der beiden Erfinder bis heute tragen. Anne Morgan vergleicht sie etwa anhand von Google-Ergebnissen. Hier gewinnt Edison deutlich, gibt es von Tesla doch nur wenige Bilder und deutlich weniger Einträge.
Bereits im Film „Marie Curie – Elemente des Lebens“ wird eine Brücke zwischen den Entdeckungen und den damit verbundenen Errungenschaften geschlagen. Während es im dort allerdings mit der Brechstange versucht wurde, zeigt sich „Tesla“ dabei geschickter. Leider nehmen die modernen Elemente in der historischen Nacherzählung allerdings ein wenig überhand und sorgen für mehr Verwirrung als nötig.
Der Funke zu Tesla springt nicht über
Die filmische Vermischung von Vergangenheit und Gegenwart reicht allerdings nicht aus, um den Streifen aus seiner erzählerisch angestaubten Ecke zu holen. Konflikte und die ständige Konkurrenz von Nikola Tesla und Thomas Edison werden zu ausufernd erzählt, ohne dabei neue Gesichtspunkte zu eröffnen. Gerade mit Blick auf den erst kürzlich erschienenen Film „Edison – Ein Leben voller Licht“, der übrigens erzählerisch ähnlich bieder daherkommt, hätte man hier doch ein wenig mehr Würze reinbringen können. Nie dringt man richtig vor zu Tesla, zu stiefmütterlich und mysteriös wirkt Ethan Hawke in seiner Rolle, ohne dabei Lust darauf zu machen, mehr über den klugen Kopf zu erfahren.
Biopic mit Kunstgriff, aber ohne Spannungsbogen
„Tesla“ wirkt deswegen oft zu verkopft und verschenkt so sein Potential, das aufregende Leben des visionären Elektro-Ingenieurs spannend auf der Leinwand rüberzubringen. Die eingestreuten modernen Elemente, die zeigen sollen, wohin die Erfindungen von Tesla und Edison geführt haben, sind zwar nett anzusehen, reichen aber nicht für die volle Filmzeit. Richtig Spannung kommt leider nicht auf.
Tesla
Genre: Biopic
Bundesstart: 20. August 2020
Laufzeit: 102 Minuten
FSK: ab 12 Jahren freigegeben
Regie: Michael Almereyda
Drehbuch: Michael Almereyda
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