Cate Blanchett komponiert ein Lied auf einem Papier
© 2022 Focus Features, LLC.
From
Auf dem Bild zum "Devil May Cry auf Netflix-Artikel" ist der Protagonist Dante in einer dynamischen Kampfszene zu sehen. Er trägt einen roten Mantel, der im Wind weht, und zielt mit einer Pistole auf ein Ziel außerhalb des Bildes. Dante hat weißes Haar und eine muskulöse, teilweise freigelegte Brust. Seine entschlossene Miene und die nächtliche Kulisse betonen die actionreiche Atmosphäre der Szene.

Tár | Kritik: Ist der Film mit Cate Blanchett zurecht für 6 Oscars nominiert?

Cate Blanchett als welt­berühmte Diri­gentin mit Ten­denz zum Macht­miss­brauch. Das Dra­ma „Tár“ will viel mehr als nur Ein­blicke in den Kul­turbere­ich der klas­sis­chen Musik bieten und wurde dafür für sechs Oscars nominiert. Ob es dem Film gelingt, uns tak­tvoll zu überzeu­gen, ver­rat­en wir Dir in unser­er Kri­tik zu Tár.

Lydia Tár (Cate Blanchett) ist mit Leib und Seele Diri­gentin. Als erste Frau leit­et sie die Berlin­er Phil­har­moniker, wo sie sich ein enormes Pro­jekt vorgenom­men hat: Sie will mit ihrem Orch­ester alle Sin­fonien von Gus­tav Mahler ein­spie­len. Zur Fer­tig­stel­lung fehlt nur noch die fün­fte Sin­fonie. Während Tár ver­sucht, sich auf die Proben zu konzen­tri­eren, passieren in ihrem Leben Dinge, die sie immer mehr aus dem Gle­ichgewicht brin­gen. In ihrer Ehe mit der Konz­ert­meis­terin des Orch­esters Sharon (Nina Hoss) kriselt es. Außer­dem dro­ht eine Musik­erin zur Gefahr für die welt­berühmte Diri­gentin zu wer­den. Als ob das nicht schon genug Trubel wäre, fehlt Tár noch jemand am Cel­lo, um das Orch­ester zu ver­voll­ständi­gen. Beim Vor­spie­len fällt ihr die äußerst junge Anwär­terin Olga (Sophie Kauer) ins Auge und das ver­heißt nichts Gutes.

Bitte akzeptieren Sie die Nutzung von Drittanbieter-Einbindungen mit einem Klick auf den folgenden Button:

Tár: Ein vielschichtiges Drama

Die Welt eines Kul­turbe­triebs bildet den Rah­men der Geschichte rund um die fik­tive Per­son Lydia Tár. Auch wenn klas­sis­che Musik nicht Dein Geschmack ist, soll­test Du Tár nicht gle­ich von Dein­er Film-Watch­list stre­ichen. Denn das Dra­ma kann auch ohne Prob­leme ver­standen wer­den, wenn Du mit Begrif­f­en wie „Acceleran­do“ oder „Synkope“ nichts anfan­gen kannst.

Zu Beginn ver­fol­gst Du die typ­is­chen Abläufe im Leben der Diri­gentin. Mit der Zeit verdicht­en sich aber die Hin­weise, dass nicht alles so läuft, wie es sich Lydia vorstellt. Ihre Assis­tentin Francesca (Noémie Mer­lant) erwäh­nt auf­fäl­lig häu­fig eine ehe­ma­lige Musik­erin. Zudem läuft die Ehe mit Sharon nicht mehr rund und ihr Kol­lege Eliot (Mark Strong) geht ihr zunehmend auf die Ner­ven. In diesem ganzen Trubel ver­sucht Tár sich auf die Musik zu konzentrieren.

Lydia Tár (Cate Blanchett) und Sharon Goodnow (Nina Hoss) nehmen sich in den Arm.

Zwis­chen Lydia und Sharon fängt es an zu kriseln. Hält die Beziehung stand? — Bild: © 2022 Focus Fea­tures, LLC.

Mehr als nur den Taktstock schwingen 

Schnell wird ger­ade Musik-Laien klar, dass Dirigent:innen dem Orch­ester nicht nur den Takt vorgeben. Vielmehr sind sie dafür ver­ant­wortlich, der Musik ihre eigene Note zu ver­lei­hen – beispiel­sweise durch ver­schiedene Tem­po-Ausle­gun­gen. Daher sind Proben und das Zusam­men­spiel von Orch­ester und Dirigent:innen auch so wichtig. Das zeigt Tár genau­so ein­drucksvoll und detail­liert wie die Abläufe in einem Kul­turbe­trieb. Denn diese Abläufe sind oft­mals von Macht­demon­stra­tio­nen geprägt. Dass auch Lydia bei solchen Spielchen mit­macht, wird deut­lich, als sie ein Cel­lokonz­ert als Beistück zu Mahlers fün­fter Sin­fonie plant: In der Regel übern­immt der/die erste Cellist:in das Solo eines Bei­w­erks. Lydia hinge­gen beste­ht auf ein Vor­spie­len, damit sie die junge Cel­listin, die noch nicht Teil ihres Orch­esters ist, auswählen kann. Auf sie hat die Diri­gentin näm­lich ein Auge geworfen.

Brandaktuelle Diskussion finden in Tár Platz

In ein­er Mas­ter­class von Lydia kommt eine fol­gen­schwere Diskus­sion auf: Ein pan­sex­ueller BiPoC-Stu­dent hin­ter­fragt pro­vokant, ob die Werke von Johann Sebas­t­ian Bach, einem weißen CIS-Mann, heute noch gespielt wer­den dür­fen. Ein ander­er Stu­dent hat von der Diskus­sion ein Video gedreht, anders zusam­mengeschnit­ten und reißt so Lydia Társ Aus­sagen aus dem Kon­text. Ein Shit­storm rund um das The­ma Can­cel Cul­ture entste­ht. Mit Szenen wie diesen hat es Regis­seur Todd Field („Eyes Wide Shut“, „Lit­tle Chil­dren“) geschafft, eine bran­dak­tuelle Diskus­sion einzu­flecht­en, ganz ohne Wer­tung und ohne aufge­set­zt zu wirken.

Lydia Tár dirigiert ein Musikstück

Für die Rolle der Lydia Tár ist Cate Blanchett mit einem Oscar nominiert. — Bild: © 2022 Focus Fea­tures, LLC.

Alles steht und fällt mit Cate Blanchett

Lydia Tár ist zwar die Pro­tag­o­nistin des Films, aber sie lässt sich nur schw­er zuord­nen: Ist sie die Heldin oder doch die Böse? Ist sie Täter oder Opfer? Regis­seur Todd Field stre­icht im Laufe des Films das „Oder“ und erset­zt es durch „Und“. Tár ist nie schwarz-weiß, son­dern bewegt sich oft­mals im Graubere­ich. Dass das glaub­haft rüberkommt, erre­icht Todd Field zum einen durch die oft ausufer­n­den Szenen, die ohne Wer­tung gerne mal ins Nichts laufen, und zum anderen mit der Hauptdarstellerin.

Cate Blanchetts Lein­wand­präsenz ist bere­its in der ersten Szene, einem Inter­view vor Pub­likum, extrem ein­nehmend und lässt uns in den fol­gen­den zweiein­halb Stun­den auch kaum mehr los. Ger­ade die Mis­chung von Über­he­blichkeit und Zweifel ist grandios durch ihre Mimik dargestellt. Denn Tár zeigt zwar nach außen immer Stärke, begin­nt aber Geräusche zu hören und Dinge zu sehen, bei denen selb­st Du nicht weißt, ob sie real sind. Blanchett beweist ger­ade zum Ende des Films ein­mal mehr ihre Wand­lungs­fähigkeit – und ist abso­lut zurecht für den diesjähri­gen Oscar als beste Haupt­darstel­lerin nominiert.

Lydia Tár während eines Konzertes

Zwis­chen Ehrgeiz und Kon­trol­lver­lust: Lydia Tár. — Bild: 2022 Focus Fea­tures, LLC.

Tár in der Kritik: Unser Fazit

Tár ist kein ein­fach­er Film, aber ger­ade dadurch glänzt er beson­ders. Vielschichtig und mit zahlre­ichen ausufer­n­den Sequen­zen fordert Todd Field Deine Aufmerk­samkeit her­aus. Zwar kön­nen ger­ade Szenen, in denen Tár mit Musik­be­grif­f­en um sich wirft, etwas über­fordern, für die Hand­lung sind sie glück­licher­weise aber kaum rel­e­vant. Dein Durch­hal­tev­er­mö­gen wird mit ein­er bril­lanten Cate Blanchett und einem Dra­ma mit vie­len Details belohnt. Tár ist für uns daher ein­er der besten Filme in diesem noch jun­gen Kino­jahr und zurecht für ins­ge­samt sechs Oscars, darunter in den Kat­e­gorien Bester Film und Beste Regie, nominiert.

Tár

Genre: Dra­ma
Bun­desstart: 2. März
Laufzeit: 158 Minuten
FSK: Ab 12 Jahren freigegeben
Regie: Todd Field
Drehbuch: Todd Field

Du schaust gerne inten­sive Dra­men? Ver­rate uns in den Kom­mentaren, welch­es Dra­ma Dich zulet­zt überzeugt hat. 

Das könnte Dich auch interessieren