TV & Entertainment
Stummfilme: Die besten Genre-Vertreter
In der heutigen Zeit wirken Stummfilme wie Relikte. Doch auch die CGI-lastigsten 3D-Blockbuster gehen auf die wortkarge Filmepoche zurück. Grund genug, den Anfängen zu huldigen. Wir drehen die Füße nach außen und watscheln im Charlie-Chaplin-Gang durch die Filmgeschichte. Kommst Du mit?
Alles begann mit dem Kinematografen der Brüder Lumière. Im Jahr 1896 führten die Franzosen die allererste Filmprojektion vor: Sie zeigten einen einfahrenden Zug. Was für den heute verwöhnten Kinogänger nur eine Nebenszene darstellt, war für das damalige Publikum eine Sensation, die sie verstummen ließ.
Western-Premiere: „Der große Eisenbahnraub”
„Der große Eisenbahnraub” (1903) gilt als Paradebeispiel des frühen Filmschnitts und allgemein als erster Western. Mit Banditen, Heldentaten, Dynamit, Mord, Prügeleien, Schusswechseln und einem handfesten Showdown serviert der zwölf Minuten lange Stummfilm von Regisseur Edwin S. Porter in komprimierter Form viele Elemente, die für Western- und Actionfilme typisch sind. Die rudimentäre Geschichte erinnert an einen tatsächlichen Überfall der berüchtigten Butch-Cassidy-Bande.
Video: YouTube / Old Films and Stuff
Düsterer Stummfilm: „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens”
Nach einem fast 20-jährigen Sprung liegt die Spielzeit der Stummfilme oft im heute filmtypischen Bereich. In anderthalb Stunden bietet die deutsche Produktion „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens” (1922) als einer der ersten Horrorfilme schaurige Schattenbilder, die auch heute noch in restaurierten Versionen gezeigt werden. Friedrich Wilhelm Murnau drehte hiermit einen Stummfilm-Klassiker, der dem Publikum seinerzeit nicht nur mit der gruseligen Story eine Gänsehaut bescherte: Auch die innovative Inszenierung war für viele erschreckend neu.
Video: YouTube / TheNosferatuMysteria
Einer der besten Stummfilme: „Goldrausch”
Vom Komiker und Filmemacher zum Weltstar und zur Filmlegende: Die Bekanntheit von Charlie Chaplin ist kaum in Worte zu fassen. Doch wer nur an die Slapstick-Einlagen seiner Tramp-Rolle denkt, übersieht eine wichtige Seite. Denn Chaplin-Filme sind auch gefühlvoll und tragisch. Zu den bekanntesten Vertretern gehört der Stummfilm „Goldrausch” (1925), den Chaplin 1942 sogar mit Ton veröffentlichte. „Goldrausch” war Chaplins persönlicher Favorit, mit dem er dem Publikum „in Erinnerung bleiben” wollte. Charlie, das ist Dir mit Bravour gelungen!
Video: YouTube / Charlie Chaplin
Avantgardistische Filmmontage: „Panzerkreuzer Potemkin”
„Panzerkreuzer Potemkin” (1925) von Sergei Eisenstein erzählt vom Matrosenaufstand auf dem titelgebenden Schiff und war in zweierlei Hinsicht revolutionär: als Vertreter russischer Revolutionsfilme und als Stummfilm, der vor allem in der Schnitttechnik beeindruckende Neuerungen präsentierte. Allein die Treppenszene am Hafen von Odessa bescherte dem politischen Drama einen Ehrenplatz in der Geschichte des Kinos.
Video: YouTube / OnSyTrailer
Einer der bekanntesten Stummfilme: „Metropolis”
Ob Fritz Lang eine Ahnung hatte, welche Berühmtheit sein Film „Metropolis” erlangen würde, als er ihn 1927 veröffentlichte? Als erster Science-Fiction-Langfilm fiel das Werk schon hinsichtlich des Genres auf: Die Geschichte spielt in einer futuristischen Großstadtszenerie. Bei seiner Premiere wurde der Stummfilm allerdings weder vom Publikum noch von den Kritikern wohlwollend aufgenommen – H. G. Wells („Krieg der Welten”) soll ihn in einer Times-Review als „albernsten Film aller Zeiten” bezeichnet haben. Heute gilt „Metropolis” als expressionistischer Klassiker und ist sogar Teil des UNESCO-Weltdokumentenerbes.
Video: YouTube / Warner Bros. DE
Legendäre Komödie: „Sherlock, jr.”
Nur 44 Minuten lang, dafür jederzeit urkomisch: „Sherlock, jr.” (1924) von Regisseur Buster Keaton, der auch die Hauptrolle spielt, landet immer wieder in Toplisten der besten Komödien aller Zeiten. Es geht um einen Filmvorführer, der sich mitten in den gerade gezeigten Film träumt. Das realitätsferne Geschehen bescherte Keaton allerhand Möglichkeiten für abstruse Gags und Trickszenen, die er fantasie- und eindrucksvoll nutzte.
Video: YouTube / Cohen Film Collection
Expressionistische Ästhetik: „Das Cabinet des Dr. Caligari”
Auch der von Robert Wiene inszenierte Meilenstein „Das Cabinet des Dr. Caligari” (1920) zählt zu den berühmtesten Stummfilmen – und als ein musterhaftes Frühbeispiel für den in Europa typischen expressionistischen Stil. Charakteristisch sind die verzerrten Kulissen und das Spiel mit Licht und Schatten. Ob in Musikvideos oder den Werken heute bekannter Filmemacher wie Tim Burton: Der Einfluss von „Das Cabinet des Dr. Caligari” ist enorm, vor allem in Bezug auf die Bildgestaltung.
Video: YouTube / Eurekaentertainment
Historien-Stummfilm: „Die Passion der Jungfrau von Orléans”
Carl Theodor Dreyer drehte den Historienfilm über die französische Nationalheldin Jeanne d’Arc, die im deutschen Sprachgebrauch als Johanna von Orléans bekannt ist. Und auch hier überschlagen sich die Superlative, wobei Einstufungen wie „Meisterwerk” noch nicht einmal ausreichen. Viele bezeichnen „Die Passion der Jungfrau von Orléans” (1928) als einen der besten Filme aller Zeiten.
Video: YouTube / Le Projectionniste
Stummfilm der Neuzeit: „The Artist”
Das Kuriose an „The Artist” ist das Erscheinungsjahr 2011. Obwohl das Werk von Michel Hazanavicius Jahrzehnte nach der Stummfilm-Ära das schwarz-weiße Licht der Welt erblickte, steht es den Originalen in nichts nach. Natürlich funktioniert „The Artist” als Hommage, doch gleichzeitig wirkt der Film wie ein echter Teil der Original-Epoche. Dieser Mut wurde belohnt: „The Artist” gewann 2012 unter anderem den Oscar und den Golden Globe als bester Film.
Video: YouTube / Filmladen Filmverleih
Visionäres Kino: „Napoleon”
In über fünf Stunden erzählt Abel Gance, der auch das Drehbuch verfasste, vom Leben des Napoléon Bonaparte. Das Ergebnis „Napoleon” (1927) überreizte die Aufnahmefähigkeiten der meisten damaligen Zuschauer allein mit der gewaltigen Spielzeit. So bleibt „Napoleon” weniger als Publikumsfilm, dafür umso mehr als visionäre Filmkunst in Erinnerung.
Video: YouTube / Youtube / BFI
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