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The Devil all the Time – die Kritik: No Country for Old God bei Netflix
Grausige Morde, psychopathische Killerpärchen und skrupellose Priester: Finster und gewalttätig geht es im neuen Netflix-Thriller „The Devil all the Time“ zu. Doch wie gut ist der Film mit Tom Holland und Robert Pattinson wirklich? Erfahre es hier in unserer Kritik.
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Zwei Kleinstädte im Ohio der 1950er- und 60er-Jahre: Düster, wild und bedrohlich sind die Hügel, Täler und Wälder in dieser ländlichen Gegend der USA. Und das gilt auch für deren Einwohner.
Armut und harte Lebensbedingungen haben sich in die Gesichter der Menschen eingebrannt. Glaube und Gewalt gehen hier Hand in Hand, regieren und zerfressen das fragile Gefüge aus Moral, Familie und Gemeinschaft und halten es doch irgendwie zusammen.
Es ist eine Welt voller menschlicher Schicksale und Abgründe, die sich im neuen Netflix-Film „The Devil all the Time“ zeigt. Das verstörende Melodram von Antonio Campos („Christine“) basiert auf einem Roman von Donald Ray Pollock, der nicht umsonst Vergleiche zu „No Country for Old Men“-Autor Cormac McCarthy nach sich zog.
Mittendrin in diesen Mühlen aus Blut, Gier und Religion: „Spiderman“-Star Tom Holland.
Die Handlung von The Devil all the Time
Veteran Willard Russell (Bill Skarsgård) kehrt traumatisiert von den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkriegs in sein Heimatnest Knockemstiff zurück. Bald lernt er die schöne Kellnerin Charlotte (Haley Benett) kennen und gründet mit ihr eine Familie.
Seinen jungen Sohn Arvin (Michael Banks Repeta) erzieht er mit harter Hand, denn Willard weiß: „Es gibt jede Menge mieser Scheißkerle auf der Welt.“ Eine Tatsache, mit der Arvin auch als junger Erwachsener (Tom Holland) mehr und mehr konfrontiert wird.
Inmitten religiöser Fanatiker und verrohter Hinterwäldler lernt er schnell, sich zu behaupten. Und das muss er auch, denn in der Gegend treibt nicht nur ein mordend umherziehendes Pärchen (Jason Clark und Riley Keough) sein Unwesen. Auch der frisch gebackene Prediger Preston Teagardin (Robert Pattinson) scheint auf nichts Gutes aus zu sein …
Familienchronik ohne Gott und Gnade
Im Kern ist „The Devil all the Time“ eine Familiengeschichte, die aber neben Willard und seinem Sohn Arvin in den kaleidoskopartigen, ineinander verwobenen Episoden auch immer wieder ihr Umfeld und weitere Charaktere aus der Umgebung ins Auge fasst.
Zusammen kreieren die Handlungsstränge eine Welt, in der das Schöne, Schwache und Reine nicht überleben kann. Wahnsinn, Lügen, religiöser Eifer und waschechte Teufel scheinen die letzten Hoffnungsfunken im Keim zu ersticken.
Die Menschen flehen nach Gott, morden, verführen und bringen fehlgeleitete Opfer in seinem Namen. Doch Gott schweigt und lässt Schafe wie Wölfe in ihrem Elend und mit ihren Illusionen allein.
Verschenktes Potenzial: Zu wenig Pattinson und Stan
Auch wenn „The Devil all the Time“ gerade zu Beginn ganz schön langatmig gerät, gelingt es Regisseur und Co-Drehbuchautor Antonio Campos doch, die Zügel seiner Geschichte in der Hand zu behalten.
Dass bei so vielen Figuren jedoch einige Charaktere wie der korrupte Sheriff Bodecker (ein überraschend unförmiger Sebastian Stan) zu blass bleiben, fällt dennoch in folgenschweren Szenen schmerzlich auf.
Gerade „Tenet“-Star Robert Pattinson, der als schmieriger Prediger im Rüschenhemd eine starke Leistung abliefert, hätte seine Figur gut und gern in noch mehr Leinwandminuten vertiefen dürfen.
Einige Kürzungen in der ersten Hälfte des Films wären da aus rein dramaturgischer Sicht schon weit weniger schwer ins Gewicht gefallen. Selbst wenn „Es“-Clown Bill Skarsgård auch hier mit einem Mix aus stoischer Verletzlichkeit und fiebriger Härte zu überzeugen weiß.
The Devil all the Time: Tom Holland wird zum Bad Boy
In der zweiten Hälfte übernimmt dann aber Tom Holland das Ruder. Sonst eher für seinen linkischen Charme in den Marvel-Filmen bekannt, zeigt er sich in „The Devil all the Time“ diesmal von seiner grimmigen Seite – und prügelt schon mal ohne mit der Wimper zu zucken auf am Boden liegende Menschen ein.
Dennoch schafft es Holland in seinem nuancierten Spiel immer wieder, die jugendliche Unsicherheit von Arvin durchscheinen zu lassen, die er hinter der harten Miene zu verstecken sucht.
Nichts zu verstecken hat dagegen Eliza Scanlen („Little Women“) als das unschuldige Dorfpflänzchen Lenora, Arvins Stiefschwester. Gerade die gemeinsamen Szenen der beiden verschaffen einen kleinen Lichtblick im sonst so finsteren Treiben, der die nötige emotionale Tiefe und Fallhöhe für den restlichen Film bereitet.
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Starker Cast bis in die kleinste Nebenrolle
Insgesamt muss man wirklich bewundern, wen sich Regisseur Campos da alles für „The Devil all the Time“ an Bord holen konnte. Als wären Holland, Pattinson und Skarsgård nicht genug, ist der unheilschwangere Psychothriller auch noch bis in die kleinste Nebenrolle perfekt besetzt.
Neben Mia Wasikowska („Alice im Wunderland“) als Lenoras Mutter Helen gibt auch Harry Melling (Netflix‘ „The Old Guard”) eine herrlich manische Vorstellung ab, die einem bisweilen durchaus Gänsehaut bereiten kann. An dieser Stelle sei nur ein Krug mit Spinnen erwähnt …
Verschwitzt, heruntergekommen und diabolisch zeigt sich außerdem Jason Clarke („Friedhof der Kuscheltiere“) in Bestform, perfekt ergänzt durch eine frech-süße, wie aus dem Ei gepellte Riley Keough („Under The Silver Lake“), stets auf der Suche nach dem nächsten Opfer für das gemeinsame Sexmord-Fotoprojekt, versteht sich.
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Blutige Gewalt, verstörende Bilder
Einen großen Anteil der verstörenden Atmosphäre von „The Devil all the Time“ machen auch die brutalen, grotesk-symbolträchtigen Bilder aus, mit denen der Zuschauer immer wieder konfrontiert wird.
Die bestialische Kreuzigung eines Soldaten, der mit offenem Fleisch auf einem Schlachtfeld hängt, gibt bereits zu Beginn einen Vorgeschmack auf das, was da kommen mag. Es ist nur eine von vielen Szenen, die sich in ihrer Drastik nachhaltig ins Gedächtnis einbrennt.
Diese Wirkung der Bilder wird auch dadurch gefördert, dass man den rohen Zerstörungsakt selbst in vielen Fällen gar nicht oder nur kurz zu sehen bekommt. Gewalt geschieht hier blitzartig. Die Kamera von Lol Crawley („Vox Lux“) verharrt dafür aber umso länger auf den Folgen der Gewalt, die sich nicht zuletzt auch in den verhärteten Gesichtszügen der Protagonisten widerspiegeln.
„Dem Jungen schien es, als hätte sein Vater ständig mit dem Handwerk des Teufels zu tun“, sagt Pollock, der im Originalton mit kernig-gütiger Stimme auch den Erzählerposten für die Verfilmung seines Werks übernahm. Diesen Vorwurf kann man Willard allerdings nicht verdenken.
Gott hat diese verlorene Ecke Amerikas jedenfalls schon lange verlassen.
Fazit zu The Devil all the Time
Netflix‘ „The Devil all the Time“ entlädt sich in einem so blutigen wie verstörenden Psychothriller, in dem weder Gewalt noch die Bibel Erlösung versprechen. Trotz der rohen Bildkraft ist es zum Schluss aber der hervorragende Cast, der den Film über einige Längen hinwegrettet.
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