Poster der Netflix-Serie Shadow and Bone
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Bild aus Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim
Plakat zum Musical-Film Wicked

Shadow and Bone-Kritik: Netflix‘ neue Fantasy-Serien-Hoffnung?

Mit „Shad­ow and Bone – Leg­en­den der Grisha“ bringt Net­flix seine näch­ste große Fan­ta­sy-Serie in Stel­lung, die uns mit rus­sis­chen Fellmützen, magis­chen Kräften und düsterem Kriegs­the­ma in eine völ­lig neue Welt wer­fen soll. Aber tut sie das wirk­lich? Was die Net­flix-Serie tat­säch­lich zu bieten hat, erfährst Du in unser­er Kritik.

Im Fan­ta­sy-Genre noch etwas Neues zu bieten, ist gar nicht mehr so ein­fach. Mit­te­lal­ter­liche Wel­ten, mys­tis­che Krea­turen, magis­che Zauber­schulen und Drachen sind schließlich alle schon mal dagewe­sen. Frischen Wind kön­nte da die neue Net­flix-Serie Shad­ow and Bone bedeuten, denn hier geht es in ein vom zaris­tis­chen Rus­s­land inspiri­ertes, an der Gren­ze zur Mod­erne ste­hen­des Fantasy-Reich.

Jessie Mei Li in Shadow and Bone

Shad­ow and Bone verbindet Fan­ta­sy mit Rus­s­land-Ästhetik. — Bild: David Appleby/ Netflix

Shad­ow and Bone – Leg­en­den der Grisha basiert auf dem soge­nan­nten Grisha­verse der amerikanis­chen Autorin Leigh Bar­dugo. In dieser düsteren Roman-Welt ste­ht das Kön­i­gre­ich Rav­ka im Zen­trum, das bere­its seit Jahren von bru­tal­en Kriegen und inneren Unruhen heimge­sucht wird. Eine Katas­tro­phe verur­sachte zusät­zlich die Schat­ten­flur, ein von tödlichen Mon­stern bevölk­ertes Gebi­et ewiger Fin­ster­n­is, die das Land in zwei Teile trennt.

Keine guten Voraus­set­zun­gen, um ein ruhiges Leben zu führen.

Shad­ow and Bone kannst Du mit Net­flix auch über Voda­fones GigaTV anschauen.

Die Handlung von Shadow and Bone: Von Soldaten und Gangstern

Die junge Sol­datin Ali­na Starkov (Jessie Mei Li) leis­tet als Kar­tografin ihren Dienst in der Ersten Armee des Zaren von Rav­ka ab. An ihrer Seite ist – wie schon seit ihrer Kind­heit in einem Waisen­haus – ihr treuer Fre­und Malyen Oret­sev (Archie Renaux), der als Fährten­leser der­sel­ben Divi­sion zugeteilt wurde.

Archie Renaux und Jessie Mei Li in Shadow and Bone

Ali­na und Mel sind schon immer unz­ertrennlich. — Bild: David Appleby/ Netflix

Mit den so mächti­gen wie gefürchteten Grishas, Men­schen mit außergewöhn­lichen Fähigkeit­en, durch die sie Ele­mente wie Feuer und Luft kon­trol­lieren kön­nen, haben die bei­den bis­lang noch nicht viel zu tun gehabt. Das heißt, bis Ali­na und Mal auf eine gefährliche Mis­sion durch die fin­stere Schat­ten­flur geschickt werden.

Denn bei der katas­trophalen Durch­querung stellt sich her­aus, dass Ali­na selb­st eine Grisha ist. Noch dazu eine ganz beson­dere: Sie soll näm­lich die leg­endäre Son­nenkriegerin sein. Dies wirft auch den undurch­schaubaren Gen­er­al Kiri­g­an (Ben Barnes) auf den Plan, einen mächti­gen Grisha, der mit Ali­nas Hil­fe die Flur zer­stören will.

Freddy Carter, Amita Suman und Kit Young in Shadow and Bone

Die Krähen ste­hen bere­it. — Bild: David Appleby/ Netflix

Unter­dessen set­zen sich auf der anderen Seite von Rav­ka ganz andere Kräfte in Bewe­gung. Der Krim­inelle Kaz Brekker (Fred­dy Carter) und seine Gang der Krähen wit­tern näm­lich eine Gele­gen­heit, das ganz große Geld zu machen.

Shadow and Bone: Fellmützen, Krieg und eine aufregende Welt

Showrun­ner Eric Heis­ser­er (Arrival) gelingt es in Shad­ow and Bone vor allem zu Beginn bestens, eine dichte Atmo­sphäre und Fasz­i­na­tion für die Welt und ihre Men­schen aufzubauen. Wenn grim­mige, pelzmützen­tra­gende Sol­dat­en mit Gewehren in der Hand durch das Armee­lager stapfen, wäh­nt man sich fast in einem klas­sis­chen Kriegs­film, wenn da nicht feuerbeschwörende Grishas und beein­druck­ende, sich über Land bewe­gende Segelschiffe wären.

Auch im Fol­gen­den weiß Shad­ow and Bone immer wieder, sein dreck­ig-düsteres Set­ting ein­drucksvoll in Szene zu set­zen. Ob bei der furchte­in­flößen­den Durch­querung der Schat­ten­flur, an der Seite von Brekkers Bande in der rauen Gren­zs­tadt Ket­ter­dam oder in den unbarmherzi­gen Weit­en des kalten Nor­dens, eines ist klar: Die Welt von Shad­ow and Bone ist ein ver­dammt hartes Pflaster.

Umso bedauern­swert­er ist es, dass sich ab der Mitte dieser ersten Staffel ein Großteil der Hand­lung auf den sehr engen Raum des Kleinen Palastes beschränkt, dem Haup­tquarti­er von Gen­er­al Kiri­g­ans Zweit­er Armee. Dor­thin bringt der Anführer der Grisha näm­lich Ali­na, nach­dem ihre Fähigkeit­en ent­deckt wurden.

Jessie Mei Li und Ben Barnes in Shadow and Bone

Ali­na und Gen­er­al Kiri­g­an. — Bild: David Appleby/ Netflix

Auch die Hand­lung von Shad­ow and Bone bewegt sich hier plöt­zlich auf wesentlich kon­ven­tionelleren Wegen und man fühlt sich zunehmend in eine typ­is­che Young-Adult-Serien­pro­duk­tion in der Nach­folge von Die Trib­ute von Panem ver­set­zt. Vergessen ist das große, weite und erbar­mungslose Rav­ka, stattdessen muss sich Ali­na mehrmals in Folge auf ver­schiedene offizielle Ereignisse vorbereiten.

Und dazu kommt noch ein weit­eres Prob­lem der Serie.

Das Problem einer Fantasy-Epos-Adaption

Gewaltige Roman-Uni­versen zu adap­tieren, ist immer eine Her­aus­forderung. Nicht umson­st galt Der Herr der Ringe jahrzehn­te­lang als unver­film­bar. Wie soll man schließlich die ganze His­to­rie ein­er Welt, all die ela­bori­erten Hin­ter­gründe, Querverbindun­gen, wichti­gen Fig­uren und orig­inellen Konzepte angemessen rüber­brin­gen – und gle­ichzeit­ig auch noch eine Geschichte erzählen?

Damit sieht sich nun auch Shad­ow and Bone kon­fron­tiert, denn das Grisha­verse wim­melt nur so vor Details. Konzen­tri­erte sich Peter Jack­son mit sein­er Der Herr der Ringe-Ver­fil­mung auf das Wesentliche und tauchte erst nach und nach tiefer in die Welt von Mit­tel­erde ein, lässt Heis­ser­er seine Fig­uren von Anfang an aus dem Nähkästchen plappern.

Archie Renaux in Shadow and Bone

In Rav­ka gibt es eigentlich viel zu ent­deck­en. — Bild: David Appleby/ Netflix

Die Schat­ten­flur, unter­schiedliche Orden der Grisha, Ost- und West-Rav­ka, Städte- und Län­der­na­men sowie Dutzende wichtige Fig­uren und his­torische Ereignisse: Über die ersten fünf Fol­gen wird eine solche Flut an Expo­si­tion aus den Mün­dern der Pro­tag­o­nis­ten und zahlre­ich­er Neben­fig­uren auf die Zuschauer:innen los­ge­lassen, dass man schnell den Überblick ver­lieren kann.

Ins­beson­dere, weil man viele der genan­nten Ereignisse erst­mal nicht zu sehen bekommt. Ger­ade der Krieg mit den Shu Han im Süden des Lan­des, der offen­bar einen großen Ein­fluss auf die poli­tis­che Sit­u­a­tion in Rav­ka und auch die Men­tal­ität sein­er Bewohn­er hat, wird gar nicht erst gezeigt und bleibt in sein­er Trag­weite nicht wirk­lich greifbar.

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Andere Schau­plätze wie Novokribirsk wer­den nur angeschnit­ten, sodass sie und ihre Rolle in der Geschichte im besten Fall unklar bleiben. Hier hätte mehr Zeigen, weniger Erzählen wirk­lich gutgetan.

Der Cast von Shadow and Bone: Alina, Mal und die Brekker-Bande

In Sachen Beset­zung kann Shad­ow and Bone dafür punk­ten. Ins­beson­dere New­com­erin Jessie Mei Li spielt erfol­gre­ich gegen so manchen erzäh­lerischen Stolper­stein an und überzeugt als wil­lensstarke Heldin Ali­na Starkov. Archie Renaux (Han­na) wieder­rum ver­sprüht als Ali­nas Fre­und Malyen Oret­sev jede Menge buben­haften Charme, macht aber auch in kämpferischen Szenen eine gute Figur.

Jessie Mei Li in Shadow and Bone

Jessie Mei Li weiß sich selb­st gegen das Drehbuch zu behaupten. — Bild: Net­flix

Für die humoris­tis­chen Ein­la­gen sind dage­gen die drei Krähen ver­ant­wortlich, die mit ihren Eska­paden fast schon einen Ocean’s Eleven-Vibe in Shad­ow and Bone hinein­tra­gen. Die Chemie stimmt jeden­falls, denn Fred­dy Carter (Pen­ny­worth) als staub­trock­enes krim­inelles Mas­ter­mind Kaz Brekker, Ami­ta Suman (The Out­post) als eiskalte Messer­w­er­ferin Inej Ghafa und Kit Young als sprüchek­lopfend­er Revolver­held Jasper Fahey ergänzen sich perfekt.

Dazu kommt Ben Barnes als Gen­er­al Kiri­g­an, der als einziger bekan­nter Grisha die Macht über Schat­ten besitzt. Obwohl er bis­lang noch nicht viel mehr als den mys­ter­iösen Schön­ling spie­len durfte, wis­sen wir bere­its aus der Mar­vel-Serie The Pun­ish­er: Ben Barnes kann auch ganz andere Sait­en aufziehen.

Du willst mehr zu Shad­ow and Bone wis­sen? Erfahre bei uns alles zu Cast, Hand­lung und den Hin­ter­grün­den der Serie.

Shadow and Bone-Kritik: Das Fazit zur neuen Netflix-Fantasy-Serie

Shad­ow and Bone ist eine Serie, die dann am besten ist, wenn sie uns ihre faszinierende, mit Magie, Schießpul­ver und aller­hand ambiva­len­ten Fig­uren vollgestopfte Welt ent­deck­en lässt. Der raue Grund­ton wird auch vom jun­gen Cast über­raschend überzeu­gend trans­portiert, wobei die Krähen dafür sor­gen, dass nicht die ganze Serie im düster-bedeu­tungss­chwan­geren Ein­er­lei versinkt.

Auch wenn sich Shad­ow and Bone einige erzäh­lerische Schwächen leis­tet, wis­sen die Stärken dur­chaus gegen­zuhal­ten. Zwar ist die neue Net­flix-Serie nicht die ersehnte Fan­ta­sy-Hoff­nung, dafür ver­lässt sie sich zu oft auf kon­ven­tionelle Muster, ein aufre­gen­des Erleb­nis bleibt der Trip nach Rav­ka aber allemal.

The Witch­er & Co.: Diese Serien und neuen Staffeln erwarten Dich 2021 bei Net­flix.

Wie hat Dir Shad­ow and Bone gefall­en? Ver­rat es uns in den Kommentaren.

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