Streaming
Sex Education Staffel 2 bei Netflix: Die Kritik zur Coming of Age-Serie
Als Sohn einer Sex-Therapeutin steht Otis der körperlichen Liebe eher skeptisch gegenüber aber wird dennoch zum Sex-Guru seiner Schule. In unserer Kritik Staffel 2 der Dramedy-Serie Sex Eduaction, die am 17. Januar bei Netflix startet, verraten wir ob die neuen Folge das Niveau der ersten Staffel halten können.
Getrödelt haben die Serienmacher nicht: Ziemlich genau ein Jahr nach dem Debüt geht Sex Education bereits in die zweite - und hoffentlich nicht letzte - Staffel.
Mehr als 40 Millionen Netflix-Kunden sahen sich die Serie nach Angaben des Streaming-Dienstes an. Damit gehört die Dramedy, die gekonnt Humor und Tragik mischt, zu den großen Zugpferden bei Netflix. Kann die zweite Staffel diesem Hype gerecht werden?
Sex Education bei Netflix: Die Handlung von Staffel 2
Am Ende der ersten Staffel stehen die beiden Hauptfiguren Otis (Asa Butterfield) und Maeve (Emma Mackay) an unterschiedlichen Enden ihrer Gefühlswelten. Während Otis mit Ola (Patricia Allison) zusammenkommt, erlebt Maeve, die gerade auf dem Weg zu Otis ist, um ihm ihre Gefühle zu gestehen, beim Anblick des Paares einen Tiefschlag.
Weil das Team deshalb auseinander bricht, will Otis nicht länger als „Sex-Kid” Ratschläge gegen Geld geben. Doch der Bedarf ist größer denn je da, denn in der Schule grassiert offenbar eine sexuell übertragbare Krankheit. Wer betroffen ist, weiß allerdings niemand und so schießen die Verdächtigungen ins Kraut.
Um das Problem in den Griff zu bekommen, engagiert das Schulministerium ausgerechnet Otis’ Mutter Jean (Gillian Anderson), die den jungen Leuten mit Rat und Tat zur Seite stehen soll. Doch ihre liberalen Ansichten vertragen sich überhaupt nicht mit der Meinung von Schuldirektor Groff (Alistair Petrie), der lieber alles unter den Teppich kehren würde.
Während Otis von Mutter und Freundin zunehmend unter Druck gesetzt wird und sich gar nicht wohl fühlt, erlebt Eric (Ncuti Gatwa) den Himmel auf Erden. Denn nicht nur der neue französische Austausch-Schüler Raheem interessiert sich für ihn, auch der von der Militärakademie geflogene Adam Groff (Connor Swindells) ist plötzlich wieder da …
Was gibt es sonst noch Neues im Januar 2020 bei Netflix, Amazon und Sky? Wir verraten es dir!
Die Paradoxie der Pubertät in 8 Folgen
Bereits in der ersten Staffel gelang es Serienschöpferin Laurie Nunn und ihrem Autorenteam, das Thema Sex und Liebe bei Jugendlichen in seiner ganzen Bandbreite zwischen brüllend komisch und sehr tragisch abzubilden. Und das funktioniert auch in den neuen Folgen wieder genauso gut.
Dabei geht es aber nicht nur um besonders witzige oder traurige Momente. Die Autoren achten darauf, dass ihre Heldinnen und Helden tatsächlich eine Entwicklung durchmachen. So werden die Charaktere lebendig, statt lediglich als Gag-Lieferanten zu dienen, und sind am Ende der Staffel an einem anderen Punkt ihres Lebens als zu Beginn.
Obwohl die kreativen Köpfe ihre Charaktere immer wieder in absurd-komische Szenen schicken, lassen sie ihnen stets ihre Würde. Keine Figur wird für einen mauen Witz geopfert, niemand zum Idioten abgestempelt. So kann das Publikum mit den Figuren lachen, statt über sie. Und das macht auch in Staffel 2 wieder viel Spaß.
Echter Sex in Mainstream-Filmen - gibt es das wirklich? Wir haben für dich recherchiert!
Keine Angst vor ernsten Themen: Zwischen Abtreibung und Ablehnung
Obwohl der Serie der Ruf vorauseilt, sie sei reine Comedy, ist das nicht ganz richtig. Ein großer Teil der Folgen bietet etliche Lacher, aber es gibt auch immer wieder Momente, bei denen dem Zuschauer das Lachen im Halse stecken bleibt. In der ersten Staffel landet Maeve beispielsweise in einer Abtreibungsklinik.
Und auch in Staffel 2 sparen die Macher von Sex Education unpopuläre Themen um Sexualität und Liebe nicht aus. So erlebt Aimee (Aimee Lou Wood) im Bus eine unangenehme Begegnung, die ihr deutlich mehr zu schaffen macht, als sie zunächst glaubt. Hilfe kommt hier aber schnell von unerwarteter Seite.
Adam, Sohn des Schuldirektors und Pechvogel der ersten Staffel, muss sich nicht nur mit der grundsätzlichen Ablehnung seines Vaters auseinandersetzen, sondern sich auch über seine Gefühle für Eric klar werden - und damit über seine sexuelle Orientierung. Ein Thema, das in Staffel 2 von Sex Education deutlich in den Fokus rückt.
Hetero, Homo oder LGBTQ?
An den neuen Folgen hat deshalb auch die LGBTQ-Gemeinde ihre Freude. Ob hetero, schwul, lesbisch oder einfach anders, all das hat Platz auf dieser Schule in England. Und was noch wichtiger ist: Die Autoren nehmen es als die normalste Sache der Welt und zeigen auf, dass Liebeskummer oder sexuelle Unsicherheit nicht davon abhängen, wen man liebt.
Neben der Frage, ob sich ein Charakter zum anderen, dem eigenen Geschlecht oder zu beiden hingezogen fühlt, stehen aber auch noch andere Spielarten der Liebe und des Geschlechtsverkehrs auf dem Plan der Serienmacher. So würde sich beispielsweise eine Lehrkraft beim Sex nur zu gern schmutzig beschimpfen lassen. Aber wie sagt man das bloß seinem Partner?
Obwohl Sex in vielen Handlungssträngen der zweiten Staffel wieder eine zentrale Rolle spielt, geht es aber nicht ausschließlich um „das Eine”. Die Freundschaften zwischen Figuren wie Otis und Eric sind mindestens genauso wichtig. Deshalb geht die Serie bei allem Humor und traurigen Momenten auch immer wieder richtig zu Herzen.
Typisch Sex Education: Soundtrack mit Doppeldeutigkeiten
Auch wenn das Autorenteam mit guten Dialogen und schön schrägen Situationen immer wieder Lacher erzeugt, so besticht Sex Education doch mit einer noch ganz anderen Besonderheit - der Musik. Immer wieder wirkt eine Szene dadurch besonders lustig, dass ein thematisch oder inhaltlich passender Song läuft. Das bewies die Serie schon in der ersten Staffel.
Wenn Otis endlich die Freuden der Masturbation für sich entdeckt und dabei Love Missile 1-11 von Sigue Sigue Sputnik läuft, gelingt da schon ein großartiger Gag. Dann wiederum ist da ein Paar, dass sich redlich aber vergeblich bemüht, guten Sex zu haben - das wird mit Road to Nowhere von den Talking Heads untermalt. Einige der besten Momente verdankt die Serie daher zweifelsohne seinem Soundtrack.
Den erweitern die Macher auch in Staffel 2 von Sex Education und spielen auf virtuose Art und Weise damit. Denn wirklich jeder Song, der hier zu hören ist, bringt doppeldeutige Botschaften innerhalb seines Kontextes unter.
Du stehst auf ausgefallene Coming-of-Age-Serien? Dann darfst du Euphoria auf Sky nicht verpassen.
Die Stars der Serie: Gillian Anderson und Asa Butterfield
Wer Gillian Andersons Karriere schon seit dem Mystery-Hit Akte X verfolgt, kennt ihr komödiantisches Talent, das in einigen Folgen wie Der Zirkus besonders gut zur Geltung kam.
Kein Wunder, dass es der Britin gelingt, ihre Rolle als freigeistige Sexual-Therapeutin in Staffel 2 so überzeugend wie großartig auszubauen. Ihre Pointen setzt Anderson sicher und ihre Beherrschung angesichts schrägster Situationen gehören zu den Highlights der ganzen Serie.
Aber auch ihr Seriensohn Asa Butterfield, trotz seiner erst 22 Jahre bereits seit 2007 regelmäßig vor der Kamera, bringt jede Menge Gefühl für gutes Comedy-Timing mit. Wenn Otis sich auf einer Party sturztrunken seine Probleme von der Seele redet, weiß man kaum, ob man lachen oder weinen soll. Fremdscham schürt also durchaus auch in so mancher Szene von Staffel 2 den individuellen Charme der Serie.
Du liebst Coming-of-Age? Wir empfehlen dir die besten Jugendserien und -filme, die du nicht verpassen darfst!
Fazit: Sex Education Staffel 2 darfst du nicht verpassen!
Auch die zweite Staffel von Sex Education bietet das, was die Fans an der ersten liebten. Schräger Humor mit Sex-Witzen, die nie platt oder plump wirken. Hochkarätige Schauspieler mit hervorragendem Gespür fürs richtige Timing während Tragik und Herzschmerz nicht zu kurz kommen. Diese Mischung hat auch im zweiten Anlauf nichts von ihrem Reiz verloren.
Frech und provokant, aber nie bösartig, nimmt die Serie das Liebes- und Sexleben der Teenager einmal mehr unter die Lupe und unterhält dabei glänzend - auch durch die großartige Song-Auswahl. Wer die erste Staffel der Serie mag, wird auch bei den acht neuen Folgen garantiert auf seine Kosten kommen.