Streaming
Rim of the World auf Netflix: Nur ein Stranger Things-Abklatsch?
Das Science Fiction-Abenteuer Rim of the World von Netflix katapultiert vier jugendliche Außenseiter in ein Weltuntergangsszenario mit Aliens und weckt damit Assoziationen zur hauseigenen Erfolgsserie Stranger Things. Ob der Film aber mehr zu bieten hat oder doch eher enttäuscht, erfahrt ihr in unserer Kritik.
Der Ruf von Netflix Original-Filmen ist sicherlich ausbaufähig. In den letzten Jahren konnten nämlich weder der Training Day/Herr der Ringe-Hybrid Bright noch der Mystery-Hit Bird Box die Kritiker von den Socken hauen. Auch die neue Eigenproduktion Rim of the World wird das Ruder diesbezüglich wohl nicht herumreißen können. Doch was läuft in dem Science Fiction-Abenteuer alles falsch und wo liegen die Stärken des Films?
Stranger Things, Bright, Wolfsnächte und Bird Box sind bei Netflix verfügbar (Link zur Anzeige).
Rim of the World: Die Handlung des Netflix-Films
Spätestens seit die Serie Stranger Things für Euphoriewellen unter Zuschauern sorgt, haben Regisseure und Produzenten die nerdige Jugendclique als heiligen Gral des Protagonistendaseins für sich (wieder)entdeckt. So sprangen beispielsweise das Horror-Remake Es und der Retro-Thriller Summer of ’84 auf diesen Zug auf, der in den Achtzigerjahren mit Stand by Me - Das Geheimnis eines Sommers und Die Goonies seine Jungfernfahrt antrat.
Der Netflix-Film Rim of the World hält sich ebenfalls an dieses Erfolgsrezept: In einem Sommercamp in der Nähe von Los Angeles begegnen sich vier pubertierende Außenseiter, die zunächst unfreiwillig zu einer eingeschworenen Gemeinschaft werden. Da wäre der intelligente Nerd und NASA-Enthusiast Alex (Jack Gore), die so pfiffige wie stille Asiatin ZhenZhen (Miya Cech), der großmäulige und steinreiche Dariush (Benjamin Flores Jr.) und der geheimnisvolle Gabriel (Alessio Scalzotto).
Das ungleiche Quartett muss sich zwangsläufig zusammenraufen, denn bösartige Aliens sind auf der Erde gelandet. Nicht nur Los Angeles wird in Schutt und Asche zerlegt, auch die Menschheit ist in großer Gefahr.
Ausgerechnet die vier Teenager werden zur letzten Hoffnung, um die Welt vor dem Untergang zu retten. Durch einen Zufall geraten sie an einen Schlüssel, den sie in ein mehrere Meilen entferntes NASA-Labor an der Westküste bringen müssen. Blöd nur, dass es ein Außerirdischer und dessen Hund (!) auf die Freunde abgesehen haben…
Summer of ’84 ist bei Amazon, Netflix und Maxdome verfügbar. Stand by Me und Es gibt es bei Amazon, Maxdome und Sky zu sehen. Die Goonies ist in der Unitymedia-Videothek und bei Amazon und Maxdome verfügbar (Links zu Anzeigen).
Rim of the World: Zwischen Jurassic Park-Hommage und Genre-Overkill
Regisseur McG, der uns 2003 bereits mit 3 Engel für Charlie – Volle Power malträtierte, war noch nie ein Meister der Subtilität. In Rim of the World bleibt er sich treu und setzt lieber auf die lauten Töne. Hemmungslos wirft er mehrere Genres in einen Topf, lässt den Inhalt kurz aufkochen und serviert ihn dann ohne abzuschmecken an die Netflix-Zuschauerschaft.
McG zeigt ungewohnte Ambitionen, indem er Science Fiction, Action, Abenteuer, Coming-of-Age-Drama und Komödie vereint. Damit kannibalisiert sich der Regisseur jedoch gewissermaßen selbst: Der überraschend dauerpräsente Humor nimmt dem Plot die Spannung, während die im Kern ernsthafte Geschichte wiederum den Witz des Films ausbremst.
Da ist es auch nur konsequent, dass sich Rim of the World nicht nur am Stranger Things-Baukasten bedient, sondern ebenso gleich mehrere Filmklassiker der Achtziger- und Neunzigerjahre (Star Wars, Zurück in die Zukunft, Independence Day) zitiert. So erinnert beispielsweise eine Sequenz des Films stark an Steven Spielbergs Jurassic Park, was man – je nach Gesinnung – als witzige Hommage oder auch als dreiste Kopie verstehen kann.
Anspielungen, die dem in der Gegenwart angesiedelten Film einen Nostalgiefaktor verleihen sollen. Nicht anders ist es zu erklären, dass der Charakter Gabriel wie ein Junge aus den späten Fünfzigerjahren gekleidet ist und damit praktisch direkt aus dem Abenteuerklassiker Stand by Me stammen könnte.
Nostalgie ist sexy – das weiß auch McG. Der angestrebte Retro-Charme will sich jedoch nie so wirklich einstellen. Die Freude über die Referenzen an die cineastische Vergangenheit währt dazu viel zu kurz und verpufft stattdessen in einer Wolke aus Alien-Schleim und Rauchschwaden.
Für dich geht nichts über den Klassiker Alien? Dann legen wir dir diese Sci-Fi-Horrorfilme unbedingt ans Herz.
3 Engel für Charlie – Volle Power ist in der Unitymedia-Videothek und bei Amazon, Maxdome und Sky verfügbar. Jurassic Park ist in der Unitymedia-Videothek und bei Amazon, Maxdome, Netflix und Sky verfügbar (Links zu Anzeigen).
Gags und Klischees en masse in Rim of the World
Im Gegensatz zu seinen Vorbildern fehlt Rim of the World allerdings das gewisse Etwas. Besonders die jugendliche Truppe lässt das Charisma und die Authentizität der Cliquen aus Stranger Things oder Summer of ’84 vermissen. Das liegt aber nicht an den jungen Hauptdarstellern, die ihre Sache so gut wie möglich erledigen und mit aller Kraft gegen das seichte Drehbuch anspielen.
Leider interessiert sich McG nur nicht sonderlich dafür, seinen Helden Tiefe zu verleihen, sondern verpackt sie lieber luftdicht in der Klischeekiste. Dieser Einstellung ist es zu verdanken, dass die vier Freunde im Angesicht der Alien-Apokalypse scheinbar keine allzu großen Gedanken an ihre Familien verschwenden. Ernsthafte Emotionen müssen stattdessen dem nächsten Gag Platz machen.
Entertainment statt Eloquenz: Hier zählt nur der Spaß
Der mitunter recht alberne Humor beweist jedoch auch eines: Rim of the World nimmt sich selbst glücklicherweise überhaupt nicht ernst. Dies lässt sich allerspätestens beim Abspann erkennen, der jedem Zuschauer unweigerlich ein Grinsen entlocken wird. Die Alien-Invasion dient im Film nur als launige Rahmenhandlung, um mit möglichst vielen NASA-Begriffen um sich werfen zu können. Die Macher haben keinerlei seriöses Interesse an einer glaubwürdigen Story, sondern wollen einfach nur unterhalten.
Wer das frühzeitig erkennt, wird zweifellos seinen Spaß mit dem turbulenten Netflix Original haben. Die Effekte sind für das nach heutigen Maßstäben geringe Budget (15,7 Millionen US-Dollar) nämlich ganz ordentlich. Überall kracht und zischt es, ganz so, wie es sich für einen Entertainment-Streifen dieser Kategorie gehört. Aus dieser Perspektive gesehen, muss man Rim of the World fast schon sympathisch finden.
Seine stärksten Momente hat das kurzweilige Sci-Fi-Abenteuer, wenn ein zarter Hauch von Trash durch die Szenerie weht: Aliens, die beinahe in Swimmingpools ertrinken. Figuren, die aus dem Nichts auftauchen und genauso schnell wieder verschwinden. Drehbuchzeilen, die Fremdscham auslösen. Alles Szenen, die für Erheiterung sorgen.
Doch trauen sich die Verantwortlichen nicht ganz, die Kontrolle über das filmische Geschehen vollständig abzugeben. Zu sehr wird versucht, das Einmaleins des traditionellen Blockbusterkinos durchzuexerzieren.
Dennoch wirkt Rim of the World bisweilen wie ein Film, bei dem ein Kind mit blühender Fantasie und ADHS-Syndrom die Federführung übernommen hat. Aber wer weiß schon, ob Regisseur McG nicht genau diese Wirkung beabsichtigt hat. Tipp: Zurücklehnen, Verstand für 100 Minuten ausschalten und immer daran denken – dieser Film ist nicht das Ende der Welt.
Du liebst Trash? Dann lass dir hier erklären, warum wir schlechte Filme lieben oder schau direkt in unsere Liste der 10 beklopptesten Trashfilme aller Zeiten.
[content-hub-info-box info_box_title=„Jetzt Rim of the World sehen”]
Rim of the World ist bei Netflix verfügbar (Link zur Anzeige).
[/content-hub-info-box]