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Die unglaubliche Geschichte der Roseninsel: Die wahre Geschichte hinter dem Netflix-Film
Am 9. Dezember startet der Film „Die unglaubliche Geschichte der Roseninsel“ bei Netflix, der genau das erzählt, was der Titel verspricht. Wir berichten Dir die wahre Geschichte hinter dem Film.
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Die Handlung von Die unglaubliche Geschichte der Roseninsel
Giorgio Rosa (Elio Germano) steht vor dem Nichts: Plötzlich ohne Job, Frau und Familie befindet sich der geniale Ingenieur auf einer unaufhaltsamen Talfahrt, die kein Ende zu nehmen scheint.
Bis Giorgio eine alte Idee wiederbelebt, die lange in seinem Hinterkopf schlummerte: Es ist die Vorstellung einer eigenen Insel vor der Küste Italiens, politisch unabhängig von seinem Heimatland. Zusammen mit ein paar Revolutionären und Staatenlosen gründet Giorgio bald tatsächlich seine sogenannte Roseninsel – und wird über Nacht zum Staatsfeind Nummer Eins.
Die Geschichte der Aussteiger-Insel klingt völlig absurd, beruht aber tatsächlich auf wahren Begebenheiten. Regisseur Sydney Sibilia (Morgen ist Schluss-Trilogie) und Drehbuchautorin Francesca Manieri (The First King – Romulus & Remus) tauchen in die Welt der Mikronationen ein und zeichnen ein interessantes Bild der Gesellschaft der 1960er-Jahre.
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Die unglaubliche Geschichte der Roseninsel: Was sind Mikronationen?
Mikronationen, die gerne auch Scheinstaaten genannt werden, sind Gebilde, die als souveräne Staaten auftreten, völkerrechtlich aber nicht anerkannt sind. Denn ihnen fehlen meist mindestens ein Merkmal oder gleich mehrere eines souveränen Staates. Die Abgrenzung ist dabei allerdings nicht immer klar definiert.
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Das Beanspruchen von Land oder einer Insel hat in der Menschheitsgeschichte eine lange Tradition. Inzwischen ist der Platz auf der Erde aber komplett verteilt und wird von den jeweiligen Nationen beansprucht. Deswegen werden Neugründungen oder Ausrufungen von Mikronationen mittlerweile meist gar nicht beachtet, scharf kritisiert oder sogar mit aller Macht bekämpft.
Eines der bekanntesten Beispiele einer Mikronation ist das Fürstentum Sealand, das 1967 durch den britischen Ex-Major Paddy Roy Bates auf einer ehemaligen britischen Seefestung gegründet wurde. Die kleine Insel hat bereits eine bewegte Geschichte inklusive eines Putschversuchs und eines Großbrandes hinter sich, wehrt sich aber tapfer, zum Beispiel gegen einen gewissen König Marduk aus Tübingen, der Sealand seit dem Jahr 2000 zu seinem Königreich zählt.
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Das Fürstentum Sealand dient häufig als Diskussionsgegenstand im Völkerrecht, um die Merkmale eines Staates herauszuarbeiten. Die Mikronation stellt sogar eine eigene Fußballnationalmannschaft und spielte bereits gegen Auswahlmannschaften aus dem finnischen Åland und der britischen Chagos Inseln.
Andere bekannte Beispiele für Mikronationen sind das Antike Fürstentum Seborga (Italien), die Conch Republic (USA) und die Freistadt Christiania (Kopenhagen).
Die unglaubliche Geschichte der Roseninsel: Wer war Giorgio Rosa?
Die unglaubliche Geschichte der Roseninsel konzentriert sich auf ein weniger geläufiges Beispiel aus Italien, dessen Geschichte aber nicht weniger unglaublich ist. Im Mittelpunkt steht dabei Giorgio Rosa, der am 7. Mai 1925 in Bologna geboren wurde. Während des Zweiten Weltkriegs wurde seine Heimat zu einem Teil der italienischen Sozialrepublik, einem faschistischen Satellitenstaat, erklärt. Der Staat existierte vom 23. September 1943 bis zum Tag der Befreiung Italiens am 25. April 1945 und wurde militärisch von Adolf Hitler und dem Deutschen Reich unterstützt.
Diese traumatische Erfahrung prägte Rosa nachhaltig. Nach seinem 1950 abgeschlossenen Ingenieursstudium wuchs in dem jungen Mann der Traum heran, die italienische Flagge für immer hinter sich zu lassen. Er arbeitete zunächst als Ingenieur, Berater und Lehrer, doch der Wunsch nach Unabhängigkeit sollte ihn nie loslassen.
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Die Gründung der Roseninsel
Die Idee einer Insel außerhalb des italienischen Hoheitsgebiets kam Rosa während seiner Arbeit im Jahr 1958. Zusammen mit seiner Frau Gabriele Chierici gründete der Ingenieur das Unternehmen Experimental Society for Cement Injections (SPIC) und trieb die Suche nach einem geeigneten Standort voran. Die Firma sollte dabei als Bauherr fungieren. Dabei diente die Gründung der SPIC allerdings nur der Verschleierung der wahren Absichten. Deklariert wurde das Projekt als Studienplattform. Die Wahl fiel auf einen Bereich 11,5 Kilometer vor der Küste Riminis. Da sich dieser Standort in internationalen Gewässern befand, hatten die italienischen Behörden nichts zu beanstanden.
Nach und nach wurde der gewünschte Standort erschlossen. Die unglaubliche Geschichte der Roseninsel nahm Fahrt auf. Allerdings musste die Unternehmung 1962 vorerst abgebrochen werden, weil die italienischen Behörden darin nun doch ein zu großes Hindernis für die Schifffahrt sahen.
Die tapferen Revolutionäre: Franca (Violetta Zironi), Maurizio (Leonardo Lidi), Giorgio (Elio Germano), W.R. Neumann (Tom Wlaschiha) und Pietro (Alberto Astorri).Was dann im Detail geschah, ist nicht gänzlich geklärt und belegt. Fakt ist aber, dass die Hafenbehörden von Rimini, Ravenna und Pesaro am 30. Mai 1964 Informationen über die Wiederaufnahme des Baus erhielten. 1965 und 1966 arbeiteten Rosa und seine Helfer also wieder mit Hochdruck an der Stahlinsel, wurden aber vom schlechten Wetter häufig ausgebremst. Neun Säulen sollten die 400 Quadratmeter große künstliche Insel im Meer tragen.
Auf der Roseninsel sollten zudem verschiedene Einrichtungen wie ein Restaurant, ein Postamt, eine Bar und Wohnräume Platz finden. Vier Stockwerke sollten insgesamt errichtet werden. Zudem wurde Esperanto als Amtssprache und der Mill als offizielle Währung eingeführt – auch wenn niemand auf der Insel Esperanto sprach und die Währung nie gedruckt wurde.
Endlich unabhängig!
Am 1. Mai 1968 erklärte die Roseninsel schließlich ihre Unabhängigkeit und sagte sich damit von Italien los. Die unglaubliche Geschichte der Roseninsel bei Netflix zeigt hier eindrucksvoll die wahren Ereignisse: Als Präsident fungierte Giorgio Rosa.
Allerdings gelangte diese Nachricht erst am 24. Juni 1968 an die Öffentlichkeit, als die erklärte Regierung der Roseninsel eine Pressekonferenz abhielt. Das künstliche Eiland war den regionalen Behörden selbstverständlich sofort ein Dorn im Auge. Eine der Befürchtungen: Rosa könnte den zahlreichen Touristen, die in Scharen die Mikronation besichtigen würden, jede Menge Geld abknöpfen, ohne Steuern zu zahlen.
Kurzerhand organisierte die italienische Regierung eine Seeblockade. Die Abneigung der Politik gegenüber der Roseninsel ist auch mit dem damaligen politischen Klima zu erklären. Denn der Kalte Krieg hatte eine große Skepsis gegenüber dem Kommunismus hervorgebracht. Eine linke italienische Gruppierung mit separatistischen Absichten war deshalb gleich doppelt ungern gesehen.
Der Fall der Roseninsel
Die Utopie von Giorgio Rosa hielt letztendlich ganze 55 Tage. Am 25. Juni 1968 besetzten Polizisten und Zollbeamte die Roseninsel, die nach langen Gerichtsverhandlungen schließlich zur Sprengung freigegeben wurde.
Doch diese gestaltete sich schwieriger als gedacht. Denn Rosa hatte sein ganzes technisches Wissen in die Konstruktion der Roseninsel gesteckt. Ein erster Sprengungsversuch zeigte keine Wirkung, da die Stützpfeiler der Insel extrem stabil konstruiert waren. Auch der zweite Sprengungsversuch verformte lediglich die Stützen, brachte sie aber nicht ins Wanken.
Schließlich sorgte Mutter Natur für den Untergang der Roseninsel. 13 Tage nach der zweiten Sprengung ließ ein Sturm am 26. Februar 1969 die Konstruktion sinken. Zwei weitere Monate dauerte es, bis die Insel komplett von den Fluten demontiert wurde. Rosa zog es danach wieder ans Festland. Er starb schließlich im Jahr 2017 kurz vor seinem 82. Geburtstag.
Viele Charaktere basieren auf realen Persönlichkeiten
Zahlreiche Charaktere in Die unglaubliche Geschichte der Roseninsel basieren auf realen Personen. Viele davon standen zur damaligen Zeit im Mittelpunkt des politischen Geschehens um die widerrechtliche Staatsgründung.
Der Politiker Giovanni Leone, verkörpert von Luca Zingaretti (Asterix & Obelix – Im Auftrag ihrer Majestät), wurde am 24. Juni 1968 das zweite Mal zum italienischen Ministerpräsidenten gewählt – also genau an jenem Tag, an dem die Regierung der Roseninsel ihre Pressekonferenz abhielt. Leone hatte dieses Amt bereits 1963 kurzzeitig ausgeübt. Zwischen 1971 und 1978 war er zudem italienischer Staatspräsident.
Auch der italienische Jurist und Politiker Franco Restivo, gespielt von Fabrizio Bentivoglio (Der Name der Rose), war zum Zeitpunkt der Unabhängigkeitserklärung der Roseninsel tatsächlich Innenminister Italiens unter Leone und damit an der territorialen Integrität seines Landes interessiert.
Viele weitere real existierende Charaktere wie beispielsweise W.R. Neumann, gespielt von Tom Wlaschiha, tauchen in Die unglaubliche Geschichte der Roseninsel bei Netflix auf. Über sie sind allerdings kaum belegbare Details bekannt. Ein Ziel dürfte die Revolutionäre allerdings alle miteinander verbunden haben: Der idealistische wie absurde Glaube daran, aus dem Nichts einen eigenen Staat gründen zu können.
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