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Der Fall des Gabriel Fernandez auf Netflix: Die wichtigsten Fragen geklärt
Seit dem 26. Februar 2020 läuft Der Fall des Gabriel Fernandez auf Netflix und sorgt für schockierte Gesichter bei der Streaming-Zuschauerschaft. Wir erklären, worum es in der Doku-Serie geht und beantworten die dringendsten Fragen für alle, die sie bereits gesehen haben.
Verzweiflung, Wut und Ratlosigkeit: Das sind häufig ausgelöste Emotionen, wenn Netflix mal wieder eine neue True Crime-Doku-Serie auf die Zuschauer loslässt.
Aktuell wühlt Der Fall des Gabriel Fernandez zahlreiche Doku-Fans auf, denn die sechs Episoden der Serie erzählen eine wahre Geschichte, die so unerträglich wie schockierend ist. Doch wovon handelt die Netflix-Doku von Regisseur Brian Knappenberger (The Internet’s Own Boy: The Story of Aaron Swartz) überhaupt?
Der Fall des Gabriel Fernandez: Darum geht es in der Doku-Serie von Netflix
Die Serie dreht sich um den achtjährigen Gabriel Fernandez aus Kalifornien und dessen Ermordung im Mai 2013. Dabei handelte es sich jedoch nicht um die Zufallstat eines Unbekannten, sondern um systematischen Missbrauch durch seine eigene Mutter und deren Lebensgefährten.
Über mehrere Monate hinweg erniedrigten, verprügelten und folterten Pearl Fernandez und Isauro Aguirre den unschuldigen Jungen, bis er schließlich sogar von ihnen getötet wurde. Die Details ihrer unfassbaren Tat sind abscheulich und kaum zu ertragen: Gabriel wurde regelmäßig in einen kleinen Schrank gesperrt, bekam Katzenstreu zu essen, wurde mit Zigaretten verbrannt und obendrein mit einem Luftgewehr beschossen.
Die physische und psychische Misshandlung blieb weitestgehend unbemerkt, da verantwortliche Instanzen wie Polizei und Jugendamt eindeutige Anzeichen schlicht ignorierten und vielen Hinweisen von Zeugen (zum Beispiel Gabriels Lehrerin sowie ein Sicherheitsmann im Sozialamt) nicht konsequent nachgingen.
So standen nicht nur Fernandez und Aguirre vor Gericht, sondern auch vier Sozialarbeiter des Jugendamts, die für Gabriels Fall verantwortlich waren. Im Gegensatz zum Prozess der beiden Täter wurde hier die Klage allerdings fallen gelassen.
Ohnehin liegt das grundsätzliche Problem viel tiefer, worauf Der Fall des Gabriel Fernandez ebenfalls ausführlich eingeht. So werden darin die Lücken und Fehler im amerikanischen Sozialsystem offenbart, das laut Doku mit mangelnden Ressourcen zu kämpfen hat und von Korruption und Vertuschung durchzogen ist.
Zudem widmet sich die Netflix-Doku auch vielen anderen beteiligten Personen, die ihre Sicht auf die Dinge schildern. Gabriels restliche Familie kommt deshalb ebenso zu Wort wie Staatsanwalt Jon Hatami, der seine Gefühlswelt während des Prozesses offen darlegt. Auch die Geschworenen äußern sich zum Gerichtsverfahren und gewähren Einblicke in ihre Diskussionen, die zur Verurteilung von Isauro Aguirre führten.
Brian Knappenberger beleuchtet also verschiedene Aspekte des Falls und verschont Zuschauer dabei nicht mit grausamen Details, was in einigen Momenten – ähnlich wie diese 9 Romanverfilmungen – an der Menschheit zweifeln lässt.
Das Urteil gegen Isauro Aguirre: Was wurde aus Gabriels Mörder?
An der Schuld Isauro Aguirres bestand nicht der geringste Zweifel, weshalb eine Verurteilung die einzig logische Konsequenz war. Welches Strafmaß für den eiskalten Mörder festgesetzt werden würde, war bis zur Urteilsverkündung aber noch fraglich. Im Juni 2018 wurde Aguirre schließlich von der verantwortlichen Jury zum Tode verurteilt.
Wie Der Fall des Gabriel Fernandez schildert, gab es unter den zwölf Geschworenen einen Mann, der gegen die Todesstrafe für Aguirre war, letztendlich jedoch umgestimmt werden konnte. Wie schon während des gesamten Prozesses zeigte der Verurteilte keinerlei emotionale Regung.
Derzeit sitzt Aguirre im Todestrakt des kalifornischen San Quentin State Prison und wartet auf die Vollstreckung seines Urteils. Ob und wann der heute 39-Jährige hingerichtet wird, ist allerdings alles andere als sicher. In Kalifornien fand die letzte Hinrichtung im Jahr 2006 statt. In jüngster Vergangenheit wurden immer wieder Stimmen laut, die für eine Abschaffung der Todesstrafe plädierten, offiziell ist in dieser Hinsicht jedoch nichts bekannt. Aktuell sind über 700 Menschen in den Todeszellen Kaliforniens inhaftiert.
Doch was verleitete Aguirre überhaupt zu solch einer grausamen Tat? Die Doku-Serie, die Du auch mit der Netflix-Option über GigaTV sehen kannst, deutet das Motiv nur an. Amerikanische Medien werden da jedoch deutlicher: Anscheinend hielt Aguirre den kleinen Gabriel für schwul und ließ deshalb seinen Hass auf Homosexuelle auf brutalste Weise an ihm aus.
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Das Urteil gegen Pearl Fernandez: Was wurde aus Gabriels Mutter?
Auch Gabriels Mutter Pearl bekam ihre gerechte Strafe. Da sie einen Deal mit der Staatsanwaltschaft einging und sich schuldig bekannte, entging sie zwar der Todesstrafe, wurde aber dennoch zu einer lebenslangen Haft ohne Chance auf Bewährung verurteilt.
Die Verteidigung machte während der Verhandlung zudem ihren geringen Intelligenzquotienten zum Thema, was ebenfalls strafmildernd wirkte. Fernandez sitzt aktuell im Frauengefängnis von Chowchilla, Kalifornien.
Was passierte mit den vier Sozialarbeitern in Gabriels Fall?
Obwohl die vier Sozialarbeiter Greg Merritt, Stefanie Rodriguez, Patricia Clement und Kevin Bom eine indirekte Mitschuld an Gabriels Tod tragen, kam der Fall nie vor Gericht.
Ihre grobe Fahrlässigkeit und Unprofessionalität wurde aber immerhin anderweitig bestraft: Alle vier wurden nach den Vorkommnissen entlassen, zeigten sich jedoch extrem uneinsichtig bezüglich ihrer folgenreichen Fehler.
Das Grauen wiederholt sich: Wer war Anthony Avalos?
Gegen Ende der Netflix-Doku rückt kurz ein weiterer Todesfall in den Fokus. Fünf Jahre nach Gabriels Ermordung starb der 10-jährige Anthony Avalos unter ziemlich ähnlichen Umständen. Und tatsächlich sind die Gemeinsamkeiten in beiden Fällen alarmierend:
Anthony wohnte nur 15 Minuten von Gabriels Wohnort entfernt und wurde ebenfalls von seiner Mutter und deren Freund zu Tode gequält. Auch hier scheint die Homophobie der beiden Mörder der Grund für ihre schrecklichen Taten gewesen zu sein.
Der Prozess gegen Heather Barron und Kareem Leiva läuft noch, die Staatsanwaltschaft verlangte jedoch bereits die Todesstrafe für beide.
Hast Du Der Fall des Gabriel Fernandez gesehen? Dann verrate uns doch Deine Meinung zu der Netflix-Serie in den Kommentaren!